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Rezensionen zu
Die Erfindung der Flügel

Sue Monk Kidd

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€ 13,00 [D] inkl. MwSt. | € 13,40 [A] | CHF 18,50* (* empf. VK-Preis)

Es scheint dem Zufall überlassen zu sein, wo und wann wir geboren werden, in welches Umfeld wir geraten und welche Vor- oder Nachteile sich daraus ergeben. Ich finde diese Idee immer wieder faszinierend: Die unterschiedlichen Startbedingungen für uns Menschen, die mit unserer Geburt festgelegt werden und einen erheblichen Einfluss darauf haben, wer wir sind und wer wir im Laufe unseres Lebens werden. Sarah und Handful wachsen in einem Haus auf. Sarah ist von weißer Hautfarbe und stammt aus einer wohlhabenden Familie. Handful hingegen ist schwarz und eine Sklavin, die mit ihrer Mutter im Haus von Sarahs Familie lebt und arbeitet. In diesem Buch begleiten wir das Leben von Sarah und Handful in den Jahren von 1803 bis 1838. Beide Frauen verspüren eine tiefe Sehnsucht danach, in der Gesellschaft etwas zu verändern. Bereits in ihrer Kindheit stellt Sarah die Sklaverei und die mangelnden Rechte der Frauen in Frage. Handful hingegen träumt von einem Leben in Freiheit und lauscht den Geschichten ihrer mutigen Mutter, die sich immer wieder gegen ihr Dasein als Sklavin auflehnt. Eine Freundschaft verbindet die beiden Frauen, was zu jener Zeit ein Gesetzesverstoß darstellt. Obwohl sich ihre Wege trennen, bleibt dennoch eine Verbindung bestehen, da beide das Leben der anderen beeinflusst haben und ihre Pfade eines Tages erneut aufeinandertreffen. Sue Monk Kidd lässt Sarah und Handful in abwechselnden Kapiteln zu Wort kommen, was mir sehr gefällt, da das Buch dadurch sehr lebendig wird. Leider habe ich erst in den Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches festgestellt, dass große Teile des Romans auf wahren Begebenheiten beruhen und Sarah sowie ihre Schwester Angelina Grimké tatsächlich existierten. Sie haben für die Rechte der Frauen gekämpft und sich für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt. Im Nachhinein hat dieser Aspekt das Buch für mich noch lesenswerter gemacht.

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Sue Monk Kidd erzählt in ihrem Roman "Die Erfindung der Flügel" meisterhaft die Geschichte von Sarah und Hetty "Handfull". Sarah, Tochter reicher Gutsbesitzer erhält zu ihrem Geburtstag ein ungewöhnliches Geschenk: die zehnjährige Hetty "Handfull" die ihr ab diesem Zeitpunkt als ihr Zimmermädchen zur Seite stehen soll. Hetty, ein rebellisches aufgewecktes Mädchen, das von Geburt an daran gewöhnt worden ist unterwürfig zu sein, sich jedoch lieber ihre Zunge abbeisen würde als sich ihrer Menschenwürde berauben zu lassen, und Sarah werden gute Freunde. Als Sarah Hetty jedoch das Lesen beibringt und ihr Vater, der ihr doch immer als so aufgeschlossen begnet ist und sie nicht aufgrund ihres Geschlechts anders erzogen hat als ihren Bruder, dahinterkommt gibt es nicht nur zwischen ihm und seiner Tochter Probleme, nein, sie soll in die Gesellschaft eingeführt und bald verheiratet werden. Sarahs Mutter ist außer sich über die "Rebellion" ihrer Tochter. Nach und nach beginnt Sarah sich für den Abolitionismus und das Quäkertum zu interessieren. Wird sie ihren Weg gehen und mit den Konventionen brechen oder werden die Konventionen sie brechen? Diese Frage muss Sarah sich stellen um herauszufinden wer sie ist und wie sie leben will. Die beiden Mädchen müssen umeinander, um ihre Freiheit, um Selbstbestimmung und um ihre Würde kämpfen. Werden sie den Gesellschaftlichen Konventionen zum Opfer fallen, sich ihnen ergeben müssen oder werden sie diese ändern können? Sue Monk Kidd ist hier ein sehr toller Roman gelungen. Er ist spannend, unterhaltsam und zeigt zugleich die Ungerechtigkeit der Sklaverei, eines der finstersten Kapitel der amerikanischen Geschichte auf.

