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Rezensionen zu
Ein Jahr auf dem Land

Anna Quindlen

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Anna Quindlen erzählt in „Ein Jahr auf dem Land“ von einer faden Selbstfindung „Was ihr in New York leger und praktisch vorgekommen war, wirkte hier so hochherrschaftlich wie ein Ballkleid. Als sie wegen der Uhr und den Kabeln im Walmart war, hatte sie sich zwei billige Jeans gekauft, außerdem Latzhosen, einen Sechserpack Männer-T-Shirts und ein Paar Wanderschuhe. Die meisten Kosmetika, die sie aus der Stadt mitgebracht hatte, waren inzwischen aufgebraucht, und sie verwendete jetzt eine Gesichtscreme, die sie im Supermarkt gefunden hatte. In den Spiegel schaute sie so gut wie nie.“ Die Flucht auf das Land in ein in jeder Hinsicht Aufsichgeworfensein hat in der Literatur immer Saison. Der ergiebige Stoff erlebt in Neuauflagen oder Verfilmungen der Klassiker von Thoreau und Haushofer eine Renaissance und inspiriert aktuelle Autoren. So teilen Erwin Uhrmanns dystopischer Roman „Ich bin die Zukunft“ wie auch Doris Knechts Rückzug in den „Wald“ das innere Bedürfnis nach Distanz, während das drängende Äußere sich in Qualität und Quantität unterscheiden. Uhrmanns Held kämpft gegen die globale ökologische Katastrophe. Die finanziellen Schwierigkeiten von Knechts Protagonistin münden in einer persönlichen Midlife-Crisis. Ganz ähnlich erscheint laut Klappentext der Plot in Anna Quindlens neuem Roman. In „Ein Jahr auf dem Land“ verlässt eine Frau nach Scheidung und beruflichem Stillstand die Stadt, um in einem abgelegenen Häuschen zurecht zu kommen. Ob der 2014 im amerikanischen Original unter dem Titel „Still Life with Bread Crumbs“ erschienene Roman noch weitere Parallelen aufweist, interessierte mich, so daß ich trotz des Blurbs „Dieses Buch macht Mut!“ mit dem Lesen begann. Schon nach wenigen Seiten erkannte ich den Irrtum. Doris Knechts „Wald“ hat nichts mit Quindlens Geschichte zu tun, welche wiederrum eher müd’ als Mut macht. Auf die Handlung eines langweiligen Buchs ausführlich einzugehen, wäre nicht nur noch langweiliger, sondern würde eventuellen Lesern jeden Grund für eine Geldausgabe verleiden. Deshalb nur so viel. Die 60jährige Rebecca, New Yorkerin und Künstlerin in der Schaffenskrise, lässt allen Trouble hinter sich, vermietet ihre Stadtwohnung für viel Geld und sucht sich in der Provinz ein Haus für wenig. Weit weg wohnt sie nicht, weder von ihren Eltern, die sie pflichtbewußt besucht, noch von der Zivilisation. Quindlens Heldin ist nie auf sich allein gestellt. Den rumorenden Waschbär im Gebälk entsorgt der Dachdecker, den Hunger am Morgen versorgt Sarah und den Rest der nahe gelegene Walmart. Soviel Autarkie war selten. Die Zeitersparnis nutzt die Fotokünstlerin für Spaziergänge, auf denen sie seltsame Dinge entdeckt und ablichtet. Doch auch diese Kreuze und Beigaben mitten im Wald hinterfragt sie genau so wenig wie sich selbst. Gelegenheit hätte sie genug, denn Sarah betreibt nicht nur das „Tee für zwei“ sondern auch die mündliche Nachrichtenbörse. Mit Jim, dem Dachdecker hätte Rebecca auf dem Hochsitz ausreichend Zeit über die seltsamen Waldbestattungen zu sprechen. Doch nichts da, der Leser wartet vergebens auf Rebeccas Initiative, während alles kommt, wie es kommen muss. So bleibt das Beste am Buch das Foto auf dem Schutzumschlag. Neben dem kitschigen Originalcover wirkt das der deutschen Ausgabe herbstlich dekorativ. Drei rotbackige Äpfel und ein halbierter, dazu ein aufgeklapptes Taschenmesser auf rustikalem Holz. Doch hat Rebecca überhaupt Äpfel gegessen? Es gab Scones von Sarah, Lasagne aus der Pizzeria und die Eier mit Speck hat Jim gebraten. Selbst Äpfel mit dem Messer schneiden, undenkbar für die Fotografin, die auch in ihrem Metier nur wenig firm zu sein scheint. Doch egal, „Ein Jahr auf dem Land“ ist ein ausgezeichneter Roman für Frauen, die Marmeladenrezepte studieren und dann doch in den Supermarkt gehen. Alle anderen lesen besser Doris Knecht oder Erwin Uhrmann.

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