Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Schmutziger Schnee

Christoffer Carlsson

Finster, packend und hochaktuell - Leo Junker ermittelt (2)

(2)
(4)
(0)
(0)
(0)
€ 7,99 [D] inkl. MwSt. | € 7,99 [A] | CHF 12,00* (* empf. VK-Preis)

Wie das so ist mit den „Rechten“ und den „Linken“, den „anti-faschistischen Gruppen“ und den neuen „Rechtskonservativen“ und „Neo-Konservativen“ am rechtesten Rand der Gesellschaft, das sind jene Themen, die Carlsson als Hintergrund seines neuen Kriminalromans setzt und den Leser tief mit hineinnimmt in diese „Szenen“, die Auseinandersetzungen „bis aufs Messer“ (im wahrsten Sinne des Wortes) und all das, was unter dem Deckmantel des „ganz normalen Alltages“ bereits an Positionierungen stattfindet. Ein Soziologe wird erstochen aufgefunden. Und, vorweggesagt, das wird nicht das letzte Todesopfer der radikal-strategischen Hintergründe bleiben. Einer, der eine Interviewreihe vor einiger Zeit als Grundlage für sein Forschungsprojekt gestartet hat. Der das Vertrauen vor allem linker Extremisten gewonnen hat, nicht zuletzt, weil er selber zu Zeiten einmal Teil dieser Szene war. Soweit kommt Leo Junker mit seinen Ermittlungen, bevor er genötigt wird, den Fall an die Staatspolizei abzugeben. Und eigentlich könnte Junker es nun gut sein lassen. Der nach einem traumatischen Erlebnis gerade erst wieder im Dienst ist. Der seine Tabletten dringender benötigt, als neue Probleme auf der Dienststelle. Doch in Junker selbst ist es einfach nicht genauso trist, wie um ihn herum. Sein Büro mag geleert wirken, sein Besucherstuhl der unbequemste aller Orte und Zeiten sein, sein Verhalten unwirtlich und unnahbar, doch das alles sollte seine Vorgesetzten, Kollegen und Gegner nicht darüber hinwegtäuschen, dass einer wie er stetig und beständig an jenen Dingen „dranbleibt“, die ihm auf irgendeine ihm selbst kaum ergründliche Art und Weise nahegehen. Und so taucht Junker ein in diesen Sumpf des sogenannten politischen Kampfes, der vermummten Steinewerfer, der glatten und gelackt wirkenden rechten Extremisten, der „neuen Normalität“ von Nationalismus, Fremdenhass und Konsens-Unfähigkeit, die sich auch in Schweden bereits bei Wahlen niedergeschlagen hat. Und je mehr er in den Interviews des Soziologen gräbt, desto klarer wird ihm, dass er auf der Spur eines geplanten Attentates ist. Doch wer ist Täter und wer ist Opfer? Welche Seite zieht welche Fäden und warum? Fragen, denen auch der Leser bis zum Ende des Romans nachgehen wird. Es ist dabei gerade die Mischung zwischen äußerer Tristesse und innerem „noch nicht ausgebrannt sein“ seines Ermittlers Junker, in der Carlsson ein Bild der Gegenwart über die konkrete Person hinaus lebendig werden lässt. In unruhigen Zeiten, in der alte Ressentiments auf eine Sprachlosigkeit der etablierten Politik trifft, in der längst vergessen geglaubte, intolerante Strömungen reißendes Oberwasser gewinnen und es vorbei mit aller „Gemütlichkeit“ in den Gesellschaften des Westens ist, ist Junker ein Synonym für jene Haltung, die nur fast besiegt nicht bereit ist, ganz aufzugeben, sich einfach in die bequemen Ausreden hinein gehen zu lassen. „„Durch unseren Kampf formen wir die Zukunft unserer Kinder“. Diese Worte klangen gefährlich, giftig. Und wichtig“. Martialische Reden von der „Nation“, der „Überfremdung“, der Renaissance alter, kriegerischer, brutaler Ideen jener „Aktivisten im Schwedischen Widerstand“, die in die Mitte der Gesellschaft drängen. Auf neue, nach außen glattgebügelte Art und Weise. Und dabei junge Menschen versuchen, zu formen, Freunde gegeneinander aufbringen und vor Gewalt nicht zurückschrecken. Wie auch die „Gegner“ zu allem bereit zu sein scheinen. Präzise, klar in der Sprache, düster in der Atmosphäre, ohne vorgefertigte Antworten macht sich Carlsson auf Spurensuche in der Gegenwart und führt den Leser mit hinein dahin, wo es brodelt und gefährlich ist und weiter werden wird.

