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Rezensionen zu
Der weite Raum der Zeit

Jeanette Winterson

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Meine Meinung: Schon das Cover ist Leichtigkeit und Schwere zugleich wie ich finde, die sich auf jeden Fall im Buch widerfindet. Die Farben sind einladend aber irgendwie eben auch irreal. Für Nicht-Shakespeare-Leser beginnt das Buch mit einer Zusammenfassung des originales Stückes um einen einzustimmen. Einerseits gut und andererseits auch irgendwie ein bisschen schwierig, weil man ja schon weiß was dann passiert. Ich denke aber es greifen sowieso mehr Leute zu diesem Buch, die das Stück schon kennen. Also eigentlich egal ;) In der Neufassung sind die Personen in unsere heutige Zeit verstzt und obwohl die Originalfassung 1611 erschien, finden sich diese Figuren wirklich gut wieder. Denn die Zeit dreht sich wohl doch ein bisschen im Kreis. Man nimmt jeder einzelnen Person in diesem Buch ihre Person selbst vollständig ab und ist deshalb manchmal amüsiert, traurig, verzweifelt aber vor allem nachdenklich. Wie nur konnte es so weit kommen? Dafür aber auch finden sich Antworten, die zwar nicht immer zufrieden stellen aber akzeptiert werden müssen. Obwohl ich die Geschichte verschlingen wollte, weil ich sie wirklich interessant fand und auf die ganzen Wendungen gewartet habe, musste ich das Buch ab und an zur Seite legen. Manchmal weil ich nochmal nachdenken wollte über dieses oder jenes. Ein anderes Mal weil ich wirklich gemerkt habe, dass mich das Lesen anstrengt, denn es ist nicht die leichteste Kost. Sie lohnt sich aber meiner Meinung nach, denn hier werden nunmal die Themen der Zeit angesprochen: Liebe, Rache, Vergebung, aber auch Familie und irgendwie die Zeit selbst. Fazit: Ein sehr gute Neuinterpretation, die wunderbar Fuß fasst in unserer Zeit und zum Nachdenken, sowie Diskutieren einläd.

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Die Idee ist grandios und die Autor/innen sind mutig. Sich an die großen Shakespeare-Stoffe zu wagen, um sie in zeitgenössische Storys zu verpacken, ist sicher schon dem einen oder der anderen durch den Kopf gegangen. Es auch wirklich zu tun haben sich gleich mehrere Schriftsteller/innen dem Knaus-Verlag gegenüber verpflichtet, der in diesem und im nächstem Jahr die Neufassungen vom „Wintermärchen“, dem „Kaufmann von Venedig“, von „Macbeth“ und „Hamlet“ u.a. herausbringt. Pünktlich zum 23. April, dem 400sten Todestag des englischen Autors, kam der erste Band von Jeanette Winterson in die Buchläden. Er heißt „Der weite Raum der Zeit“ und ist ihre Version des „Wintermärchens“. Eine tolle Sause, ein berührendes Buch, ein Lesevergnügen sondergleichen. In der Musik ist es üblich, verschiedene Interpretationen bestimmter Stücke zu bekommen. Allein schon, weil es einer Aufführung bedarf (die wenigsten Menschen sind in der Lage, eine Partitur mit Genuss zu lesen), die jeden Abend einen anderen Klang hervorbringt. Bücher verweigern sich weitgehend dieser Praxis, eben auch weil der Stoff selbst schon seine