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Rezensionen zu
Regengötter

James Lee Burke

Hackberry Holland (2)

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€ 16,99 [D] inkl. MwSt. | € 17,50 [A] | CHF 23,90* (* empf. VK-Preis)

Der hier besprochene Roman „Regengötter“ erschien im Original 2009 und ist der zweite Band der Hackberry Holland-Reihe. Der erste Roman „Zeit der Ernte“ erschien schon 1971. Aufgrund des großen zeitlichen Abstands - auch inhaltlich - kann „Regengötter“ aber auch ein hervorragender Einstieg in die Romane eines Meisters der Hard-Boiled-Krimis sein. Das Buch steht für sich allein und kann ohne Vorwissen gelesen werden. Um was geht es in „Regengötter“ von James Lee Burke? Sheriff Hackberry Holland hat nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, für einen Gesetzeshüter hat er auch ein eher untypisches Alter erreicht. Im texanischen Grenzgebiet, im tiefsten Südwesten der USA ist das alles vielleicht nicht ganz so außergewöhnlich. Die neun Leichen, die dem über 70jährigen Sheriff eines Tages anonym gemeldet werden, sind es hingegen schon. Eigentlich gehört das nicht in seinen Zuständigkeitsbereich: Es sind illegal eingewanderte Asiatinnen, die als Drogenkuriere missbraucht wurden. Ein Fall für das FBI – doch in Hackberry Holland, immerhin ein Veteran des Korea-Kriegs, rührt der Anblick der verscharrten Frauen etwas. Er will dranbleiben, findet einen Zeugen – der allerdings ist bereits auf der Flucht vor den Hintermännern. Einer davon ist ein gewalttätiger Psychopath, genannt „Preacher“. Sheriff Holland ahnt nicht, worauf er sich eingelassen hat … Burke präsentiert sich in „Regengötter“ als ausgezeichneter Dramaturg, der mit den Mitteln des Kriminalromans eine Gesellschaft und ihre Abgründe kritisiert. Das Böse hat in diesem Roman viele Ausprägungen, und James Lee Burke versteht es meisterhaft, sie zu beleuchten. Ist der psychopathische, bibelfeste Killer „Preacher“ der wahre Bösewicht, oder sind es die Drogenbarone und deren Auftragsmörder? Wen könnte diese Frage eher umtreiben als den Protagonisten Sheriff Holland, der in seinem Leben selbst genügend Tiefpunkte kannte und der glaubt, in seiner Arbeit einen Weg zum Seelenheil gefunden zu haben. Es sind die Figuren, die im bild- und sprachgewaltigen „Regengötter“ herausstechen. Sie und ein derbes, raues Land als Kulisse, in dem sie angesiedelt sind, erinnern den geneigten Serienfan vielleicht an „Fargo“. Insbesondere Jack Collins, der „Preacher“, würde perfekt in dieses Setting passen. Der Sheriff wiederum bildet ein interessantes Gespann mit seiner Kollegin, Hilfssheriff Pam. Die hat ein ziemlich loses Mundwerk und haut, wenn sie es für angebracht hält, auch einem FBI Agenten gerne mal eine rein. Mein Fazit: Vieles an „Regengötter“ erinnert an einen klassischen Western, inklusive des Showdown. Doch der Band hat mehr zu bieten: Er hat Witz und Spannung, bietet Krimi-Handlung und Gesellschaftsroman in einem. Mit über 670 Seiten ist der Roman mehr als umfangreich und dem Mittelteil hätte vielleicht etwas Straffung gut getan – aber das ist Meckern auf höchstem Niveau. Denn „Regengötter“ ist ein erstklassiges Buch, das seinen nicht ganz unkomplizierten Plot in einer sehr lesenswerten Sprache verpackt. Es ist ein Roman für alle, die beim Lesen den Staub der Landschaft auf der Zunge schmecken wollen – so anschaulich, so packend schreibt James Lee Burke. Es ist ein großer amerikanischer Krimi, der die Grenzen des Genres sprengt und der Gesellschaft mehr als einmal einen unangenehmen Spiegel vorhält.

