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Rezensionen zu
Rosaleens Fest

Anne Enright

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Irland. Grüne Wiesen, Schafe und Idylle pur. Ein paar alte Häuser in den große Familien fröhlich zusammenleben. Schluss mit den Klischees. „Rosaleens Fest“ zeigt uns, wie es wirklich in Irland aussieht – oder doch nicht? Die Familie Madigan lebt in einem alten Haus in Irland, das den Namen „Ardeevin“ trägt. Sie sind zu sechst. Rosaleen und ihr Mann mit den Kindern Dan, Emmet, Constance und Hanna. Die meisten der Kinder haben leuchtend rote Haare, Sommersprossen und durchscheinend helle Haut, sie sind die irische Familie schlechthin. Was scheinbar perfekt ist, trügt allerdings. Anne Enright hat mit ihrem Roman eine Familiengeschichte geschaffen, die voll von Problemen und Kontroversen ist. Ein letztes Mal lädt Mutter Rosaleen ihre Familie, genauer gesagt, nur ihre Kinder zum Weihnachtsfest in ihr altes Haus ein. Sie will das Haus verkaufen und schreibt als letzte Hoffnung, nachdem die Familie so zerrissen ist wie noch nie, Weihnachtskarten an ihre vier Kinder. Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten ist sie mit ihren eigenen Problemen und ihrem riesigen Selbstmitleid beschäftigt, bis plötzlich alle Kinder ankündigen aus ihren verschiedensten Wohnorten zu kommen. Bei „Rosaleens Fest“, dem letzten Weihnachtsfest prallen dann die Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können aufeinander… Der Roman ist psychologisch und emotional unglaublich tiefschürfend. Fehler werden aufgedeckt, aber die Charaktere bleiben trotzdem noch sympathisch für den Leser, was eine faszinierende Fähigkeit von Anne Enright ist. Was den Inhalt angeht war ich wirklich überrascht, wie tiefgründig, wie kritisierend und wie auf die Fehler zeigend man schreiben kann. Wer also leichte Kost erwartet, ist hier schonmal falsch. Für alle anderen ist der Roman was die Charaktere betrifft so vielschichtig wie kein anderer. Allerdings habe ich, bevor ich die deutsche Ausgabe gelesen habe, die englische Originalversion gelesen und bin was den Aspekt angeht, ein wenig enttäuscht worden. Natürlich lesen nicht alle beide Varianten, aber im Vergleich zum Original hat mir die deutsche Umsetzung sprachlich überhaupt nicht gefallen. Teilweise kam mir alles so wörtlich übersetzt vor, dass ich gar nicht weiterlesen mochte. Ich glaube aber, dass das auch mit der Sprache kommt und sich Englisch manchmal einfach besser anhört. Insgesamt bin ich aber zufrieden mit dem Buch und würde es auch weiterempfehlen, nur von einem Vergleich mit dem englischen Original rate ich ab :D Ansonsten ist Anne Enrights „Rosaleens Fest“ wirklich ein sehr tiefgründiger und aufwühlender Roman mit dem schönen Irland als Kulisse, der auf jeden Fall mal eine Lektüre wert ist!