Bearbeitung ist. Es funktioniert nur dann – und Jeanette Winterson hat diese Herausforderung überzeugend gemeistert – wenn die Neufassung eine eigene Stimme und Stimmung bekommt. Keine Nacherzählung darf es werden, sondern eine Geschichte mit ebenso überraschenden Pointen wie sie das Original liefert. Die Figuren müssen lebendig werden, wenn wir auf knapp 300 Seiten nicht bloß den Schatten des Shakespearschen Personals folgen wollen, mit eigenen, aktuellen Gedanken, Wünschen, Träumen. Ein schöner Einstieg, bei dem ich mich direkt in das Buch verliebt habe, ist die Nacherzählung des „Wintermärchens“, die Winterson vor ihre eigene Fassung stellt. Schon der erste Satz hat es in sich, ich musste schmunzeln und habe gemerkt, wie schon hier das Erzählen einsetzt: „Das Stück beginnt in Sizilien, einer von Shakespeares zahlreichen imaginären Inseln.“ Die eigene Version beginn so rasant wie ein Action-Film und man staunt, wie geschickt Winterson das Tempo des Theaterstück in ihrem Roman kongenial übernimmt. Auf den ersten Seiten erleben wir den Moment, in dem die Vorgeschichte endet und die daraus sich entspinnende zweite Geschichte beginnt. Eine Art Generationenwechsel ist das, Tod und Geburt in einem, und obwohl es chaotisch zugeht, bleibt eine gewisse Ruhe wie in allen großen Dramen, wo das Schicksal den Gang der Dinge bestimmt. Im zweiten Kapitel setzt Winterson dann noch einmal zurück und erzählt, wie es zu diesem dramatischen Moment aus dem ersten Kapitel kam. Es ist die Geschichte die wir kennen, eine Love-Story ohne Happy End, die an einer Wahnidee scheitert und nicht, wie sonst meist, an der Realität. Spannend zu sehen, wie alle Beteiligten ineinander verwebt und verschlungen sind (das fast wörtlich), wie jede und jeder gute Gründe für alles Mögliche hätte, weil das Leben eben nicht nur stattfinden, sondern stets auch in unseren Köpfen wiederholt wird. Eine fast atemraubende Szene ist die, in der Leo seine Frau MiMi per Überwachungskamera in ihrem Schlafzimmer beobachtet. Dort spielen sich intime Momente zwischen seiner Frau, einer Freundin und einem Freund ab, kein Sex. Doch in dem von Eifersucht infizierten Gehirn Leos verdreht sich alles zu einer vulgären Pornoorgie. Hier zeigt es sich, das winterkalte Herz, das Liebe von Sex nicht zu unterscheiden weiß. Die Geschichte geht weiter, so wie wir sie kennen und gleichzeitig in ihrem von Winterson vorgegebenen Rhythmus. Schön zu lesen ist, wie die unsäglichsten Zufälle ganz beiläufig von statten gehen. Alles geht seinen Gang, aber alles ist zugleich außergewöhnlich. Die Zeit hat übrigens nicht nur im Titel ihren Auftritt. Sie hat in der Geschichte das erste Wort („heute Nacht“) und auch das letzte: „Die Zeit, die alle Grenzen setzt, ist auch unsere einzige Chance, frei von Grenzen zu sein. Eigentlich waren wir doch gar nicht gefangen. Zeit lässt sich tilgen. Was verloren geht, findet sich…“ Der Roman ist ein modernes Buch, wie Shakespeare viele geschrieben hat. Jeanette Winterson erweist sich darin als große Leserin und kongeniale Nacherzählerin.