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James Lee Burke - Regengötter (Heyne Hardcore) - Eine Hetzjagd durch das geschundene Herz Amerikas - Dass man James Lee Burke, einen der besten US-amerikanischen Schriftsteller hierzulande neu oder zum Teil erstmalig aufgelegt hat, ist ein wahrer Glücksgriff, sind seine Krimi/Thriller doch stets komplexe, authentische und spannungsgeladene Geschichten mit stark gezeichneten Charakteren, viel Lokalkolorit und einem ganz speziellen, lebendigen Flair. Burke lebt seine intelligent aufgebauten, sowie eingängig geschriebenen Geschichten und tritt beim Leser ein unmittelbar einsetzendes und fesselndes Kopfkino los. Der Autor ergeht sich nicht erst hunderte von Seiten in orgiastischem Geschwafel, legt gleich von Anfang an deftig los und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Das mag auch der Grund dafür sein, dass seine Romane in der Regel bei Heyne Hardcore erschienen sind. Der, gerade soeben dem Jugendalter entwachsene Trinker und Irakveteran Pete Flores und seine Freundin Vikki Gaddis geraten in Schwierigkeiten als sich Pete auf einen Auftrag mit dem Sadisten Hugo Cistranos und seinen Psychopathen-Freunden einlässt. Cistranos, von dem Nachtclubbetreiber Nick Dolan beauftragt, seinem Konkurrenten Arthur Rooney ein wenig Kopfzerbrechen zu bereiten, übertreibt bei seinem Auftrag, aufgrund eines telefonischen Missverständnisses allerdings komplett. In einem brutalen Gewaltexzess jagen die kranken Bastarde den neun jungen, teilweise noch jugendlichen, asiatischen Prostituierten des Konkurrenten das komplette Magazin einer Thompson Maschinenpistole in den Körper und verscharren selbige anschließend hinter einer Kirche in Chapala Crossing, nahe der Tex-Mex Grenze. Pete, der einen der Wagen fahren sollte, macht sich währenddessen aus dem Staub, tätigt einen anonymen Anruf bei der Polizei und fällt nicht zuletzt dadurch in des Soziopathen Jack Collins‘ Ungnade. Mit dem Profi-Killer und religiösen Spinner Jack "Preacher" Collins, der sich seine Moral hinbiegt wie es ihm gerade in den Kram passt, halst er sich und Vikki ein noch viel größeres Problem auf. Schnell kommt den gesamten Beteiligten das ICE, das FBI und nicht zuletzt Sheriff Hackberry Holland auf die Spur. Eine Hetzjagd durch das geschundene Herz Amerikas ist die Folge und für Vikki und Pete tut sich die Hölle auf. Der abgeklärte Kriegsveteran und Sheriff mit dem etwas sonderbaren Namen Hackberry Holland wird zum Tatort berufen und entdeckt die neun Leichen notdürftig unter ein bisschen Erde verscharrt und mit einer Planierraupe platt gewalzt. Holland ist ein straighter, hartnäckiger Typ, mit festen Prinzipien, der jedoch ständig mit sich und seiner Vergangenheit im Clinch liegt. Immer wieder holen ihn seine Nordkorea Kriegstraumata, sowie der Rest seiner nicht so rühmlichen Vergangenheit ein und er lebt ein Leben voller Vorwürfe. Der raubeinige Witwer, der bereits weit über den Zenit des Lebens hinaus blickt, ist vielleicht ab und an etwas roh und hart zu sich selbst, hat aber eine durchaus liebenswerte Ader und ist sympathisch gezeichnet. Sheriff Hackberry Holland und seine Kollegin Deputy Pam Tibbs begeben sich bei der Suche nach Vikki und Pete und den psychopathischen Killern immer wieder in höchste Gefahr. Bei dem, 1936 in Louisiana geborenen James Lee Burke geht es normalerweise um brutale, ungeschönte Gewalt. Man spürt die drohende Gefahr, die brütende Hitze und die zermürbende Verzweiflung. Trotz der 662 Seiten starken Story, die im Jahre 2009 unter dem Titel "Rain Gods" erschien, handelt es sich bei „Regengötter“ um einen komplexen, in sich stimmigen Plot, der gerade aufgrund seiner Beschreibungen des Banalen so echt und lebendig wirkt. Allein die etwas unpassenden Aktionen des Profi-Killers und religiösen Wirrkopfs Jack "Preacher" Collins sind etwas grotesk. Burke neigt in der Beschreibung der Handlungen und Aussagen seiner Protagonisten zu leichten Übertreibungen, die zwar auf-, aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Ansonsten auf durchgehend hohem Niveau angesiedelt, ist es ein, für das belletristische Genre vergleichsweise tiefgründiges Buch voller Sadismus, Gewalt und Tod. Mit seinen kaputten Charakteren zeugt das, hierzulande am 20.10.2014 erschienene "Regengötter" vom kranken, kalten Individualismus eines durch und durch verkommenen Landes. Burkes Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten, der Gefühle, Eindrücke und Gedankenwelten seiner Protagonisten, der jeweiligen Situationen in denen sie stecken, schaffen eine eindrückliche Atmosphäre, eine bildhafte Kulisse, sowie diese ganz spezielle, von Hitze und Gefahr geschwängerte Grundstimmung. Meine Wertung: 84/100 More hard stuff @ www.lackoflies.com Link zur Buchseite des Verlags: https://www.randomhouse.de/Autor/James-Lee-Burke/p3691.rhd Aus dem Amerikanischen von Daniel Müller Originaltitel: Rain Gods Originalverlag: Simon & Schuster Paperback, Klappenbroschur, 672 Seiten, 13,5 x 20,6 cm, 1 s/w Abbildung ISBN: 978-3-453-67681-7 € 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 22,90* (* empfohlener Verkaufspreis) Verlag: Heyne Hardcore Erschienen: 20.10.2014

