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Rezensionen zu
Machandel

Regina Scheer

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Als Clara 1985 ihren Bruder Jan vor seiner Ausreise aus der DDR nach Machandel begleitet, findet sie in dem mecklenburgischen Dorf eine verwunschene Sommerkate. Hierhin zieht sie sich mit ihrer jungen Familie vor den turbulenten politischen Entwicklungen in Ostberlin zurück. Zu Beginn ahnt sie nicht, wie sehr ihre persönliche Geschichte mit diesem Dorf verwoben ist. Schon ihr Vater, der Kommunist und von den Nazis verfolgte Hans Langer, fand hier in den letzten Kriegstagen Zuflucht, bevor er im neuen Staat Minister wurde. Doch nun kehrt sein Sohn diesem Staat den Rücken, und seine Tochter engagiert sich in Bürgerbewegungen. Regina Scheer spannt in Manchandel den Bogen von den 30er Jahren über den Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Mauer und in die Gegenwart. Sie erzählt aus der Perspektive von Clara, ihrem Vater Hans, dem jungen Dissidenten Herbert, der ukrainischen Zwangsarbeiterin Natalja und der 1943 vor den Bomben von Hamburg nach Mecklenburg geflohenen Emma von den Anfängen der DDR, als die von Faschismus und Stalinismus geschwächten linken Kräfte hier das bessere Deutschland schaffen wollten. Sie erzählt von Erstarrung und Enttäuschung, von Lebenslügen und Sich-Einrichten, vom hoffnungsvollen Aufbruch Ende der 80er Jahre und von zerplatzten Lebensträumen. "Seit fünfundzwanzig Jahren gehört Machandel, dieses abgelegene Dorf auf dem Malchiner Lobus der Endmoräne, zu meinem Leben. Vorher war ich nie hier gewesen. Dabei sind meine Eltern sich hier begegnet, und mein Bruder Jan, das wusste ich immer, wurde im Schloss von Machandel geboren. Aber Jan ist vierzehn Jahre älter als ich, und bei meiner Geburt im Jahr 1960 wohnte meine Familie schon lange in Berlin. Unsere Großmutter, die in Machandel geblieben war, starb kurz danach, es gab keinen Grund mehr für einen von uns, in dieses Dorf zu fahren. Dachte ich." (S. 14) Was für ein Roman! Regina Scheer gelingt hier ein großer Wurf, eine vielschichtige Erzählung mit zahlreichen Ebenen und Metaebenen. Nicht allein, dass hier wechselnd aus fünf verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wodurch nicht etwa Verwirrung gestiftet, sondern deutlich wird, dass dasselbe Zeitgeschehen von verschiedenen Personen vollkommen unterschiedlich erlebt und bewertet werden kann. Darüber hinaus verwebt Scheer das Thema 'Machandel' auf vielfältige Weise mit der Erzählung - das fiktive Dorf in Mecklenburg hat seinen Namen von den Wacholderbäumen erhalten, die im niederdeutschen Machandelbäume genannt werden und rund um das Dorf anzutreffen sind. Clara befasst sich in ihrer Doktorarbeit außerdem mit dem Grimmschen Märchen 'Machandel' und mit dessen Deutungsmöglichkeiten, und der Autorin gelingt es, hier stets auch einen Bezug zwischen dem Märchenhaften und der Realität herzustellen. Den einzelnen Personen widmet sich Regina Scheer mit einer sorgfältigen Hingabe und schildert das Geschehen mit differenzierten Details, ohne jemals Gefahr zu laufen, sich zu verzetteln. Dafür allein meine Hochachtung. "Ich spürte und wusste allmählich, dass an diesem Ort, in unserem eigenen Haus, etwas geschehen war, das nicht vergessen war, das sich jederzeit plötzlich zeigen konnte, als ein Schmerz in Nataljas Gesicht, als ein Verstummen im Gespräch der Frauen am Bus, in der Geste, mit der sie sich kaum merklich von Wilhelm abwandten. Dieses Ungesagte verwob sich für mich mit dem