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Rosaleen ist kein einfacher Mensch. Ihr Mann ist verstorben und ihre vier Kinder in aller Welt verstreut. Hannah, Constanze, Dan und Emmet haben alle ihre Probleme, alle ihr mehr oder weniger schwieriges Leben. Und doch treffen sie sich Weihnachten bei Rosaleen, weil diese das Elternhaus verkaufen möchte. Dieses Treffen verläuft, wie zu erwarten, nicht konfliktfrei. Anne Enright begleitet sowohl die vier erwachsenen Kinder als auch Mutter Rosaleen bei einzelnen Stationen ihres Lebens, allerdings fehlt der rote Faden. Denn diese Episoden scheinen ohne Bezug zueinander zu verlaufen. Erst nach mehr als der Hälfte trifft die Familie wirklich aufeinander und es entsteht wirklich ein Plot. Und so habe ich mich beim Lesen auch schwer getan, in die Geschichte reinzukommen. Keiner der fünf Protagonisten ist durchweg sympathisch, die Sprache ist zum Teil verwirrend. Die Kälte der Mutter den Kindern gegebenüber, die Kinder, die sich wenig zu sagen haben sind bisweilen schwer zu ertragen. Diese Kälte wird allerdings gut transportiert, der Autorin gelingt es hervorragend, die schwierigen Mutter-Kind-Beziehungen zu beschreiben und die Ohnmacht zu transportieren. Was mir gefallen hat war, dass jede Episode vom Stil angepasst ist an den Protagonisten, dem die Episode gewidmet ist. Bei einigen Abschnitten ist dies allerdings anstrengend, denn die Gedanken scheinen nicht immer geordnet, die Sprache ist daher sperrig. Mir fehlte am Ende der rote Faden und der Stil der Autorin scheint leider auch nicht meiner zu sein.

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Zuerst die Fakten. Anne Enright schreibt seit 1991 und ist eine bekannte irische Autorin. Den größten Erfolg hatte sie mit ihrem Roman „Das Familientreffen“. „Rosaleens Fest“ war letztes Jahr für den Irish Book Award nominiert. Das Buch ist gut, technisch und von der Idee her. Es ist eine Familiengeschichte: Wir blicken das erste Mal im Jahr 1980 auf eine irische Familie mit vier Kindern. Danach springen wir immer ein paar Jahre in die Zukunft und besuchen eines der Kinder, schauen ihr oder ihm im Alltag zu. Alle Familienmitglieder haben sich dabei recht weit auseinander entwickelt und nur die Mutter, Rosaleen, schafft es, sie noch einmal alle zusammen zu bringen. Ich sollte dieses Buch sehr mögen, leider fehlte mir oft die Verbindung, der Moment, in dem es Klick machte. Die Charaktere waren mir die meiste Zeit eher egal. Ich habe das Buch viel zu oft zur Seite gelegt und dann den Anschluss verloren (die letzten 100 Seiten dann aber wieder in einem Rutsch gelesen). Für mich war es also leider eher nichts, obwohl ich die Art, wie das Buch aufgebaut ist, sehr mochte.

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Düster

Von: Marnie7412

04.11.2016

Klappentext Ein letztes Mal lädt Rosaleen ihre Familie zu einem Weihnachtsfest in Ardeevin ein. Sie möchte das Haus an der karstigen Westküste Irlands , in dem ihre 4 Kinder groß geworden sind , verkaufen . Die Geschwister reisen mit diffuser Hoffnung auf Versöhnung an. Das Buch gliedert sich sozusagen in 2 Teile. Es beginnt mit der Vorstellung der Kinder. Es beginnt mit Hannah , die als Schauspielerin leider versagt und ,trotz baby , dem Alkohol verfällt. Dan , der nicht wirklich zu seiner homosexuelle Neigung steht. Und in Kanada lebt. Constance, verheiratet , 4 Kinder und vermeintlich glücklich . Und dann ist da noch Emmet , der zwar als Entwicklungs Helfer arbeitet , aber irgendwie gefühlskalt rüber kommt. Rosaleen , eine egoistische Frau , nicht in der Lage , sich um die Kinder zu kümmern . Eher daß Gegenteil ist der Fall. Als Dan Priester werden möchte , liegt sie nur im bett und lässt sich von den Kindern umsorgen. Im zweiten Teil geht es um das letzte Weihnachtsfest. Um ein letztes Beisammensein im Kreis der Familie . Die Hoffnung auf Versöhnung . Und doch endet das Fest wie jedes Jahr . Meine Meinung Wer jetzt ein fröhliches Weihnachtsfest erwartet , liegt falsch. Enright schreibt flüssig , tiefgründig und düster -depressiv . So wirkt es zumindest auf mich. Auch täuscht der Einband, der mich dazu verleitet hat , dieses Buch anzufragen. Es ist auch nicht absehbar wie das Buch endet. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die übergänge sind fließend. Was ich sehr positiv finde. Es wird auch auf jedes einzelne Familien Mitglied sehr eingegangen. Eben eine typische Familien Geschichte , mit all ihren Höhen und tiefen. An sich bin ich solch Büchern nicht abgeneigt . Aber hier musste ich mich fast schon zwingen , das Buch zu ende zu lesen. Denn auf mich wirkte es sehr düster und negativ. Auch passt , meiner Meinung nach , der Titel nicht so recht zum Inhalt . DESHALB gibt auch nur 🌟🌟. Vielen Dank an den Penguin Verlag für das Rezensions Exemplar .