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Der aufgrund einer Kriegsverletzung zum Frührentner und Gelegenheitsjobber gewordene Alkoholiker Pete Flores ist in derben Schwierigkeiten. Bei seinem letzten Job als Fahrer wird er Zeuge von einem Massenmord an asiatischen Prostituierten, die als Mulis Drogen in ihren Körpern transportierten. Voller Panik macht Pete sich vom Tatort aus dem Staub. Von nun an werden er und seine Freundin, die Kellnerin und Folksängerin Vikki Gaddis gejagt. Und dies nicht nur von diversen Auftragskillern und deren Bossen sondern auch von der Polizei. Sheriff Hackberry „Hack“ Holland tut zusammen mit seiner Partnerin Chief Deputy Pam Tibbs alles, um die beiden vor den Killern zu finden und somit zu schützen. Mehr oder weniger erhalten Hack und Pam Unterstützung vom FBI sowie ICE, doch auch die verfolgen eigentlich ihre eigenen Ziele, nämlich der großen Bosse hinter der ganzen Sache habhaft zu werden. Wer wird diese Jagd roadmoviegleich quer durch Texas gewinnen und wer muss schlussendlich dran glauben? Wer sich für den Thriller „Regengötter“ von James Lee Burke entscheidet, wird ein wahres Meisterwerk in den Händen halten. Jede einzelne Szene ist eine perfekte Darbietung, bis ins kleinste Detail durchdacht und einzigartig geschrieben. James Lee Burke schreibt in einem guten Tempo und in unverwechselbarer Sprache. Das Lesen ist angenehm, natürlich hochspannend und zu jeder Zeit Unterhaltung auf höchstem Niveau. Die Charaktere hat der Autor ausgezeichnet herausgearbeitet und vollendet gezeichnet. Besonders Sheriff Holland sticht hervor, der einsame Wolf, der nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau und dem Wegzug seiner Kinder ein Einsiedlerleben führt und seinem Job geradezu verbissen nachgeht; diese Figur ist äußerst realitätsnah, selbst sein John-Wayne-gleiches Aussehen kaufe ich dem Autoren ab. Sehr gekonnt hat der Autor immer wieder überraschende Abläufe und unerwartete Reaktionen seiner Charaktere eingebaut, die ich als Leserin so nicht erwartet hatte. Von Herzen gerne vergebe ich diesem brillanten Thriller seine wohlverdienten fünf Sterne von fünf möglichen Sternen und empfehle ihn unbedingt weiter an Leser, die anspruchsvolle Lektüre bevorzugen und sich von der Dicke des Buches nicht abschrecken lassen, die 672 Seiten sind die investierte Lesezeit mehr als wert. Wer ein Buch des Autoren gelesen hat, will seine anderen Werke gleich im Anschluss verschlingen – ein wahrer Pageturner ist dieses Buch.