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Der Inhalt: Der Banker Leo liebt seine Frau MiMi abgöttisch, doch er verdächtigt sie, hochschwanger wie sie ist, ihn zu betrügen, er geht sogar so weit, dass er sagt, dies sei nicht sein Kind. Er verdächtigt seinen besten Freund Xeno der Vater des Kindes zu sein. In blinder Wut verliert Leo von einem Moment auf dem anderen alles: seine Tochter, seine Frau und seinen besten Freund. Nach Jahren treffen sich Xenos Sohn und MiMis Tochter und verlieben sich ineinander. Sie gehen auf die Spuren von Perditas (MiMis Tochter) Vergangenheit und somit wird alles noch einmal aufgerollt. Das Cover: Das Cover erscheint zunächst unspektakulär, es ist schlicht gehalten und nicht gerade ein Eyecatcher. Nachdem man das Buch allerdings gelesen hat, ist die Wahl der blauen Feder berechtigt und auch die Titelauswahl gut gewählt. Beide Motive haben einen tieferen Sinn, der sehr schön ist, wenn man dann das Buch gelesen hat und diesen erkennt. (Schwierig dies zu erklären, ohne zu spoilern) Der Stil: Der Sprachstil hat mir sehr gut gefallen, es ist ein flüssiger Text mit einem poetischen Hauch. Unterschwelig ist die Grundstimmung zunächst drückend, doch je mehr es gegen Ende geht, wird der Stil immer klarer und freundlicher. Das Buch Der Weite Raum der Zeit gehört zu einem Projekt des KNAUS Verlags, es werden ausgewählte Stücke von Shakespeare genommen und bekannte Autoren schreiben eine Adaption zu diesem Stück. In der Weite Raum der Zeit war das zugehörige Stück "ein Wintermärchen", schon allein bei der groben Beschreibung der Geschichte, fällt jedem Leser auf, dass mit dem ödipalen Komplex gespielt wird. Dieser findet in dem Buch noch eine extra Erwähnung, die meiner Meinung nach noch nicht mal hätte sein müssen. Die Ausführung des ödipalen Komplexes ist der Autorin gut gelungen, noch viel besser finde ich jedoch, dass die Autorin viel mit Projektion und Reflexion gearbeitet hat und somit Leos Wut sehr greifbar gemacht hat für den Leser, es kam viel verständlicher herüber und ist eine gute, starke Interpretation des Buches, die aus dem Geschehen etwas Solides macht. Schon allein deswegen war ich Hin und Weg von dem Buch. Die Protagonisten: Perdita, die Tochter von MiMi, die als Waisenkind aufgezogen wird, ist einem sofort sympathisch. Ihre existenziellen Fragen sind nahe gehend und nachvollziehbar.Noch sympathischer finde ich jedoch Xenos Sohn, auch wenn er nicht der Stärkste ist, so ist er für Perdita da und dies lässt ihn auf eine emotionale Ebene männlich wirken. Leo, MiMi und auch Xenos umschwebt eine düstere Stimmung, das Motiv des Spiels und mit dem Engel, der gefallen ist, ging mir sehr nah und hat sich gut in das Schicksal der drei eingefügt. Mein Fazit: Das Buch hat mich vom ersten Kapitel an überrascht, ich habe mit etwas Trockenem gerechnet, doch dies war überhaupt nicht der Fall. Am Anfang war Leos Wut unterhaltsam, ja ich habe mich sogar darüber belustigt, doch das Buch hat mich mitgenommen in vielschichtigeren und dunkleren Ebenen. Das Ende ist dagegen dann doch noch ein gutes, sodass ich rundum zufrieden war am Ende.Es war erfüllend, das Buch gelesen zu haben. Natürlich gibt es für "Der Weite Raum der Zeit" die volle Punktzahl, da ich nichts zu bemängeln habe und dieses Buch mir imponiert habe. Ich werde mir wahrscheinlich die anderen Bücher des Shakespeare Projektes zulegen.