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Dessie kam mit seinem vierzigsten Geburtstag nicht zurecht, denn er hielt ihn für eine "persönliche Kränkung". Constance, seine Frau, sortierte ihn derweil in die von einer Epidemie Befallenen aus, jenem Heer der ewig Unzufriedenen. Ein großes Haus für das junge Glück gebaut zu haben und den Garten zu bepflanzen, hielt Constances Mutter für "einen Ausdruck ungezügelter Vulgarität". Gleichzeitig traktierte sie ihren Schwiegersohn mit ihrem ironischen "wie hübsch" und als Constance ihrer Mutter mitteilte, dass sie Dessie heiraten werde, war für diese das Maß voll. Keinesfalls zeigte sie sich mit dieser "exzentrischen Wahl" zufrieden, traf mit dieser Einschätzung seines Wesens allerdings völlig ins Leere. Zumal sie dereinst die besten Freunde werden sollten ... Constance sorgt sich um ihre Mutter. Rosaleen wohnt immer noch in jenem Haus in Ardeevin, in welchem schon ihr Vater und ihre Mutter starben. Wohl in ihrer Haut fühlt sie sich schon lange nicht mehr. Mit dem Haus scheint, aus Sicht ihrer Mutter, etwas nicht zu stimmen: "Es war, als trüge sie den Mantel einer anderen." Ihre vier Kinder sind längst weggezogen, in alle Winde verstreut, und sie hatten allen Grund dazu. Von ihrem eigenen Haus fühlt Rosaleen sich "in die Enge getrieben". Während der Geist ihres Vaters noch im Haus umzugehen scheint, zerfällt es immer mehr, und nicht mehr gebrauchte Zimmer hat sie abgeschlossen und lange nicht mehr betreten. Das Haus wird nur noch von Erinnerungen zusammengehalten. Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Die Weihnachtskarten mit den üblichen Grüßen an ihre Kinder öffnet sie noch einmal, um den Text zu erweitern. Die Kinder mögen sie doch endlich wieder einmal an den Feiertagen besuchen und das Haus werde verkauft. Im ersten Teil "Abschied" ihrer Familiengeschichte streift Anne Enright in Rückblenden die Geschichte von Rosaleens Kindern, wobei sie Hanna, Dan, Constance und Emmet jeweils ein Kapitel widmet, welche in den Jahren 1980, 1991, 1997 und 2002 beginnen. Rosaleen selbst ist ebenfalls ein Kapitel zugedacht. Im Jahr 2005 spielend bildet es sowohl den eigentlichen Ausgangspunkt der Geschichte, als auch die Einleitung für den zweiten Teil "Heimkehr". Höchst interessant gestaltet die Autorin zunächst den Überblick der unterschiedlichen Charaktere der vier längst erwachsenen Kinder. Dabei belässt sie es, wie auch schon in "Anatomie einer Affäre", keineswegs bei einer oberflächlichen Betrachtungsweise, sondern taucht ab in die Tiefen ihrer selbstgeschaffenen oder künstlichen Gedanken- und Gefühlswelten. Ungeschönt beschreibt sie die Zustände hinter den Masken, zerbrochene Träume, die vielen Sackgassen und Einbahnstraßen ihrer persönlichen Lebensgestaltung, eine nicht definierbare Sehnsucht, aber auch pures Glück, welches sie allerdings stets fein gewiegt und knapp dosiert verabreicht. Ungebremst dagegen sind die Möglichkeiten ihrer Ausdrucksformen, die einmal mehr an das Buch fesseln. Was ist schon ein Film dagegen? Keiner würde es schaffen, gegen ihre Bilder aus Worten anzukommen. Selbst einen Hund, der noch weniger als ein Nebendarsteller ist, rückt sie für einen Moment ins Rampenlicht. Ein krankes Geschöpf mit "gegen den Staub schmerzlich zusammengekniffenen Augen", welches zu sagen schien: "Ach, ich weiß auch nicht." Immer wieder faszinieren die Autorin jene Charaktere, welche sich in ihren eigenen Unzulänglichkeiten verstricken. Entweder verlaufen sie sich in der eigenen oder der Sehnsucht des anderen, oder sie drohen am Gleichklang ihres Daseins zu scheitern. Wie traurig mag die Entwicklung einer Erkenntnis sein, seinen Sohn, den Entwicklungshelfer, an den "Hunger anderer" verloren zu haben. Wobei Rosaleen noch eine Steigerung entwickelt, indem sie formuliert, ihren Sohn auch noch an den Tod verloren zu haben. "Denn dorthin ziehen unsere Söhne ...". Rosaleen verlangt zu viel und geht damit über jedes Maß der Dinge hinaus. Ihre Kinder, "die immer nur dabei waren, sie zu verlassen", versteht sie nicht. Andererseits liebt sie alle vier, doch es zu zeigen war und ist nicht ihre Sache. Anne Enright setzt jene Ambivalenzen glänzend in Szene, und wahrhaft meisterlich die Abgründe des Unausgesprochenen im wechselseitigen Beziehungsgeflecht. Mit eindringlichen Landschaftsbeschreibungen Irlands unterstreicht sie den melancholischen Klang ihrer Worte. Ein vernünftiges Fazit ist schwierig, ja fast unmöglich. Wer das Buch nicht gelesen hat, erleidet einen Verlust, wenn auch einen, den er nicht einmal bemerkt. Vielleicht sollte ich noch einen jener Sätze zitieren, die noch lange, oder vielleicht für immer nachwirken. Denn alles was zählt, ist "ein flüchtiger Schimmer von Schönheit. Mehr braucht die Seele nicht".