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“Regengötter” von James Lee Burke ist ein knallharter Thriller, der in einem glutheißen Sommer in Texas spielt. In dieser schwül-schweren Atmosphäre, die der Autor sehr authentisch beschreibt, wird nahe der mexikanischen Grenze viel Geld mit Drogen und Prostitution verdient. Und wie überall versuchen auch hier die Akteure in klassischer Mafia-Manier, sich gegenseitig lohnende Geschäftsfelder abzujagen und dabei stets die eigene Haut zu retten. Ein schwieriges Terrain also für den 70-jährigen Sheriff Hackberry Holland, der immer noch mit einem schweren Trauma aus dem Korea-Krieg zu kämpfen hat und vom wohlmeinenden Autor durch eine vielleicht nicht realistische, aber aufmunternde Affäre mit seiner jungen Kollegin Pam Tibbs belohnt wird. So jagt uns James Lee Burke mit anhaltend hohem Tempo und einigen durchgeknallten Einfällen durch eine moderne und vielschichtige Wild-West-Story, die wieder mal authentisch und fesselnd von Dietmar Wunder gelesen wird.

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Ein dicker Schmöker um den alten Sheriff Holland, der den Psychopathen Preacher verfolgt. Ein bißchen Jack Reacher, ein wenig “No Country for Old Men”, eine Spur “Mr. Mercedes” (was den alten Ermittler betrifft) – ein spannendes Buch. Wenn mich etwas störte, dann die Wiederholung der Plotidee “Killer ist immer einen Schritt voraus, kriegt aber selbst eins auf die Mütze”. Der Nachfolgeband steht bereits auf der TopTen der Krimi-Liste der deutschsprachigen Zeitungen, z.B. der ZEIT.

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Wildweststimmung

Von: Angi

11.11.2015

Die Geschichte: Sheriff Hackberry Holland ist eigentlich schon im Rentenalter, hält aber tapfer die Stellung in seinem Bezirk, tatkräftig unterstützt von Pam, seiner Kollegin. Mit einem grausigen Leichenfund beginnt ein spannendes Katz- und Mausspiel, das für viele Beteiligte tödlich endet. Hinter einer Kirche findet Hackberry neun erschossene Frauen, die dort oberflächlich vergraben wurden. Angesichts der Schwere des Verbrechens fordert er Verstärkung an, doch die Zusammenarbeit mit dem FBI gestaltet sich nicht immer einfach. Im Lauf der Ermittlungen kommt Hackberry dem religiösen Fanatiker und Killer “Preacher” gefährlich nahe – und der nimmt die Sache leider fortan sehr persönlich. Ein starker Gegner, den man nicht unterschätzen sollte … Meine Meinung: James Lee Burke ist ja ein sehr bekannter und mehrfach preisgekrönter Autor, der uns auch noch in hohem Alter von bald 80 Jahren mit bester Spannungsliteratur versorgt. Trotzdem hatte ich bisher noch kein Buch von ihm gelesen oder gehört – und nun weiß ich, dass mir etwas entgangen wäre, wenn ich es nicht gewagt hätte. Super vorgetragen wird uns dieses Hörbuch von Dietmar Wunder, der den Charakteren individuelle Stimmen leiht und auch sonst eine tolle, lebendige Atmosphäre zaubert. Der Autor nimmt uns mit nach Texas in eine raue, wildwestähnliche Gegend in der Nähe der mexikanischen Grenze, in der das organisierte Verbrechen anscheinend zum täglichen Leben gehört. Alles von Prostitution über Drogenhandel ist hier vertreten und damit verbunden natürlich auch allerhand skurrile Typen. James Lee Burke charakterisiert seine Figuren sehr detailreich und glaubhaft – nicht nur was Äußerlichkeiten betrifft, sondern auch deren oft recht komplizierte Gefühlswelt. Hackberry und Gegenspieler “Preacher” Jack Collins sind zwei Typen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, die sich aber auf einer bestimmten Ebene doch irgendwie “verstehen”. Beide kommen mit ihrem Leben nicht wirklich zurecht: Hackberry war im Krieg und hat immer noch mit den Spätfolgen zu kämpfen, Jack ist ein kaltblütiger Killer, der von seiner eigenen kruden Moral geplagt wird. Der Sheriff war mir gleich recht sympathisch, genau wie seine Kollegin Pam. Jack ist ein so interessanter, vielschichtiger Charakter, dass man ihn – trotz seiner Taten – nicht nur hassen kann. Mit der gleichen Fülle an Details beschreibt der Autor seine Schauplätze und Szenerien. Man ist als Leser immer mittendrin und kann alles wie live miterleben. Diese Ausführlichkeit birgt allerdings auch die Gefahr von Längen oder Wiederholungen, in der gekürzten Lesung war es aber noch ok. An Spannung fehlt es diesem Thriller nicht, es fließt auch reichlich Blut. Trotzdem geht der Autor nie so sehr ins Detail, dass es effektheischend wirken würde. Man fühlt sich oft wie in einem Western: es wird viel geschossen und sogar Pferde spielen eine kleine Rolle. Die Grenzen von Gut und Böse scheinen hier manchmal fließend zu sein und das gelungene Ende rundet die ganze Geschichte stimmig ab. Inzwischen gibt es ja schon eine Fortsetzung der Reihe und ich würde sehr gerne erfahren, wie es mit Hackberry weitergeht. Fazit: Sehr atmosphärischer Thriller mit außergewöhnlichen Charakteren und einigen spannenden Überraschungen.

