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Rezensionen zu
Das Dickicht

Joe R. Lansdale

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

JOE R. LANSDALE - Das Dickicht (Heyne Hardcore) - eine mörderische Jagd in den Ausklängen des wilden Westens - Die beiden jugendlichen Geschwister Jack und Lula Parker haben ihre Eltern in den ersten Zuckungen des 20. Jahrhunderts an die Pocken verloren. Ihr Grandpa Caleb Parker bringt die beiden Waisen mi der Kutsche zu ihrer Tante Tessle nach Kansas, wo sie von nun an leben sollen. Er hat die Urkunden für sein Grundstück und das ihrer Eltern einem Anwalt übergeben. Dieser soll die Grundstücke zu gegebener Zeit verkaufen und den Erlös abzüglich seiner Provision den Kindern zukommen lassen, die die entsprechenden Besitzunterlagen einstecken haben. Auf der Fahrt nach Kansas muss das Gespann einen Fluss überqueren, doch die hölzerne Brücke ist abgebrannt. Es stehen nur noch ein paar verkohlte Balken und eine Fähre ist gerade auf der anderen Seite des Flusses. Als sie selbige einige Zeit später besteigen, kommt auch ein großer Mann namens Cut Throat Bill auf einem Fuchs mit an Bord. Während Bill Stress mit Grandpa Parker anfängt, wartet der Fährmann geduldig auf zwei weitere Männer namens Fatty Worth und Nigger Pete, die gerade Richtung Fähre geritten kommen. Die beiden Reiter und Cut Throat Bill scheinen sich zu kennen. Es entbrennt nun endgültig ein Streit zwischen dem großen Mann und Grandpa, den der alte Parker mit dem Leben bezahlt. Als nun plötzlich auch noch ein Wirbelsturm aufkommt, der die Fähre letztlich zum Kentern bringt, trennen sich Jack und Lulas Wege. Jack erfährt von einem Mann und einer Frau, die die Fähre auf der anderen Seite nehmen wollten, dass Lula von den drei Männern zu Pferde mitgenommen wurde. Der Mann und die Frau nehmen Jack mit in die Stadt Sylvester, wo gerade die hiesige Bank ausgeraubt wurde. Hier trifft Jack zufällig auf den riesigen Farbigen Eustace Cox und seine Wildsau Keiler. Jack und Eustace, der bereits früher seinen Lebensunterhalt als Kopfgeldjäger verdiente, kommen ins Gespräch. Jack berichtet von den Vorkommnissen auf der Fähre, von den Männern, die seinen Grandpa ermordet und seine Schwester Lula mitgenommen haben. Jack will Lula aus den Fängen der Ganoven befreien und stellt Eustace die beiden Grundstücke als Bezahlung in Aussicht,wenn dieser ihm hilft. Aber Eustace der Riese ist nur mit von der Partie, wenn auch sein Kumpel Shorty der Zwerg dabei ist. Und das ist er, der alte Halunke. Und so beginnt eine mörderische Jagd durch den Ausklang des skrupellosen wilden Westens. Shorty ist ein guter Erzähler und lässt bei Lagerfeuer oder anderen Gelegenheiten keine Situation ungenutzt von Indianergeschichten, Kopfgeldjagden oder seinen sonstigen fragwürdigen Heldentaten zu berichten. Es ist eine teils empathische, teils überspitzt humorige, aber bisweilen auch recht raue und schroffe Sprache, die der 1951 in Gladewater, Texas geborene Krimi-, Horror-, History- und Science-Fiction Autor Joe R. Lansdales in seinem Roman „Das Dickicht“ verwendet. Die Brutalität ist in eine fast schon schlitzorige, allerdings nicht sonderlich authentische Sprache verpackt, die zumeist aus der Sicht von Jack geschrieben ist. Das Storyboard wäre jedoch sicherlich ein gefundenes Fressen für jemanden wie Quentin Tarantino. Mit dem kleinwüchsigen Shorty und dem riesigen Eustace an seiner Seite sind Gewaltexzesse nämlich an der Tagesordnung, was den, mit christlichen Werten aufgewachsenen Jack das ein oder andere Mal aus der Bahn zu werfen droht. Doch mit dem Gedanken an seine Schwester und was die gesetzesbrecherischen Sauhunde mit ihr anstellen könnten, kommt er nicht umhin seinen Begleitern zu vertrauen. Eine wirkliche Freundschaft ist das zwischen den beiden ungleichen Freunden und ihm zu Anfang nicht und Jack fürchtet, dass ihn die beiden Schlitzohren zu passender Gelegenheit abmurksen könnten. Gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach den steckbrieflich gesuchten Männern. Als Jack im Hurenhaus auf das leichte Mädchen Jimmie Sue trifft, um an Informationen über Fatty Worth zu gelangen, der ebenfalls gerade in einem der Zimmer zugange ist, beschließt diese kurzerhand ihren harten, unbefriedigenden Job an den Nagel zu hängen und mit ihm zu ziehen. Sie verrät ihm bereitwillig, was er wissen will, denn Jimmie Sue scheint einen wahren Narren an Jack gefressen zu haben. Eustace, Shorty, Jack und Jimmie Sue schnappen sich daraufhin den leichtsinnigen Delinquenten Fatty, als selbiger gerade das Hurenhaus verlässt. Unter Folter wollen sie von ihm erfahren, wohin es Cut Throat Bill, seine Kumpanen und somit auch Lula verschlagen hat. Auch Sheriff Winton, dem sie Fatty gegen ein erhofftes Kopfgeld ausliefern, schließt sich der Meute an. Ein seltsamer Haufen ist das schon, der sich da zusammengefunden hat, um den Verbrechern ins sogenannte Dickicht zu folgen. Auch des Sheriffs Putzhilfe Spot stößt irgendwann zu der illustren Truppe und schließt sich ebenfalls an. Die Charakterzeichnungen sind zwar eher mittelmäßig intensiv ausgefallen, dennoch sympathisiert man im Laufe der Geschichte mehr und mehr mit den Protagonisten. "Das Dickicht" ist eine, bisweilen auf humorvolle Weise erzählte, kurzeweilige Geschichte über ein paar liebenswerte Ganoven, die ein paar weniger liebenswerte Ganoven zur Strecke bringen wollen und die Ihre nackte Brutalität durch ihre legere Art ein wenig zu entschärfen weiß. Ein rasantes Showdown in blutig-bleihaltiger Luft bleibt bei dieser waghalsigen Bestrebung natürlich nicht aus. http://www.joerlansdale.com/ Meine Wertung: 84/100 Link zur Buchseite des Verlags: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-Dickicht/Joe-R-Lansdale/Heyne-Hardcore/e453822.rhd Originaltitel: The Thicket Originalverlag: Tropen Aus dem Amerikanischen von Hannes Riffel ERSTMALS IM TASCHENBUCH Taschenbuch, Broschur, 336 Seiten, 11,8 x 18,7 cm ISBN: 978-3-453-67677-0 € 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empf. VK-Preis) Verlag: Heyne Hardcore Erscheinungstermin: 8. Februar 2016 More hard stuff @ www.lackoflies.com

