Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Ein Jahr auf dem Land

Anna Quindlen

(12)
(8)
(6)
(1)
(1)
€ 10,00 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Mit dem Anfang der Geschichte habe ich mich doch recht schwer getan, was vor allem am Erzähl- und Schreibstil lag. Der Roman ließ sich zwar von Beginn an recht flüssig lesen, was mich aber gestört hat, waren die übermäßig vielen Rück- und Ausblicke und die inflationäre Verwendung der Phrase "Aber das kam später". Es muss zwar nicht alles immer chronologisch erzählt werden, aber bei Ein Jahr auf dem Land hatte ich teilweise das Gefühl, ein ziemliches Durcheinander vor mir zu haben und habe manchmal erst nach ein paar Seiten gemerkt, dass ich momentan nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft oder Vergangenheit bin. Auch mit der Protagonistin Rebecca hatte ich so meine Probleme, denn sie war für mich irgendwie nicht wirklich greifbar, was nicht nur daran liegt, dass sie mit 60 verhältnismäßig alt ist. Nach meinem Empfinden habe ich nicht wirklich viel über sie und vor allem ihr Innenleben erfahren, sondern nur Oberflächlichkeiten und dass sie nach einem halbwegs luxuriösen Leben nun ständig rechnen muss und knapp bei Kasse ist. Generell betrachtet Quindlen ihre Charaktere aus einer gewissen Distanz, was einfach nicht meinen Geschmack trifft, weil ich so das Gefühl habe, sie lediglich von Weitem zu beobachten und nicht wirklich an ihrem Leben teilzuhaben. Originell, wobei jedoch etwas holprig, sind die verschiedenen Kapitel des Romans gegliedert. Teilweise geben sie kurze Zeitungsartikel wieder oder beschäftigen sich nicht mit der Protagonistin Rebecca, sondern auch mit anderen Figuren, zum Beispiel ihrem Sohn Ben oder dem Dachdecker Jim Bates. Das ist durchaus interessant, stört aber für mich auch den Lesefluss und lässt den Text stellenweise inkohärent wirken, da mir ab und zu die Zusammenhänge und Übergänge fehlen. Auch habe ich angesichts des Titel etwas anderes vom Landleben erwartet. Rebecca zieht für ein Jahr aus New York weg und in eine Kleinstadt, die auf mich nicht besonders ländlich wirkt. Das kann aber daran liegen, dass ich selbst auf dem Land und in einem ziemlich kleinen Dorf aufgewachsen bin. Wenn man aus einer Millionenstadt wie New York kommt, erscheint vermutlich Leipzig mit seinen um die 500.000 Einwohnern schon beinahe ländlich :D Ich jedenfalls hatte irgendwie detailliertere Landschaftsbeschreibungen, Kühe, Apfelkuchen im Herbst und generell eine andere Idylle erwartet. Für die Protagonistin ist jedoch die Kleinstadt schon eine derartige Veränderung, dass sie ihr Leben von grundauf umkrempelt und nun auch Wert auf andere Dinge legt. Diese Veränderung hat mir schon sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie sehr unsere Umgebung uns beeinflusst und dass es sich manchmal lohnt, seinen Horizont zu erweitern und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Diese neuen Eindrücke inspirieren Rebecca nicht nur in Bezug auf ihre Arbeit als Fotografin, sondern geben ihr auch den Mut, sich auf eine neue Liebe einzulassen, die sie in dem deutlich jüngeren Dachdecker Jim findet. Das ist durchaus romantisch, auch wenn die Beziehung zwischen den beiden mir auch nicht besonders glaubwürdig und irgendwie eher zweckmäßig erschien. Das Ende von Ein Jahr auf dem Land ist dann ein typisches Happy End. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass Rebecca endlich ihre Bestimmung findet und auch die anderen Personen glücklich ihrer Wege gehen. Ein schöner Abschluss des Romans, der mich dann doch noch berührt hat, obwohl mir die Geschichte insgesamt ziemlich distanziert und gewöhnlich erschien. Mein Fazit: Ein Jahr auf dem Land von Anna Quindlen transportiert eine schöne Botschaft, nämlich, dass es sich auch mit fortschreitendem Alter noch lohnt, aus seinem gewohnten Trott auszubrechen und sich für Neues zu öffnen. Die Grundidee hat mir wirklich gut gefallen, nur die Umsetzung traf leider nicht ganz meinen Geschmack. Zu den Personen konnte ich keinen wirklich Bezug herstellen und auch hatte ich von Anfang an einfach eine völlig andere Vorstellung von einem Roman, der Ein Jahr auf dem Land heißt. Auch der Schreibstil ist eher gewöhnungsbedürftig, die vielen Rück- und Ausblicke haben den Lesefluss gestört und die kurzen, auch auf andere Personen Bezug nehmenden Kapitel wirkten manchmal deplatziert und überflüssig. Dennoch möchte ich mich beim DVA Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken, denn die wirklich schöne Botschaft und das Ende der Geschichte haben mich wirklich erreicht.

