Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Ein ganzes Leben

Robert Seethaler

(6)
(6)
(2)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Grandios

Von: Hubertus Kiefer aus Hüfingen

26.03.2021

Diese Sprache! Durchgängig, klar, berührend. Vom ersten Satz bis zum Schluss.

Lesen Sie weiter

„Er hatte niemanden, doch er hatte alles, was er brauchte, und das war genug.“ Andreas Egger, die Hauptfigur in Robert Seethalers Roman ist ein einfacher Mann. Einer, der nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Er hat keine Eltern, aber einen Onkel, der ihn aufnimmt. Er hat kein Geld, keinen Luxus, aber seine Berge. Und er hat Marie. Die sanfte Kellnerin, in die er sich unsterblich verliebt. Die, die nach Heu, Seife und ein bisschen nach Schweinebraten riecht. Eggers Leben scheint ab der Begegnung mit Marie perfekt zu sein. Die Arbeit als Tagelöhner im Bergbau, das Herstellen moderner Seilbahnen und seine große Liebe. Aber dann geht eine Lawine herunter und nimmt ihm die Frau. Die Natur ist stärker. Egger zieht in den Krieg, an die Ostfront. Er findet nichts Besseres. Aber er kehrt unversehrt in sein Heimatdorf zurück. Als einer der wenigen. Zurück an seine Berge. „Ein ganzes Leben“ ist ein kluges Buch. Ein Roman, der ein minimalistisches und zugleich lebenswertes Leben beschreibt. Mit kleinem Glück und großem Unglück. Ein Roman gegen die Globalisierung. Ein Roman für die große Liebe. Ein Roman, der hervorhebt: Leben und Tod bilden einen Kreislauf. Ohne große Worte schafft Robert Seethaler einprägsame Szenen, eine metaphorische Dichte, um eine Figur, mit der man Mitleid hat, die aber zeigt: Das Wenige ist so besonders.

Lesen Sie weiter

Ein Buch das tief bewegt

Von: Gaby aus Wien

02.02.2018

So bewegend und berührend, dass ich hier (auch an den Autor) schreiben MUSS . Weltschmerz und Erbarmen mit einer Menschenseele, einer scheinbar seelenlos funktionierende Kreatur. Vom Leben ungeliebt, aus dem nichts gekommen, da gewesen, wieder verschwunden aus dem Leben. Und dennoch: in der Einfachheit nichts und doch ALLES. So viel in einem kleinen Buch, das mich noch lange beschäftigt. DANKE