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Jack Parker, der Protagonist des Werkes, hat schon so einige Schicksalsschläge erlitten, die ihn zu dem Menschen machen, der er jetzt ist. Nachdem seine Eltern den Pocken erlagen, fuhr er mit seinem frommen Großvater, seiner Schwester Lula und einem Maultier, weg von seinem Zuhause. Jedoch endet ihre Fahrt damit, dass sie von einer Gangsterbande überfallen wurden, die seine Schwester daraufhin verschleppten. Mit zwei Kopfgeldjägern an seiner Seite und ein paar anderen schrägen Gestalten startet ein wahnwitziger Roadtrip, um Jacks Schwester zu finden und diese Reise endet im berüchtigten Dickicht... Ich habe ja schon einmal ein Buch von Lansdale gelesen, das mich nicht so überzeugt hat, jedoch fand ich seinen Schreibstil auf seine ganz eigene und dunkle Art und Weise faszinierend. Mit diesem Western mit Thrillerelementen hat Joe R. Lansdale bewiesen, dass er sowohl gute Charaktere und eine gute Story erfinden kann. Er reißt einen mitten ins Geschehen und zeigt mit ''Das Dickicht'', dass er ganz einfach ein guter Autor ist und sein dunkler Erzählstil bei dem Plot, wie die Faust aufs Auge passt. Aber das Buch hat sich an ein paar Stellen etwas gezogen, gerade bei den Passagen, als die Personen geritten sind, aber die wurden mit genügend Galgenhumor gewürzt, außerdem begleitet die Personen ein Wildschwein mit Namen ''Keiler''. Insgesamt ist es ein gelungenes Buch, das mich sehr unterhalten hat. Ich vergebe ihm deshalb 4 von 5 Sternen.