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<em>Dass ein klassischer Familienroman unter die Haut geht und gleichzeitig locker erzählt wird, beweist Anne Enright mit "Rosaleens Fest". Die irische Autorin präsentiert ihre Geschichte aus dem Blickwinkel von zwei Jahrzehnten und gibt dabei einen intensiven Einblick in das oft schwierige Verhältnis zwischen Müttern und ihren Kindern.</em> <strong>Die Mutter? Funktioniert!</strong> Hauptfigur des Romans ist die Mutter Rosaleen. Der Vater spielt keine allzu große Rolle. Rosaleen hat vier Kinder geboren, zwei Mädchen und zwei Jungen, entwickelt aber zu keinem der Kinder eine wirklich intime Beziehung. Vielmehr bleibt sie bis ins hohe Alter unnahbar. Der Roman beginnt 1980, als die jüngste Tochter Hanna zwölf Jahre alt ist. Sie muss des Öfteren Schmerzmittel für die Mutter besorgen. Der Grund: Dan, der älteste Bruder, will Priester werden. Diesen Plan verwirklicht er dann nicht – noch schlimmer: Er erlebt in der Schwulenszene New Yorks sein Coming-out. Den schwierigen Weg bis zur Offenbarung zeichnet Anne Enright gnadenlos nach. Beispielsweise schafft Dan es nicht, das Krankenhaus zu besuchen, in dem seine große Liebe im Sterben liegt: Klischee AIDS. Und auch die anderen Kinder Rosaleens kommen nicht problemlos durchs Leben. So entwickelt Hanna ein massives Alkoholproblem, nachdem sie es geschafft hat, Schauspielerin zu werden. Emmet, der als Entwicklungshelfer arbeitet, endet emotional völlig abgestumpft. Einzig der Schwester Constanze scheint eine glückliche Familie vergönnt zu sein. <strong>Die Eskalation zum Weihnachtsfest</strong> Unaufhaltsam und gezielt steuert Anne Enright die Geschichte auf das Weihnachtsfest 2005 zu. Rosaleen offenbart der Familie, dass sie das Haus verkaufen will. Sie fühlt sich einsam und von den Kindern verlassen, sodass der Verkauf aus ihrer Sicht eher ein Akt der Rache ist. Die Autorin führt die verschiedenen Figuren des Romans zunächst geschickt durch das Leben, bevor es zur letzten weihnachtlichen Zusammenkunft kommt. Zum Fest haben alle die Chance, ein zweites Mal ins Leben aufzubrechen. Damit zeichnet sich gegen Ende von Rosaleens Fest ein zarter Hoffnungsschimmer vor der düsteren Atmosphäre ab. <strong>Mein Fazit</strong> Rosaleens Fest ist ein gelungener und unterhaltsamer Familienroman, pointiert und mitfühlend – auch wenn mir einige Szenen zu sehr zu Herzen gehen. Der Autor Harry Pfliegl gehört zum Autorenpool von Detlef M. Plaisier [Der Mann für den Text] Leipzig.