Märchen vom Machandelboom, es machte mich traurig. Dennoch fuhren wir so oft wie möglich nach Machandel, als würden wir nur an diesem Ort festhalten können, was uns allmählich verloren ging." (S. 190 f.) Wie ging es mir nun mit der Lektüre? Ich habe das Lesen als unglaublich intensiv erlebt. Durch die geschilderte Vielschichtigkeit habe ich lange für den Roman gebraucht, da ich nach einigen Seiten stets das Gefühl hatte, 'satt' zu sein. Eine Fülle an Informationen, Emotionen, Nachdenkenswertem wollte verarbeitet werden, so dass ich das Buch immer wieder zur Seite legte. Abgesehen von meiner Faszination über die gelungene Komposition des Romans war die Lektüre auch überaus interessant. So viel Wissenswertes zum Zeitgeschehen in der DDR vom Zweiten Weltkrieg bis zur Wende und darüber hinaus habe ich erfahren - und gleichzeitig gemerkt, dass es dort nicht DEN Traum gab, sondern viele Träume, und dass die Anstrengungen auch der damaligen Opposition nicht zwangsläufig in dieselbe Richtung zielten. Da waren Enttäuschungen vorprogrammiert. Die Melancholie zieht sich so auch durch die Erzählung. "Immer wieder erfuhr ich, wie scheinbar Vergangenes in die Gegenwart führt, wie es immer um dasselbe geht - um Menschen und ihre Träume, um Macht und Ohnmacht. Und die Dinge sind selten so, wie sie scheinen." (S. 423) Auch wenn die unterschiedlichen Perspektiven dazu beitragen, dass das Zeitgeschehen nicht eindimensional präsentiert wird, waren mir persönlich nicht alle gleich lieb. Aus Claras Sicht wird das Geschehen am häufigsten geschildert, und sie war es auch, der ich mich am nähesten gefühlt habe. Eher unangenehm waren mir teilweise die (zum Glück eher seltenen) Schilderungen aus der Perspektive von Claras Vater, weil hier oftmals eine Fülle von Informationen auch zu Sozialismus und Kommunismus stakkatoartig auf mich einprasselten, mit unzähligen, mir meist unbekannten Namen und oft nur angedeuteten Zusammenhängen, was ich als anstrengend empfand. Doch in der Summe ist dieser Roman ein faszinierendes Kaleidoskop deutscher Zeitgeschichte vom Krieg bis zur Wende und darüber hinaus... Überaus beeindruckend! © Parden

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Machandel: So heißt das kleine Dorf in der Uckermark mit dem die Geschichte von Clara und ihrer Familie untrennbar verbunden ist. Regina Scheer entfaltet in „Machandel“ ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte zu einem schillernden Kaleidoskop aus Erinnerungen, Verletzungen, Hoffnungen und Enttäuschungen. Das ist ziemlich großartig! Enthält ein Roman auf der letzten Seite ein Personenregister, so heißt das oft: Hier gibt es zahlreiche Erzählstränge, unzählige Charaktere, Geschichten und Erinnerungen, die man als Leser mit aller Aufmerksamkeit zu einem Strang zusammenhalten muss – und das ist nicht immer leicht. Nicht so bei Regina Scheer. Ihr ebenso fulminanter wie leiser Familienepos macht das Auseinanderhalten der Personen zu einem Leichten – so gekonnt sind die Schicksale ineinander verwoben. Um mehr als fünf Jahrzehnte Geschichte unter einen Hut zu bringen, bedient sich die Erzählerin – sie heißt Clara Langner – dreier Zeitebenen: Wir befinden uns irgendwo in der Gegenwart, vielleicht sind es die frühen 2000er, vielleicht etwas später. Rückblicke bringen uns in die mittleren und späten 1980er Jahre, in denen die DDR ebenso wie ihre Hausfassaden unübersehbar vor sich hin bröckelte. Eine dritte Erzählebene geht weit zurück in die Zeit des zweite Weltkrieges, der auch vor dem beschaulichen Machandel keinen Halt machte. Wir erfahren die Geschehnisse durch Clara, ihren Vater Hans Langner, die ehemalige „Ostarbeiterin“ Natalja und einen Freund Claras namens Herbert – zwei Generationen, deren jüngere etliche Fragen an die ältere hat, diese aber nicht immer oder nur unbefriedigend beantwortet bekommt. „Das ist alles schon so lange her!