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Rezensionen zu
Der Sympathisant

Viet Thanh Nguyen

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Lange habe ich mit dem Pulitzer-Preis gewinnenden Buch "Der Sympathisant" gekämpft, nicht weil es mir etwa missfiel, sondern eher aufgrund von dem gewaltig gehaltvollen Inhalt. Geschrieben aus der Sicht eines namenlosen Doppelagenten, zwischen Vietcong und der USA hin und her gerissen, amerikanische Lebensweise aneignend und auch aus einer ähnlich zerrissenen Herkunft, mit einer vietnamesischen Mutter und einem französischen Priester als Vater. So reflektiert er im Nachhinein, zum Geständnis erzwungen, sein bisheriges Leben als Student und später Flüchtling in Amerika, Revolutionskämpfer auf der einen Seite und Verfechter der anderen Seite. Viet Thanh Nguyen gelingt dieser Drahtseilakt grandios, doch nicht ohne blutiger, hoffnungsloser Muße, weshalb ich vielleicht so viele Lesepausen einlegen musste.

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"Ich will zeigen, wie der Westen den Krieg erzählt" Dieses Zitat stammt von Viet Thanh Nguyen, der mit seinem Roman "Der Sympatisant" einen neuen Blick auf das Geschehen im Vietnamkrieg geschaffen hat. Der Autor stammt aus Vietnam und floh 1975 im Alter von vier Jahren kurz vor dem Fall Saigons mit seinen Eltern in die USA. Sein Buch ist der Versuch, den Vietnamkrieg aus einer nicht-amerikanischen Perspektive zu beschreiben. Das ist sowohl in der Literatur als auch beim Film eine große Ausnahme. Viet Thanh Nguyen erhielt dafür 2016 den Pulitzerpreis und den Edgar Allan Poe Award. Wohin gehöre ich? Der namenlose Erzähler in diesem Roman ist als Hauptmann die rechte Hand eines südvietnamesischen Generals und kann mit ihm und dessen Frau in letzter Minute aus Saigon in die USA fliehen, bevor der Vietcong die Hauptstadt einnimmt. Dem General ist nicht klar, dass sein Adjutant ein kommunistischer Spion des Vietcong ist, der seine verschlüsselten Aufzeichnungen regelmäßig an eine Kontaktperson in Europa schickt. Der Erzähler hält sich auch in den USA immer in der Nähe des Generals auf und empfindet sein Leben in Kalifornien als zwiespältig: "Die Mehrheit der Amerikaner begegnete uns mit gemischten Gefühlen, wenn nicht sogar mit unverhohlener Abneigung, da wir die personifizierte Erinnerung an ihre schmerzhafte Niederlage waren." So erklärt sich auch, dass sich die Mehrheit der Exil-Vietnamesen auf einem niedrigen sozialen Niveau einrichten muss: Der früher geachtete General eröffnet einen Schnapsladen, andere Landsleute gehen putzen oder arbeiten als Tankwart. Das ganze Leben des Mannes ist geprägt von Zerrissenheit. Er ist als Sohn einer Vietnamesin und eines französischen Missionars in Südvietnam geboren worden, was zur ersten Ausgrenzung in seinem Leben führte: Er sah nun mal nicht aus wie ein richtiger Vietnamese. Da er als junger Mann in den USA studiert hatte, wurde ihm bei seiner Rückkehr in die Heimat von den Kommunisten Misstrauen entgegengebracht: War er nicht viel zu westlich, um einer der ihren zu sein? Der ehemalige Hauptmann hat in seiner Zeit in Kalifornien das Glück, als früherer Student einen Aushilfsjob an seiner ehemaligen Universität am Institut für Orientalistik zu bekommen. Während dieser Zeit wird er auch Berater für einen Film, der sich mit dem Vietnamkrieg beschäftigt. Sein Ziel ist es, die Situation auch aus der Sicht des vietnamesischen Volks zu erklären und ein Stück weit von der amerikanisch geprägten Sichtweise abzurücken. Er widmet sich dieser Aufgabe mit vollem Einsatz, muss dann aber feststellen, dass seine berechtigten Einwände nicht berücksichtigt wurden und sein Name trotz seines intensiven Mitarbeit nicht den Sprung in den Abspann schaffte, wo sogar ein Hund aufgeführt wurde. Die Parallelen zu Francis Ford Coppola und dem bekannten Film "Apocalypse Now" sind da nicht zu übersehen. Später dann, als der Erzähler nach Südvietnam zurückkehrt, begleitet er eine revanchistische Gruppe dabei, über Laos in das Vereinte Vietnam einzudringen, wo sie dem Widerstand gegen das neue Regime Nahrung geben soll. Dieser Auftrag ist ein gefährliches Himmelfahrtskommando, das die Gruppe zum Teil in den Tod führt. Die Überlebenden werden in ein entlegenes Lager des Vietcong gebracht, wo der Erzähler gefoltert wird, obwohl er die Aktion an den Vietcong verraten hat. Man erwartet von ihm, dass er seine wahre Gesinnung bekennt und ein Geständnis aufschreibt, dass er vom Westen infiziert worden sei. Er weigert sich jedoch, Klischees zu formulieren und wird nach einem Jahr Einzelhaft fast zu Tode gefoltert. Wie war's? "Der Sympathisant" schafft es, das Geschehen rund um den Vietnamkrieg mit all seinen Gräueltaten auf amerikanischer und vietnamesischer Seite neu aufzurollen. Viet Thanh Nguyen schildert, wie sein Erzähler zwar unter seinem Doppelleben leidet, sich aber auch nicht klar für eine Lebenswelt entscheiden kann. Interessant sind dabei die Parallelen zu einem vietnamesischen Doppelagenten, der in der Zeit des Vietnamkriegs in den USA als Reporter für die Nachrichtenagentur Reuter und die TIME arbeitete und nach Feierabend Berichte nach Hanoi schickte: Pham Xuan An hatte Kontakte, die bis in die höchsten Kreise des südvietnamesischen Militärs sowie der US-Armee und dem CIA reichten, ohne dass jemand von seiner geheimen Arbeit für die Befreiungsarmee wusste. Er starb 2006. "Der Sympathisant" ist ein sehr vielschichtiger und anspruchsvoller Roman, der viele Themen aufgreift und auch da, wo es ans "Eingemachte" geht, kein Blatt vor den Mund nimmt.

