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Rezensionen zu
I Saw a Man

Owen Sheers

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Owen Sheers schreibt Dramen, Gedichte und Sachbücher; "I saw a man" ist sein zweiter Roman. Wobei die Kategorie Roman nicht ganz zutrifft, denn er hat auch Elemente eines Thrillers. Den Titel seines Romans „I Saw a Man“ entnahm Owen Sheers dem Gedicht „Antigonish“ (1899) von Hughes Mearns und zitiert daraus die erste Strophe: „Yesterday, upon the stair, I saw a man who wasn’t there." "I saw a man" bezieht sich auf eine Schlüsselszene im Roman, die ein Leben beendet und einige andere Menschen aus der Bahn wirft. Selbst das „who wasn’t there“ ist in diesem Kontext bedeutsam. Damit beginnt auch das Buch: Ein Mann dringt scheinbar ohne böse Absichten in ein Haus von Freunden ein. Man ahnt jedoch von Anfang an, dass sich etwas Schreckliches ereignen wird. Bevor der Hörer allerdings mehr erfährt, spannt uns Sheers mit der ersten Hälfte des Buchs auf die Folter, in der man die einzelnen Charaktere kennenlernt. Rückblenden bringen den Hörer immer wieder zur Schlüsselszene zurück. Sheers verknüpft die Lebenswege von drei Männern, die sich auf ganz unterschiedliche Weise schuldig machen: der Schriftsteller Michael Turner, sein Nachbar Joshua Nelson sowie Major Daniel McCullen, der die Drohne steuerte, die Michaels Frau tötete. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort, so wie auch ihre Mann später zur falschen Zeit am falschen Ort war. Hauptthemen des Romans sind der Umgang mit Lügen und Täuschung, Verlust und Trauer, Traumatisierung, Schuld und Verantwortung. Mich hat die gekürzte Lesung von 7,5 Stunden bestens unterhalten. Devid Striesow, der dem Buch seine Stimme verlieh, trägt zu meinem Hörvergnügen viel bei.