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Protagonist ist der junge Jack Parker, der vom Unglück verfolgt wird. Erst verliert er bei einer Pocken-Epidemie seine Eltern und dann muss er mitansehen, wie sein Großvater erschossen und seine liebreizende Schwester Luna von Halunken entführt wird. Statt sich diesem Schicksal jedoch einfach zu ergeben, nimmt Jack sein Leben selbst in die Hand und klemmt sich hinter die Spur der Entführer.

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„[E]in Nigger, ein Liliputaner, ein Junge, eine Hure und ein hässlicher Keiler […]“ (S. 131) Was wie der Beginn eines schlechten Witzes klingt, ist die Figurenkonstellation, mit der Joe R. Lansdale seinen Krimi „Das Dickicht“ ausstattet. Sofort ist mir der Begriff Road Trip durch den Kopf geschossen, auch wenn ich ihn dann erst mal wieder zurückgenommen habe, um ihn dann doch vorsichtig wieder auszupacken. Mal ehrlich, so einen Road Trip verbinde ich irgendwie mit einem Auto. Hier befinden wir uns aber gerade erst zu Beginn der Auto-Ära im ländlichen Ost-Texas und der Road Trip, der auch nicht immer über Straßen führt, wird zu Pferde vollführt. Es herrscht Western-Flair – natürlich gespickt mit vielen blauen Bohnen. „Als Großvater zu uns rausgefahren kam und mich und meine Schwester Lula abholte und zur Fähre karrte, ahnte ich nicht, dass alles bald noch viel schlimmer werden oder dass ich mich mit einem schießwütigen Zwerg zusammentun würde, mit dem Sohn eines Sklaven und mit einem großen, wütenden Eber, geschweige denn, dass ich mich unsterblich verlieben und jemand erschießen würde, aber genau so war’s.“ (S. 9) Als Jacks Eltern an den Pocken sterben will sein Großvater ihn und seine Schwester Lula zu einer entfernten Tante bringen. Bei der Überfahrt auf einer Fähre gerät der Großvater in einem Streit mit Cut Throat Bill und seinen Kumpanen aneinander, die soeben eine Bank überfallen haben. Eine Wasserhose besiegelt das Schicksal der Familie dann endgültig: der Großvater wird angeschossen und ertrinkt im Fluss, die Bankräuber machen sich mit Lula auf und davon und Jack wird irgendwann am Ufer angespült. Jack macht sich auf, die Entführung seiner Schwester dem nächsten Sheriff zu melden, muss aber feststellen, dass dieser blutüberkrustet und tot auf einem Wagen liegt und der Deputy das Handtuch schmeißt, weil Cut Throat Bill eben dort die Bank geplündert hat. Zufällig trifft Jack auf Eustace, einen Farbigen, der ihm bei der Suche nach seiner Schwester helfen will – natürlich nur gegen Bezahlung und auch nur wenn Shorty, sein Kumpel, auch einverstanden ist und mitkommt. Gemeinsam mit Eustaces Keiler „Keiler“ gabelt das Trio unterwegs noch Jimmie Sue, eine Prostituierte, auf und macht sich schwer bewaffnet und mit viel gutem Willen auf den Weg, um im Dickicht, einer schwer übersichtlichen Gegend, in der sich massenweise Verbrecher aller Art tummeln, Jacks Schwester Lula zu befreien. Eine irrsinnige Story, die Lansdale hier verpackt hat – aber so verdammt gut. Ich gebe zu, Joe R. Lansdale kann bei mir eigentlich schon gar nicht mehr viel falsch machen. Ich mag seinen Schreibstil ungemein gern. Jede Figur hat ihre eigene Stimme und ich hab schon nach ein paar Sätzen – und ganz ohne Beschreibung, wie derjenige aussehen soll – ein Bild der Figur vor Augen, welches ich nicht mehr loslasse. Die äußerliche Beschreibung ist oft nur das letzte I-Tüpfelchen. Ich finde, seine Figuren leben durch ihre Aussagen, ihre Art zu sprechen, ihren Dialekt, ihrem Humor. Denn das ist Lansdale auch – humorvoll, feinsinnig oder auch derbe, eben genau richtig für den entsprechenden Charakter dosiert. Und so funktioniert eben auch eine Figurenkonstellation wie hier, auch wenn diese auf den ersten Blick unglaublich scheint. Schreibstil 1A, Figurenzeichnung mit Sternchen – doch wie ist das jetzt mit dem Western? Der Road Trip in Wild West Manier ist reichlich böse und trifft bestimmt die Geschmacksnerven von Krimilesern, die auch gerne in den Randbereichen wildern und sich nicht scheuen über den Tellerrand zu schauen. Das Buch ist nicht umsonst im Heyne Hardcore Verlag erschienen, also bekommt man schon immer wieder Gewalt serviert, von gehängten Männern bis zu Schießereien. Was soll ich sagen – Wild West eben. Diesem furiosen Trip begegnen die „Gefährten“ alle mit dem ihnen eigenen Charme und durchstehen ein spannendes Abenteuer nach dem anderen, nicht ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Es ist nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern macht auch ungemein Spaß, der Truppe hinein in das Dickicht zu folgen. Nebenbei flicht Lansdale eine atemberaubende Atmosphäre ein, die einen umhaut. Man befindet sich praktisch direkt vor Ort. Ich weiß wirklich nicht, wie ihm das gelingt, doch es passiert so nebensächlich und doch so intensiv, dass man sich eigentlich nur wundern kann. Abenteuerroman, Western, Thriller, Krimi – ich glaube, der Verlag tut gut daran, das Buch einfach als „Roman“ zu bezeichnen und sich einen Dreck um die Einordnung zu kümmern. Wen kümmert das überhaupt? Schon gar nicht bei Lansdale, der ja dafür bekannt ist, mehrere Genres zu bedienen und hier auch fröhlich zu mischen. Für mich bleibt ein Lansdale ein Lansdale und trotzdem einzigartig. Und somit verfolge ich weiter mein Ziel: alle Lansdale Bücher, die ich finden kann, in mich aufzusaugen. Fazit: „Das Dickicht“ war – wie nicht anders zu erwarten – stimmig, unterhaltsam, spannend und unglaublich. Unglaublich gut.