Lesen Sie weiter

Als ich “Ein Jahr auf dem Land” das erste Mal gesehen habe, ist mir sofort dieses wunderschöne Cover aufgefallen und als ich den Klappentext gelesen habe, war es klar – das Buch möchte ich lesen und habe mich riesig gefreut, als es vor ein paar Tagen bei mir einzog. Leider wurde ich sehr enttäuscht, vielleicht auch weil ich mir nach dem Lesen der Inhaltsangabe etwas komplett anderes vorgestellt habe. In den Grundzügen ist es eine sehr interessante und informative Geschichte rund um die Fotografin Rebecca, nur habe ich mich mit den Zeitsprüngen und dem Schreibstil von Anna Quindlen nicht anfreunden können. Zeitweise verfing mir leider auch die Lust weiterzulesen, doch ich habe mich durchgekämpft und das Buch beendet.

Lesen Sie weiter

Wenn man sich das Cover und den Klappentext anschaut, beschleicht einen das Gefühl, vielleicht zu etwas seichter Lektüre gegriffen zu haben. Doch der Roman lässt sich zwar flott lesen, verliert dabei aber nie den literarischen Anspruch und bietet nebenbei auch einigen Stoff zum Nachdenken. Für mich ist Ein Jahr auf dem Land das perfekte Sommerbuch. In Amerika ist Ein Jahr auf dem Land unter dem Titel Still life with bread crumbs erschienen und hat bei Kritik und Publikum gleichermaßen für Furore gesorgt – eine viertel Million Mal wurde das Buch verkauft. Ein Blick auf den Klappentext verrät, dass es um Rebecca Winter geht, einer in die Jahre gekommenen Frau, die plötzlich und gezwungenermaßen vor einem Wendepunkt im Leben steht. Von ihrem Mann hat sie sich scheiden lassen, ihr erwachsener Sohn lebt sein eigenes Leben und ihre großen Erfolge als Künstlerin liegen schon lange hinter ihr. Die Tantiemen werden immer geringer und das Ersparte rinnt ihr durch die Finger. Ihr Apartment in New York kann sie irgendwann nicht mehr finanzieren, aber trennen möchte sie sich noch nicht von diesem Leben, das einen so wichtigen Teil ihrer Identität ausmacht. Stattdessen vermietet sie ihre Wohnung unter und zieht in ein leicht ramponiertes und vor allen Dingen günstiges Häuschen fernab der Stadt. Was als unfreiwillige Auszeit vom wirklichen Leben beginnt, nimmt plötzlich eine Entwicklung, die sich Rebecca Winter vorher nie hätte erträumen können. Sie verlässt die alten, ausgetretenen Pfade und findet den Mut, neue Wege zu gehen. Auf diesen Wegen begegnet ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch längst verloren geglaubte Inspiration. Als Rebecca Winter aus ihrem alten Leben aussteigen muss, ist sie beinahe sechzig Jahre alt. Ihren größten künstlerischen Erfolg hat sie als junge Frau gefeiert: Stillleben mit Brotkrümeln sorgte für ihren Durchbruch. Darüber war sie selbst am meisten überrascht: ihr Mann war ein Bilderbuchmacho, der seine Frau nach durchfeierten Nächten gerne mit dem Geschirr in der Küche allein zurückgelassen hat. Einen solchen Geschirrstapel hat Rebecca – völlig erschöpft und nach einer durchfeierten Nacht – in der Küche fotografiert. Es war ein spontaner Schnappschuss, auch wenn ihr das niemand glauben möchte. Ein Schnappschuss frei von jeglicher Inszenierung. Sie wird mit dem Foto berühmt, auch wenn sich ihre Kritiker um die tiefere Bedeutung der Komposition streiten: ist die Aufnahme als feministisches Statement zu interpretieren oder doch eher als flämische Komposition? Unsere heutigen Lebensstrukturen – es passiert immer seltener, dass man jahrelang denselben Beruf ausübt und auch Scheidungen und Trennungen nehmen zu – bedingen es, dass man gezwungen ist, sich immer wieder neu zu erfinden. Auch Rebecca Winter gerät in diese (finanziell bedingte) Zwangslage, aus der heraus sie in ein neues Leben starten muss. Plötzlich ist sie für ihr Leben ganz allein verantwortlich, nichts wird ihr mehr abgenommen und in dem baufälligen