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Rezensionen zu
Berlin 1936

Oliver Hilmes

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Auch 1936 befand sich Deutschland im Ausnahmezustand. Hitlers Macht nahm immer mehr zu, auch wenn der Krieg erst einige Zeit später ausbricht, sind die Vorboten spürbar. Es herrscht eine ängstliche Atmosphäre. In "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August" begegnet uns ein farbenfrohes Deutschland, wenn man die Menschen betrachtet, die uns durch das Buch begleiten. Immer wieder war ich erstaunt über bekannte Namen und hatte sofort ein Gesicht vor Augen. Deutlich wird die Selektion, denn alles was anders ist, wird ausgemustert, auch schon 1936. Mir war es nicht bewusst und schockierte sehr. "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August" ist, auch wenn es als Sachbuch gelten soll kein bisschen langweilig, sondern ein Buch, welches ich in kürzester Zeit gelesen habe. Vieles hat mich erstaunt, einiges überrascht und das meiste absolut tief bewegt. Zu Beginn eines jeden Kapitels befinde sich immer die aktuellen Temperaturen und Wettervorhersagen. Da diese auch nicht wirklich sommerlich sind, kommt die Kälte die mich mitunter befiel sehr gut zum Vorschein. Für mich war "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August" sehr lehrreich und nicht einen Moment langweilig, was gerade im Bereich Sachbuch schnell passieren kann. Manches war mir unangenehm, da ich auch in Goebbels Tagebüchern schnuppern durfte und da einige der Protagonisten (erwähnt werden einige Berühmtheiten seien es Künstler, Firmen oder andere uns bekannte Menschen) sehr ausführlich beschrieben werden, standen sie mir auf einmal doch sehr nah und ihr Schicksal konnte mich tief berühren. Selbst mein Mann kam in den Genuss, das ich ihm einige Passagen aus dem Buch vorgelesen habe. Alpecin suchte Haarmodels und da mein Mann für diese Firma arbeitet und sie nun Erwähnung im Buch fand, mussten wir beide doch sehr schmunzeln. Der Sprachstil und Ton des Buches ist nicht überfordernd, was ich ehrlich gesagt ein klein wenig erwartet hätte. Ich konnte den Ausführungen und Geschehen wunderbar folgen und auch wenn die Eindrücke vielfältig sind, ist "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August" ein Buch, welches ich definitiv erneut lesen würde, da mir beim einmaligen Lesen sicherlich einige Details entgangen sein könnten. "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August" ist vollgepackt mit Informationen einer sehr interessanten Zeit. Deutschland ist im Umbruch und Hitler präsentiert sich von seiner Schokoladenseite. Für mich, die ich mich als Leserin eher im Hintergrund gehalten habe, habe ihm seine Show nicht abgenommen, aber mein Vorwissen ist ja auch eine ganz andere, als die der Menschen, die sich 1936 um ein Überleben bemühen. Das Aussortieren von Menschen, die Hitler unangenehm sind, hat schon begonnen und die Olympiade nur eine Lüge. Eine absolute Leseempfehlung für "Berlin 1936 - Sechszehn Tage im August". Ein Buch welches mich verstört, begeistert und auf ganz informative, ausgewogene Weise mitnahm in eine Zeit, in der Ausnahmezustand herrscht. Zwar noch im Verborgenen, aber Hitler ist schon sehr aktiv dabei seine Macht zu demonstrieren.

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Obwohl ich in Geschichte immer gelangweilt in der letzten Reihe gesessen und von Zeugnis zu Zeugnis schlechte Noten kassiert habe, bin ich historisch und gesellschaftliche interessiert. Ich lese gerne Bücher, die mir Einblicke in Kriege oder Revolutionen geben und verfolge Dokumentationen aufmerksam. Wie die Stimmung zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin war, wie den Zuschauern und Besuchern Weltoffenheit vorgegaukelt wurde und wie Nazi-Größen die ganze Stadt manipulierten, erzählt Oliver Hilmes in „Berlin 1936 – Sechzehn Tage im August“. In seinem Buch begleitet Hilmes Täter, Sportler, Gäste, Nachtschwärmer und Opfer durch den fiebrigen Olympia-Sommer und gewährt Einblicke in eine Zeit, die mir bei jeder Begegnung Angst macht, mich anwidert und aufklärt. Seitdem das Buch auf meinem Schreibtisch liegt, lese ich täglich ein paar Seiten, versuche die geballte Ladung Geschichte vorsichtig zu dosieren, um sie wirklich zu verstehen und mich nicht zu sehr damit zu belasten. Neben den historischen Tatsachen öffnet die Neuerscheinung unseren Blick für gezielte Manipulation, Verschleierung von Tatsachen aus Profitgier und warnt uns davor nachlässig mit der Wahrnehmung unseres Umfeldes zu werden. Ein tolles Buch!