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Zum Buch: Ein sehr einfaches Cover, was im Kontrast dazu einen gewissen Zauber versprüht. Farblich stilvoll aufeinander abgestimmt. Auf der Rückseite fand ich den Titel des Originals "Das Wintermärchen" in gespiegelter Form. Es wirkt, als würde man es von der Rückseite anschauen und zwischen den Buchdeckeln, wie eine Art Sandwich, findet die eigentliche Neuerzählung statt. Erster Satz: "Das Stück beginnt in Sizilien, einer von Shakespeares zahlreichen imaginären Inseln." Meine Meinung: In "Der weite Raum der Zeit" erzählt die Autorin Jeanette Winterson den Klassiker von Shakespeare "Das Wintermärchen" neu, mit den bekannten Charakteren. Ich habe die Originalversion vorab nicht gelesen, was mir den Lesespaß in keinster Weise genommen hat. Leo, ein Investmentbanker verfällt dem Wahn, dass seine schwangere Frau MiMi ihn mit seinem besten Freund Xenos betrügt. Dabei gibt es handfeste Beweise, dass es nicht so ist. Blind vor Eifersucht, verstößt er das Kind und Perdita landet in einer Babyklappe. Sie wird glücklicherweise von Shep, ein Barpianist, gefunden und aufgezogen. Schon bald kommen Fragen nach ihren Wurzeln auf besonders als sie sich in Xenos einzigen Sohn verliebt. Am Anfang entdeckte ich eine kleine Zusammenfassung von "Das Wintermärchen" von Shakespeare, was ich sehr begrüßt habe. So hatte ich einen ersten Einblick in die Story und war gespannt, wie diese Erzählung auf moderne Art & Weise geschrieben wurde. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und an einigen Stellen mit poetischen Sätzen veredelt. Die Protagonisten wurden gut beschrieben und in ihrem Wesenszügen waren sie ausdrucksstark. Die Dialoge sind direkt und manchmal etwas hart in der Ausdrucksform, was mir gut gefallen hat. Der Zeit entsprechend in einigen Gesellschaften wurden sie aber realistisch dargestellt. Leo hat mir im ersten Teil fast die Nerven geraubt. Seine Wahnvorstellungen über den angeblichen Ehebruch seiner Frau und wie er handelte, waren mir unbegreiflich. Leo begeht einen Fehler, der eine Kettenreaktion auslöst und aller Leben verändert. Die Frage: Was wäre wenn…? und die Sehnsucht alles ungeschehen zu machen, kommt auf. Es gibt mehrere Erzählstränge, die alle miteinander verbunden sind, die sich zum Schluss zusammenfügen und aufgekommene Fragen beantworten. Es gab einige Handlungen und Szenen, die mich nachdenklich stimmten und die ich zeitweise hinterfragte. Der Spannungsfaktor blieb mir dennoch verborgen, bis auf den letzten Seiten, wo ich dem Ende entgegen fieberte. Im Verlauf des Buches, war mir dies einfach zu wenig und es fesselte mich nicht. Fazit: "Der weite Raum der Zeit" ist eine moderne Neuerzählung des Klassikers "Das Wintermärchen" von Shakespeare. Interessante Zusammenhänge zwischen den Protagonisten und Darbietung verwobener Handlungen. Eine Story über Hass, blinde Eifersucht und der Suche nach seinen Wurzeln. ~ moderne Neuerzählung ~ nachhaltig ~ poetische Sprache

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Shakespeare ist in diesem Jahr 400 Jahre tot. Als Partner der Hogarth Press - dem Verlag, den Virginia und Leonard Woolf gegründet haben - veröffentlicht der Knaus Verlag acht Werke Shakespares in neuer Erzählweise. Acht bekannte Autor_innen (neben Jeanette Winterson folgen u.a. Jo Nesbo und Margaret Atwood) erzählen Shakespeares Werke in einer neuen Version, machen die Geschichten zu ihren eigenen. Und ich durfte Jeanette Wintersons "Der weite Raum der Zeit" lesen (Danke!), der die Geschichte aus Shakespeares Wintermärchen aufgreift. Im Wintermärchen wirft Leontes, König