Häuschen ist so einiges zu tun. Doch es gelingt ihr, die neuen Umstände nicht nur anzunehmen, sondern in etwas Positives umzuwandeln: sie fängt plötzlich wieder an zu arbeiten, trifft einen Mann, den sie anziehend findet und legt sich einen zotteligen Vierbeiner zu. Stück für Stick richtet sie sich in diesem unbekannten Leben ein und wandelt ein bitteres Ende in einen verheißungsvollen Neuanfang um. Anna Quindlen erzählt in Ein Jahr auf dem Land die Geschichte eines Neuanfangs, sie erzählt von einer Selbstfindungsreise, von einer Befreiungsgeschichte. Und sie erzählt eine Liebesgeschichte, natürlich mit Happy End. Das hört sich möglicherweise alles kitschig an und vielleicht ist es das sogar – ein ganz klein wenig – und dennoch ist dieses Buch mehr als eine leichte und unterhaltsame Lektüre. Es ist ein Buch, das einen nachdenken lässt über die Ausrichtung des eigenen Lebens und es ist ein Buch, das die Angst davor nimmt, dass Dinge manchmal auch zu Ende gehen können. Das, was danach kommt, ist vielleicht sowieso viel besser, viel erfüllter, viel mehr das, was man sich immer gewünscht hat. Anna Quindlen macht Lust auf Neuanfänge und macht Mut, sich zu trauen und auch mal etwas zu wagen. Es mag kitschig klingen, doch eigentlich kann man nur gewinnen, wenn man sich traut, ausgetretene Pfade auch mal zu verlassen. Ein Jahr auf dem Land ist leicht, unterhaltsam, flott zu lesen und zwischendrin auch noch recht witzig – es ist gleichsam aber auch eine berührende und mutmachende Lektüre, die nie den literarischen Anspruch verliert. Für mich sind das die idealen Bestandteile eines wunderbaren Sommerbuchs.

Lesen Sie weiter

Rebecca war eine gefeierte Fotografin die mit „Stillleben mit Brotkrümeln” jahrelang einen kommerziellen Erfolg erzielte, der ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichte. Dabei war es keineswegs ein durchkomponiertes und geplantes Foto, sie hatte lediglich das Geschirr fotografiert, das sich nach einer unerwarteten Feier in ihrer Küche stapelte. Sie hielt nichts davon, Gegebenheiten zu verändern, etwas mehr dorthin oder hierhin zu rücken, bevor sie auf den Auslöser drückt. Sie bevorzugt die Realität, wie sie sich zeigt. Als sie 60 wird, versiegt der Strom der Einnahmen und sie zieht auf’s Land um Geld zu sparen. Ihre Ehe war bereits vor vielen Jahren gescheitert, ihr Sohn mehr oder weniger erfolgreich beim Film und ihre betagten Eltern pflegerisch untergebracht. All das musste sie mitfinanzieren. So landet sie in einem kleinen Häuschen auf dem Land, bei dem die Idylle sich rasch als doch sehr fehlerbehaftet herausstellt. Sie hat keine Übung mit Leere und Stille und findet sich nur schwer zurecht. Ein Waschbär, der auf ihrem Dachboden haust, beschert ihr die Bekanntschaft von Jim, dem örtlichen Dachdecker. Er ist immer mehr von dieser zurückgezogenen Frau fasziniert und versucht Gelegenheiten zu schaffen um Zeit mit ihr verbringen zu können. Rebecca dagegen hat immer die Zahlen ihres zu geringen Einkommens im Kopf und ist froh um jede noch so kleine Einkommensquelle durch ihre Bilder. Sie streift viel im Land umher und macht Bilder von Dingen, bei denen sie das Gefühl hat, dass es genauso stimmt wie sie es abbildet. Der Roman gleitet scheinbar mühelos dahin. Wir begleiten Rebecca auf einer Häutung von ihrem alten Leben und der Suche nach einem neuen. Anna Quindlen hat einen messerscharfen Blick auf die Feinheiten des Lebens und ihre Schilderungen treffen oft so genau zu, dass es fast weh tut. Das Buch hat keinerlei Längen, Wörter zuviel oder ablenkende Nebengeschichten. Ein dichtes Portrait einer Frau die lernt mit 60 nochmal neu anzufangen. Mich hat der Roman von der ersten Seite an in Bann gezogen und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!