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Ehrlich gesagt habe ich eine ganz andere Familiengeschichte erwartet, als jene, welche mich in „Rosaleens Fest“ erwartet hat. Anne Enright beschreibt nüchtern und unverblümt über diese ach so zerrüttete Familie. Der Roman gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil lernen wir die vier Geschwister und Rosaleen kennen. Hier ist zunächst Hanna, in ihrer Kindheit arm, später bildschön und doch versagt sie als Schauspielerin und flüchtet sich im Alkohl. Dan, der zunächst Priester werden wollte, homosexuell ist und nicht so richtig dazu stehen kann. Die Übergewichtige Constance, welche sich selbst aufgegeben hat und in ihrer Rolle als Mutter Zuflucht gefunden hat. Und schließlich noch Emmet, der als Entwicklungshelfer die Welt bereist und unfähig ist, eine feste Bindung einzugehen. Und schließlich noch Rosaleen. Rosaleen, die nie loslassen konnte und ihre Kinder mit ihrer Mutterliebe schier erdrückt hat. Auch auf hinterlistige Art und Weise. Heute ist sie depressiv und möchte nochmals mit allen Kindern ein letztes Weihnachtsfest feiern, bevor sie das Haus verkauft. Der zweite Teil spielt im Jahre 2005 und handelt von dem letzten Fest. Wer hier nun denkt, dass alle zusammen kommen um ein harmonisches Fest zu feiern, der wird leider enttäuscht. Das Weihnachtsfest läuft so ganz anders ab, als man sich dies vorgestellt hat. Anne Enright beschreibt hier sehr tiefgründig, teilweise schon poetisch, wie tief eine Familie verwurzelt ist. Emotionen kochen hoch, Hass wird unterdrückt, Liebe ist vorhanden, Mutterliebe kann erdrückend sein und dennoch haben alle Kinder ein verletztes Selbst, eine verletzte Seele. Und die komplette Abnabelung vom Elternhaus hat bis heute noch nicht funktionert, es ist ja schließlich die Mutter. Auch Rosaleen erkennt, welche Fehler sie gemacht hat. Doch nun, mit über 70 Jahren, ist fast nichts wieder gut zu machen. Und jedes ihrer Kinder muss sich selbst durchs Leben kämpfen und versuchen, mit der Vergangenheit klar zu kommen. Fazit Diese Familiengeschichte ist nüchtern und aus dem Leben geschrieben. Sehr viele emotionale Begebenheiten lassen einen die Wahrheit zwischen den Zeilen erkennen. Schonungslos und offen, manchmal nicht gleich zu verstehen, ist es doch ein Buch, welches man gelesen haben sollte. Autor: Anne Enright