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"Es war einmal eine Zeit, da konnten die Menschen in Afrika fliegen." Es ist dies, die erste Zeile von Sue Monk Kidds Roman „Die Erfindung der Flügel“, die fortan, für die Dauer meiner Lektüre, den Soundtrack zur vorliegenden Geschichte bestimmt. Wenn ich die Augen schließe, sehen ich sie vor mir: Hetty, genannt Handful, eine der Protagonistinnen des Buches. Sie sitzt auf dem Dachboden einer stattlichen Villa in Charlston, South Carolina und blickt auf den Hafen der Stadt. In der Hand hält sie die Näharbeiten für ein herrschaftliches Gewand. Dann höre ich sie summen: Sometimes I feel like a motherless child a long way from home. Sometimes I wish I could fly like a bird in the sky little closer to home. (Manchmal fühle ich mich wie ein mutterloses Kind, weit fort von zu Haus. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte fliegen wie ein Vogel im Himmel etwas näher nach Hause.) Dieses Negro Spiritual führt direkt in die Lebenswelt von Handful. Die Geschichte, die Sue Monk Kidd in ihrem 2014 erschienen Roman erzählt, beginnt im Jahre 1803. Die Metropole Charleston hat es durch den Handel mit Sklaven zu Glanz und Größe gebracht und Handful ist eine von ihnen, eine Sklavin. Mit 10 Jahren wird sie Eigentum von Sarah Grimké, eine junge Frau von hohem Stand, die sie als Geburtstagsgeschenk von Ihrer dominanten und mitunter grausamen Mutter erhält. Sarah ist da selbst erst 11 Jahre alt und hat keine Freude an dieser Zuwendung. Schon als junges Mädchen, zwar mit einem immer wiederkehrenden Stottern geschlagen, aber einem scharfen Verstand gesegnet, erkennt sie deutlich das Übel, das in der Sklaverei liegt. In kindlicher Naivität verfasst sie ein Schreiben, in dem sie Handful die Freiheit schenkt und lässt es auf dem Lesetisch ihres von Ihr geschätzten Vaters zurück. Am nächsten Morgen findet sie dieses in zwei Hälften zerrissen vor Ihrer Tür. Durch ihre Stellung als rechtlose Frau und Ihren Sprachfehler gehemmt, besitzt sie nicht das Selbstbewusstsein sich gegen Irgendwen zu behaupten. So wird auch sie zur Gefangenen. Eine Gefangene ihrer eigenen Träume und Wünsche. Denn was steht einer Frau in der Gesellschaft des beginnenden 19. Jahrhunderts schon zu? "Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt." Die Lebenswege der beiden Mädchen, die im Laufe der Geschichte zu Frauen heranwachsen, trennen sich und doch finden sie immer wieder zueinander. Beide suchen und finden sie ihre eigenen Wege zur Rebellion gegen die sie einengenden gesellschaftlichen Grenzen. Jede von ihnen so gut sie kann. Dieser Roman gibt nicht nur einen Einblick in die Anfänge der Anti-Sklaverei-Bewegung und den Beginn der Frauenrechtsbewegung in Amerika, sondern malt ein emotionales und intimes Bild von den gesellschaftlichen und religiösen Sitten und Gepflogenheiten der Zeit. Dabei ist kein Wort zu viel geschrieben und es kommt zu keinem Zeitpunkt des Lesens das Gefühl auf, dass hier eine Situation zu langatmig beschrieben wird. In den sehr interessanten Anmerkungen zum Roman schildert die Autorin zudem, welche Teile der von ihr erdachten Geschichten auf wahren Personen und Ereignissen beruhen. Die Ich-Perspektive, aus der die Ereignisse abwechselnd aus Handfuls und Sarahs Sicht geschildert werden, ermöglich dem Lesenden darüber hinaus einen intimen Einblick in das Seelenleben der beiden so verschiedenen Protagonistinnen. So ist der Lesende in der exklusiven Lage, zu erfahren, wie die gegenseitige Sicht der beiden Frauen aufeinander ist. Das erweckt gelegentlich das Gefühl, man wüsste mehr über die jeweils Handelnde, als sie es selbst tut. Sometimes I feel like a motherless child Während ich diese Zeilen schreibe, summe auch ich dieses Negro Spiritual vor mich hin. In diesen wenigen Zeilen liegt so viel Verzweiflung, dass ich sie kaum fassen kann. Mir rollt eine Träne die Wangen herunter. Wie unbegreiflich muss das Leben für ein Mädchen, eine Frau wie Handful gewesen sein. Auch dieses Buch kann nur eine Ahnung davon beim Lesenden erwecken. Die Realität werde ich wohl niemals begreifen können. Gleichsam klingt aus den Zeilen des Gospels auch die Hoffnung hindurch. Sometimes, manchmal. Also auch, manchmal nicht.