Lesen Sie weiter

"Eggers Aufgabe bestand darin, in einem Holzsessel sitzend, das nur mit einer Sicherungsleine und einem per Hand bremsbaren Rollmechanismus an den Stahlseinen befestigt war, langsam talwärts zu rutschen, die Seile und Trägergelenke von Staub, Eis oder verkrustetem Vogelmist zu befreien und sie anschließend mit frischem Öl zu schmieren. Niemand riss sich um diese Aufgabe, es hatte sich herumgesprochen, dass in den Jahren zuvor zwei Männer, beide erfahrene Kletterer, abgestürzt und zu Tode gekommen waren, sei es aus Unachtsamkeit oder wegen eines Materialfehlers oder einfach nur wegen des Windes, der die Stahlseile manchmal meterweit nach beiden Seiten schwingen ließ. Aber Egger hatte keine Angst. Er wusste, sein Leben hing an einer dünnen Schnur, doch sobald er einen Träger erklommen, den Rollmechanismus angebracht und die Sicherheitskarabiner eingehakt hatte, fühlte er, wie es in ihm ruhig wurde und wie sich die wirren und verzweifelten Gedanken, die sein Herz wie eine schwarze Wolke umhüllten, in der Bergluft nach und nach auflösten, bis nichts mehr übrig blieb als reine Traurigkeit." Am liebsten würde ich dir einfach nur zurufen: Kauf dieses Buch, es ist super; und du würdest es kaufen, lesen und genauso lieben wie ich. Aber ich versuche es mit einer kurzen Beschreibung. Eine Lebensgeschichte eines Mannes in den Bergen. Ein Mann, den wir auf den Stationen seines Lebens begleiten. Seine Herkunft, die einzige Liebe seines Leben, seine Arbeit und der Krieg, das Dasein in einem Dorf in den Bergen und auch die Entwicklung des modernen Lebens, wie er Einzug hält in einem Dorf. Es sind schwere Momente und ein paar wenige schöne. Sie prägen ihn und formen ihn zu dem alten Mann, aus dessen Perspektive man zurückschaut. Es ist ein Rasen im Eil(lese)tempo durch die Tage und Zeiten. So leicht auf nur knapp über 150 Seiten erzählt. Seethaler zeigt, dass das Leben vielleicht gar nicht so komplex ist, wie wir oft glauben. Manchmal aber kompliziert und gleichzeitig so einfach. Es sind Worte wie diese, die mich berühren: "Für einen Augenblick horchte er in den lautlos fallenden Schnell hinaus. Die Stille war vollkommen. Es war das Schweigen der Berge, das er so gut kannte und das doch immer noch imstande war, sein Herz mit Angst zu füllen. Dann dachte er an seine Zukunft, die sich so unendlich weit vor ihm ausbreitete, gerade weil er nichts von ihr erwartete. Und manchmal, wenn er lange genug so dalag, hatte er das Gefühl, die Erde unter seinem Rücken würde sich ganz sachte heben und senken, und in diesen Momenten wusste er, dass die Berge atmeten." Seethaler verpackt diese traurige Geschichte in einfache Worte und schafft damit eine Distanz zum Erlebten und eine Leichtigkeit, die im Kontrast zu dem Leben des Protagonisten steht. Es ließ mich hinterfragen, wie ich mein Leben gestalte und wie mein eigenes Konzept von Glück aussieht. "Egger nahm alle diese Veränderungen mit stiller Verwunderung hin. Nachts hörte er in der Ferne das metallische Knarren der Metallstreben entlang der Hänge, die jetzt Pisten hießen, und morgens wurde er oft vom Lärmen der Schulkinder hinter der Wand am Kopfende seines Bettes geweckt, das schlagartig abriss, sobald der Lehrer das Klassenzimmer betrat. Er erinnerte sich an seine eigene Kindheit, an die wenigen Schuljahre, die sich damals so unendlich lang vor ihm ausgebreitet hatten und die ihm jetzt kurz und flüchtig vorkamen wie Wimpernschläge. Überhaupt verwirrte ihn die Zeit. Die Vergangenheit schien sich in alle Richtungen zu krümmen und in der Erinnerung gerieten die Abläufe durcheinander beziehungsweise formten und gewichteten sich auf eigentümliche Weise immer wieder neu."

Lesen Sie weiter

Mir fällt es gar nicht leicht, über dieses Buch zu schreiben, weil es so anders ist als das, was ich sonst gern lese. Es hat mich in seiner unaufgeregten, ja fast sachlich geschilderten Erzählform sehr beeindruckt und es war mit seinen 192 Seiten in 3-4 Happen aufgelesen. Der Hauptdarsteller beeindruckt durch seine Demut. Eine schwere Kindheit ohne Zuneigung, dafür umso mehr körperliche Misshandlung, harte körperliche Arbeit, Krieg, langjährige Gefangenschaft, der frühe Verlust seiner Frau, niemals das, was wir Wohlstand oder Luxus nennen, nimmt er scheinbar klaglos hin und hadert nicht mit seinem Schicksal. Was braucht´s zum Glücklichsein? Fazit: Lesen!

