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Rezensionen zu
Das Krokodil

Fjodor M. Dostojewski

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Wenn man über Dostojewskis Werke spricht, geht es kaum mehr um die Frage ob sie gelungen sind oder nicht. Fjodor Michailowitsch Dostojewski ist einer der bekanntesten Autoren Russlands. Werke wie Schuld und Sühne oder Die Dämonen sorgten dafür, dass seine Werke zu Klassikern wurden. Mit klaren Worten beschreibt er seine Welt, versucht sich an verschiedenen Erzählformen und behält dabei immer einen nachdenklichen, beinah schon melancholischen Ton bei. An manchen Stellen blitzt ein Lächeln zwischen den Sätzen durch und zieht den Leser in seinen Bann. Wer einen guten Überblick über sein Handeln bekommen möchte, der ist mit Das Krokodil mehr als nur gut bedient. Das Buch – im Manesse-Verlag erschienen – enthält fünf Erzählungen Dostojewskis aus seinen verschiedenen Lebensphasen. Die Sammlung beginnt mit dem Roman in neuen Briefen von 1845. Die Anspielung an A.A. Bestuschews Roman in sieben Briefen ist ein klassischer Briefroman, der jedoch erst nach Arme Leute veröffentlicht wurde und daher von den Kritikern sehr schlecht aufgenommen wurde. Dies mag vor allem daran liegen, dass der Roman in neun Briefen eben nicht im Laufe eines Jahres, sondern mehr oder weniger in einer Nacht geschrieben wurde. Auch der satirische Unterton und die Anspielungen sorgten bei Kritikern eher für Verunsicherung. Das Krokodil von 1865 ist zwar nur das Fragment einer Erzählung, gilt heute jedoch als eine der bekanntesten Geschichten Dostojewskis. Die Erzählung nimmt – wie so oft in den Handlungen des Autoren – eine etwas absurde Wendung, die aktuelle Strömungen der Philosophie kritisiert und parodiert. Eine Ehepaar geht mit einem Freund aus um ein Krokodil zu betrachten. Als die Ehefrau das Tier als hässlich und enttäuschend degradiert, möchte der Familienfreund Iwan beweisen, dass das Tier sehr viel interessanter ist und reizt es solange, bis das Krokodil ihn verschluckt. Das Ehepaar fordert sofort die Ermordung des Tieres, doch Iwan plädiert, aus dem Bauch des Krokodils heraus, dafür das Tier am Leben zu lassen. Schließlich könne er seine Tätigkeit als Beamter auch von dort ausüben und er möchte keinen wirtschaftlichen Schaden entstehen lassen. Die kafkaeske Wende – obwohl man sich anhand der Lebensdaten immer wieder Fragen muss ob Kafka nicht eher von Dostojewski beeinflusst wurde – ist ein Kunstgriff, den der Autor viele Male benutzt. Geschichten aus der Verbannung und emotionaler Höhepunkt Vor allem anderen war Dostojewskis Leben davon geprägt, dass er die Vorgehen der Regierung immer wieder kritisierte. Sowohl in seinen journalistischen, als auch literarischen Texte hinterfragt er Gesetzte, Bestimmungen und Einschränkungen. So auch in seiner Erzählung Eine peinliche Geschichte von 1862, in der er über die Auflösung der Leibeigenschaft spricht. Werke wie dieses und seine durchweg kritische Haltung sorgten dafür, dass er inhaftiert und zum Tode verurteilt wurde. Während der Gefangenschaft entstand unter anderem die Erzählung Ein kleiner Held. Erst viel später – nachdem sein Urteil in Verbannung umgewandelt wurde und er nach seiner Zeit in Sibirien wieder nach Russland zurückkehren durfte – wurde er auch im eigenen Land als wichtiger Autor wahrgenommen. Unter anderem geschah dies durch seine Berichte und Erzählungen in Literaturzeitschriften. Dazu gehört auch Die Sanftmütige von 1876. Es ist eines seiner letzten Werke, welches klar im Hintergrund immer noch unter dem Zeichen des ‚Hinterfragens‘ geschrieben wurde. Auch wenn es hier sein Protagonist ist, der die Fragen stellt. Die fiktive Schilderung beschreibt wie der Protagonist seine Frau kennenlernte und mir ihr zusammenlebte. Am Anfang, wie am Ende steht dabei ihr Selbstmord und die offene Frage: „Wieso hat sie sich in den Tod gestürzt?“ Innerhalb der Sammlung ist dies durchweg die emotionalste. Sie versucht mit dem Mittel der Rationalität Emotionen zu ergründen, zu bündeln und zu erklären. Schmuckeinband fühlt sich ‚unschmuck‘ in der Hand an Wie bereits zu Beginn gesagt, geht es bei den Werken von Dostojewski schon lägst nicht mehr darum sie in gut oder schlecht einzuteilen und sie mit Sternchen von eins bis fünf zu bewerten. Die einzelnen Erzählungen zeigen alle auf ihre Weise einen Ausschnitt aus dem Können und Leben Dostojewskis. Somit hat der Herausgeber der Sammlung einen guten Blick für das Gesamtwerk bewiesen. Auch die Erläuterungen zu den einzelnen Texten sind überaus hilfreich und auf einem für diese Art von Texten angemessenem Niveau. Was ich leider nicht nachvollziehen kann, ist die Wahl des Einbandes. Wer beschließt einen Roman in Kunstleder zu binden? Selten habe ich ein Buch gelesen, welches sich so unangenehm in der Hand angefühlt hat. Obwohl ich das kleine Format des gebundenen Buches – es ist ungefähr handgroß – durchaus schätze, hätte mich der Einband in seinem kalten, glatten, fast schon klebrigen Einband definitiv davon abgehalten diese Ausgabe in einem Geschäft zu kaufen. Auch finde ich – ich weiß, man sollte ein Buch nicht nach seinem Cover bewerten –, dass das Cover nicht so wirklich zu einer Klassikersammlung wie dieser passt. Schwarzes Kunstleder mit neongrünem Aufdruck sagt leider nicht gerade: Ich bin ein wichtiger Teil der russischen Literaturgeschichte, sondern versucht auf absurde Art und Weise jung und frech zu wirken. Vermutlich ist dies das erste Buch, bei dem ich lieber die E-Book-Ausgabe gelesen hätte. Sowohl die Auswahl als auch die Stimme der Übersetzerin gefallen mir sehr. Die Geschichten sind ein toller Einstieg in Dostojewskis Werk und genau deshalb werde ich es auch immer wieder gerne weiterempfehlen. Dennoch hat der Verlag mit dem Einband und der Gestaltung des Buches durchaus eine sehr ungünstige Wahl getroffen, die mich dazu verleiten würde dieses Buch mit zwei Sternen zu versehen, wenn ich der Gestaltung ebenso große Bedeutung beimessen würde, wie dem Inhalt.

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