“ Über das, was damals im Krieg geschah, wird geschwiegen, alte Wunden aufreißen – was bringt das schon? „Ham wer immer esu jemaat“, sagt man dazu in Köln und auch in der Uckermark hält man an der Tradition des „Das ist alles schon so lange her!“ fest. Augen zu und durch, was gestern war, ist vorbei. Eine Tatsache, die vor allem von Clara nur schwer akzeptiert wird, als sie in Machandel – hier war ihre Mutter als Flüchtlingskind gelandet und hatte ihren Vater, einen ehemaligen KZ-Insassen kennengelernt – einen alten Katen kauft und damit unweigerlich in der Geschichte zu stochern beginnt. Dabei ist sind die Jahre 1985-89 durchaus Jahre, in denen man die Geschichte mit beiden Händen im Begriff ihres Entstehens greifen kann: Clara und ihr Mann Michael engagieren sich in Berlin in den von den Kirchen organisierten Friedenskreisen, sie tragen die „Schwerter zu Pflugscharen“-Aufnäher, verbringen ihre Abende bei Mahnwachen und die Nächte mit Wein und Diskussionen in den kühlen Altbauküchen von Freunden. Diskutieren, immer wieder diskutieren, man muss doch etwas ändern können an diesem System, kann es nicht eine reformierte DDR geben? Doch die Träume eines freundlichen Sozialismus‘ zerplatzten, das steht in jedem Geschichtsbuch. Wer auf trockene Beschreibungen der Kriegs- und Nachkriegszeit und der „Wende“ keine Lust hat, der lese Machandel!

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Wie der Titel bereits vermuten lässt, spielt neben den Figuren Clara, Hans, Natalja und Emma der Schauplatz Machandel die Hauptrolle in diesem Roman von Regina Scheer. Jeder Protagonist hat eine besondere Beziehung zu diesem imaginären Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich ihre Schicksale kreuzen. Die Berlinerin Clara kommt 1985 mit ihrer Familie aus der DDR nach Machandel und findet ein dort altes Sommerhaus, wo sie sich niederlassen. Clara möchte mehr über die Vergangenheit des Ortes erfahren – nicht nur weil sie eine Dissertation über das Grimmsche Märchen vom Machandelboom schreibt. Sie begreift auch, dass das verschlafene Dorf ein Verbindungsstück zu ihrer eigenen Vergangenheit ist. Ihr Vater zum Beispiel, Minister in der Regierung der DDR, fand dort in den letzten Kriegstagen Zuflucht. Clara bringt in diesem Roman alle Akteure dazu, ihr Schweigen zu brechen und nach und nach ihre eigene Lebensgeschichte zu enthüllen. Die Lektüre war für mich wie ein fesselnder Geschichtsunterricht über Deutschland in den 30er Jahren bis zum Fall der Mauer. Ungewöhnlich ist der wechselnde Stil: Mal werden politische Veränderungen präzise und reportageartig wiedergegeben – dann wieder taucht man in poetische Beschreibungen des mythenumrankten Machandelstrauchs ein. Die schwankende Stimmung zwischen Hoffnungslosigkeit und Optimismus zu der Zeit, endlose Diskussionen und die allmähliche Verfremdung zwischen Clara und ihrem Mann vermag die Autorin subtil und überzeugend zu erzählen. Besonders berührt hat mich die Lebensgeschichte von der Zwangsarbeiterin Natalja, die mit 16 Jahren in das Dorf verschleppt wurde. Jeder Figur gibt sie ihre individuelle Stimme und legt über das gemischte Ensemble die märchenhafte Atmosphäre der mecklenburgischen Natur.