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Nachdem ich bereits „Die Bienenhüterin“ von Sue Monk Kidd gelesen hatte, war ich wieder sehr berührt von der Schreibweise der Autorin. Es ist ein Roman mit wahrem Hintergrund. Der Roman basiert auf der Geschichte der Grimké- Schwestern und ihrem Engagement gegen die Sklaverei im 19. Jahrhundert. Ein Roman, in dem Überliefertes und Fiktion sehr gelungen miteinander verwoben sind. Die Autorin hat sehr viel Recherche betrieben und die Ergebnisse dieser Recherche in die Geschichte einfließen lassen. Hervorragend schildert sie das Leben der Sklaven, vergisst aber nicht die Schilderung der Zwänge, denen auch Mädchen aus „guten Hause“ unterlagen. Es war nicht üblich, Mädchen zu gestatten, egal ob sie klug waren oder nicht, einen Beruf zu erlernen, geschweige denn ein Studium aufzunehmen. Auch diese Mädchen waren wie die Sklaven nicht frei, mussten sich unterordnen. Die tragende Darstellung und geschilderte Freundschaft zwischen Sarah und der Sklavin Hetty ist Fiktion, aber passend für den Charakter der Sarah Grimké . Für mich als Quilterin war es ebenfalls berührend, wenn von Charlottes Story-Quilt erzählt wurde. Diese Quilts mit ihren genähten oder gestickten Bildern waren so etwas wie ein Tagebuch der Sklaven. Nadel und Faden waren ihr Papier und ihre Feder, das Sticken war der Ersatz für das Schreiben. Noch heute sind solche ausdrucksstarken Quilts in amerikanischen Museen zu besichtigen. Mich hat dieses Buch sehr und nachhaltig berührt. Es ist ein Buch welches flüssig zu lesen ist, aber keine leichte Lektüre darstellt. Sehr angenehm war für mich das kleine Format, passend in jede Handtasche, zum Lesen unterwegs. Wirklich sehr empfehlenswert.

