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Rezensionen zu
Der von den Löwen träumte

Hanns-Josef Ortheil

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Vielleser des Ernest Hemingway werden den feinen Humor bemerken, mit dem sich der Kölner dem Mann aus Oak Park nähert. Dabei skizziert er den Menschen Hemingway überaus sympathisch und liebevoll. Nicht über die sattsam bekannten Klischees des Säufers, Weiberhelden oder des Raubeins, vielmehr porträtiert Ortheil ihn – zurecht – als empfindsamen, neugierigen und offenen Zeitgenossen, der wunderbar mit Menschen umgehen kann. Ortheil ist nicht nur ein uneitler und virtuoser Stilist, sondern überzeugt zudem als ein sehr genauer Beobachter. Ihm gelingt, Ernest Hemingway bildhaft zum Leben zu erwecken. Wie Hemingway hat der Kölner seine Erzählung über Venedig mit dem Auge geschrieben. Der Leser sieht diesen stattlichen Amerikaner wie in virtual reality über den Fischmarkt am Rialto stapfen und durch die verwinkelten Gassen streifen, so plastisch schildert Ortheil die Tage und Wochen des Schriftsteller in der Lagunenstadt.

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Zum Inhalt: Ernest Hemingway befindet sich in einer tiefen Schaffenskrise, geplagt von depressiven Episoden und seinem krankhaften Alkoholkonsum. Um neue Inspiration sammeln zu können, reist er 1948 gemeinsam mit seiner vierten Ehefrau nach Venedig, in die Stadt der Löwen. Dort lernt er den Reporter Sergio und dessen Familie kennen, die für ihn eine wichtige Rolle in der Entstehung seiner nächsten Geschichte spielen wird. Dessen Sohn Paolo, ein junger Fischer, beginnt, mit dem alten Schriftsteller gemeinsam durch die Kanäle der Lagunenstadt zu fahren, auf der Suche nach dem Kuss der Muse. Es zieht die beiden immer häufiger auf ihre Erkundungstouren, es verbindet sie ihre große Liebe zum Meer und zur Fischerei und auf einer ihrer Ausflüge lernt der berühmte Autor die junge Venizianerin Adriana kennen. Zwischen ihnen entsteht eine ungleiche Beziehung, da er sich seinerseits in das achtzehnjährige Mädchen verliebt und seine gesamte Zeit auf der Suche nach Inspiration mit ihr verbringt, während sie in ihm eine Vaterfigur sehen möchte. Aus dieser seltsamen Liaison entsteht Hemingways neuer Roman, der ihn aus seiner mehrjährigen Schreibblockade erhebt. Doch auch in seiner Freundschaft zu Paolo und ihrer beider Liebe zur Einsamkeit und der Fischerei sieht er das Potential für eine eigenständige Geschichte, aus der in den letzten Jahren seines Lebens der Roman „Der alte Mann und das Meer“ entstehen soll. ° Meine Meinung: Hanns-Josef Ortheil schafft es durch seinen bild- und wortgewaltigen Schreibstil, dass sich der Leser auf wundervolle Weise mitgenommen fühlt in die Kanäle und Lagunen der Stadt der Löwen. Mit seinem detailreichen und unglaublich gut recherchierten Roman schafft er es, einen Einblick in den Kopf eines literarischen Genies zu vermitteln, welches auf seinem Weg zum Erfolg die Kränkung der Menschen in seiner Umgebung gerne in Kauf nimmt. So verprellt Hemingway nicht nur seine eigene Ehefrau durch seine Affäre mit Adriana, welche er außerdem zu seinem Vorteil ausnutzt, sondern vernachlässigt auch seinen guten Freund Paolo, der später immer mehr vereinsamt. Eine Geschichte über die Liebe, den Erfolgsdruck, welcher auf Künstlern lastet und über die Schönheit der Begegnungen, die uns verändern können. Definitiv eine große Leseempfehlung!

