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Rezensionen zu
Kein Leben ohne Minibar

Will Wiles

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Das gefiel mir schon mal, da ich in vielen Punkten ähnlich ticke und so die Verbindung zur Hauptfigur, quasi sofort da war. Ich konnte mich sehr gut in Neil hineinversetzen. Durch den britischen Schreibstil wird seine Verwirrtheit und Angst deutlich und teilweise auch einfach witzig. Mit jeder Seite wächst die Atmophäre und gibt einem das Gefühl mitten im Buch zu stecken. Von der Langeweile der ersten Seiten ist nichts mehr zu spüren. Stattdessen ist das Buch plötzlich zu ende und man wird etwas traurig. Einen Punkt Abzug gibt es dennoch für den holprigen Einstieg

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Neil Doubles Welt besteht aus Hotelaufenthalten und Messen; er zieht von einer Fachmesse zur nächsten, das Thema ist egal, und beschafft Informationen für Leute, die aus Zeitgründen oder mangels Lust darauf nicht selber auf die Messe kommen wollen. Double liebt dieses Leben, geprägt von den Eindrücken, die er von seinem verstorbenen Vater hat, einem Handelsreisenden, der selber ständig in Hotels gelebt hat. Ein bisschen lebt Double also seinen Kindheitstraum. Ein Hotel ist für Double die große weite Welt, ein unverbindlicher Kosmos und selbst, wenn eine Messe einmal gar nicht so weit von Daheim stattfindet, bevorzugt er das Hotelbett. Die Hotelkette seiner Wahl ist das Way Inn mit zahllosen Standorten weltweit. Probleme gibt es erstmals im jüngst eröffneten Way Inn-Hotels nahe des neuen Messezentrum Metacentre, wo mit der Meetex eine Messe für Messeveranstalter stattfindet. Dass sein Job nicht jedem schmeckt, der sich die Mühe macht, einen Messestand zu bauen oder eine Messe zu organisieren, ist noch das kleineste Problem. Im Way Inn häufen sich merkwürdige Zwischenfälle, die sich der hotelerfahrene Double nicht mehr erklären kann. Er trifft auf den Hotelgast Dee, die ihm das Mobiltelefon stibitzt und verschwindet. Der Hotelmitarbeiter Hilbert nimmt Kontakt zu ihm auf und bietet ihm für die Suche nach Dee einen Deal an. Mit der Jagd nach dem Telefon rutscht Doubles Hotelerlebnis in eine ganz neue Sphäre. Denn das Way Inn macht mit seinem Namen nicht umsonst das Wortspiel mit „way in“; von einem „way out“ ist keine Rede. Wer sich auf Doubles Reise begeben will, braucht ein halbes Buch Anlauf. So viel Vorgeschichte gibt uns Wiles mit auf den Weg, bevor Doble in das unheimliche Innere des Hotels abtaucht. Die beiden ersten Teile des Buchs, „Die Messe“ und „Das Hotel“, widmen sich ausführlich Doubles Ideen und Erkenntnisse über die austauschbare Hotelarchitektur der meisten Ketten; seine Überlegungen sind zweifelsohne aufschlussreich, stimmig und interessant, vor allem, wenn man selber auf Messen ist und/oder solche Hotels von Innen kennt. Wer hat sich etwa schon einmal überlegt, warum die Bilder in diesen Hotelketten zwar da sind, aber nie durch Stil oder Motiv besonders auffallen? Oder warum die Flure mit Sofas bestückt sind, die nie jemand benutzt? Die Beobachtungen zum Messegeschehen und den allgegenwärtigen, unpersönlichen Hotels für Geschäftsreisende gelingen wirklich treffsicher und verschaffen Momente des Wiedererkennens. Es ist natürlich klar, dass all diese Ideen irgendwo hin führen müssen. Das passiert im dritten Teil, „Das innere Hotel“. Ab hier wird Doubles Rundgang durch das Way Inn rätselhaft und gespenstisch, fast wie eine halluzinierte Reise. Obwohl die erste Hälfte des Buches für den Rest die Voraussetzung bildet, wirken beide Teile aber so sehr getrennt, dass sie fast aus zwei Werken zu stammen scheinen. Die sichtbare Klammer bilden hin und wieder nur die Erinnerungen Doubles an seinen Vater, dem er mit seiner Liebe zu Hotels nacheifert. Gut ist, wenn am Ende des Buches die Danksagung des Autoren auffällt. Darin bedankt Wiles sich unter anderem bei dem Architekten Rem Koolhaas und dem englischen Schriftsteller James Graham Ballard. Das Recherchieren der beiden hat geholfen, um mit dem Buch etwas mehr anfangen zu können, denn dann erkennt man die Bezüge und Hinweise auf diese beiden und ihre Werke. Ballard war unter anderem Autor von Dystopien und experimenteller Literatur, von dem ich zumindest zwei Motive im Buch entdecken konnte. Koolhaas entwickelte den Begriff des Junkspace, einen Begriff für austauschbare, seelenlose Architektur, die unaufhaltsam um sich greift. In einem Essay von 2001 lässt er sich ausführlich über diese moderne Form der Architektur aus, die für ihn längst keine mehr ist. „It is always interior, so extensive that you rarely perceive limits; it promotes disorientations by any means […] Air conditioning has launched the endless building.“ Wiles hat dem Junkspace in diesem Roman ein Gesicht gegeben. Dass es ein Hotel wurde, liegt an Hilbert: Auch der ist ein Zitat, das auf den gleichnamigen Mathematiker und eines seiner Gedankenexperimente, das Hilbert-Hotel, zurück geht. Logischerweise kann nur Dee Double dabei helfen, im Hotel zurecht zu kommen, denn sie hat „Mathematik, Geometrie und Topologie“ (auch das Hilbert’sche Forschungsthemen) studiert und lange im Immobilienwesen gearbeitet. Verschafft man sich nach der Lektüre ein paar Einblicke dieser Art, wird der Roman rückblickend interessant - voller Anspielungen und Zitate, von denen man einige finden wird. Details passen plötzlich zusammen und ergeben einen Sinn. Solange man das Buch in der Hand hält und keine Ahnung von solchen Querverweisen hat, beginnt das Buch langatmig, gerät der Bruch zum letzten Teil recht rabiat. Irgendwie fehlt da lange Zeit der Zauber. Zwar ergeben sich natürlich auch einfach durch die Lektüre Zusammenhänge, aber wirklich interessant wurde das Buch für mich erst nach ein paar Zusatzartikeln.

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