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Wie fand ich… …den Aufbau und den Einstieg? „Rosaleens Fest“ besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden die vier Geschwister sowie Rosaleens Mutter der Reihe nach ausführlich vorgestellt. Dieser Teil umspannt einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten und zeigt die fünf Charaktere episodisch und jeweils isoliert voneinander in für sie typischen Szenen. Dieser Teil des Buchs endet mit Rosaleen, die einsam und deprimiert in ihrem viel zu großen Haus sitzt, dessen Verkauf sie kurzerhand beschließt, um schon im nächsten Moment alle Kinder zu einem letzten Familienweihnachtsfest einzuladen. Erst im zweiten Teil werden die einzelnen Charaktere zusammengeführt und der Verlauf dieses Weihnachtsfestes im Kreis der Familie geschildert. Durch diesen ungewohnten Aufbau fiel es mir lange Zeit schwer, mich richtig in das Buch hineinzufinden. Vor allem mit dem ersten Teil hatte ich meine Probleme. Hier präsentiert Anne Enright ihre Protagonisten getrennt voneinander in fünf ausführlichen Nahaufnahmen. Diese hatten für mich zwar alle ihren Reiz. Mir fehlte hier jedoch lange der überspannende rote Faden. Erst im zweiten Teil, wenn alle Kinder über Weihnachten zu ihrer Mutter zurückkehren, fand ich richtig ins Buch. …die Charaktere? Anne Enright entwickelt wunderbar ausdifferenzierte und ambivalente Charaktere. So entstehen sehr authentische Figuren, denen der Leser durch den oben beschriebenen Aufbau des Buchs ungewöhnlich nahe kommt. Dreh- und Angelpunkt der Familie ist Mutter Rosaleen, die ihren Kindern durch ihre hohen Erwartungen und ihre gleichzeitig sehr unterkühlte Art einiges abverlangt. Gleich zu Beginn erlebt man ihr höchst manipulatives Verhalten. Schließlich erzwingt sie am Ende des ersten Teils auch das Familienweihnachtsfest, indem sie in der Einladung gleichzeitig ihren Entschluss zum Hausverkauf kundtut. Ihre Kinder, die natürlich trotz allem an ihrem Elternhaus hängen, fühlen sich dadurch regelrecht erpresst. Gleichzeitig bekam ich in dieser Szene jedoch auch Mitleid mit Rosaleen, die sich sehr einsam und verlassen fühlt, ohne zu erkennen, dass es ihre ewig unzufriedene, unterkühlte Art und ihre schonungslose, bisweilen verletzende Ehrlichkeit ist, die ihre Kinder so weit von ihrer weg treibt. Es ist die Einsamkeit, die sie unzufrieden macht. Gleichzeitig macht sie ihre Unzufriedenheit aber auch so einsam. Auch nach so vielen Jahren scheint es ihr nicht möglich, selbstständig einen Ausweg aus diesem Teufelskreis zu finden. Am meisten bewegt hat mich jedoch die Lebensgeschichte ihres Sohnes Dan. Gleich zu Beginn von „Rosaleens Fest“ ist es Dans Entschluss, Priester zu werden, den Rosaleen nicht akzeptieren will. Mit ihrer mehrwöchigen vehementen Weigerung, das Bett zu verlassen, tyrannisiert sie daraufhin die gesamte Familie. Später erlebt der Leser Dan im New York der 80er Jahre, wohin er im Versuch, ein von seiner Mutter unabhängiges Leben zu führen, geflohen ist. Dan ist nicht Priester geworden. Stattdessen bewegt er sich in der New Yorker Kunstszene und tut sich so schwer mit dem eigenen Coming Out, dass er