Lesen Sie weiter

Leo's 2. Fall

Von: Mordsbuch

22.02.2016

Nach „Schmutziger Schnee“ ist „Der Turm der toten Seelen“ das zweite Buch in der Reihe, mit dem Polizisten Leo Junker. Leo, der bei einem Einsatz mehrere Menschen erschossen hat, kämpfte sich nach der Suspendierung zurück in den aktiven Dienst. Doch die Schuldgefühle bleibe, seine Psyche leidet darunter und seine Tablettenabhängigkeit setzt dem ganzen noch dir Krone auf . In diesem Fall muss er den Mord an einem Soziologen aufklären. In eine Seitenstraße wird der Soziologe, Thomas Heber, erstochen aufgefunden. Heber der sich vor seiner Ermordung, aufgrund eines Forschungsprojekts, mit rechten und auch linken Randgruppen der Politik beschäftigte, scheint sich damit nicht nur Freunde gemacht zu haben. Warum wurde er ermordet? Kam er an Info's die nicht für seine Ohren bestimmt waren, und die auf keinen Fall bekannt werden sollten? Wer hat durch die Informationen am meisten zu befürchten? Nachdem Leo und sein Team es endlich schaffen etwas Licht ins Dunkle zu bringen, werden sie vom Fall abgezogen und der schwedische Geheimdienst übernimmt die Ermittlungen. Aber Leo gibt nicht so einfach auf, denn er vermutet, dass in diesem Fall einiges vertuscht werden soll. Und so ermittelt er weiter, privat natürlich. Wird er aufdecken, was es mit diesem Fall auf sich hat? Ich finde Christoffer Carlsson ist im zweiten Band seinem Stil treu geblieben. Diesmal geht es um das politische Zeitgeschehen, welches er gut recherchiert hat. Auch die Geschichte zu Leo Junker kommt nicht zu kurz, und man erfährt noch mehr aus seinem Privatleben. Ich finde auch den zweiten Teil wieder spannend, vom Anfang bis zum Ende. Finde aber man sollte den ersten Teil gelesen haben, um die Hintergründe zu verstehen. Fazit: Spannende Geschichte zum aktuellen Zeitgeschehen. Kann es nur empfehlen und hoffe auf eine Fortsetzung.