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Lange habe ich an diesem Buch gelesen, weil es eher wie ein Sachbuch als ein Roman daher kommt. Die Autorin sagt selbst: “Alles ist wahr, aber so war es nicht.” Machandel (Wacholderbeerbaum) ist ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, das seit Beginn der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein im Fokus des Romans steht. Die Autorin präsentiert die Geschichte, die sich dort ereignete, aus der Perspektive verschiedener Zeitzeugen und einer Protagonistin, die der Generation danach zuzuordnen ist. Clara, deren Eltern sich in Machandel kennen lernten, kehrt zu DDR-Zeiten mit ihrem Mann dorthin zurück und sie kaufen einen kleinen Katen, der eine enorme persönliche Geschichte zu erzählen hat. Die junge Mutter ist fasziniert von der Geschichte, die sich in dem kleinen Dorf ereignete, sie fragt nach und erhält immer neue Informationen, die sie eng an Machandel binden. Dabei lernt sie Emma kennen, die – gebürtig als Witwe aus Hamburg kommend – vor ihr in ihrem Katen wohnte und eine ganze Kinderschar annahm, weil diese keine Mutter mehr hatten. Das älteste Geschwisterkind – Marlene – wurde von einem Nazi-Günstling erst widerwärtig missbraucht und dann entsorgt. Ebenfalls lernt sie Natalja kennen, eine ehemalige Ostarbeiterin, die im Gutshaus der Baronin arbeitete, dort ihr Leben lang blieb und ihre Tochter allein aufzog. Claras Bruder Jan wuchs die ersten 7 Jahre seines Lebens in Machandel bei den Großeltern auf, bevor er vom Vater, der – ehemaliger kommunistischer Sachsenhausen-Häftling – als Vertreter des sozialistischen Systems steht, in eine NVA-Kadettenschule geschickt wird. Jan verschwindet, weil er mit dem aufgezwungenen Regime nicht zurecht kommt und hinterlässt Freunde und Familienmitglieder, denen sein Abgang wie ein Erwachen vorkommt. Regina Scheer hat eine wunderbare Abhandlung geschrieben, die nicht immer leicht verdaulich ist. Dadurch, dass sie die Geschichte von verschiedenen Handlungsträgern erzählen lässt, gewinnt das Buch an Intensität und Tiefgang. Die Frauenfiguren haben mich sehr gefesselt, vor allem Natalja und Emma, die gegen jede Widerstände immer getan haben, was sie für richtig hielten. Die Autorin präsentiert ein Dorf mit Geschichte, das sich weiter entwickelt, die Zeitzeugen verliert und an Bedeutung verliert. Es ist eine Hommage an die Traditionen, an das Nicht- Vergessen, an die Historie. Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen, denn aus all den verschiedenen Sichtweisen setzt sich ein Bild zusammen, das authentisch ist. Es findet keine Glorifizierung der DDR statt, ebenfalls rechnet Regina Scheer nicht ab, sie lässt einfach einen Unrechtsstaat aus einem anderen entstehen, wie es historisch belegbar ist und versieht diese Regime mit authentischem Personal. Dieses ist individuell traumatisiert, engagiert, problembehaftet, engagiert, oppositionell und abgeklärt. Die Sprache ist sachlich, nüchtern, es finden sich keine klischeehaften Metaphern, im Fokus steht wirklich die Geschichte für sich. Vielen Dank dem Random House Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte.