nicht einmal seine große Liebe im Krankenhaus besucht, als dieser an AIDS erkrankt. Zur Weihnachtsfeier bei seiner Mutter erscheint er auch viele Jahre später ohne seinen festen Lebenspartner, weil er es noch immer nicht schafft, ihr in diesem Punkt die Wahrheit zu sagen. Auch seinen Geschwistern geht es nicht viel besser: sein Bruder Emmet ist als Entwicklungshelfer ans andere Ende der Welt geflohen, wo es ihm jedoch auch nicht gelingt, eine feste und dauerhafte Beziehung zu führen. Seine jüngste Schwester Hanna musste ihren Traum von einer großen Theaterkarriere nach einer Schwangerschaft begraben und tröstet sich seitdem mit Alkohol. Nur Constance ist in der Nähe der Mutter geblieben, wo sie über all ihren Familienpflichten sich selbst vollkommen verloren zu haben scheint. …die Sprache? Anne Enright schreibt in einer klaren, flüssig zu lesenden Sprache. Dadurch ließ sich „Rosaleens Fest“ angenehm lesen. Ich hatte es relativ schnell beendet. Das besondere an Enrights Erzählstil ist, wie wenig sie trotz der Thematik psychologisiert. Mit ihrer unsentimentalen, präzisen Wortwahl gelang es der Autorin, die Gefühle ihrer Protagonisten für mich erfahrbar zu machen. Ohne dass diese direkt angesprochen oder explizit benannt wurden, klangen sie in mir nach. Dadurch wurde „Rosaleens Fest“ für mich zu einer intensiven Leseerfahrung, die mich noch lange bewegte. …das Ende? Das Ende stimmte mich trotz aller düsteren und traurigen Lebensschicksale, die in „Rosaleens Fest“ beschrieben werden, auf angenehme Weise wieder etwas versöhnlich. Ich verließ das Buch mit dem guten Gefühl, dass es doch noch Hoffnung für diese Familie geben könnte. Trotz gewisser Andeutungen lässt der Schluss noch genügend Raum für die eigene Fantasie, was ich sehr schön fand. Wie gefiel mir das Buch insgesamt? In „Rosaleens Fest“ beschreibt Anne Enright herrlich unsentimental die vielschichtigen Erwartungen und Emotionen, die das Fest der Liebe in vielen Familien leider allzu oft zum Fest der Enttäuschungen werden lassen. In einem episodisch aufgebauten ersten Teil fängt sie ihre Protagonisten sehr präzise in berührenden Nahaufnahmen ein. So entstehen sehr ambivalente, authentische Charaktere, bei denen ich gleichermaßen mitfühlen wie mich an ihnen reiben konnte. Enright arbeitet hierbei schön heraus, wie sehr die eigenen Gefühle und Hoffnungen jedes einzelne Familienmitglied in einem ganz eigenen Teufelskreis gefangen halten, aus dem sich schließlich keiner mehr aus eigener Kraft befreien kann. So wirkte die fast unvermeidbare Eskalation des Familienweihnachtsfests auf mich schließlich beinahe wie eine Art reinigendes Gewitter, das allen die Chance gibt, die eigenen Positionen und Ansichten noch einmal von Grund auf zu überdenken. Insgesamt empfand ich „Rosaleens Fest“ als sehr stimmiges, intensives und berührendes Leseerlebnis. Einziger Wermutstropfen war lediglich der etwas problematische Einstieg in den Roman: Durch den in separaten Highlights aufgebauten ersten Teil fehlte mir leider lange Zeit das den Roman überspannende Element. Der starke zweite Teil wiegt dies jedoch wieder auf.

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