Lesen Sie weiter

Der von der Kritik hochgelobte und für sein Erstlingswerk „Der Turm der toten Seelen“ 2013 mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnete Autor Christoffer Carlsson ist vom Fach. Als promovierter Kriminologe weiß er, wovon er schreibt und hat eine eher kühl wissenschaftliche, klar strukturierte Herangehensweise an die Verbrechen und deren Ursachen, die er seine Täter begehen lässt. „Schmutziger Schnee“ ist nach „Der Turm der toten Seelen“ der zweite Band der Reihe, in der der Polizist Leo Junker ermittelt. Junker ist nicht der strahlende Held, der toughe Superman im Dienste der Polizei, wie wir es so oft aus anderen Kriminalromanen kennen. Er ist psychisch angeschlagen, nachdem er im Einsatz einen Menschen erschossen hat, und diese Schuldgefühle quälen ihn auch nach Beendigung seiner Suspendierung und der Rückkehr in den aktiven Dienst noch immer. Es ist der Abend vor Lucia, dem schwedischen Lichterfest, als in einer dunklen Seitenstraße ein Mann erstochen aufgefunden wird. Einziger Zeuge ist ein sechsjähriger Junge, der vom Fenster aus den Tathergang beobachtet hat. Leo Junker und seine Kollegen ermitteln. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Opfer um den Soziologen Thomas Heber handelt, der sich im Rahmen eines Forschungsprojektes mit politischen Randgruppen beschäftigt hat. Seine zahlreichen Interviewpartner gehören sowohl dem linken als auch dem rechten Spektrum an. Aber wer hat ein Interesse daran, den Wissenschaftler zu ermorden? Ist er im Rahmen seiner Nachforschungen auf etwas Brisantes gestoßen, das nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf? Die Vermutung liegt nahe, denn der schwedische Geheimdienst schaltet sich ein und übernimmt die Ermittlungen. Leo Junker und seine Kollegen werden von dem Mordfall abgezogen, was ihn aber nicht daran hindert, den Mordfall auf eigenen Faust weiterzuverfolgen. Obwohl Carlsson seinen Thriller genretypisch mit einem Mordfall beginnt, ist bereits nach wenigen Seiten klar, dass er nicht den bekannten Mustern folgt. Er entwickelt seine Geschichte sehr langsam und detailliert, führt nach und nach eine Vielzahl von Personen ein, blendet in deren Vergangenheit zurück, lässt uns deren Dialogen lauschen, ehe er wieder bei den Ereignissen der Gegenwart landet. Das ist stellenweise anstrengend zu lesen, eröffnet er dadurch doch sehr viele Einzelschauplätze. Am Ende führt er diese jedoch in gekonnter Weise zusammen, und man erkennt im Rückblick deren Berechtigung und die ihnen innewohnende Logik, die schlussendlich zu dem Verbrechen führt. Offenbar ist die Leo Junker-Reihe auf vier Bände angelegt – wir dürfen gespannt sein!