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Sue Monk Kidd erzählt in diesem halb fiktiven, halb historischen Roman die Geschichte der Schwestern Sarah und Angelina Grimké, die Anfang des 19. Jahrhunderts für die Abschaffung der Sklaverei und Gleichberechtigung der Frauen kämpften. Mithilfe des (erfundenen) Sklavenmädchens Hetty „Handful“ geht Monk Kidd der Frage nach, wie Sarah als höhere Tochter einer wohlhabenden, sklavenhaltenden Südstaatenfamilie dazu kam, für die bedingungslose Freilassung aller Sklaven und Gleichberechtigung der Farbigen und der Frauen einzutreten und sich damit gegen ihre Herkunft und ihre eigene Familie zu stellen. Sarah war schon immer wissensdurstig und haderte damit, als Frau nicht studieren zu dürfen. Nach dem Tod ihres Vaters konvertierte sie zu den Quäkern und zog als alleinstehende Frau von Charleston nach Philadelphia – ein Skandal! Ihre jüngere Schwester Angelina folgte ihr alsbald und beide fingen an, gegen die Sklaverei anzuschreiben und später auch als erste Frauen überhaupt vor Publikum Reden zu halten. Zuerst wusste ich nicht so recht, ob ich dieses Buch überhaupt lesen wollte – ich mag zur Entspannung keine schweren Themen. Als ich damit mal anfing, konnte ich gar nicht mehr aufhören. Beeindruckend fand ich, wie geschickt die Autorin den Kontrast, aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen der jungen Sklavin namens „Handful“ und Sarah, der privilegierten Tochter aus reichem Haus herausgearbeitet hat: Beide sind Gefangene der jeweiligen Umstände, aber der goldene Käfig der Einen ist trotzdem nicht zu vergleichen mit der totalen Hörigkeit einer Sklavin. Bei allen Benachteiligungen, denen sie als Frau ihrer Zeit ausgesetzt ist, kann Sarah trotzdem ausbrechen. Sie bezahlt einen hohen Preis dafür, aber nicht mit dem Leben oder ihrer körperlichen Unversehrtheit. Aber im Kopf ist Hetty Handful eben so frei, weil sie weiss, dass nur ihr Körper anderen gehört. “Die Erfindung der Flügel” ist eine spannende Lektion in der Geschichte der Anti-Sklaverei-Bewegung und der Frauenbewegung, die beide untrennbar zusammenhängen. Die Autorin schont ihre Leserschaft nicht, sondern lässt sie an den inneren Konflikten und äusseren Zwängen der Protagonistinnen manchmal fast verzweifeln. Trotzdem ist es kein schweres Buch, sondern gute Unterhaltung und dafür, dass ihr dieser Spagat zwischen Unterhaltung und ernstem Hintergrund so gut gelungen ist, hat die Autorin meinen tiefsten Respekt!

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Wo und wann wir geboren werden, in welches Umfeld wir dadurch geraten und welche Privilegien oder Nachteile sich daraus ergeben, scheint dem Zufall überlassen zu sein. Ich finde diesen Gedanken immer wieder sehr spannend: Die unterschiedlichen Startbedingungen für uns Menschen, die mit unserer Geburt festgelegt werden und einen sehr großen Einfluss darauf haben, wer wir sind und wer wir im Laufe unseres Lebens werden. Sarah und Handful wachsen in einem Haus auf. Sarah ist weiß und Tochter einer reichen Familie. Handful ist schwarz und eine Sklavin, die mit ihrer Mutter im Haus der Familie von Sarah lebt und arbeitet. In diesem Buch begleiten wir Sarahs und Handfuls Leben in den Jahren von 1803 bis 1838. Beide Frauen verspüren die tiefe Sehnsucht in sich, etwas in der Gesellschaft zu verändern. Sarah stellt schon in ihrer Kindheit die Sklaverei in Frage und die mangelnden Rechte der Frauen. Und Handful träumt von einem Leben in Freiheit und lauscht den Geschichten ihrer mutigen Mutter, die sich immer wieder gegen ihr Leben als Sklavin aufbäumt. Die beiden Frauen verbindet eine Freundschaft, was zu dieser Zeit ein Verstoss gegen das Gesetz darstellte. Als sich ihre Wege trennen, bleibt eine Verbindung bestehen, beide haben das Leben der anderen beeinflusst und die Wege führen eines Tages wieder zusammen. Sue Monk Kidd lässt Sarah und Handful kapitelweise abwechselnd zu Wort kommen, ich mag diesen Erzählstil sehr, weil das Buch dadurch sehr lebendig wird. Leider habe ich erst in den Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches festgestellt, dass große Teile des Romans der Wahrheit entsprechen und es Sarah und ihre Schwester Angelina Grimké tatsächlich gegeben hat. Sie haben für die Rechte der Frauen gekämpft und die Abschaffung der Sklaverei. Im Nachhinein hat dieser Aspekt das Buch für mich noch ein Stück lesenswerter gemacht.