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REZENSION – Es gibt nur wenige deutsche Schriftsteller unserer Zeit, die wie Hanns-Josef Ortheil gleichzeitig und mit dauerhaftem Erfolg in unterschiedlichsten literarischen Genres heimisch sind. Ob autobiografische oder historische Romane, ob Essays oder Sachliteratur, immer wieder versteht es der 68-jährige Autor aufs Neue, mit seinem aktuellen Buch die Bestsellerliste zu erobern. Gerade waren im Mai 2019 seine Kindheits- und Jugenderinnerungen „Wie ich Klavier spielen lernte“ erschienen, folgte nur ein halbes Jahr später die Romanbiografie „Der von den Löwen träumte“, eine liebevolle Hommage an den amerikanischen Nobelpreisträger Ernest Hemingway (1899-1961). Ortheil beschreibt darin den mehrmonatigen Aufenthalt des Schriftstellers in Venedig im Jahr 1948. Der bald 50-Jährige steckt in einer Lebenskrise, leidet unter starken Depressionen und einer mehrjährigen Schreibblockade. Seit „Wem die Stunde schlägt“ (1940) ist ihm kein Roman mehr gelungen, weshalb der Ortswechsel auf Anregung seiner vierten Ehefrau Mary neuen Schwung geben soll. Anfangs genießt Hemingway die Ruhe und Einsamkeit eines Landhauses in der Lagune und die täglichen Bootsfahrten mit dem Fischersohn Paolo. Doch unerwartet erwacht im „alten Mann“ die Liebe zu der erst 18-jährigen Venezianerin Adriana Ivancich. Mit ihr amüsiert sich der nun wieder lebenshungrige Genussmensch wochenlang auf Ausflügen und in Tavernen, wie es uns Ortheil hautnah miterleben lässt. Hemingway lebt seinen neuen Roman; er selbst und Adriana sind die wahren Figuren des Buches „Über den Fluss und in die Wälder“ (1950). Nicht nur Ehefrau Mary missfällt diese venezianische Liaison Hemingways, auch der junge Fischer Paolo kritisiert während einer ihrer Bootsfahrten den 30 Jahre älteren Amerikaner für dessen unkonventionelles Verhalten: „Ein Mann Deines Alters und die Liebe zu einer erheblich jüngeren Frau! Ich hätte es besser gefunden, wenn Dein Colonel allein geblieben wäre. …. Er sollte auf Fischfang gehen.“ Hemingway findet Gefallen an dieser anderen Romanidee: „An unseren gemeinsamen Roman denke ich jeden Tag. Ich hebe ihn mir wie versprochen für mein nächstes Buch auf“, schreibt er später aus Cuba an seinen jungen Freund. Schon 1952 erscheint die Novelle „Der alte Mann und das Meer“ als sein letztes Buch zu Lebzeiten, das maßgeblich zur Verleihung des Literaturnobelpreises (1954) beitrug. Immer wieder spürt man im Buch die Sympathie Ortheils für Hemingway, kann sogar eine ähnliche Arbeitsweise erkennen: Wie wir es von Ortheil wissen, ist auch der Amerikaner ein genauer Beobachter und notiert sich während seiner Streifzüge durch Venedig scheinbar Unwichtiges, das später als Materialsammlung für den geplanten Roman dienen könnte. Ortheil gelingt es meisterhaft, nachweisbare Fakten und reale Personen mit Fiktivem zu einer lebendigen Geschichte zu vermengen. Am Ende ist man überzeugt, genau so müsse es gewesen sein. Man leidet mit Hemingway und gleichermaßen empört man sich über sein Verhalten. Man lernt diesen großartigen Schriftsteller, diesen „alten Mann“, besser zu verstehen und vielleicht seine Werke neu zu entdecken. „Der von den Löwen träumte“ ist deshalb ein Buch für alle Freunde Hemingways, ohnehin Pflichtlektüre für Ortheil-Fans, aber nicht zuletzt auch - der Ortheil'schen Sprachkunst wegen - wieder eine wundervolle Romanbiografie für die Liebhaber belletristischer, also wirklich „schöner Literatur“.