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"Regengötter"

Von: Kaisu

05.11.2015

"Ich hab gehört, dass Sie ein Sturkopf sein sollen. Ich hab auch gehört, Sie scheren sich einen Dreck um die Welt außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereich." (S.104) Das beschreibt so ziemlich genau den Eindruck, den irgendwie jeder von Sheriff Hackberry Holland hat. Ein mürrischer alter Mann, der seinen Job noch bis zur Rente macht und sich nicht für sein weiteres Umfeld interessiert. Doch der Schein trügt gewaltig. Holland hat sehr wohl ein Auge auf das was in der Welt geschieht. Allerdings bindet er das nicht jedem auf die Nase. Ebenso nicht den Punkt, dass er einen weichen Kern hat, den bisher nur wenige Menschen erblickt haben. So weiß er auch ganz genau, wer hinter den grausamen Morden hinter der Kirche in Chapala Crossing steckt. Aber keiner weiß wo er ist und ob er im Alleingang die Frauen regelrecht hingerichtet und verscharrt hat. Stattdessen läuft den Beamten ein junger Mann in die Arme, der durch Trunkenheit schon desöfteren aufgefallen ist. Was weiß er von der Tat? War er daran beteiligt oder nur ein stummer Zeuge? Zusammen mit der Polizistin Pam Tibbs begibt sich der Sheriff auf Spurensuche. Dabei wird er unfreiwillig vom FBI und einer speziellen Abteilung dort, der Einwanderungsbehörde begleitet. Besonders Agent Isaac Clawson geht ihm hierbei auf die Nerven. Denn statt zusammen zu arbeiten und wichtige Informationen weiter zu geben, startet er einen Alleingang. Eher einen Rachefeldzug, denn er hat mit dem gesuchten Killer namens "Preacher" noch eine persönliche Rechnung offen, was aber weder für Clawson noch die Ermittlungen von Vorteil ist. Das große Chaos ist also vorprogrammiert. Als wäre das nicht schon genug, fangen plötzlich ranghohe Befehlshaber im Drogen- und Prostitutionskartell an sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Keiner will sich die Schuhe der Schuld anziehen. Jeder will sich aus den Schlingen des Gesetzes herauswinden. Nur einer bleibt dabei völlig gelassen: Preacher. Ist er vielleicht doch nicht der Schuldige? "Regengötter" ist kein Buch, was man nach 400 Seiten beendet hat. Bald 700 Seiten verschlingen die Katz- und Mausspiele der Jäger und Gejagten. Für den ein oder anderen mag das jetzt ermüdend klingen. Man hat die Geschichte um den Massenmord von Frauen, die teilweise lebendig mit einem Bulldozer unter der Erde verscharrt wurden auch nicht man eben mit ein paar Worten beendet. Da steckt viel mehr dahinter. Wer alles in dem Geflecht aus Mord, Drogen und Prostitution steckt, wird nach und nach klar. Auch welche unschuldigen Menschen sich darin verheddert haben und nun unweigerlich mitgeschleift werden. Es ist bis zum Ende nicht klar, wer überleben darf und wer hingerichtet wird. Denn Schweigen holt man sich nicht mal eben in einem Gespräch. Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht. Wer nicht spurt, wird ebenfalls hingerichtet. Da müsste man doch eigentlich nur warten, bis am Ende einer übrig bleibt - oder? Die Stimmung ist rau und kalt. Die Natur weit und staubig. Die Menschen uneinsichtig und gehetzt. Die Ermordeten geduldig am warten, während ihr Hüllen langsam verwesen. Somit sollte man rasch die Genreeinteilung "Thriller" vergessen. James Lee Burke ist in Amerika ein sehr bekannter Krimiautor, der entsprechend dafür ausgezeichnet wurde. Seit den Achtzigern widmet er sich dieser Richtung und ist recht erfolgreich darin, wie man deshalb hier in Deutschland auf Thriller kommt, ist mir nicht ganz begreiflich. Das schadet dem inhaltlichen der Story zum Glück nicht, wenn man mit den richtigen Erwartungen heran geht. Dieses Buch ist eine amerikanische Geschichte, die sich mit dem beliebten Thema der Schmuggelbanden nahe der mexikanischen Grenze beschäftigt. Es ist eine interessante Thematik, die sehr blutig und brutal vonstattengeht. Burke konzentriert sich jedoch auf einen Fall und deren Drahtzieher und deren Netz ist schon groß genug. Mehr hätte man auch nicht hineinpacken sollen. Trotz der Grausamkeit die in diesem Buch herrscht, wird ein ruhiger Ton angeschlagen. Brutalität - kaltblütigen Mord - das Hinrichten von Menschen, das kann man nicht beschönigen, aber man muss es auch nicht verherrlichen. James Lee Burke hat einen guten Mittelweg gefunden und eine Figur erschaffen, die ich gerne weiterhin begleiten möchte. Wie man sich nun denken kann, war ich sehr positiv überrascht von dem Buch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen dicken Klopper innerhalb weniger Tage verschlungen haben werde. Trotz seines ruhiges Grundtons habe ich mich nie gelangweilt und das stetige Hin und Her ist zeitweise recht verwirrend. Von daher hat das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung verdient!