Lesen Sie weiter

... und vielleicht der Grund dafür, dass das Buch und ich nicht warm miteinander wurden... Spätmittelalterliche Fotografin, die bisher von den Tantiemen EINES Fotos gelebt hat (wie geht das eigentlich? Dazu kenne ich mich in dem Thema Fotografie zu wenig aus…), stellt fest, dass dies nun nicht mehr geht. Nach dem Fortgang des Buches zu urteilen, muss ihr Name im Land mehr als bekannt sein, wenn sie in dem kleinen Dorf sofort erkannt wird. Was macht sie? Statt sich auf ihren bekannten Namen zu besinnen und das Marketing anzukurbeln? Sie zieht aufs Land. Weder Rebecca, noch Jim, noch die wenigen anderen Dorfbewohner sind mir wirklich näher gekommen. Die Landschaft mochte ich, sie war gut beschrieben. Ansonsten sind die Sätze kurz, manchmal schon abgehackt. Oft musste ich innerhalb weniger Zeilen komplett umschalten, weil die Autorin plötzlich ganz woanders weitererzählte. Der teilweise schräge und trockene Humor Rebeccas haben mich zwischendurch etwas mit dem Buch versöhnt. Den Grundtenor, dass es immer weiter geht und man nie zu alt für etwas Neues ist, fand ich gut und wichtig. Ich hatte mich sehr auf und über das Buch gefreut, jedoch habe ich dieses Mal beim Lesen keinen Draht dazu gefunden und mich oft mehr oder weniger von Seite zu Seite gequält, besonders der Anfang war zäh. Aber ich werde dem Buch definitiv ein dauerhaftes Zuhause geben und nehme mir vor, es noch einmal zu lesen. Vielleicht war ich ja in einer falschen Stimmung für das Buch.

Lesen Sie weiter

Ihre Karriere als Fotografin – längst über den Zenit hinaus. Ihre Ehe – geschieden. Ihr einziger Sohn – ist inzwischen aus dem Haus und steht auf eigenen Beinen. Für Rebecca Winter ist mit Anfang 60 klar: irgendwas muss sich ändern. Jahrelang konnte sie von den Einkünften eines sehr gelungenen Schnappschusses leben, der landauf, landab als Kunstdruck in zahlreichen Küchen und Wartezimmern hängt, aber allmählich versiegt auch diese Quelle und es ist Rebecca kaum noch möglich, die Stadtwohnung in Manhattan zu finanzieren. Die Lösung: raus aus der Metropole und ab aufs Land, zumindest mal für ein Jahr! Und genau hier steigt der Roman ein. Wir befinden uns irgendwo im US-Bundesstaat New York auf dem platten Land, inklusive lauschigem Dorfleben, kleinem Café, klatschfreudigen Bewohnern, Natur pur, und allem, was sonst noch so dazu gehört. Eigentlich wirklich nett – und genau da sind wir auch schon bei dem Problem angelangt, das ich mit diesem Roman hatte. Es war irgendwie alles „nett“: die Schilderung des Dorflebens, die Sprünge in die Vergangenheit, als Rebecca Winter noch „jemand war“, die einzelnen Charaktere und der Erzählstil der Autorin – alles sehr „nett“ und manchmal auch wirklich unterhaltsam. Aber eben nur manchmal. Obwohl ich diesen Roman durchaus nicht als schlecht bezeichnen würde und mir sogar sehr sicher bin, dass er viele Leserinnen glücklich machen wird, wurde ich nicht richtig warm damit. Ich kann nicht genau benennen, woran es gefehlt hat – der Funke ist einfach nicht übergesprungen, eine richtige Begeisterung für Handlung oder Figuren blieb bei mir aus. Dennoch finde ich, dass er eine schöne Geschichte transportiert, die mit einer wichtigen Botschaft verbunden ist: dass es nie zu spät ist, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und sich – in Teilen – von dem zu lösen, was einen bisher ausgemacht (und stellenweise vielleicht auch gehemmt) hat. Dass es sicher etwas Mut benötigt, an gewissen Schrauben im Leben zu drehen und über seinen Schatten zu springen, dass dieser Mut jedoch durchaus belohnt werden kann. Oder wie es im Verlagstext formuliert wird: der unfreiwillige Landaufenthalt ist für Rebecca Winter kein Spaziergang im Central Park – und doch beschert er ihr eine unverhoffte Liebe, neue Inspiration und den Mut, unbekannte Wege zu beschreiten... Vielen Dank an die DVA für das Rezensionsexemplar!