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Der erste Satz: »Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern.« Vietnamkrieg (1955-1975), ein Bild aus meiner Kindheit und Jugend, Literatur und Filme in meiner Jugendzeit, immer aus der Sicht des weißen Amerikas. Und hier haben wir das erste Buch aus der Sicht eines Vietnamesen. Der Icherzähler bleibt namenlos. Seine Mutter ist Vietnamesin, sein Vater war irgendein Franzose, eine Sache, die ihn hier wie dort nie dazugehören lässt. Die letzten Tage vor dem Fall von Saigon lassen den Roman beginnen. Der General und eine Auswahl von Menschen dürfen fliehen, der CIA und die US-Soldaten machen sich vom Acker, auf der Flucht vor dem Vietcong. Die NLF, die »Nationale Front für die Befreiung Südvietnams«, schwenkt längst die blauroten Fahnen. Der Icherzähler gehört zum engen Stab des Generals, aber er ist gleichzeitig ein Spion des Vietcongs, erfährt der Leser. An jeder Ecke betteln Menschen, mit auf die Flucht genommen zu werden, Straßen und Flughafen sind überfüllt mit Flüchtlingen, ein Luftangriff auf die Air-Base lässt viele Menschen sterben und in letzter Minute kann der General starten, sich mit seiner kleinen Truppe retten. Der Krieg ist vorbei. Circa fünf Millionen Vietnamesen sind tot. Weiter: http://www.sabine-ibing.ch/rezension-sabine_ibing-Der_Sympathisant-Viet_Thanh_Nguyen.htm