Lesen Sie weiter

„Hinker! Hinker!“. So schallt es Andreas Egger aus Kindermund oft hinterher, wenn er sich zu Fuß auf den Weg in und durch das kleine Dorf am Talgrund macht. Worte, Hänseleien, die ihn kaum berühren, die ihn nicht mehr stören. Auch wenn die Ursache für dieses Hinken, sein eines, kaputtes Bein durchaus eine lebenslange Verbitterung wert gewesen wäre. Aber so einer ist Andreas nicht, der als Kind in das Dorf kam, der nicht mehr weiß, woher er eigentlich kam, der hier und da noch einen „Hauch Wärme“ im Gedanken an irgendeinen anderen Ort empfinden mag, aber andererseits viel zu sehr im hier und jetzt der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts lebt, als darüber viel nachzusinnen. Der im Wirtshaus auf eine Bedienung trifft, Marie. Der sich erinnert an den Ziehvater, genauso hart im Denken wie mit der Hand oder der Gerte, in diesem Dorf, das damals noch nicht einmal Elektrizität besaß. In dem das Leben hart war, der Alltag keine Zeit für kuschelige Gefühle ließ. Der mit Marie Pläne entfaltet, gemeinsam mit ihr in seinem solide wirkenden Haus sitzt. Der kurz zuvor den alten Johannes Kalischka, ausgemergelt, fast erfroren, versuchte, auf dem Rücken ins Tal zu tragen und wenig Dank dafür erhielt. Außer dem Hinweis auf die „kalte Frau“, die auch auf ihn, Andreas, warten würde. Aber, wie auch am (unprätentiös und dennoch ergreifenden Ende des Buches), als Andreas diese „kalte Frau“ meint, zu sehen, da entpuppt sie sich als jemand ganz anderes, als er dachte. Und sein kräftiges „Noch nicht“ wird für eine Weile noch Bestand haben. Bestand haben in einem einfachen Leben eines „kleinen Mannes“ durch die Jahrzehnte von altem, harten Bergbauernleben hindurch über die Modernisierung des Tals (bei der Andreas als Bauerbeiter an so manchen Orten mitwirkt), über die Kriegsjahre (einer der beiden Momente, an denen Andreas Egger die nähere Umgebung verlassen wird) hin zur Wiederkehr, zum erleben (und studieren) der Menschen, der Touristen, zum Genuss des Alleinseins und zum Fahren, Getrieben werden, wovon auch immer, hin zur „Endstation“. Und das alles, dieses ganze Leben mit wenigen (und nicht unbedingt höchsten) Höhen und wirklich tiefen, dramatischen Niederungen und überaus harten Erlebnissen verfasst Seethaler in einer solch klaren, einfachen und dennoch differenzierten und bildkräftigen Sprache, dass man als Leser gar nicht anders kann, als dieses eine Leben fast „wie von Innen“ zu betreten. Im Anblick von Menschen, denen „der Tod bereits hinter der Stirn hockte“ über ein „sich durchkämpfen“ hin zu einer inneren Rundung eines Lebens, die erst in der Begleitung des Mannes durch all die Jahre verstanden werden kann. Denn im nur äußeren Ergehen verbleibt viel, viel Luft zur Klage und Bitterkeit. Die Seethaler ebenso klar und direkt benennt, die er seiner Hauptfigur und damit auch dem Leser ungefiltert zumutet. Ruhig. Einfach. Mit vielfachen emotional nachvollziehbaren Momenten der Stille und der der Einsamkeit des Menschen. Mit der ebenso Emotionen hervorrufenden Art des Menschen (hier der Touristen) zu plappern und zu plappern ohne jemals etwas auszusagen (eine wundervolle Szene , was diesem jungen Touristen geschieht, der sich vor lauter Begeisterung über die Berge nicht mehr ein bekommt). Eine wundervolle Lektüre. Über ein einfaches Leben am Rande der Zivilisation, was auch für das innere Erleben des Mannes zutrifft. Und, in gewisser Weise, auch ein Liebesroman bis zum Schluss, der eher verdeckt im Menschen Eggert seine Kreise zieht.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.