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Berlin 1936 ist ein außergewöhnliches Buch, das auch schulmüden Menschen den Schrecken und die Perfidie des Nazi Regimes näher bringt. Während der olympischen Spiele 1936 befand sich Deutschland im Umbruch. Einerseits wehte noch der Hauch der Wilden Zwanziger durch die Städte wie Berlin, andererseits bereitete das Nazi Regime den größten Völkermord der Geschichte vor. Deutschland sollte sich laut der Propaganda Maschinerie als weltoffenes und friedliches Land zeigen. Die Inszenierung der olympischen Spiele wurde dafür instrumentalisiert. Sie war spektakulär und gleichzeitig ein nie vorher dagewesenes Ereignis in den Medien. Oliver Hilmes erzählt die Geschichte dieser Zeit anhand der sechzehn Tage der olympischen Spiele. Wir begegnen bekannten Nazi Führern, Schriftstellern, Verlegern und Nachtclubbesitzern und begleiten sie eine Weile durch ihren Alltag in Nazi Deutschland. Unterbrochen werden diese Schilderungen durch Polizeimeldungen, die aus heutiger Sicht etwas befremdlich zu lesen sind. Es geht hier um die Rassenfrage und Ähnliches. Anhand von vielen historischen Dokumenten hat Oliver Hilmes ein Bild dieser Zeit gezeichnet, dass den Alltag dieser Zeit unspektakulär und doch tief ans Herz gehend beschreibt. Sein Schreibstil ist für ein Sachbuch ungewöhnlich lebendig. Er haucht den historischen Personen Leben ein und weiß den Leser durch seinen Schreibstil zu packen. Da hier nicht nur trockene Fakten der Nazi Zeit geschildert werden, sondern das Leben von einigen Personen auf beiden Seiten nach gezeichnet wird, macht den Schrecken des Naziregime unmittelbar greifbar. Fazit „1936 Sechzehn Tage im August“ von Oliver Hilmes ist ein beeindruckendes Buch. In diesem Buch wird Geschichte lebendig. Mit dem Wissen der heutigen Zeit bekommen seine Schilderungen eine ganz andere Nuance. Beim Lesen hatte ich das Gefühl als würde die Situation in Deutschland auf einem Drahtseil tanzen nur das ich beim Lesen schon wusste wie es ausgehen wird. Das Buch hat mich berührt, erschüttert und mein Interesse geweckt. Oliver Hilmes hat einen unvergleichlich packenden Schreibstil, der einen in die beschriebene Zeit wirft. Eigentlich kann man solche Bücher nicht bewerten. Müsste ich es würde ich dem Buch wohl vier Sterne geben.