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I saw a man ist mir wirklich unter die Haut gegangen. Ich hätte beim Lesen des Klappentextes nicht für möglich gehalten, dass dieser Roman solche Emotionen bei mir auslösen könnte. Und doch ist es passiert. Ich war so gefesselt und bin es irgendwie immer noch. Zusammen mit Michael stellt man sich wieder dem Alltag nach diesem einen Tag. Nach jenem Tag, an dem einem ein geliebter Mensch genommen worden ist. Und ich muss sagen, auch wenn der Protagonist ein Mann ist, habe ich mich hin und wieder in ihm erkennen können. Gerade in seiner Trauer. Er versucht das, was wohl oder übel nach dem Tod seiner Frau passieren muss. Er muss weitermachen, weiterleben und an jedem Tag wieder schmerzlich feststellen, in welchen Situationen ihm seine Frau fehlt. Nämlich in jeder. Alles erinnert einen an diesen Menschen und auch ein Ortswechsel kann daran nichts ändern. Die Toten ziehen mit uns um. Aber wann kann man als Hinterbliebener, was für ein grauenhaftes Wort, wieder weitermachen. Wann tut es nicht mehr weh? Wann erscheint allem nicht mehr alles lächerlich und grotesk? Irgendwann scheint Michael diesem Punkt näher zu kommen und seine neuen Nachbarn könnten der Schlüssel zu einem neuen Glück sein. Er fängt wieder an am Leben teilzunehmen. Teilweise hätte ich dieses Buch unter anderen Umständen vielleicht als langatmig empfunden, aber irgendwie weiß Owen Sheers, eine gewisse Spannung aufzubauen und am Leben zu erhalten. Man betritt mit Michael das Haus seiner Nachbarn und weiß, er wird auf irgendetwas Schlimmes stoßen und man will eigentlich sofort erfahren, was denn nun in dem Haus passiert sein könnte. Ich hätte Michael manchmal am liebsten angestoßen und ihm gesagt, "los, geh schneller!", aber Sheers spannt seine Leser auf die Folter und das ist auch gut so! Natürlich hatte ich gleich schon einen bestimmten Verdacht, aber ob sich der bestätigt hat, das will ich Euch nicht verraten! ;-) Parallel zu Michaels Erkundung des Hauses wird erzählt, was mit Caroline passiert ist, wie er seine Nachbarn immer besser kennenlernt und was ihn bewegt. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen, auch wenn er mich manchmal wirklich Nerven gekostet hat, denn ich wollte einfach unbedingt wissen, was denn nun passiert ist. Ich habe aber durchgehalten und nicht vorgeblättert! ;-) Ihr merkt also, mich hat I saw a man vollkommen überzeugen können. Was auch ein wenig am Protagonisten selbst liegt. Michael hat eine ruhige und besonnene Art. Er ist erfolgreicher Autor und hat schon viel erlebt. Zu den schlimmsten Dingen gehört bisher der frühe Tod seiner Frau. Doch was dieser indirekt alles beeinflusst, hätte ich mir nicht träumen lassen. Michael hat eine zurückhaltende Art und ist sehr pflichtbewusst. Man könnte ihn sogar als langweilig einstufen. Sein Nachbar Josh ist das komplette Gegenteil, aber trotzdem stimmt die Chemie zwischen den beiden. Michael bekommt einen Einblick in Josh's Familie und geht nach kurzer Zeit bei seinen Nachbarn ein und aus. Alles scheint vollkommen, fürs Erste jedenfalls. Man spürt, dass Michael noch nicht richtig loslassen kann, aber dafür gibt es gute Gründe, denn eines Tages erreicht ihn ein Brief, der wieder alles aufwirbelt. Doch auch hier hat mir seine Reaktion gefallen. Michael ist eben menschlich und würde im ersten Moment manchmal am liebsten ganz anders reagieren, so wie das bei fast jedem von uns ist. Doch dann besinnt er sich und handelt überlegt. Und macht auf diese Art und Weise teilweise auch seinen Frieden mit seiner Geschichte. Genau in solchen Situationen habe ich mich in ihm wiedererkannt. Gerade Gefühle wie Wut und Trauer können einen im ersten Augenblick wahnsinnig machen. Man kann nicht klar denken und will so handeln, wie man es sonst niemals machen würde. Und genau die Dinge, die man sich in einem Moment, in dem man zum Platzen voll von Gefühlen ist, ausmalt, setzt man mit etwas Abstand zu diesen Gefühlen dann nicht um. Und das Interessanteste daran ist, dass einen das widererwartend nicht einmal berührt. Man lässt die wirren Pläne einfach fallen und allein das reicht, um einem das Gefühl von Frieden wiederzugeben. Ein Frieden mit sich selbst. Ich hätte Michael an dieser Stelle wahrscheinlich nicht so gut verstehen können, wenn ich so etwas nicht selbst erlebt hätte. Allerdings kann ich nicht alle seiner Entscheidungen nachvollziehen und hätte im entscheidenden Moment anders reagiert. Denke ich jedenfalls! Insgesamt ein Roman, der mich sehr bewegt und aufgewühlt hat. Es geht um Verlust, Trauer, Loslassen, Schuld und darum, wie sehr die Wahrheit das Leben so vieler Menschen beeinflussen kann, wenn sie verborgen bleibt. I saw a man regt zum Nachdenken an und ich bin sicher, dass sich der ein oder andere von Euch in diesem Roman auch wiedererkennen könnte. Und ich wüsste wirklich gern, was aus Michael geworden ist.