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Das Dickicht

Von: kaisu

01.04.2016

Rau und kalt, so kennen wir Lansdale. Mit diesem Buch hat er eine neue Spitze der Boshaftigkeit erreicht. Nur diesmal in dem Western-Genre. Diese Zeitepoche mag für den ein oder anderen im ersten Moment abschreckend wirken. Doch man sollte dieser Geschichte auf jeden Fall eine Chance geben. Sollte herausfinden, wer Jack ist, warum seine Schwester Lula überhaupt entführt wird und wieso er sich deswegen mit zwei Kopfgeldjägern einlässt, die unterschiedlicher nicht sein könnten, um gemeinsam mit ihnen zu dem düsteren Dickicht zu wandern. Für ausreichend Unterhaltung wird in den kommenden Seiten auf jeden Fall gesorgt. Jack Parker kann nicht wie sein Namensvetter Peter Parker mit klebrigen Spinnenseilen an Häusern herumkraxeln und muss um das Leben seiner Liebsten bangen, die ein Bösewicht in seinen Händen hat. Bei der niedrigen Häuserhöhe damals würde das sicher extrem lustig aussehen und bei weitem nicht so elegant. Aber auch Jack muss um das Leben von jemanden Bangen: Seiner Schwester. Nachdem die Pocken seine Eltern dahingerafft haben, ist er der Herr im Haus und sucht Unterstützung bei seinem Großvater. Der zurückgezogene alte Herr will zurückgezogen bleiben und bringt die beiden zu ihrer Tante. Doch sie kommen nicht allzu weit. Ein Mix aus Habgier, Stolz, einem unruhigen Fluss und verdammt schlechtem Wetter, sorgt für einen folgenschweres Unglück. An dessen Ende Jack allein da steht. Naja, fast. Er hat noch das Schreiben für ein Grundstück bei sich, was ihm noch eine gewaltige Stütze sein wird. Da Jack's Schwester Lula nach dem Tumult in die Hände fieser gesetzesloser Banditen geraten ist, macht er sich todesmutig auf, sie aus deren Klauen zu befreien. Recht weit kommt er nicht mit seiner Unerfahrenheit. Erst nach der neuen Bekanntschaft zu Shorty und Eustace keimt die Hoffnung in ihm auf Lula lebend zu finden. Aber auch Kopfgeldjäger wollen überzeugt und bezahlt werden. So wechselt das familiäre Dokument kurzerhand seine Besitzer und Jack begibt zusammen mit den zwei schrägen Gestalten und ihrem borstigen Wildschwein auf Fährtensuche. Allein, wenn ich die Vier nun vor mir sehe, muss ich innerlich schmunzeln über dieses bunte Gespann, dass trotzdem perfekt zusammenarbeitet und in der rauen Natur viel über sich selbst und seine Weggefährten lernt. Trotz der derben Ereignisse, kommt der Humor nicht zu kurz. Shorty heißt nicht umsonst "shorty" und hat mit ganz besonderen menschlichen Problemen zu kämpfen, die man so vielleicht gar nicht erwartet hätte. Eustace hingegen ist schwarz und hat allein deswegen schon genug Sorgen am Hals, aber er ist ein begnadetere Fährtenleser. Behauptet er zumindest. Die beiden werfen sich regelmäßig Sprüche an den Kopf und fotzeln herum, dass einem die Schamesröte ins Gesicht steigt. Gleichzeitig wissen sie genau, wann und wo eine Waffe zum Einsatz kommen muss und wer leben oder sterben darf. Meist hängt das davon ab, wie viel Geld auf den Kopf der Person ausgesetzt ist. Mittendrin hüpft dann noch der naive Jack herum, der die Bekanntschaft mit einer älteren hübschen Hure macht und viele viele neue Dinge über das Leben lernt. Nicht zu vergessen Keiler, das Wildschwein, was nachts gerne kuscheln kommt und tagsüber brav grunzend nebenher trotet, sofern er nicht etwas zum fressen gesichtet hat. Und das sind nicht immer niedliche Eicheln vom moosigen Waldboden. Letztendlich bewegen sie sich langsam aber sicher auf ihr Ziel zu. Das besagte Dickicht. Dort soll Lula im Lager der Outlaws versteckt sein. Ob sie dabei als Hausmütterchen, Matraze oder Zielscheibe benutzt wird, ist völlig unklar. Raue Zeiten eben, in denen wir uns befinden. Wo Männer noch das Sagen hatten und Frauen nur die obigen genannten Funktionen hatten. Somit ist das Buch auch zurecht dem Genre "hardcore" zugeteilt. Mit Wattebällchen wird hier definitiv nicht um sich geschmissen und man darf sich gern an Quentin Tarantino Filme erinnert fühlen. Trotzdem ist es nicht so extrem, dass man das Buch vor Ekel weglegt. Dafür ist die Dosis der Gewalt zu geschickt gemixt. Außerdem wird die Geschichte aus Erinnerungen von Jack erzählt. Dabei hat er sicher eine Menge Blut übersehen und so manches andere hinzugedichtet. Ich fühlte mich perfekt unterhalten und Joe R. Lansdale hat wieder mal gezeigt, was für ein genialer Autor er ist!