Lesen Sie weiter

Rebecca Winter ist die Hauptfigur in diesem Roman. Sie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben, denn sie ist geschieden und ihr erwachsener Sohn braucht sie nicht mehr. Dazu kommt Geldnot, denn die Zeiten, in denen sie von den Einkünften ihrer Arbeit als erfolgreiche Fotografin leben konnte, sind Vergangenheit. Sie kommt auf die Idee, ihr Appartement in New York zu vermieten und bezieht ein kleines Haus auf dem Land. Das Landleben beschert ihr eine unverhoffte Liebe, neue Inspiration und neuen Mut. Soweit die Zusammenfassung des Buches, wie man es dem Klappentext entnehmen kann. Klingt nach einer spannenden Geschichte, zumal ich solche Storys von Frauen, die auch im fortgeschrittenen Alter (Rebecca ist 60) neu anfangen, sehr mag. Doch leider wollte der Funke nicht übergesprungen. Zäh und langweilig waren die ersten 100 Seiten und nicht nur die. Irgendwie passiert da nicht viel. Ich hatte erwartet, dass es um das neue Landleben der Rebecca geht, aber Pustekuchen. Vielmehr wird lang und breit ihre Vergangenheit beschrieben, die gar nicht mal so spannend war. Rebecca stellt den Charakter einer verwöhnten Hausfrau dar, die sich nicht um Geld scheren musste und sonst eigentlich nicht viel erlebt hat. Nach der Scheidung und ausbleibendem Erfolg (weil sie sich um nichts kümmert) kommt sie in der Realität an. Und auch auf den weiteren Seiten passiert nichts. Außer das Rebecca mit dem örtlichen Dachdecker auf einem Hochsitz im Wald sitzt, Tiere beobachtet und fotografiert. Dann geht sie den halben Tag wandern oder guckt auf ihr Konto. Von Spannung keine Spur. Auch nicht von großen (oder kleinen) Gefühlen. Völlig anteilnahmslos verhält sie sich als ein Waschbär, der auf ihrem Dachboden lebt, getötet wird. In dieser Situation hat Rebecca nur ihre Kamera und das Fotografieren im Kopf. Gefühlskälter geht es nicht. Auch sonst kommt mir Rebecca sehr gefühltskalt rüber, interessiert sich weder für die Region noch für die Menschen um sie herum. Einzig mit der Inhaberin im örtlichen Cafe schließt sie eine Bekanntschaft. Es Freundschaft zu nennen, würde viel zu weit führen. Auch die Liebesbeziehung zum tierebeobachtenden Dachdecker hat mich nicht mitgenommen. Das Verhältnis von beiden ist völlig an der Realität vorbei. Bei aller künstlerischen Freiheit – so benimmt sich doch niemand. Beim Lesen dachte ich schon ich hätte etwas verpasst, weil das nicht zusammen passte. Hatte ich aber nicht. Habe extra das Kapitel nochmal durchgelesen. Auch weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie das Cover mit dem Inhalt übereinstimmen soll? Äpfel spielen in dem Buch gar keine Rolle. Stehen Sie sinnbildlich für einen Aufenthalt auf dem Lande? Schade, irgendwie hatte ich da mehr oder etwas anderes vorgestellt.