von Sizilien, seiner schwangeren Frau Hermione vor, ihn mit seinem Freund Polixenes zu betrügen. Als Hermione ein kleines Mädchen zur Welt bringt, erkennt Leontes sie nicht als seine Tochter an und befiehlt, sie auszusetzen. Perdita verliebt sich später in Polixenes einzigen Sohn und versucht mit ihm das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Aus Leontes wird Leo, ein Investmentbanker in London, aus Hermione wird MiMi eine gefeierte Sängerin und aus Polixenes Xenos, der gemeinsame homosexuelle Freund. Schon hat Winterson diese Geschichte über Eifersucht und ihre Folgen, über die Vergangenheit, die jeden Menschen beeinflusst, in die heutige Zeit übertragen. Leo, der plötzlich besessen ist von dem Gedanken, dass MiMi ihn mit Xenos betrügt, schon immer mit Xenos betrogen hat, kann und will die Tochter nicht als seine anerkennen, sieht sie viel mehr als Xenos' Kind. Sieht die Gemeinsamkeiten, die sie mit Xenos hat und versucht, sie loszuwerden. Durch einen Zufall finden Shep, ein Barpianist und sein Sohn Clo das kleine Mädchen und werden ihm eine Familie. Jahre später lernt Perdita Zel kennen, der Xenos' Sohn ist und verliebt sich in ihn. Als ihnen all die Lügen um die Ohren fliegen, machen sich Perdita und Zel gemeinsam auf die Suche nach Perditas leiblicher Familie. Kaum zu glauben, dass ein Stück, das älter als 400 Jahre ist noch brandaktuell sein kann. Eindrucksvoll erzählt Winterson von einem Menschen, dessen einzige Gefahr er selbst ist. Der alles zerstört, was er liebt. Jeanette Winterson macht aber auch bewusst, dass einzig und allein der Mensch dem Menschen helfen kann, in dem er sich von der Vergangenheit löst und verzeiht. Jeanette Winterson schafft es, das Wintermärchen in eine großartige und bewegende Gegenwartgeschichte zu packen. Im Nachwort erzählt Winterson, dass das Wintermärchen seit 30 Jahren Teil ihres Lebens ist, dass es zu den "Wortwelten" gehört, ohne die sie nicht leben kann. Man glaubt es ihr sofort! So packend, so poetisch erzählt sie die Geschichte neu, sie lässt absolut keinen Zweifel daran. Das Buch hat mich an meinem freien Tag erreicht und ich habe ihn nur zu gerne mit "Der weite Raum der Zeit" im Bett verbracht. Einen besseren Partner für einen verregneten Mittwoch im Bett hätte ich mir wahrlich nicht wünschen können. Ich freue mich auf die anderen Titel der Reihe, ich werde sie wohl alle lesen müssen! Der weite Raum der Zeit ist bei Knaus erschienen. ISBN: 978-3-8135-0673-0 288 Seiten, 19,99 €.

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„So viele Geschichten übers Verlieren und Wiederfinden. Als wären Geschichten ein einziges Fundbüro.“ „Vermissen. Wir kennen das Gefühl. Jedes Bemühen, jeder Kuss, jeder Stich ins Herz, jeder Brief nach Hause, jeder Aufbruch ist ein Suchen, weil etwas verloren ging“. Sätze, die das Grundbefinden des Menschen, die Suche nach Liebe, die innere Sehnsucht nach „dem Zwilling“ beschreiben. Ein existenzielles Thema, seit es Menschen gibt. Und das mit Leidenschaften einhergeht, in Blindheit durch einen Wahn der Gefühle ausarten kann, in dem man sich selbst verliert und Unglück statt des ersehnten, gesuchten und erhofften Glücks den Wegrand säumt. Und wenn es so weit gekommen ist und sich diese „Härte des Herzens“ im Leben verfestigt hat wie eine Mauer, dann braucht es schon besondere Ereignisse und Kraft, den Wahn der Vergangenheit, die Fehler des Lebens vielleicht wiedergutmachen zu können. So wie bei Leo, Banker, der in rasender Eifersucht seine schöne und, natürlich, rauschhaft geliebte Ehefrau Mimi verstößt, samt deren ungeborenen Kind. Und Jahre werden vergehen