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Rezensionen zu
Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst

Ralf Heimann, Jörg Homering-Elsner

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Bei der (Lokal-) Zeitung hat man immer zu wenig Zeit und zu wenig Personal. Korrekturgelesen werden, wenn überhaupt, nur die Titelseite und die Todesanzeigen. Ansonsten geht eben in Druck, was die Journalisten geschrieben haben. Und da geht halt manchmal was daneben. Schiefe Sprachbilder, unfreiwillig komische Wortspiele, Bildunterschriften, die nicht zum Foto passen, Blindtexte, Notizen oder interne Anweisungen an Kollegen, die versehentlich stehengeblieben sind, oder Meldungen, die so banal sind, dass eigentlich null Nachrichtenwert haben … so etwas passiert eben im hektischen Redaktionsalltag der Tageszeitungen. Manche Leser ärgern sich über diese Schlamperei, andere grinsen, der Journalist Jörg Homering-Elsner sammelt solche „Perlen des Lokaljournalismus“ und veröffentlicht sie auf seiner Facebook-Seite. Und natürlich steuern Freunde der Seite auch jede Menge eigener Fundstücke zu dieser Kollektion bei. Das vorliegende Buch ist ein Querschnitt aus dieser Sammlung, was die unterschiedliches Wiedergabequalität der Farbaufnahmen in dem Band erklärt. Wenn hier das reproduziert wurde, was hundert Leute mit Gott-weiß-welchen technischen Mitteln eingescannt oder aufgenommen haben, ist das Ergebnis eben manchmal unscharf, windschief oder farbstichig. Aber den Witz, auf den es ankommt, kriegt man schon mit. Zudem wird jedes Fundstück von den Autoren noch launig kommentiert. So feixen wir über den „bewaffneten Banküberfall auf eine Tankstelle“ (Seite 23) und bestaunen eine kopflose Schützenkönigin (Seite 35), weil irgendwer nicht imstande war, ein Foto im richtigen Format einzuklinken. Wir wundern uns über einen US-amerikanischen Schauspieler namens Johann Wolfgang von Goethe (Seite 32) und über pinkelnde Leichen (Seite 62). Und was mag wohl ein Hundekotspender sein? (Seite 75). Menschen, Tiere, Sensationen am laufenden Band! Und was in der Lokalpresse nicht alles Nachrichtenwert hat: Mann fährt mit Damenrad … eine Wassertonne fällt um … die Polizei jagt Rübendiebe … in einem Restaurant werden ein paar Pfennigartikel gestohlen und ein paar herrenlose Schuhe stehen am Straßenrand! Na ja, okay: So ist das eben in der Provinz. Was soll man denn machen als Journalist, wenn einfach nichts passiert? Herrlich ist der Artikel des ungehaltenen Sportreporters, der nun zwei Spalten mit einem Bericht über ein Fußballspiel füllen muss, das witterungsbedingt gar nicht stattgefunden hat. Niemand hatte es für nötig befunden, ihm mitzuteilen, dass das Spiel ausfällt. Und nun steht er da, bibbert und ärgert sich, dass man ihn bei diesem Wetter für nix und wieder nix vor die Tür gescheucht hat. (Seite 167). Wenn statt einer Überschrift die Notiz „Muss Ute noch machen“ steht oder „Bitte überschreiben Sie diesen Text. Aber nicht länger als sieben Zeilen“ (Seite 95), dann ist das ganz offensichtlich ein Versehen. Bei bei manchen Kloppern bin ich mir aber ziemlich sicher, dass das Absicht war: Bei den „vier Pfeifen von der CDU“ (Seite 8), zum Beispiel, oder bei den „singenden Affen“ auf Seite 137. Und was garantiert nicht aus Versehen passiert, ist so etwas, wie in dem ältesten Fundstück dieser Sammlung steht. Da zählt einer auf, wer alles zu einer Veranstaltung erschienen ist: „(…) sowie die Vertreter der Lehrer- und Turnerschaft und andere A***löcher.“ (Seite 13). Der Mensch, der das verzapft hat, war danach garantiert seinen Job los. Das Büchlein hat man ratzfatz durchgelesen. Manchmal ist ein bisschen viel weißer Raum auf den Seiten. Den hätte man doch sicher noch mit dem einen oder anderen Kracher füllen können. Mehr Witz fürs Geld! Es ist ja nicht so, dass ein Mangel an diesen Fundstücken herrschen würde. Wer Spaß an unfreiwilliger Komik hat und beim SPIEGEL als erstes die Rubrik HOHLSPIEGEL liest, der ist hier richtig. Und wem es unangenehm ist, wenn seine Mitmenschen komisch gucken, sollte dieses Werk tunlichst nicht in der Bahn oder sonstwo in der Öffentlichkeit lesen. Manchmal kann man nämlich nicht anders als laut loszulachen. Ein bisschen fremdschämen muss man sich mitunter auch. Und einiges ist so daneben, dass man um keinen Preis der Welt die arme Socke sein möchte, die diesen Text verbrochen hat. LEPRA-GRUPPE HAT SICH AUFGELÖST ist ein harmloser und bisweilen alberner Spaß für Leute, die sich gerne mit Sprache beschäftigen und die (eine heimliche?) Freude an peinlichen Pannen haben.

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