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„Es war einmal eine Zeit, da konnten die Menschen in Afrika fliegen“ Inhalt: 1803 in Charleston. Sarah Grimké ist die Tochter angesehener und kinderreicher Plantagenbesitzer. Zu ihrem 11. Geburtstag bekommt sie von ihren Eltern gegen ihren ausdrücklichen Willen das 10-jährige Sklavenmädchen Handful - von den Weißen Hetty genannt - als Dienstmädchen, und mit einer lila Schleife versehen, geschenkt. Zwischen den beiden Mädchen entsteht, trotz aller Unterschiede, eine Freundschaft und Sarah bringt Handful das Lesen bei - mit schlimmen Folgen für beide. Im Laufe der Jahre lockert sich die Beziehung der beiden und Sarah kann Handful nicht immer beschützen, doch Jahrzehnte später beweist sie, was ihr Handful bedeutet. Meine Meinung: Das Buch beginnt 1803 und erstreckt sich in mehreren Zeitsprüngen bis 1838. Die Kapitel sind relativ kurz und wechseln regelmäßig zwischen Handful und Sarah. Das fand ich sehr gelungen, denn es macht die Unterschiede der beiden Lebensweisen sehr deutlich. Sarah ist schon als Kind gegen die Sklaverei und möchte später einmal Anwältin werden. Für Frauen in der damaligen Zeit unmöglich. Eine Zeit lang fügt sie sich dem Willen der Eltern, doch irgendwann rebelliert sie und geht ihren eigenen Weg. Später wird sie von ihrer jüngsten Schwester Angelina unterstützt. Handful ist die Tochter einer Näherin der Familie Grimké. Genauso wie ihre Mutter ist sie rebellisch, begehrt gegen die Sklaverei auf und ist sehr mutig. Den Wunsch nach Freiheit haben beide Frauen, nur in unterschiedlicher Weise. Zitat von Handful, Seite 273: „Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt“. Sarah kämpft später gegen die Sklaverei und für die Frauenrechte, Handful für ein selbstbestimmtes freies Leben. Der Schreibstil ist wunderschön und sehr bildhaft. Beide Protagonistinnen sind authentisch und haben mir gut gefallen, Handful noch etwas besser als Sarah. Leider zieht sich Sarahs Geschichte ab der Hälfte des Buches etwas. Ihre Geschichte in Philadelphia hat mich nicht so ganz fesseln können. Natürlich werden in diesem Buch auch Bestrafungen und Misshandlungen der Sklaven geschildert, aber nicht reißerisch, sondern eher emotional aufwühlend und tief berührend. Das offene Ende hat mich nicht gestört, ich fand es passend. In den Anmerkungen der Autorin habe ich später gelesen, dass es Sarah Grimké, ihre Schwester Angelina und einige andere Charaktere des Buches wirklich gab. Handful ist dagegen eine fiktive Protagonistin. Sarah und Angelina waren die ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklaven-Bewegung und zählten in den USA zu den ersten bedeutenden Frauenrechtlerinnen. Fazit: „Die Erfindung der Flügel“ hat mir insgesamt wirklich gut gefallen. Eine berührende Geschichte, die ich gerne weiter empfehle.