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Großartig

Von: G.T aus München

31.01.2018

Dieses Buch liefert ein wichtiges Puzzle-Stück in Hinblick auf Darstellung und Sichtweisen auf den Vietnamkrieg. Weder aus Sicht des Norden, des Südens, noch die viel penetrierte Sicht der Amerikaner, die sowohl kritisch wie auch heroisch in epischer Länge dargelegt wurde. Vielmehr bewegt es sich in den Zwischensphären, interkulturell. Beheimatet in der Zerrissenheit und dem Zwiespalt, ohne die schwere, lethargische Last des Krieges zu tragen. Wie oft wurden bereits von großartigen vietnamesischen Exil-Literaten die Sichtweisen des Südens und des Nordens dargelegt, ohne Beachtung im Westen zu finden? Viet Thanh Nguyen hat messerscharf erkannt, dass die perfekte Beherrschung einer westlichen Sprache, die Beheimatung in beiden Kulturen den Grundstein dazu legen, im Exil Gehör zu finden. Dieses Buch hat somit für mich, über seine Geschichte hinaus, eine historisch wichtige Bedeutung.

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Der Sympathisant, von Viet Thanh Nguyen,Blessing Verlag

Von: Hanss , Peter aus z.Z. HCM-Stadt

18.01.2018

Nicht lesenswert ! Ein Autor, der zwischen den Kuluren zerrissen wurde,abstoßende pubertäre Szene,die ein Weiterlesen verhindert .- Aber, viel schlimmer : Déjà-vu! Vergleichen Sie dazu: "Saigon",von Harry Thürk,Militärverlag der DDR.,2.Aufl. 1985 . Weitgehender Ideendiebstahl und abgeschrieben . Kostprobe (Thürk,S.214) : Bei der Flucht von Thieu, als ein ´riesiger Kabinenkoffer...in einem der Autos untergebracht wurde...` vermeinte Dobson ...`Metall aneinanderklicken zu hören, als er angehoben wurde...`. Sympathisant (S.21) : ´Claude, (vgl.vorher Dobson !) der ihn ( Thieu) zum Flughafen fuhr,fiel auf,dass in den ungewöhnlich schweren Koffern (diesmal Mehrzahl) des Präsidenten etwas metallisch schepperte,vermutlich ein kräftiger Anteil vom Staatsgold...` Und viele andere Gemeinsamkeiten. Da hift dem Autor kein wissenschaflicher Anstrich mit Latein- oder Psych.-Kenntnissen (wie: Rorschach) .Besser hätte der Autor eine empirische Befragung unter den Emigranten durchgeführt und diese verarbeitet. Dieser Roman ist ein Rorschach - Faltbild zu `Saigon` und damit wenig oder kaum verwertbar. Spiegel (online ?) wirft Thürk ´populären Schwulst...`vor. Der verliehene Nationalpreis der DDR für Thürk erscheint mir wertvoller als der Pulitzerpreis für den `Sympathisanten`und dem ´Empfehlenswert` von ZDF Heute Journal (Aug.17.) und der halbseitig -ehrenden`Begegnung mit dem Literaturwissenschaftler` (in Paris ) in : Die Zeit (10.Aug.17) . Ich Pflichte dem Literaturblog Nomas zu : `Gefiel mir nicht´ und werde meinen (früheren) Studenten an der National Universität in HCM-Stadt dieses Machwerk nicht erwähnen, im Gegensatz zum Buch von Andrew X Pham,`Mond über den Reisfeldern.Spuren meiner Familie durch Vietnam`, was lesenswert und empfehlenswert ist ! Dieser Autor (gelernter Ingenieur ! ) gibt Auskunft über seinen Vater,seine Familie.- Viet Thanh Nguyen schweigt (vielsagend) und spricht nur von `Kapitalist ` und deswegen die Flucht nach Amerika? Der Autor sagt ,er sei in seiner Jugend mit dem Fernseher viel allein gewesen, das habe ihn verdorben...dem ist nichts hinzuzufügen.

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Ich versuche, möglichst viel Literatur aus anderen Kulturkreisen zu lesen oder zumindest mit Literatur, welche sich mit anderen Kulturen beschäftigt. Das gelingt mir in aller Regel auch sehr gut, aber in dieses Buch bin ich nicht reingekommen. Der Grund für das Geständnis bleibt im Unklaren, der Schriebstil ging gar nicht an mich. Fazit So gerne ich solche Bücher lese, dieses gefiel mir gar nicht.