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Machandel, so heißt das kleine mecklemburgische Dorf, das das Zentrum dieses Romans bildet. In Machandel kauft sich Clara 1980 gemeinsam mit ihrem Mann ein heruntergekommenes Haus. Doch schon ihr Vater war 1945 nach seiner Flucht aus dem Kozentrationslager Sachsenhausen hier untergekommen. Und auch ihr Bruder Jan verbrachte einige idyllische Kindheitsjahre hier. Und genauso, wie Claras Familiengschichte verbunden ist mit dem Dorf, ist sie es auch mit der Geschichte der DDR. Ihr Vater, der als kurzzeitiger Minister den Staat mit aufbaute im Gluben an die beste aller Staatsformen, und dessen Kinder sich im Friedenskreis engagieren und die DDR mit zu Grabe tragen ... Warum schreiben so wenig Autoren über die DDR und wenn sie es tun, sind es ostalgische Rückerinnerungen? Dabei geht es doch auch anders, das beweist dieses Buch. Die Geschichte der DDR im Mikrokosmos eines Dorfes dargestellt und dabei mit Figuren aufgefüllt, die zwar prototypisch für die Gesellschaft stehen, dabei aber nicht zu Stereotypen verkommen, sondern mit genügend Hintergrundgeschichte versehen werden, um ihr Verhalten zu erklären. Die Sprache ist unaufdringlich und jede der Erzählperspektiven hat ihre eigene unverwechselbare Stimme erhalten, mit der man ihrem Weg folgen kann. Selbst die häufigen Sprünge in der Zeit sind nicht willkürlich, sondern lassen das Buch wie aus einem Guss wirken. Die Schicksale im Dorf wirken nie an den Haaren herbeigezogen, dafür sind zu viele verschiedene Personen involviert, und besonders gefallen haben mir die Auswirkungen, die Vergangenes bis in die Gegenwart spürbar macht. So viel Ungesagtes, so viel "da wird nicht drüber gesprochen", das in dem Drof durch die Wege wabert und im Laufe der Zeit an die Oberfläche kommt - für mich eines der Highlights im letzten Jahr, das ich definitv weiterempfehle.

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Ein grandioses Debüt, das ein ganzes Stück Zeitgeschichte in Form eines Familienportraits liefert! Machandel ist niederdeutsch und bedeutet "Wacholder" - nach ihm ist das kleine Mecklemburgische Dorf benannt, das für die verschiedenen Kriegs- und Flüchtlingsgenerationen ein Zufluchtsort wird. Aus fünf verschiedenen Perspektiven werden Zustände und Ereignisse vor allem aus den 40er/60er und 80er Jahren beschrieben - immer dann, wenn sich in Deutschland Umbruchszeiten ankündigten. Die Geschichte des 2. Weltkriegs, die der DDR und ihrer Auflösung und der Wiedervereinigung werden mit dem märchenhaften Motiv der Brüder Grimm - dem Machandelboom verwoben. Mir gefiel die Perspektive der Hauptfigur Clara (*1960) am allerbesten, diese war facettenreich und jede Frage, die sie aufwarf, wurde dem Leser etwas exklusiver aus einer der anderen Perspektiven, z.B. aus jener der Ostarbeiterin Natalja dargeboten. Viele Motive werden in allen Perspektiven aufgegriffen - was alle verbindet ist der Bruder Claras ... Jan ist 1985 plötzlich verschwunden, ausgereist aus der DDR. Ein Dorfgeheimnis, großes Schweigen, viel Nicht-mehr-darüber-Sprechen-Können, Unverständnis verschiedener Generationen zueinander und ein geheimnisvoller Geigenbogenbauer geben dem Roman viele tiefgreifende Schichten. Die Autorin wies jeder Figur ein Repertoire an literarischen Anspielungen zu - Clara spricht von altslawischen Sagen und Grimm-Märchen, ihr Vater rezitiert Büchners Briefe und sein Drama "Woyzeck" und Natalja weiß von Heine-Lyrik zu sprechen. Große Leseempfehlung!

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