müssen, bis von einer ganz anderen, unerwarteten Seite, einer Fügung des Schicksal her, in diese Verhärtungen neue Bewegung kommen wird und kommen kann. Diese „Reise“ durch die tiefsten Gefühle im Menschen, die sich im engen Zusammenfinden, aber auch in rasender Eifersucht gleichermaßen ausdrücken können, hat Shakespeare zu seiner Zeit als „Das Wintermärchen“ genial und mit tiefer Menschenkenntnis geschrieben. Und dieses „Wintermärchen“, diese Geschichte von Liebe, Eifersucht, Verstoßung, Trennung, aber auch einem „sich Finden“ in einem kaum zu glaubenden Schicksal nimmt Jeanette Winterson auf und schreibt diese Geschichte neu. Modern, frisch. Mit großer Poetik, aber auch, wie Shakespeare an den entsprechenden Stellen, mit krachender Klarheit und schmerzhaften Gefühlsausbrüchen. Und einem emotional dichten Blick auf die Irrationalität der Gefühle. Denn für die Eifersucht, für die Unterstellung gar, das werdende Kind seiner Frau sei eben nicht von ihm sondern von seinem besten Freund, finden sich keine realen Gründe für Leo, der seine Frau verstoßen wird. Es ist dieser Blick auf die Macht irrationaler Gefühle, im negativen wie im positiven, in der wahnhaften Eifersucht wie in der reinen Liebe, welche die Spannung der Geschichte ausmachen und die Spannungskurve bestimmen. Ein Thema, ein Erleben, das im wahrsten Sinne des Wortes „zeitlos“ ist und in dem der Strang der Zeit nicht unumkehrbar gnadenlos nur in eine Richtung voranschreitet, sondern in dem sich auch wiederfinden kann, was sich verloren hat. Verhärtungen können sich auch wieder lösen, wie schon Paulus wusste mit seiner Trias aus „Glaube, Hoffnung und Liebe“. Von denen die Liebe die größte Macht ist, aber auch das zerstörerischste Potential zu besitzen scheint. So sind „Der weite Raum der Zeit“ und „Das Wintermärchen“ eben auch Geschichten über persönliche Reifungsprozesse, welche die Zeit selber immer wieder anbietet (und sei es auch auf verschlungenen Wegen). Ein „Grundthema“ des Menschen, das Winterson kongenial in Inhalt und sprachlicher Kraft von Shakespeare übernimmt, aufnimmt und für die moderne Zeit neu erzählt. Und das für Winterson autobiographische Bedeutung hat, was vielleicht die Intensität gerade für das Bild der „ausgesetzten“ (ausgestoßenen) Tochter zutrifft. Ein altes Thema, ein Grundthema des Menschen, ein Kaleidoskop von Gefühlen und der Macht und Kraft der Liebe in alle Richtungen, das nicht wieder, sondern immer modern sein wird und von Winterson sehr dicht und wunderbar zu lesen neu adaptiert wird.

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Nach einer charmanten Empfehlung konnte ich als Shakespeare-Liebhaberin natürlich nicht widerstehen und schnappte mir „Der weite Raum der Zeit“ von Jeanette Winterson – trotz meines immensen SbB’s (= Stapel ungelesener Bücher). Und: ich sollte nicht enttäuscht werden. Dieser Roman hier war von Beginn an anders. Wow. Ganz anders. Heftig anders. Krass. Schockierend sogar. Aber zurück auf Start! Das Cover – hmm, eher unspektakulär, zurückhaltend, dezent, hätte mich nicht wirklich zum Kauf animiert. Die Titel – oh je, den konnte ich mir während der ganzen Zeit der Lektüre nicht merken. Warum eigentlich nicht? Die Autorin greift die Symbolik des Satzes immer wieder auf. Vielleicht ist er einfach zu abstrakt gewählt? Zum Einstieg wird ein kleiner Einblick in die Handlung des Romans gewährt und die Autorin vorgestellt – eine typische Klappe also. Und schon kommt Mr Shakespeare ins Spiel und betritt die Bühne. Tadaaaa. Das Original wird vorgestellt. Thema der Neufassung von Mrs Winterson ist das Theaterstück „Das Wintermärchen“ oder „The