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So ungefähr beginnt der Berichterstatter seine Geschichte. Im Jahr 1975 ist er der Adjutant des Generals. Süd-Vietnam ist im Krieg. Der Schutz, den die Amerikaner bieten sollten, ist brüchig. Der General entschließt sich mit seiner Familie zur Flucht und sein getreuer Helfer darf mit. Nicht bekannt ist allerdings, dass es sich bei eben diesem Helfer um einen kommunistischen Spion handelt. Doch ausgestattet mit den notwendigen Mitteln zur Kontaktaufnahme, ergreift dieser die einmalige Gelegenheit, die den General auch in den USA auszuforschen. In einer dramatischen Aktion, die nicht für alle glücklich endet, werden der General und einige seiner Vertrauten aus dem umkämpften Land ausgeflogen. Dieser Bericht des Spions hat es wirklich in sich. Wie ist das Innenleben eines Menschen, der seine kommunistisch geprägten Werte verbergen muss. Wie schafft er es, in dieser exponierten Stellung nicht aufzufallen. Musste er keine Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen, wie kann er sein wahres ich verbergen. Oder ist er etwa dabei, sein wahres ich zu vergessen. Wird seine westliche Umgebung bestimmend für sein Wesen. Kann er seinen Aufgaben als Spion überhaupt noch gerecht werden. Und wie schnell kann eine hingeworfene Bemerkung ungeahnte Gefahren hervorrufen. Doch ebenso wie in Asien ist er auch in Amerika der Bastard, der mit einem westlichen Vater und einer asiatischen Mutter. Nicht in einem Rutsch zu lesen ist dieser Roman. Manchmal ausgesprochen mitreißend, manchmal etwas befremdlich. Doch häufig das Gedankenkarussell in Bewegung setzend, wie kann ein Mensch durchs Leben kommen, der zwei Seelen in seiner Brust tragen muss, der nach außen so tun muss, als sei er dem kapitalistischen Westen zugeneigt, während er diesem doch nur Verachtung entgegen bringen kann. Je weiter man liest und erkennt, wieso gewisse Formulierungen und Formatierungen gewählt werden, desto häufiger bedarf es einer Pause, um das Gelesene einordnen und gedanklich und gefühlsmäßig auf ein Level zu bringen, das das Gelesene erträglich werden lässt. Es ist schon harter Tobak, den der Autor bietet. Und die Befürchtung, dass der Autor sich relativ nah an wahre Begebenheiten gehalten haben könnte, macht es nicht einfacher. Wenn man selbst eher unbelastet aufgewachsen ist, fällt es schwer die Erlebnisse des Spions einzuordnen, sie verarbeiten zu können, sie zu verstehen. Da möchten einzelne Passagen wirklich genauestens gelesen werden, da blättert man noch einmal zurück, um jede Nuance mitzubekommen. Es bleibt zurück, eine nachdenkliche Leserin, die nie eine solche Erziehung und Formung genießen möchte, wie der Autor sie seinem Sympathisanten angedeihen ließ. Ein Hoch auf die freiheitlich demokratische Grundordnung und die Möglichkeit, das Spionieren grundsätzlich anderen zu überlassen. 4,5 Sterne