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Pünktlich zum Beginn der Sommerolympiade in Rio habe ich ein Buch über eine andere Olympiade, die genau achzig Jahre zuvor stattgefunden hat, gelesen. Damals wurde das Bild eines Wettstreites gezeigt, der sich nicht nur um Medaillen drehte, sondern der das damalige Deutschland alles andere als judenfeindlich und betont weltoffen zeigen sollte. Es geht um die Sommerolympiade in Berlin 1936, wie uns der Titel bereits verrät. Der Sport steht allerdings nicht im Vordergrund, denn Oliver Hilmes lässt uns in seinem Buch hinter die Kulissen schauen. Er erzählt in einer Zeitspanne von sechzehn Tagen über diverse Einzelschicksale während der Olympiade zur Zeit des beginnenden Nationalsozialismus. Dabei behandelt er diese Schicksale völlig unbekannter Personen genauso, wie die von bekannten Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Das Buch ist in genau sechzehn Abschnitte gegliedert, die die Tage vom 1. bis zum 16. August dokumentieren. Ein schwarz-weiß Foto auf der Vorderseite, danach ein kurzer Wetterbericht des Reichswetterdienstes und im Anschluss erzählt Hilmes das Geschehen des Tages aus Sicht verschiedener Personen. Das können Berühmtheiten wie Leni Riefenstahl sein, die die Olympischen Spiele erstmals aus einer ganz anderen Sichtweise filmen möchte und dabei ungewollt Hindernisse für die Sportler aufstellt oder kurze Sequenzen aus dem Leben ganz normaler Menschen wie du und ich. Aber auch die teilnehmenden Sportler kommen nicht zu kurz, allen voran der Amerikaner Jesse Owens, der die Olympiade dominiert. Hitler ist darüber alles andere als erfreut und erregt sich am schwarzen Läufer, den er als wilden "Dschnugelmenschen" bezeichnet und nicht mit der weißen (Herren-)Rasse gleichsetzt. Einige Personen begleiten wir immer wieder durch diese sechzehn Tage, wie den US-Autor Thomas Wolfe, den Verleger Ernst Rowohlt oder den Barbesitzer Leon Henri Dajou. Göring, Hitler und Goebbels verfolgen die Spiele auf der Tribüne und zeigen sich abends bei diversen Festen und Ehrungen, während sie bereits den Krieg planen und die ersten Menschen abtransportieren lassen. Dies wird in kleinen Abschnitten genauso erzählt, wie die Barbesuche der ausländischen Gäste. Tagebucheinträge von Jospeh Goebbels vervollständigen die Sicht auf die Spiele. Man erkennt, wie Hitler und seine Leute nicht nur die Deutschen geschickt manipulieren konnten, sondern auch das ausländische Publikum, sogar Menschen, die voller Skepsis angereist sind und Hitler eher negativ gegenüber standen. Wie gewaltig und beeindruckend hier die gesamte Organisation zum Einsatz kam und was sich hinter den Kulissen alles abspielte, ist oft nur zu erahnen. Aber Propaganda für das eigene Land bei wichtigen Großveranstaltungen gab es nicht nur damals, sondern wird auch heutzutage noch genauso gehandhabt. Ganz zum Ende des Buches als Art Epilog findet man noch ein Kapitel mit der Überschrift "Was wurde aus...?". Hier erfährt der Leser was aus den Menschen geworden ist, über die der Autor in den sechzehn Kapiteln geschrieben hat. Schreibstil: Der Schreibstil von Oliver Hilmes zieht den Leser direkt in das Geschehen und schon befindet man sich in Berlin im Jahr 1936. Obwohl dies ein Sachbuch ist, lebt das Buch von der lebendigen und atmosphärischen Erzählweise des Autors. Oliver Hilmes hat sehr gut recherchiert. Die verschiedenen Schicksale einzelner Personen, die rund um Hitler, Göring und Goebbels eingeflochten sind, machen das Thema etwas leichter und realer. Fazit : "Berlin 1936" ist ein lebendiges Sachbuch. Hier wird Geschichte interessant und unterhaltsam erzählt, man darf hinter die Kulissen blicken und dabei hat der Autor auch noch sehr gut recherchiert.