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Michael Turner zieht nach dem schmerzhaften Tod seiner Frau von einem kleinen Cottage in Wales zurück nach London in die Stadt. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen verweilen in dem Cottage an Caroline, die journalistischen Tätigkeiten in Pakistan nachging und bei einer Explosion ums Leben kam. In London schließt Michael, durch einen puren Zufall, relativ schnell Freundschaft mit seinen Nachbarn Josh und Samantha Nelson. Das Ehepaar wohnt mit seinen beiden Töchtern Rachel und Lucy direkt nebenan in einem Haus und schon bald geht Michael bei den Nelsons - wie selbstverständlich - ein und aus. Doch an diesem Samstagnachmittag im Juni sollte sich ihr aller Leben schlagartig verändern. Denn an diesem Nachmittag betritt Michael das Haus der Nelsons durch die offene Hintertür mit einem äußerst unguten Gefühl. Es scheint nämlich niemand im Haus zu sein, doch warum stand dann die Hintertür auf? Das sieht den Nelsons gar nicht ähnlich... Anscheinend sind genau diese Geschichten so besonders und so faszinierend, von denen man es am Anfang überhaupt nicht erwartet hätte. Neugierig wurde ich auf "I saw a man" von Owen Sheers, ganz altmodisch und einfach, durch den Klappentext, weil der ziemlich clever formuliert wurde. Ein, mir bisher unbekannter, Protagonist, der das scheinbar leere Haus seiner Nachbarn und Freunde durch die offene Hintertür betritt und eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die keiner mehr aufhalten kann. Das klingt natürlich erst einmal ziemlich spannend und mysteriös und das war es auch, da der Autor ziemlich lange den Leser im Unklaren darüber lässt, was in dem Haus der Nelsons vorgeht. Was mich aber besonders an der Geschichte beeindruckt hat, war die Art und Weise des Erzählens. Absolut clever, unvorhersehbar und wahnsinnig spannend, hat Owen Sheers hier ein ganzes Erzählgerüst aufgebaut, bestehend aus Rückblicken in die Vergangenheit, parallelen Handlungssträngen und der eigentlichen präsenten Geschichte, die den Protagonisten Michael im Haus der Nelsons dokumentiert. Durch dieses Erzählgerüst, das ich auf diese Art und Weise noch nirgendwo anders gelesen habe, hat mich dieses Buch unglaublich fasziniert. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Und ich meine sogar zu behaupten, dass ich möglicherweise eine andere Meinung zu dem Buch gehabt hätte, wenn die Erzählweise sich nicht genauso dargestellt hätte, wie es in "I saw a man" der Fall ist. Ob diese Meinung positiver oder negativer ausgefallen wäre, kann ich nicht sagen aber sie wäre anders gewesen. Wer aber genau diese besonderen Arten des Erzählens mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Owen Sheers ist eine faszinierende und spannende Geschichte über die Last von Geheimnissen gelungen. Ein besonderes Buch, das mich auch Tage, nachdem ich die letzte Zeile gelesen habe, nicht mehr losgelassen hat. Man muss sich gewiss auf die Story einlassen aber wenn man das einmal getan hat, dann kann man dieses Buch nicht mehr weglegen.

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I saw a man

Von: Hagendorn Konrad aus DOSSENHEIM

08.05.2016

Ein Thriller der excellenten Art. Einmalig in der Wortwahl, mitreißend bis zum letzten Wort. Passt zum Weltthema Schuld und Sühne, ein Buch das jeder Literaturliebhaber mindestens einmal gelesen haben sollte.

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Meinung Nach dem Tod seiner Frau lebt Michael Turner recht zurückgezogen. Seine einzigen sozialen Kontakte sind seine Nachbarn, Joshua und Samantha Nelson plus Töchter. Schnell, fast schon zu schnell, wird Michael mehr oder weniger Mitglied dieser Familie. Zumindest scheint er es so zu sehen. Als er an einem Nachmittag zu ihnen geht um sich seinen Schraubenzieher zurück zu holen, den er Joshua geliehen hat, trifft er sie nicht an. Allerdings steht die Hintertür offen und so spaziert Michael nach ein paar mal rufen hinein und macht sich auf die Suche nach besagtem Gegenstand. Würde ich bei meinen Nachbarn ins Haus marschieren wenn sie nicht da sind? Nicht, wenn nicht tatsächlich ein Notfall vorliegen würde. Auf der anderen Seite würde ich nämlich auch nicht wollen, dass jemand in meiner Abwesenheit durch mein Haus wandert - egal wie gut ich ihn/sie kenne. Und während Michael so durch das Haus wandert, die ein oder anderen Gedanken spinnt und Flashbacks durchlebt, passiert etwas, dass alles verändert. Wirklich alles. Owen Sheers macht es genau richtig. Bis zur Mitte des Buches bleibt der Leser völlig im Unklaren, was sich überhaupt ereignen wird. Was ist wohl vorgefallen? Hat es etwas mit Michael zu tun? Liegt es an den Nelsons? Mit diesem Gedanken flog ich geradewegs durch die Seiten. Immer wieder angepeitscht von dem "Ja was denn jetzt?"-Gedanken. Somit bleibt die Spannung extrem lang erhalten. Zwischendrin erfährt man unglaublich viel über Michaels Leben vor den Nelsons. Wie seine Frau gestorben ist, warum er sich so zurückgezogen hat und wie das mit den Nelsons ist. Ich hatte mir etwas komplett anderes unter diesem Buch vorgestellt. Ich kann nicht mal sagen was genau - aber nicht das, was es im Endeffekt ist. Bei "I saw a man" handelt es sich um ein Buch, dass das Wort 'Wahrheit' ganz genau beleuchtet. Was passiert, wenn man die Wahrheit sagt? Und was, wenn nicht? Wie wirken sich Lügen und Geheimnisse auf einen selbst und auch das Leben anderer aus? Wollen wir wirklich immer die Wahrheit wissen oder gibt es Momente, in denen wir hinterher denken "Hätte ich das doch bloß nicht gewusst!" ? Fazit Ein Buch, das mal etwas ganz anderes ist. Kein kurzweiliger Roman, kein Thriller, kein Horror, keine Liebesschnulze. Ein Buch bei dem wir uns selbst fragen: Wie würde ich reagieren? Schützt eine Lüge vielleicht nicht nur mich, sondern auch jemand anderen? Und was passiert, wenn ich die Wahrheit sage? Eine Leseempfehlung geht an alle, die mal etwas völlig anderes lesen und in sich selbst hineinhorchen wollen.