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Sarah Grimké, Tochter eines Plantagenbesitzers in den Südstaaten der USA, bekommt zu ihrem elften Geburtstag im Jahr 1803 eine fast gleichaltrige Sklavin als Kammerzofe geschenkt. Sie möchte dieses Privileg gar nicht haben, kann sich aber aufgrund ihres Standes nicht dagegen wehren und beschließt, dieser eines Tages die Freiheit zu schenken. Hetty "Handful" schläft von nun an vor der Tür von Sarahs Zimmer, die ihr verbotenerweise das Lesen und Schreiben beibringt, bis ihr selbst die Bücher aus der Bibliothek des Vaters verboten werden. Handful ist die Tochter einer Näherin im Haushalt der Grimkés, die mit Tricks klammheimlich gegen das Sklaventum aufbegehrt. Handful lernt von ihrer Mutter und erhält von Sarah Passierscheine, so dass sie den Hof verlassen kann und, nachdem ihre Mutter fliehen konnte, an Treffen von aufständischen Sklaven teilnehmen kann und diese unterstützt. Sarah träumt seit ihrer Kindheit davon, wie ihr ältere Bruder Thomas Rechtsanwalt zu werden und äußert sich schon früh kritisch gegen die Sklavenhaltung. Gerade von ihrem Vater wird sie für ihr Engagement als Frau nur belächelt. Sie begleitet ihn, als ihm wegen einer Lungenerkrankung ein Aufenthalt im Nordern der USA empfohlen wird. Als Sarah nach seinem Tod allein auf der Rückreise nach Charleston ist, lernt sie auf dem Schiff den Quäkerprediger Israel kennen. Sie fühlt sich zu dem verheirateten Mann hingezogen, der ihr ein Buch über die Quäkerbewegung schenkt. Zurück bei ihrer Mutter ist sie erschrocken darüber, wie es Handful ohne sie ergangen ist. Nach einer Bestrafung ist sie körperlich massiv gezeichnet und muss am Stock gehen. Sarah schafft es lange nicht, in Briefkontakt mit Israel zu treten, fühlt sich aber berufen, selbst Predigerin zu werden. 1827 schreibt sie einen Brief an Handful "Nun drängt es mich, Predigerin bei den Quäkern zu werden. Dies wird mir zumindest einen Weg aufzeigen, das zu tun, was ich an meinem elften Geburtstag versucht habe, als Du mir so grausam übereignet wurdest. Es wird mir gestatten, alle, die es hören wollen, zu sagen, dass ich so etwas nicht hinnehmen kann, dass wir die Sklaverei nicht hinnehmen dürfen, dass sie ein Ende haben muss. Dafür bin ich geboren - nicht für das Amt der Predigerin, auch nicht für das Rechtswesen, sondern für die Abschaffung der Sklaverei." Als Israels Frau verstorben ist, zieht Sarah in seinen Haushalt, um die Kinder zu unterrichten. Aufgrund Israels Schwester Catherine und der streng gläubigen Gemeinde der Quäker hat ihre Liebe aber trotz der räumlichen Nähe keine Chance. Später lehnt sie einen Heiratsantrag von Israel ab, um sich ganz für ihre Ideale einzusetzen. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Nina engagiert sie sich für die Abschaffung der Sklaverei und geht sogar noch einen Schritt weiter, für die Gleichstellung der Sklaven und der Frauen mit den Männern. Sie nimmt dafür in Kauf, dass sie nie eine eigene Familie gründen kann und auch aus ihrem Heimatort Charleston verstoßen wird. Die Bewegung ist allerdings nicht aufzuhalten. Bei öffentlichen Auftritten, zunächst in Krichen, später unter freiem Himmel, haben die beiden Schwestern bei ihren Reden einen massiven Zulauf von Frauen und dann selbst von Männern. Der Roman "Die Erfindung der Flügel" handelt von zwei Schwestern, die tatsächlich im 19. Jahrhundert existierten. Die Grimké-Schwestern, Sarah und Nina, lebten in Charleston im Bundesstaat South Carolina und waren die ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklaverei-Bewegung und zählten in den USA in den 1830er-Jahren zu den bedeutendsten Frauenrechtlerinnen. Es ist eine Biographie, die nicht nur die Geschichte von Sarah Grimké im Zeitraum von 1803 bis 1838 erzählt, sondern auch die Situation der schwarzen Sklaven in den Südstaaten der USA und die ungerechte Ausbeutung und Herabwertung vermeintlich minderwertiger Menschen sehr eindrucksvoll verschreibt. Als Roman werden die Lebensgeschichten von Sarah und Handful verknüpft und jeweils abwechselnd aus deren Sicht erzählt, wobei Handful eine fiktive Figur ist, die die Autorin bewusst gewählt hat, um die Situation der Sklaven noch lebensnaher und brutaler darzustellen. "Die Erfindung der Flügel" ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Fiktion und in Bezug auf die Anti-Sklavereibewegung sehr lehrreich. In dem Buch werden zwei (nimmt man Sarahs zwölf Jahre jüngere Schwester Angelina, "Nina", noch dazu, drei) starke Frauen porträtiert, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz für ihre Ideale einsetzen und für ihre persönliche Freiheit, aber auch für eine ganze Freiheitsbewegung einsetzen und Vorbildcharakter haben. Als (Unterhaltungs-)roman fand ich es schade, dass der Roman bereits im Jahr 1838 endete und nicht noch bis zum Tod von Sarah weitererzählt wurde. Im Gegensatz zu Handful fehlte mir bei ihr ein Abschluss ihrer Geschichte, die dann aber zumindest im Nachwort von Sue Monk Kidd nachzulesen ist

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