Lesen Sie weiter

Man erwartet Landlust, man bekommt mehr. Rebecca Winter ist Fotografin und erfolgreich-gewesen. Im Alter von 60 Lenzen sind ihre finanziellen Mittel aus ruhmreichen Tagen aufgebraucht. Zeit Bilanz zu ziehen, Neuorientierung ist notwendig. Als Fotografin ist sie erledigt-glaubt sie. „Die Währung einstigen Ruhms bringt mit der Zeit immer weniger Zinsen ein.“ Unwürdig erscheint es ihr, Verabredungen für Restaurant und Cafe aus Geldmangel abzulehnen oder Zeitmangel als Grund vorzutäuschen. In dieselbe Kategorie fallen Urlaubs- und Geburtstagseinladungen, die sie mit dem Verweis auf Terminschwierigkeiten ausschlägt. Keine Klagen, immer überwiegt die Ratio. Es wächst jene Idee für die Dauer eines Jahres ihre New Yorker Wohnung zu vermieten, um mit diesen Einnahmen sich ein einfacheres Wohnen auf dem Lande zu ermöglichen. Alter und Lebenssituation (sie ist geschieden-Ben ihr Sohn nicht mehr auf sie angewiesen) haben auch Vorteile. Sie ist unabhängig in ihren Entscheidungen, wenn man von den finanziellen Nöten mal absieht. Alles dreht sich um Neuanfang, um die Frage was bleibt, wenn vieles verloren ist. Ihr ist bewusst, dass das neue Leben auf dem Land kein Spaziergang werden wird. Die ländliche Idylle lässt sich nicht lumpen und zeigt gleich zu Beginn, das sie auch anders kann. Die ersten Nächte sind schlaflos. Jagende Nachbarn und lärmende Waschbären sind Nachtgestalten deren Bekanntschaft sie bisher nicht machte, auf die sie jedoch mit der ihr eigenen Besonnenheit reagiert. Rebecca ist eher Pragmatikerin als Romantikerin. Sie ist eigenständig, gewillt anzukommen. Nichts scheint wirklich mühsam zu sein. Es ist wie es ist. Ihre Tage sind durchstrukturiert. Die selbst auferlegte Ordnung gibt ihr Halt. Sie braucht einen Fahrplan um Sicherheit zu fühlen, erkennbare Routine im Alltag. Rebecca ist dort wo sie ist, das ist ihre große Stärke. Mit nahezu buddhistischer Gelassenheit nimmt sie die Höhen und Tiefen des Lebens an ohne sie zu bewerten. Sie erlebt sich weder als Berühmtheit noch als Versagerin. Sie ist Rebecca, sie lebt jetzt auf dem Land. Allein im Hier und Jetzt taucht sie in das Landleben ein, dass keineswegs so ereignislos ist wie es scheint. Seine Geheimnisse erschließen sich nur nicht auf den ersten Blick. Es gelingt Anna Quindlen im lockeren Plauderton den Alltag sichtbar zu machen, ohne alltäglich zu werden. Es ist ein ruhiger Fluss, unspektakulär, unaufgeregt, sachlich. Erst am Ende des Buches finden sich auch andere Töne. Ich persönlich mag ja ländlich geprägte Romane ganz gern. Man kann sich so schön wiederfinden. Ich wohne auch ländlich und nächtliche Schüsse sind keine Seltenheit. Das außer Rehen, auch mal Katzen oder Hunde getroffen werden, muss als Kollateralschaden gewertet werden. Waschbären lärmen hier nachts noch nicht, aber Marder können ebenso viel Krach machen, neben unermüdlich rasenmähenden Nachbarn am Tage. Quindlens Roman ist kurzweilig und unterhaltsam, auch wenn das reale Landleben manchmal spannendere Momente bereithält. Wie es ausgeht? Verrate ich natürlich nicht, wenn es sich auch erahnen lässt. Zur Autorin: Anna Quindlen, 1952 geboren, ist erfolgreiche Autorin von Romanen und Sachbüchern. Ihre Kolumnen in der New York Times erhielten 1992 den Pulitzer- Preis. Ein Jahr auf dem Land von Anna Quindlen, wurde übersetzt von Tanja Handels und erschien im Februar 2015 bei DVA (Verlagsgruppe Random House).

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.