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Nachdem ihre Eltern durch die Pocken umgekommen sind, sollen der 16-jährige Jack Parker und seine 14-jährige Schwester Lola vom Großvater zu ihrer Tante nach Kansas gebracht werden. Als sie den Sabine River mit einem Floß überqueren wollen, kommt es allerdings zu einem blutigen Zwischenfall mit den drei Ganoven Cut Throat Bill, Nigger Pete und Fatty Worth. Während Grandpa erschossen wird, stürzt Jack von dem kenternden Gefährt in den Fluss und wird am Ufer von einem Paar aufgelesen, das den Vorfall beobachten konnte. Er erfährt, dass die drei Gangster mit Lola davongeritten sind. Jack sucht in der nächsten Stadt das Büro des Sheriffs auf, muss aber erfahren, dass dieser gerade erst bei einem Banküberfall erschossen wurde. Offensichtlich stecken hinter dieser Tat genau die Männer, die nun auch Lola in ihrer Gewalt haben. Zum Glück lernt der Junge den farbigen Kopfgeldjäger Eustace Cox und seinen Eber kennen, dem Jack das Grundstück seiner Eltern als Bezahlung anbietet. Ergänzt wird der Suchtrupp durch den Liliputaner Shorty und die Hure Jimmy Sue, die bereits Jacks Großvater zu Diensten gewesen ist. Gemeinsam macht sich der bunt zusammengewürfelte Haufen auf die Suche nach den Mördern und Entführern. Allerdings führen die Spuren ins schwer zugängliche Dickicht, wo weitere Gefahren lauern … „Inzwischen hatte ich das Gefühl, ich wäre nicht mehr im alten Texas, sondern mitten in der Hölle, von diesen beiden Kerlen mit ihren Geschichten dorthin gelockt – von ihrem ganzen Gerede darüber, was sie alles tun konnten, und so weiter und so fort. Grandpa hat mir einmal erzählt, Männer würden sich von lauter Dummheiten verlocken lassen, von Frauen und Glitzerkram wie Gold und Silber und allen möglichen großen, glänzenden Lügen.“ (S. 92) „Das Dickicht“ erzählt wie schon „Dunkle Gewässer“ eine Coming-of-Age-Geschichte eines Jungen, der durch tragische Ereignisse viel zu früh erwachsen wird. In diesem Fall fungiert der 16-jährige Jack als Ich-Erzähler, der nach dem tragischen Verlust seiner Eltern mit eigenen Augen mitansehen muss, wie seine Schwester von drei brutalen Männern entführt wird. Um sie wiederzufinden, sind dem Jungen keine Mühen zu aufwändig. Seine Mitstreiter sucht zwar mehr oder weniger der Zufall aus, aber Jack fasst schnell Vertrauen zu den charismatischen Männern und erlebt mit ihnen einige Abenteuer, bis es im gefürchteten Dickicht bei einer Blockhütte zum bleigeschwängerten Showdown kommt. Der texanische Autor Joe R. Lansdale erweist sich einmal mehr als Meister der atmosphärisch stimmigen, psychologisch ausgereiften und dramaturgisch packenden Erzählung, die den Reifeprozess und die erste Liebe eines jungen Mannes ebenso schildert wie die gesetzlose Atmosphäre in einer Zeit, als die Industrialisierung dem amerikanischen Leben ihren Stempel aufzudrücken beginnt, aber es ist auch eine Geschichte über Vertrauen, den Verlust der Unschuld und Gewalt, die Lansdale ebenso unverblümt wie mit schwarzem Humor beschreibt.