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Der Geruch des Todes! Auf den Hinweis eines anonymen Anrufers hin, gräbt Sheriff Hackberry Holland hinter einer verlassenen Kirche die Leichen von neun Frauen aus, notdürftig mit einem Bulldozer plattgewalzt. Es handelt sich dem Anschein nach um illegale Einwanderer aus Asien, die in Texas nahe der mexikanischen Grenze als Prostituierte arbeiteten. Bei der Suche nach dem Anrufer gerät Holland mit Isaac Clawson von der Einwanderungs- und Zollfahndungsbehörde ICE aneinander. Nach dem Mord an seiner Tochter ist er auf seinem eigenen Rachefeldzug. Bevor sie den einzigen Tatzeugen, Pete Flores, und dessen Freundin Vikki Gaddis ausfindig machen können, befinden sich diese bereits auf der Flucht vor den eigentlichen Drahtziehern, zu denen Jack Collins ― genannt Preacher― zählt, ein Psychopath, dem man besser nicht zu nahe kommt. (Klappentext) Mitreißend, spannend und absolutely hardboiled! Kürzer kann man "Regengötter" von Burke wohl kaum beschreiben. Wie bereits von einem Buch des Heyne Hardcore Verlags erwartet, besticht es nicht nur durch einen finsteren Kriminalfall, sondern auch durch derbe Sprache - direkt und ohne Umschweife. Die kurzen, aussagekräftigen Sätze sind sehr flüssig zu lesen und werden durch tolle Sprachbilder lebendig gestaltet. Burke zeigt sein schriftstellerisches Können vor allem in den großartigen Dialogen, die die Handlung stetig voran treiben. Sein amerikanischer Schreibstil erinnert stark an Hemingway und klingt, als wäre das Buch von einem abgebrühten Cowboy verfasst worden. Bloß nicht wegen dem Preis zögern es zu kaufen! Man bekommt hier unglaublich viel Buch für sein Geld ohne dass die Handlung vor sich hin kriecht. Mit 672 Seiten ist "Regengötter" natürlich kein Buch für unterwegs, aber eine Garantie für viele spannende Lesestunden!

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