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Worum geht's? Sechzehn Tage im August 1936 an denen Berlin Gäste aus aller Welt empfängt. Weltoffen und unbeschwert - ein nicht alltäglicher Zustand in dieser Zeit, wo sonst an jeder Ecke "Juden verboten"-Schilder hängen. Doch davon ist dieser Tage nichts zu spüren. Man gibt den freundlichen und friedlichen Gastgeber. Berlin scheint ein ganz eigenes Flair, eine gewisse Leichtigkeit, zu umgeben. Die Straßen, Bars und Cafés sind voller Besucher. Doch wer sind all diese Menschen? Sportler, Touristen, Stars, Nazi-Größen, ganz normale Menschen von nebenan - sie alle erleben die Olympischen Spiele, aber jeder auf seine Weise. Und so kommen einige Geschichten und Schicksale zusammen. Und während die einen diesen Sommer genießen und die Menschenmengen im Olympiastadion mitfiebern und feiern, entsteht vor der Stadt das KZ Sachsenhausen. Meine Meinung: Ein Olympia der Widersprüche. Nach außen gibt man sich weltoffen und parallel entsteht ein KZ. Ein krasses Bild! Aber so war es wohl 1936. Oliver Hilmes nimmt einen mit auf eine spannende und bedrückende Reise in die Vergangenheit. Er schreibt sehr anschaulich und mitreißend. In kurzen Abschnitten lernt man die unterschiedlichsten Personen kennen. Ob bekannte Menschen wie Leni Riefenstahl oder Familie Strauss und ganz "normale" Menschen von nebenan - sie alle haben eine Geschichte. Oliver Hilmes weiß es, diese Personen und ihre Schicksale miteinander zu verknüpfen. Man hat manchmal das Gefühl, als dürfte man Mäuschen spielen und die verschiedenen Szenen von einem Versteck aus beobachten. Manchmal sind es kleine Details, die es besonders interessant machen. So erfährt man gerade von den bekannten Personen noch allerhand Unerwartetes, wie zum Beispiel schlechte Gewohnheiten. Es geht aber auch um weltberühmte Sportler wie Jesse Owens. Der Amerikaner ist sehr erfolgreich und scheint eine Medaille nach der anderen für sein Land zu erkämpfen. Doch gerade den Gastgebern passt dieser Mann überhaupt nicht. Ein Afroamerikaner, der bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 erfolgreich an seinen Mitstreitern vorbeizieht, passt nicht ins Propagandaprogramm. Aber er ist nun einmal dabei und man kann spüren, was das bei einigen Zuschauern der Spiele auslöst. Berlin 1936 ist fast wie ein Tagebuch von vielen verschiedenen Personen. Manchmal passiert in einem Abschnitt nichts wirklich Spektakuläres, aber dennoch bewegt es einen. Man darf an einer Zeitreise teilnehmen, die man so noch nicht erlebt hat. Es werden Emotionen geweckt und obwohl es ja doch schon ein wenig um Geschichte geht ;-), ist es wirklich spannend. Mich hat dieses Buch aufgewühlt und bewegt. Und gerade jetzt, zu einer Zeit zu der die Olympischen Spiele wieder ausgetragen werden, ist es vielleicht nicht verkehrt kurz zurückzuschauen. Das Buch ist sehr gut aufgeteilt. Die ein oder andere Abbildung lockert es zusätzlich auf. Jedes Kapitel beschreibt wieder einen neuen Tag und widmet sich verschiedenen Personen. Zu Beginn gibt es aber jedes Mal den Bericht des Reichswetterdienstes für Berlin. Eines der vielen kleinen Details, das mir an diesem Buch so gefallen hat. Na, habt Ihr auch Lust auf einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit? Auf einen Blick hinter die Kulissen? Auf Infos, die Ihr so nicht in den meisten Geschichtsbüchern gefunden hättet? Dann ist dieses Buch goldrichtig für Euch!