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Mit 'Das Dickicht' inszeniert Joe R. Lansdale einen stringent wie schnörkellos erzählten Südstaaten-Thriller um die Jahrhundertwende, der gleichermaßen von der Entwicklung seines sechzehnjährigen Ich-Erzählers zu berichten weiß und ihm gleich eine ganze Gruppe spleeniger Weggefährten zur Seite stellt, die wiederum für eine gehörige Prise schwarzen Humors zu sorgen wissen.

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Als der sechzehnjährige Jack Parker durch eine grassierende Seuche beide Elternteile verliert, soll er zusammen mit seiner Schwester bei einer entfernten Tante unterkommen - so der Plan seines Großvaters. Auf dem Weg zur Tante wird die kleine Familie aber von Banditen angegriffen, der Großvater getötet und Jacks Schwester entführt. Auf Rache sinnend, lässt Jack sich mit Kopfgeldjägern - und einem Eber - ein und nimmt die Verfolgung quer durch die gefährlichste Gegend Süd-Texas' auf - durch das Dickicht. Dabei begegnet Jack nicht nur Banditen, sondern auch Freudenmädchen, Sheriffs, Keilern, Bären und Zwergen, Guten und Bösen und vor allem - sich selbst. Wer Landsdale kennt, der kann mit bestimmten Komponenten rechnen. Dazu zählen: derbe Sprache, ausgefeilte Figuren, eine berührende Lebensgeschichte und ein höllischer Trip. Mit einem aber kann man nicht rechnen: Vorhersehbarkeit. Bei allem, was einem zwischen den Seiten einer Landsdale-Geschichte unter die Augen kommt, wäre man nicht verwundert, wenn Gott persönlich aus den Wolken hervor taucht - oder vielleicht eher sein Gegenspieler. Oder ein Drache. Alles, was sich auch nur im äußersten Spektrum der Realität befindet, wird da sein und es wird entweder sofort ins Leserherz geschlossen oder für immer verflucht. Wie so oft, ist die Hauptfigur, Jack Parker, sympathisch und glaubwürdig. Seine Suche nach der Schwester entpuppt sich als Coming-of-Age-Trip der Extraklasse. Seine Begleiter sind ebenso haarsträubend wie herzerwärmend und lassen den Leser zwischen Kopfschütteln und Solidaritätsbekundungen schwanken. Im Verlauf der Handlung wird vom Erzähler kein Blatt vor den Mund genommen, weswegen der Leser alles aus der (vermeintlich) ungefilterten Sicht eines (verzweifelten) Jungen präsentiert bekommt: Mord, Folter, Hoffnung, Ängste, Wut, Humor und natürlich jede Menge Leichen. Politische Korrektheit oder ausgefuchste Sprache sucht man - wie immer - vergebens. Landsdale hat bereits nach seinem ersten Bestseller "Akt der Liebe" angekündigt, alle sprachlichen Feinheiten wie synonym gebrauchte Varianten von "sagen" (hauchen, husten, flüstern, jammern, ...) zu vernachlässigen. Keine Schnörkel, kein Schnick-Schnack. Und genau das macht den Charme seiner Geschichten aus. "Das Dickicht" ist - wie "Dunkle Gewässer" und "Die Wälder am Fluss" - eine wilde, intensive, etwas kranke und doch überaus liebevoll gestaltete, nostalgische und sentimentale Verfolgungsjagd, ein Road-Trip des Lebens voller menschlicher Abgründe, Sehnsüchte und Träume. Nach der Lektüre bleibt man zurück mit der deprimierenden Wahrheit über die böse menschliche Natur - und das Wissen um einzelne, ausgewählte, wunderbare Menschen. Insgesamt ist "Das Dickicht" unter den Coming-of-Age-Romanen Landsdales der bisher schwächste (nach "Dunkle Gewässer" und dem bisher unangefochtenen Star "Die Wälder am Fluss"), aber spielt ganz oben in der Liga der historisch-blutrünstigen Lebensgeschichten mit. Für Fans von Landsdale (wieder einmal) ein Muss!

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