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Drei Männer, drei Schicksale. Drei Männer, die Schuld auf sich laden und einen Weg finden müssen, mit ihrer Schuld weiter zu leben. Da ist Michael Turner, ein Schriftsteller, der gerade seine Frau verloren hat. Eine Journalistin, getötet bei einem Auslandseinsatz in Afghanistan. Dabei hatten sie einander doch noch gar nicht so lange. Da ist Josh Nelson, der nicht an seinem Platz war, als er hätte da sein müssen. Sein Geheimnis wird für immer eins bleiben müssen. Und da ist Daniel McCullen, ein Pilot, der mit seiner Arbeit und deren Konsequenzen so nicht mehr weiter leben kann. Owen Sheers schreibt seinen Roman so spannend wie einen Thriller. Kaum hatte ich “nur mal kurz reingeschaut”, so waren bereits die ersten 100 Seiten verflogen. Auch wenn anfangs nicht klar ist, wohin die Geschichte führen wird, so versteht es Sheers, den Leser bei der Stange zu halten. Nur langsam betreten wir mit Michael das Haus, immer wieder wird der Leser daraus entführt, um zu erfahren, was zuvor geschah. In Rückblenden lernen wir Michael und Caroline, Samantha und Josh kennen. Wir erfahren mehr über ihr Leben und wie sie einander kennenlernten. Erst nach mehr als der Hälfte des Romans erfahren wir, was Michael am Ende der Treppe erwartet und bis dahin wird es keine Sekunde langweilig. Der Schock sitzt tief und man fragt sich bis zum Schluss, wie das Ganze nur enden mag. Wie kann man mit einer großen Schuld, die Leben verändert, leben und überleben? Das Debüt Owen Sheers’ ist ein unglaublich eindringlich erzählter Roman mit lebendigen Bildern, die mir sicher noch lange im Kopf herumspuken werden. Er setzt sich mit aktuellen Themen auseinander, schockiert mit Details und berührt mit den Geschichten von Verzweiflung, Trauer und Ausweglosigkeit. Sein Schreibstil ist fesselnd und seine Sprache ausdrucksstark und gewandt. Dennoch handelt es sich trotz der angedeuteten Handlung (zuviel will man ja auch verraten) nicht um einen Thriller, wer dies erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Sheers’ Figuren überzeugen auf ganzer Linie und es ist faszinierend, mit welchen Strategien sie versuchen, das Leben nach Schicksalsschlägen wieder in den Griff zu bekommen. Zum Ende wendet der Autor einen kleinen überraschenden Kunstgriff an, der den aufmerksamen Leser verblüffen wird. Ein Buch, das ich ausdrücklich empfehlen kann und für dessen Auswahl ich mich herzlichst bei meinen “Buchschätzern” bedanke! © Tintenhain