Lesen Sie weiter

Mit gerade mal Anfang 30 zählt Leo Junker eigentlich fast noch zum Nachwuchs der schwedischen Polizei, hat aber bereits eine äußerst turbulente Karriere vorzuweisen: aufgewachsen im sozialen Brennpunkt Stockholms legte Leo zunächst einen steilen beruflichen Aufstieg bis zum internen Ermittler hin, bis dieser von einem grandios gescheiterten Undercover-Einsatz jäh gestoppt wurde und der junge Polizist nach einer Suspendierung schon vor den Scherben seines Lebens stand. Nun scheint Junker aber wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein und darf nach einem fast im Alleingang gelösten Mordfall wieder auf vollständige Rückkehr in den Dienst hoffen, vor der aber noch eine ernstzunehmende Bewährungsprobe auf den Ermittler wartet: So muss er nicht nur den Mord an einem Soziologen aufklären, sondern auch seinen Medikamentenkonsum in den Griff bekommen, um wieder für voll diensttauglich erklärt werden zu können. Es spricht also vieles dafür, dass Christoffer Carlssons Protagonist nach „Der Turm der toten Seelen“ auch in der Fortsetzung „Schmutziger Schnee“ alles andere als leichtes Spiel hat. Bei diesem zweiten Band handelt es sich zwar um einen eigenständigen Fall, allerdings empfiehlt sich durchaus die vorherige Lektüre des Auftaktromans der Reihe, da im Verlauf der Geschichte doch immer wieder auf die bewegte Vergangenheit von Leo Junker eingegangen wird und der Autor dabei auf ausführlichere Erklärungen bzw. Zusammenfassungen meist verzichtet. Seinem Stil bleibt Christoffer Carlsson aber treu und schildert die zweite Mordermittlung seines Schützlings in gewohnt schnörkelloser, grundsätzlich aber etwas eigenwilliger Manier. So springt die Handlung auch in diesem Band wieder ohne große Ankündigung in der Zeit vor und zurück, was die Orientierung gerade in der ersten Romanhälfte nicht immer ganz einfach macht – neben dem erneut eher gemächlichen Erzähltempo einer der Hauptgründe dafür, dass die Geschichte zunächst recht schleppend in die Gänge kommt. Zudem erscheint der Fall anfangs eher unspektakulär und es benötigt schon das Eingreifen des nationalen Nachrichtendienstes Säpo – ein in schwedischen Krimis immer gerne genommenes Element zum Aufziehen einer politischen Verschwörung – um ein erstes Mal an der Spannungsschraube zu drehen. Mit dieser Entwicklung wird dann auch erstmals ersichtlich, warum Christoffer Carlsson von Presse und Verlag der Vergleich mit Schwedens Schriftsteller-Legende Stieg Larsson „aufgezwungen“ wird, denn gerade in der zweiten Buchhälfte erinnert die Story aufgrund der gesellschaftspolitischen Verwicklungen schon ein wenig an die Bände 2 und 3 der Millennium-Reihe – ohne jedoch über den Trumpf von so vielschichtigen Charakteren wie Lisbeth Salander oder Mikael Blomkvist zu verfügen. Denn im Vergleich zum ersten Leo-Junker-Band „Der Turm der toten Seelen“, wo gerade die Vergangenheit des Protagonisten einen bedeutenden Teil der Handlung einnahm, bleibt der trotz seines noch recht jungen Alters bereits arg gebeutelte Ermittler in der Fortsetzung ein wenig blass – zwar wird hin und wieder sein Privatleben sowie das ein oder andere Detail aus dem Vorgänger angerissen, wirklich handlungsrelevant sind diese Passagen aber nicht. Auch wenn „Schmutziger Schnee“ für mich in der Charakterzeichnung hinter dem ersten Band zurückbleibt so konnte mich auch Leo Junkers zweiter Fall insgesamt wieder packen, weil Carlsson an eine große Stärke des Vorgängers anknüpfen kann: das starke Setting. Während in „Der Turm der toten Seelen“ noch Junkers Heimat Salem, sozialer Brennpunkt Stockholms und Schauplatz von Drogenmissbrauch, Mobbing, Gewalt und Depression, im Mittelpunkt stand, nimmt sich der Autor nun die gesellschaftspolitische Situation Schwedens vor und geht vor allem auf die radikalen Gruppierungen des Landes ein und erneut zeichnet Carlsson ein erschütterndes Bild der schwedischen Gesellschaft, das immer mehr von Fremdenhass und einer erschreckend hohen Gewaltbereitschaft geprägt wird – gerade in Zeiten der Flüchtlingsdebatte ein Thema mit hoher Brisanz und Aktualität. Diese sehr kritische Sozialstudie in Verbindung mit einem solide konstruierten Kriminalfall macht auch den zweiten Leo-Junker-Krimi lesenswert, auch wenn „Schmutziger Schnee“ für mein Empfinden letztlich nicht ganz an den Auftaktband anknüpfen kann.

Lesen Sie weiter
Von: Martina Schuster

05.01.2016

Voller Ungeduld habe ich auf den neuen Carlsson gewartet und wurde nicht enttäuscht. Und angesichts der jetzigen Situation (Flüchtlinge, Rechtsextremismus) ist der Thriller von Carlsson visionär. Dass sich die "Rechten" der gleichen Parolen bedienen wie der linke Flügel, und somit einen Großteil der Bevölkerung auf ihre Seite ziehen (siehe Frankreich), regt zum Nachdenken an. (...)

Lesen Sie weiter

Fabula - Familienbuchladen

Von: Sabine Bache aus Panketal

02.11.2015

Man könnte meinen, dass im „beschaulichen“ Schweden außer wenigen Kleinigkeiten alles in Ordnung sei. Dass dem nicht immer so ist, zeigt dieses hervorragend geschriebene Buch. Der Schnee deckt nicht immer alles zu, und was er verdeckt hat, kommt irgendwann wieder zum Vorschein. Wenigstens darauf kann man sich verlassen. Ein ziemlich beeindruckendes Buch von einem noch so jungen Autor, dass verspricht mehr, mehr als eine gute Lektüre in dunkler (Jahres-)Zeit.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.