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In „Berlin 1936“ erzählt der Historiker und Publizist Oliver Hilmes die Geschichte der Olympischen Sommerspiele in Berlin. Während Deutschland sich eigentlich auf einen Krieg vorbereitet und die Rassengesetze in Kraft treten, finden in Berlin die Olympischen Sommerspiele statt. Hitler, der das Geschehen von der Tribüne verfolgt, versucht der Welt und den Besuchern aus dem Ausland ein positives Bild von Deutschland zu vermitteln. Neben den präzisen Beschreibungen der Abläufe im Olympiastadion widmet Oliver Hilmes sich den Schicksalen einzelner Menschen. Er beschreibt die Auswirkungen des Regimes auf die Lebensumstände Homosexueller am Beispiel eines Travestiten, folgt einer Roma-Familie von ihrer Wohnung erst in eine Siedlung bei Marzahn und schließlich in ein Konzentrationslager. Beklemmend und eindrücklich beschreibt er, wie die Olympischen Sommerspiele Einfluss nehmen auf den Lebenslauf vieler Menschen. Wie sie einen Aufschub darstellen, aber keineswegs das Leid abwenden können. Erzählt von verrauchten Kneipen in denen die Gesetze außer Kraft gesetzt zu sein scheinen, von Barbesitzern, die als Vierteljude gelten und sich der Verfolgung ausgesetzt sehen und von ihrer Hoffnung. Hilmes erzählt aber auch von sportlichen Erfolgen, wie denen Jesse Owens‘, der nach seinem Sieg vom deutschen Athleten Luz Long umarmt wird und Arm in Arm mit ihm an der Führerloge vorbei geht. Eine Geste der Freundschaft, die für Long Folgen haben wird. Oliver Hilmes schafft es, die Atmosphäre der Stadt einzufangen. Mit Hilfe zahlreicher Auszüge aus Originaldokumenten, vermittelt er dem Leser die Stimmung, die in diesem Sommer in Berlin gehrrscht haben muss. Eine Mischung aus Beklemmung, Angst und Freude macht sich breit, folgt man seinen Beschreibungen. „Berlin 1936“ verknüpft die sportlichen Ereignisse gekonnt mit der Geschichte des NS-Regimes und macht bewusst, wie perfide das Regime die Spiele zur Propaganda nutzt. „Berlin 1936“ ist bei Siedler erschienen. ISBN: 978-3-8275-0059-5 304 Seiten, 19,99 €.

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Liest man den Klappentext und interessiert sich für die Zeit, ist das ein Buch, dass man sich schnell mal kauft. Voller Erwartungen fange ich an zu lesen und komme nicht über die ersten 50 Seiten raus. Ich finde es schade, dass es nur darum geht, wer wo war und was sie wo erlebt haben - bis zu dem Punkt, zu dem ich noch gekommen bin, war das leider nichts interessantes. Ich weiß zwar nicht, wie es weitergeht, aber wenn es so weitergehen sollte, kann ich das Buch leider nicht weiter empfehlen. Langatmig, uninteressant...

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Es gibt sehr viele Bücher und Filme über den Nationalsozialismus, und ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass noch mehr Bücher dazu geschrieben werden. Es zeigt, dass man nie fertig ist mit dieser Thematik. "Berlin 1936" hat mir auch recht gut gefallen. Ich denke, dass es dem Historiker Oliver Hilmes ziemlich gut gelungen ist, zu den Olympischen Spielen 1936 hinter die Kulissen zu schauen. Am 1. August begann die Eröffnungsfeier und endete mit einer Abschlussfeier am 16. August. Adolf Hitler bzw. das Deutsche Reich ist Gastgeber gewesen. Die sechzehn Tage werden jeweils in einzelne Kapitel gegliedert. Zu Beginn eines neuen Tages gibt es einen kleinen Wetterbericht. Neben den sportlichen und politischen Ereignissen beschreibt Hilmes auch das Berliner Stadtleben, in dem viele Feierlichkeiten in Bars und gehobenen Tanzlokalen stattgefunden haben ... Der Autor hat die Propagandapolitik gut beschreiben können. Viele interessante Zitate aus verschiedenen Tagebüchern der Akteure wie z. B. Hitler, Goebbels und diverse andere Tagebuchschreiberlinge können dem Buch entnommen werden. Was sehr nachdenklich stimmt, ist, dass nicht nur das deutsche Volk manipulierbar gewesen ist, sondern auch die Sporttouristen. In diesem Sinne wurden die Olympischen Spiele zu politischen Zwecken im Nazi-Deutschland instrumentalisiert. Hitler und Goebbels waren eigentlich gegen die Olympischen Spiele. Goebbels äußerte sich in seinem Tagebuch recht abfällig dazu und dass er froh sei, wenn alles wieder schnell vorbei ginge. Manche Beteiligte bezeichnete er als "Zirkusflöhe". Goebbels und Hitler fühlten sich in ihrer Politik gestört, niemand sollte dahinterkommen, dass sie antisemitische Politik betreiben. Während der Olympischen Spiele setzte die Politik kurzweilig aus. Anderenorts wurde sie im Untergrund heimlich weiter betrieben. 