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Hanns-Josef Ortheils neuen Roman „Der von den Löwen träumte“ wollte ich nicht deshalb unbedingt lesen, weil ich ein Fan von Ernest Hemingway wäre, um den es in dieser Geschichte geht. Nein, ich bin vielmehr eine Liebhaberin der unaufgeregten Erzählweise Ortheils, seiner oft nachdenklichen, tiefsinnigen und stets so lebensbejahenden Bücher. In Ortheils Romanen fühle ich mich immer wohl, soweit man das so über die Lektüre von fiktiven Geschichten sagen kann. Ich fühle mich immer an die Hand genommen und voller Aufmerksamkeit und Behutsamkeit vom jeweiligen Erzähler durch die Geschichte geführt, so als wäre ich direkt mit dabei. Nachdem ich mich mit dem letzten Roman des Autors „Der Typ ist da“ nicht ganz so anfreunden konnte wie mit früheren Lektüren, hat mich sein neues Buch wieder überzeugt. Ortheil nimmt uns mit nach Venedig, es ist das Jahr 1948, und Ernest Hemingway ist soeben in der Lagunenstadt angekommen. Mit dabei seine vierte Frau Mary, die im Gegensatz zum weltberühmten Autor eher auf touristischen Pfaden unterwegs sein wird. Außerdem dabei hat Hemingway immer einen kleinen Vorrat an Alkohol. Nicht direkt sichtbar, aber präsent ist seine inzwischen einige Jahre andauernde Schreibkrise, die er hofft, durch den Aufenthalt in Venedig endlich in den Griff zu bekommen. Er möchte sich der Stadt auf andere Weise nähern, möchte nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen – was schwierig ist, schließlich spricht sich die Ankunft des Literaturstars schnell herum und jeder will einen Blick auf den berühmten Mann werfen oder ihm in irgendeiner Form nahekommen. Auch Sergio Carini ist einer von denen, die sich von der Gegenwart Hemingways etwas erhoffen: Er arbeitet als Reporter für die venezianische Tageszeitung Il Gazettinno und versucht, sich dem Autor wie zufällig zu nähern, um seine Informationen dann in einem Artikel bzw. einem Buch zu verarbeiten. Tatsächlich kommt er bald mit Hemingway ins Gespräch und die beiden Männer sind sich sympathisch. Hemingway ist so klug, dem anderen zumindest etwas zu geben, damit dieser sich erst einmal zufrieden gibt. Vor allem aber kommt ihm die Idee, mit Sergios Sohn Paolo auf dessen Boot durch die Lagune zu fahren und sich von ihm Orte abseits des Touristenstroms zeigen zu lassen. So sind es letztlich Hemingway und Paolo, die mit der Zeit Freunde werden. „Der von den Löwen träumte“ folgt seiner Hauptfigur durch Venedig und auf dem Weg hinaus aus der Krise, denn der größte Erfolg Ernest Hemingways wird wenige Jahre später noch kommen: Die Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Zunächst einmal aber lernt Hemingway noch die junge Adriana kennen, 30 Jahre jünger als er und eine platonische Liebe, wie es heißt, die aber seine Ehe mit Mary auf eine harte Probe stellt. Es ist diese Bekanntschaft, die zunächst in einem anderen Roman verarbeitet wird, nämlich in „Über den Fluss und in die Wälder“ von 1950. Die Geschichte eines älteren Mannes und seiner jungen Geliebten. Nach der Lektüre von „Der von den Löwen träumte“ habe ich erst einmal meine eklatanten Lücken bezüglich des Autors Ernest Hemingways und seines Werks versucht, wenigstens grob zu schließen, was in aller Ausführlichkeit noch einige Lektüre nach sich zöge. Es mag zwanzig Jahre her sein, dass ich „In einem anderen Land“ von ihm gelesen habe, die Erinnerung ist also alles andere als präsent. Themen wie Fischfang und Jagd sowie sein Ruf als Macho tragen nicht gerade dazu bei, seine Bücher unbedingt lesen zu wollen – aber natürlich sollte mich das nicht abhalten. Ortheil schaut immer ganz genau hin, wenn er Sergios Familie beschreibt, zu der nicht nur Paolo und Elena, Sergios Ehefrau, sondern auch seine Tochter Marta gehört, die eine größere Rolle im Roman einnimmt. Es sind einfache Leute, Fischer, Menschen, die nicht viel besitzen und die vor allem an ihre Familie denken. Liebenswerte Charaktere und alles andere als einfältig. Auch die Zerrissenheit des großen Schriftstellers setzt Ortheil gekonnt in Szene, ebenso wie man beim Lesen nur zu genau spürt, welch Aura diesen Mann umgeben haben muss. Wie gewohnt schreibt Ortheil in aller Behutsamkeit, in schnörkelloser, treffender und schöner Sprache. Der junge Paolo wird in Ortheils Roman zu einem Alter Ego des jungen Manolin, des Jungen, der Santiago, den „alten Mann“ aufs Meer begleitet hat, bis seine Eltern es ihm verboten. Wie alle anderen Figuren darf auch Paolo sich in der Geschichte weiter entwickeln. Und ganz am Ende dieses ruhig fließenden, lesenswerten Romans steht dann irgendwo am Horizont „Der alte Mann und das Meer“.

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