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INHALT (Vorsicht Spoiler!): Vietnam 1975. Saigon ist gefallen, der kommunistische Norden hat gesiegt, woraufhin ein Gruppe südvietnamesischer Regierungsmitglieder das Land Richtung Kalifornien verlassen muss. Unter ihnen der namenlose Ich-Erzähler, der im Auftrag seines Vorgesetzten und mit Hilfe des CIA auch nach dem Krieg für die Befreiung seines Landes kämpft. Der Plan ist, eine Gruppe Südvietnamesen zusammenzustellen, die als Untergrundkämpfer in die verlorene Heimat geschleust werden sollen. Doch der Ich-Erzähler hat ein Geheimnis: Er ist Doppelagent und schreibt in chiffrierten Briefen über die Fortschritte des südvietnamesischen Sonderkommandos an einen kommunistischen Kontaktmann in Paris. Als sich die Hinweise häufen, dass sich ein Maulwurf in dem Kommando befindet, muss der Doppelagent handeln, um die Spuren von sich zu lenken. Er streut Beschuldigungen und wird zum mehrfachen Attentäter innerhalb der eigenen Gruppe. Ein anderer Auftrag führt ihn auf die Philippinen, wo er ein aufwändiges Filmprojekt namens Das Dorf begleiten soll. Die Aufgabe des Agenten ist es, den Regisseur bei Fragen um die vietnamesischen Bräuche und Eigenarten zu unterstützen, um die Authentizität des Films zu gewährleisten. Als beim Set eine Ladung Sprengstoff viel zu früh in die Luft geht, kommt der Agent nur knapp mit dem Leben davon. Ein Unfall? Oder ein gezieltes Attentat? Dem Agent schwant, dass er aufgedeckt wurde. Eine Chance, zu seinen eigentlichen Vorgesetzten zurückzukehren, bietet sich, als er die kampfbereite Rebellengruppe nach Thailand begleiten soll. Von dort aus setzen sie sich durch die Grenzwälder nach Vietnam ab, geraten jedoch früh in Gefangenschaft und der Agent lernt die volle Härte seines kommunistischen Regimes kennen. FORM: Was wir hier zu lesen bekommen, ist das fünfhundert Seiten starke Geständnis unseres Haupthelden, des Doppelagenten, dessen Namen wir nicht erfahren. Er schreibt diese Beichte als Teil seiner Umerziehung in dem Lager, in dem er einsitzt. Der Autor Viet Thanh Nguyen (*1971) gibt ihm hierfür eine äußerst eloquente Stimme, die an die Zuckerman-Romane Philip Roths erinnert. Der Titelheld – der, so erfahren wir später, sein Geständnis immer wieder korrigieren muss – schreibt in einer Mischung aus regimegetreuem Antiamerikanismus und hochnäsiger Geschwätzigkeit, eine gwöhnungsbedürftige Mixtour, die aber Tiefe gibt und viele Zwischenebenen zulässt. Das Hauptthema des Romans kreist um die Frage, was mit einem Menschen passiert, der über Jahre hinweg ein Doppelleben führt, dessen Geheimhaltung über Leben und Tod entscheidet. Die beiden Seilenden, zwischen denen der Erzähler seinen gefährlichen Tanz vollführt, könnten mit dem amerikanischen Kapitalismus und dem vietnamesischen Kommunismus der 1970er Jahre unterschiedlicher kaum sein, und auch der Titelheld kommt mehr und mehr ins Schlingern, geblendet und verführt von den profanen Reizen der westlichen Welt. Diese Entwicklung einzufangen, ist Nguyen hervorragend gelungen. DER SYMPATHISANT ist also nicht nur ein Spionagethriller, sondern auch eine Gesellschaftssatire, die mit den gängigen Klischees über Amerika, Vietnam und deren gemeinsamer Geschichte spielt. Doch auch Freunde des klassischen Polit-Thrillers können hier fündig werden, denn der Roman wartet mit jeder Menge Spannung auf. Der Fall Saigons und die knappe Flucht aus dem Land, die nervenaufreibenden Attentate, die Gefangenschaft und das finale Verhör (die letzten hundert Seiten habe ich atemlos verschlungen) – alles Episoden, die genregültig realitätsnah und pathosfrei geschrieben sind. FAZIT: Viet Thanh Nguyen, der selbst nach dem Vietnamkrieg als Flüchtlingskind in die USA kam, hat mit seinem ersten und bislang einzigen Roman auf Anhieb einen Riesenerfolg gelandet, hochgelobt und preisgekrönt, nicht zuletzt mit dem rennomierten Pulitzer Prize for Fiction. Ich schließe mich dem Jubelgeschrei gerne an und bestätige: DER SYMPATHISANT ist ein vielschichtiger Roman über Politik, Geschichte und Gesellschaft – lehrreich, spannend, lesenswert. Fünf Sterne!

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