Winter’s Tale“ von William Shakespeare, das vermutlich um 1610 entstand und die Geschichte eines vor Eifersucht blinden, rasenden Königs Leontes erzählt. Der Leser erfährt in aller Kürze die ganze Geschichte um König Polixenes und seinen Freund Leontes, dessen Frau Hermione, dem Diener Camillo, vielen weiteren Beteiligten sowie natürlich Perdita – die kleine verlorene Tochter. Jeder dieser Gestalten haucht Jeanette Winterson neues Leben ein und überträgt die 400 Jahre alte Story ins heutige London, Paris und die Vereinigten Staaten. Die Charaktere werden wunderbar mit Buchstaben gezeichnet, ungefragt erhält der Leser Einblick in die Abgründe der Seele der Protagonisten. Es gibt einige Zeitsprünge und der Knoten löst sich nur ganz langsam. Denn obwohl ich die Geschichte ja nun kannte, war es spannend die Entwicklung des Romans in der Gegenwart zu beobachten. Wird es der Autorin gelingen, das Verhalten der Charaktere glaubwürdig zu transportieren und dabei dem Original so treu wie möglich zu bleiben? Für mich ist es gelungen. Die Geschichte um Perdita ist rund und in sich schlüssig und vor allem niemals langweilig. Wer Shakespeare liebt und offen für Neues ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ich werde mir die anderen Teile des Projekts auf jeden Fall näher ansehen! Und hier ein paar Zitate als Appetit-Häppchen: „…und dann war Nacht, und nichts war anders geworden, weil alles anders war.“ S.12 „Yogi Bär isst Erdnussbutter-Sandwiches“ S.156 „Wir können’s nicht, weil wir’s nicht tun, und wir tuns’s nicht, weil wir’s nicht können.“ S.210 „Das viele Nichts ist nichts. Und der Himmel ist nichts, die Erde ist nichts, ich bin nichts, Liebe ist nichts, Verlust ist nichts.“ S.232 „…und was ist Erinnerung, wenn nicht ein Seil, das die Zeit überspannt?“ S.269 5 von 5 Sternen für eine großartige Idee, die wortgewandt mit viel Esprit umgesetzt wurde.

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Das Buch ist die „Coverversion“ von Shakespeares „Das Wintermärchen“. Das Original habe ich bis jetzt leider noch nicht gelesen, ich werde es aber definitiv noch nachholen. Die ersten Seiten des Buches enthalten aber eine kurze Zusammenfassung von König Leontes und was damals passiert ist. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Handlung aus der damaligen Zeit in unsere zu versetzen und es ist auch jetzt noch durchaus real und möglich. Der Schreibstil war sehr angenehm und trotz der schwierigen Thematik leicht zu lesen. Ich fand es brutal, wie die Autorin Leo beschrieben hat und wie sie seine Psychose beschrieben hat, ohne detailierter zu werden, was diese ausgelöst hatte. Auch seine Reaktionen, wie er mit seiner Frau umgegangen ist und wie er loswerden wollte, waren für mich sehr spannend. Die Handlung, wie jemand als Kind, das adopiert wird, bei fremden Menschen mehr geliebt wird, als bei seinen eigenen Eltern, ist für mich durchaus real und ich glaube auch in Wirklichkeit, dass es vielen Kindern so besser geht. Für mich war es interessant, wieviel Missgunst und Neid kaputt machen können. Obwohl sich vorher alle gut verstanden haben und eine nähere Verbindung hatten, wurde durch das boshafte Verhalten alles zerstört. Sei es die Mutter, die mit dem Verlust der Tochter nicht fertig wurde oder sei es die Verbindung zwischen den Personen, es war alles weg. Das Ende war zu Erwarten und somit durchaus in Ordnung. Es kommen alle Personen zusammen und ganz besonders Leo, scheint geläutert zu sein. Von dieser Geschichte lernt man auch, dass man vergeben sollte. Somit war es ein Happy End!

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