1936 gab es schon vereinzelt KZ. Hitlers Auftreten in der Öffentlichkeit zeugte von großer Sympathie bei den Touristen. Seine Ausstrahlung war geprägt von väterlichem Charisma. Nur wenige konnten hinter seine Fassade schauen. Hilmes stellt sich die Frage, ob Hitler sich sogar als getarnter Friedensstifter ausgab, als dieser zu den verschiedenen Nationen spricht: >>Wir wollen uns kennen und schätzen lernen und dadurch eine Brücke bauen, auf der die Völker Europas sich verständigen können. << (2016, 106) Oliver Hilmes gebraucht den Begriff "Das Spiel als Massensuggestion". Dazu ein kritisches Zitat der Sportjournalistin Bella Fromm aus ihrem Tagebuch: >>Die Ausländer werden verwöhnt, verhätschelt, umschmeichelt und getäuscht (…). Indem man die Olympischen Spiele als Vorwand benutzt, versucht die Propagandamaschine bei den Besuchern einen günstigen Eindruck vom Dritten Reich zu schaffen.<< (105) Was hat mich persönlich berührt? Tief berührt hat mich der amerikanische Sportler Jesse Owens, schwarze Hautfarbe, der in den Olympischen Spielen mit mehreren Goldmedaillen ausgezeichnet wurde, über die sich Hitler massiv erregt hat. Hitler konnte nicht verstehen, dass die Amerikaner Schwarze für sich kämpfen ließen. Dass Jesse Owens so athletisch war, erklärte Hitler damit, dass Schwarze (Nigger) gegenüber der weißen Rasse keine fairen Konkurrenten abgeben würden, da die Schwarzen aus dem Dschungel kommen würden. Als würden die Menschen dort wie Affen nur auf Bäumen klettern ... Wobei der dunkelhäutige Athlet Amerikaner ist und nicht aus Afrika kommt. Auf Seite 206 findet man ein kritisches Gedicht mit dem Titel Nazi-Olympiade von dem Schriftsteller Alfred Kerr, der in London im Exil lebte. In seinem Gedicht hat er den Rassismus gegenüber Juden und Schwarzen deutlich gemacht. Dazu dritter Vers: Der >>Führer<< ächzt: >>Die Olympiad´ (Das ist schon durchgesickert) Scheint ganz wie der Franzosenstaat Verjuddet und Verniggert<<. Er stöhnt: >>Gott, du Gerechter!<< (Olympisches Gelächter). Der amerikanische Schriftsteller Thomas Wolfe hat mich auch beschäftigt. Wolfe liebte Berlin so sehr, dass er erst Probleme hatte, die rassistisch gefärbte Politik, auch gegen andersgeartete Menschen, in Deutschland wahrzunehmen. Zu sehr idealisierte er das Land. Später kommt er zu einer anderen Erkenntnis: Ihm wird klar, dass die Nationalsozialisten dieses Land, das Tom so sehr liebt, schleichend mit ihrem Gift durchsetzen, dass sie es zerstören wollen: >>Es war eine solche Leistung -unsichtbar, aber unverkennbar, wie der Tod. (214f) Mein Fazit? Oliver Hilmes bestätigt meine Theorie, dass in den Sportmeisterschaften die Menschen hochgradig manipulierbar sind, und dass die Spiele aus meiner Sicht auch heutzutage noch politisch instrumentalisiert werden, weshalb ich mich selbst nicht für Sport interessiere. Fußball-WM und -EM können Sportdesinteressierten dadurch völlig kalt lassen. Man kann aber bei der Vorstellung, wenn die Masse vor dem Kasten sitzt und sie sich von dem Spiel und dem Sportmoderator emotional hochkochen lässt, leicht Gänsehaut bekommen, weil es deutlich macht, wie sehr der Mensch sich davon beeindrucken und beeinflussen lässt ... Nun habe ich durch dieses Buch jene Sportattraktionen im Nazi-Deutschland mitbekommen. Das hatte ich bisher neben den vielen anderen Nationalsozialistischen Büchern, die ich gelesen habe, noch nicht gehabt. Das Buch ist gut geschrieben, leicht verständlich, sehr interessant und gut recherchiert. Zehn von zehn Punkten.

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