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Nach dem tragischen Tod seiner Frau Caroline ist Michaels Leben komplett zusammengebrochen. Das frisch verheiratete Paar hatte sich gerade eine gemeinsame Zukunft aufgebaut, als die Journalistin Caroline bei einem Auslandsdreh in Afghanistan ums Leben kommt. Michael erträgt es nicht mehr länger in ihrem gemeinsamen Haus in Wales, verkauft es und zieht nach London. Dort möchte Michal ein ganz neues Leben beginnen. In seiner neuen Heimat trifft er auf die Nelsons: Josh, Samantha und ihre zwei Töchter wohnen im Haus nebenan und schnell wird aus einer Zufallsbekanntschaft eine intensive Freundschaft. Vielleicht ein wenig zu schnell? Es ist für Michael schon zur Gewohnheit geworden bei den Nelsons wie selbstverständlich ein und aus zu gehen. Doch eines Samstagnachmittags steht ihre Hintertür halb offen und Michael überkommt ein komisches Gefühl. Hier stimmt etwas nicht und er betritt sofort das augenscheinlich leere Haus. Damit verändert Michael ihrer aller Leben für immer. Meine Meinung: I Saw a Man ist ein brillanter Roman über die Auswirkungen schicksalhafter Momente im Leben. Das Buch zeigt den Umgang der betroffenen Personen mit ihren dramatisch veränderten Leben auf authentische Weise auf und zieht den Leser in die Gedankenwelt der Charaktere. Dabei behandelt und kritisiert der Autor ein aktuelles Thema, über welches man sich als Leser auch seine eigenen Gedanken macht. Das Buch ist in einem herausragenden Schreibstil verfasst: Dieser ist hochwertig mit vielen bildhaften Vergleichen und bleibt dabei flüssig und leicht. Unglaublich viele Sätze aus dem Buch kann man als stimmungsvolle Zitate verwenden. Die Handlung wird in der dritten Person aus der Sicht des Hauptcharakters Michael berichtet und wechselt dabei oft die Zeiten. Michael erlebt seine Gegenwart im Haus seiner Nachbarn der Nelsons und springt dabei gleichzeitig immer wieder zurück in seine Vergangenheit. Dabei handelt es sich um verschiedene Zeitpunkte in der Vergangenheit, so dass der Leser sich immer erst einmal kurz zurechtfinden muss. Durch diese wechselnden Zeiten erfährt der Leser erst nach und nach worum es in dem Buch überhaupt geht. Je mehr man über Michaels Vergangenheit mit seiner Ehefrau Caroline erfährt, desto klarer wird wie es zu der aktuellen Situation kommen konnte. Dadurch wird eine unglaubliche Spannung in der Geschichte aufgebaut, die die man nur durchs Weiterlesen befriedigen kann. Michael ist anfangs ein sehr undurchsichtiger Charakter, den man erst nach und nach kennen lernt. Mit seinen Reaktionen war ich nicht immer ganz einverstanden, was Michael einige Minuspunkte eingebracht hat. Aber er ist ein interessanter und authentischer Charakter mit einer traurigen Vorgeschichte, die ihn zu dem gemacht hat, was er jetzt ist. Auch die Nebencharaktere wie Josh und Samantha haben ihre kleinen Schwächen, wodurch sie ebenfalls authentisch wirken. Fazit: I Saw a Man ist ein hervorragender Roman über ein aktuelles Thema und die authentischen Reaktionen der Betroffenen auf schicksalhafte Momente. Die Charaktere mit ihren Schwächen und Stärken verleihen dem Buch eine besondere Note. Mit seinem brillanten Schreibstil und Erzähltechnik zieht der Autor den Leser in einen Spannungsbann aus dem man nur durchs Weiterlesen entkommen kann. Ich bin unglaublich begeistert von dem Buch und kann es euch nur wärmstens empfehlen!

