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Rezensionen zu
Das Syndrom

John Scalzi

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Ausgehend von einer zunächst ziemlich überschaubaren Mordermittlung gelingt es John Scalzi in "Das Syndrom", eine gleichermaßen durchdachte wie erschreckende Zukunftsvision zu offerieren, in der das Haden-Syndrom das Leben der Menschheit nachhaltig verändert und beeinflusst hat. Während der Kriminalfall selbst in durchaus obligatorischen Bahnen verläuft, ist hingegen das Worldbuilding außerordentlich faszinierend und gelungen. Der vielschichtig ausgearbeitete Protagonist und die gesellschaftskritischen Seitenhiebe runden das ohnehin überzeugende Gesamtwerk gekonnt ab.

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Erinnert ihr euch an Schmetterling und Taucherglocke? An das Locked-In-Syndrom? Stellt euch vor, ein Grippevirus sperrt die Bewusstseine eines signifikanten Anteils der Menschheit in ihre Körper, sodass sie sich nicht mehr bewegen können. Wenn das genügend wichtige Leute betrifft, wird auch etwas dagegen gemacht. In Scalzis Version wird den eingesperrten Menschen, die Haden genannt werden, ein Roboter zur Verfügung gestellt, den sie anstatt ihres eigenes Körpers verwenden, um Teil der Gesellschaft zu sein. Chris ist ein Haden und fängt beim FBI an. Scalzi baut ein spannendes Science-Fiction-Szenario und lässt darin einen klassischen Krimi spielen Mit Mord und Komplott und Verschwörung. Samt Partnerin, die ihn auf Trab hält. Nur eben ein Stückchen in der Zukunft. Ich lese Krimis nicht so häufig. Und wenn, dann nicht des Krimis, sondern des Settings wegen. Wie bei William Shaw, dessen Bücher in den 1960ern in London spielen. Bei bei Lauren Beukes, deren Realität immer noch ein gewisses Extra haben. Bei Scalzi ist es genauso. Und dazu kommt, dass Scalzi sehr unterhaltsam, sehr filmisch erzählt: Schnelle Schnitte, gute Dialoge und eine gut verfilmbare Story. Ich habe den Roman in zwei Zugfahren runtergelesen und hatte meinen Spaß dabei, auch wenn es mir manchmal zu viele Namen und Personen auf einmal waren. Zeitweise war ich verwirrt, wer nun wer ist. Und eine Sache, die Scalzi sich hätte sparen können: Bevor der Roman beginnt, findet man sowas wie einen Wikipedia-Eintrag, der die ganze Sache mit dem Locked-In-Syndrom und den Robotern erklärt. Das bräuchte er nicht. Innerhalb der ersten Seiten der Geschichte versteht man sowieso, wo wir uns befinden und worum es geht. Der Lexikoneintrag macht den Leser dümmer, als er ist. Schade drum. Die größten Sachen, die mich stören, betreffen aber nicht Scalzi, sondern die deutsche Umsetzung: Das Cover kommt überhaupt nicht an die Geschichte ran und verprellt mögliche Leser. Schlimmer noch, der Titel: Der englische Titel, "Lock In", konnte wohl nicht verwendet werden, weil der Verlag ein halbes Jahr später einen Roman mit dem Titel "Locked In" veröffentlicht hat. Dieser heißt im Original "Try Not To Breathe". Was sind das denn für Überlegungen, so ein Titelchaos anzurichten, das ja nur noch mehr Probleme anrichtet? Während "Lock In" schon ziemlich genau sagt, worum es im Roman geht, ist "Das Syndrom" ein so offener Titel, dass sich niemand etwas drunter vorstellen kann, besonders in Verbindung mit dem Cover. Wenn man also Scalzi nicht kennt, wird man hier leider nicht anfangen ihn zu lesen. Was schade ist, mir hat's Spaß gemacht. Und ich ahne, dass es noch weitere Geschichten in diesem Setting geben wird. Dafür macht diese Welt zu viel Spaß. Wer nach diesem Roman gleich weiterlesen will, der amerikanische Originalverlag, Tor, hat auf ihrer Homepage eine Kurzgeschichte veröffentlicht, die zum Roman gehört, die die Entstehung der Welt noch besser erklärt: "Unlocked" Achja, und: lest nicht den Klappentext. Er stimmt nicht. Wer hätte das gedacht.

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Also, John Scalzi. Von der Space-Opera, in der er unbestreitbar daheim ist, zum Science-Thriller, den er mit der gleichen Sicherheit beherrscht. Das Syndrom ist trotz des beträchtlichen Unterschieds zu den vorhergehenden Büchern ein typischer John Scalzi-Roman. Die Geschichte wird überaus solide und mit hohem Tempo erzählt. In all der Action findet sich stets eine gehörige Portion Humor und am Ende kommt dabei genau das heraus, was man sich von ihm erwartet: ein überaus vergnügliches, mitreißendes Lebeerlebnis, das seinem Publikum etliche Stunden Vergnügen beschert hat. Was will man mehr? Will man Scalzi mit den großen Namen des Science-Thrillers vergleichen, sprich mit Crichton, mit Preston/Child (die inzwischen mehr Schatten ihrer selbst sind als sonst etwas), oder anderen Leuten dieses Kalibers, fällt Scalzi durch seinen Humor auf, der hauptsächlich von Dialogen und kurzen, absurden Momenten getragen wird und den Lesern seines Blogs oder des Twitter-Account des Autors bekannt vorkommen wird. Die unverkrampfte Natürlichkeit des Witzes trägt beträchtlich dazu zum Unterhaltungsfaktor des Entertainers Scalzi bei. Die sanften Töne in Sachen Gesellschaftskritik und Wirtschaftskritik, die dieses Buch anschlägt, schmerzen nicht und verleihen dem Stoff tatsächlich etwas mehr Tiefe, als man, von den bisherigen Büchern ausgehend, annehmen wollte. Das Versteckspiel ist gelungen und in sich logisch und nachvollziehbar. Wunderbar so. Sogar jene Elemente des Buches, von denen wir noch viele Jahre entfernt sind, werden so alltagsnah dargebracht, dass man sie ohne Zögern oder Unverständnis ihm Rahmen der Geschichte akzeptiert. Ich glaube, liebe Leser, ich erspare uns weiteres Geschwafel und fasse einfach kurz zusammen: Das Syndrom ist ein vergnüglicher, spannender Thriller mit Witz und jeder Menge Action. Die Geschichte ist ein paar Jahre in der Zukunft angesiedelt, das Geschehen ohne Schwierigkeiten nachvollziehbar. Wer auf rundum gelungene Unterhaltung aus ist, kann mit dem Buch nicht viel verkehrt machen. Ich hatte mein Vergnügen schon und freue mich, wie nach jedem Scalzi, auf den nächsten Scalzi.

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