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Ein Mann durchstreift auf der Suche nach einem Schraubenzieher das verlassene Haus seiner Nachbarn und erschreckt dabei die wider Erwarten anwesende Tocher dermaßen, daß diese mit letaler Folge die Stufen hinunterstürzt, und hinterher zermartern sich alle das Gewissen an der Schuldfrage Und hier könnte diese Rezension auch schon wieder zu Ende sein, viel mehr an Handlung hat "I Saw A Man" nicht zu bieten. Wer also Wert auf raffinierte Wendungen legt, sollte besser einem anderen Titel den Vorzug geben. Und doch erzählt der Roman leise, behutsam seine Geschichte ... oder besser, eine Vielzahl von Geschichten. Michel Turner sucht vordergründig ein verliehenes Werkzeug, tatsächlich ist er jedoch auf der Suche nach weitaus mehr, nach seinem Leben. Jeden Gegenstand, der ihm ins Auge fällt, verbindet er mit einem Erlebnis, jeder Schritt auf dem knarrenden Boden führt ihn zugleich durch ein "Mienenfeld der Erinnerung". Der Leser erfährt von seiner Frau Caroline, ihrem idyllischen Zusammenleben in einem britischen Landhaus, ihrem Auftrag, für eine Reportage in ein Kriegsgebiet zu reisen, von der amerikanischen Drohne, die Tod und Zerstörung bringt. "Nach Todesfällen ändern Männer ihren Wohnort, Frauen ihr Äußeres", so heißt es später. Michael zieht nach London, freundet sich mit seinen neuen Nachbarn, den Nelsons an. Während sie in ihm den Hausfreund sehen, den Fremden, den man doch schon so lange zu kennen glaubt, daß man sich ihm anvertrauen kann, sucht er in ihrer Gesellschaft nach seiner verlorenen Geborgenheit. Doch letztendlich ist die Ehe für ihn "eine endliche Ressource, ein seltenes Erz, dessen Vorräte mit Carolines Tod versiegt waren." Michael erinnert sich an die obligaten britischen Teegesellschaften, in denen letztlich nur Selbstverliebtheit zelebriert wird. Seine Gedanken tragen ihn zu den Fechtstunden, die er nach seinem Verlust absolviert hat, "... als könne man Trauer ausschwitzen...". Und je weiter er in das Haus eindringt, desto klarer wird die Antwort auf die implizite Frage, mit welchem Selbstverständnis er sich in fremdem Eigentum bewegt: Weil es letztendlich die Symbolik ist, die zählt. Schließlich findet der Roman seine Zäsur, der Rahmen von Michaels Selbstsuche wird mit dem tödlichen Treppensturz gesprengt. Ab diesem Punkt wendet sich der Roman hin zu einer Geschichte dreier Männer, die durch den Tod eines Menschen Schuld auf sich geladen haben und auf unterschiedliche Weise damit umgehen. Michael Turner, die zentrale Figur, erschreckt durch seine (eigentlich unbefugte) Anwesenheit im Haus seiner Nachbarn deren Tochter, sodaß sie auf fatale Weise die Treppe hinunterstürzt. In seinem Bemühen, in seiner Rolle an diesem Unfall vor sich selbst zu bestehen, handelt er nach seinen beruflichen Fähigkeiten als Autor: Er schreibt die Geschichte des Hergangs neu, schreibt sich selbst aus der Geshichte heraus, erzählt sie so oft, bis sie zur Wahrheit wird. Diese seine verbale Macht wird im Zuge seiner Einvernahme als möglicher Zeuge bewußt. Die Wahrheit wird in dem Moment unumstößlich, in dem sie ausgesprochen, niedergeschrieben ist." Josh Nelson fühlt sich seinerseits am Unfall seiner Tochter mitverantwortlich, weil er seine Aufsichtspflicht zugunsten einer Liebschaft vernachlässigt hat. Nachdem er durch die Finanzkrise auch seinen Job bei Lehman Brothers verloren hat, geht seine Ehe in der Brüche, er entfremdet sich von seiner Familie und ertränkt seine Verbitterung in Alkohol. Schließlich verfolgt er besessen eine Spur und entdeckt als einziger Michaels wahre Geschichte. Major Daniel McCullen schließlich ist jener Drohnenpilot, der Caroline, Michels Frau getötet hat, die als Journalistin in einem Kriegsgebiet im Einsatz war. Daniel ist, von Las Vegas aus operierend, einer jener Soldaten, die nie einen Fuß auf ein Schlachtfeld setzen. Der Krieg ist für ihn ein Nine-to-Five-Job, die Kampfhandlungen zum Videospiel abstrahiert. Das Töten erfolgt per Knopfdruck, die Verantwortung wird an andere Stellen delegiert. Und doch empfindet Daniel das Bedürfnis, für seine Tat einzustehen. Er macht Michael ausfindig, sucht mit einem Brief nach der erlösenden Absolution. In der Hörbuchfassung führt der Schauspieler Dewid Striesow Striesow den Hörer wie einen guten Bekannten, dem er beiläufig kausalen Tratsch erzählt, durch die Geschichte. Durch geschickte Tempovariationen setzt er jedoch Akzente, indem er einzelne Bildfolgen in Zeitlupe ablaufen läßt. In quälender Langsamkeit muß etwa der Leser hilflos mit Michael zusehen, wie das Mädchen das Gleichgewicht verliert und in die Tiefe fällt. Persönliches Fazit Ein Roman, der wie ein sorgfältig entworfenes Gemälde wenig Dynamik und viel zu entdecken bietet.

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