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Rezensionen zu
Himmel ohne Sterne

Rainer M. Schröder

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Liebe Lesefreunde, sehr selten hat mich ein Roman derart erschüttert und stellenweise verstört wie „Himmel ohne Sterne“. Wie es den jüdischen Menschen im Zweiten Weltkrieg ergangen ist, muss ich niemandem sagen. Ich war bis vor kurzem so blauäugig zu glauben, dass sich in der Zeit danach die Lage ein wenig entspannt hätte. Aber weit gefehlt. Während des Zeitraums von September 1946 bis Juni 1948 begleitet der Leser einige junge jüdische Menschen. Junge Menschen, die trotz ihres relativ geringen biologischen Alters schon uralt waren. Was die Reife betrifft. Und die Abgestumpftheit. Die Abgeklärtheit. Es gruselte mich wirklich, wie sie manche Dinge sahen, wie wenig ihnen ihr Leben wert war, bzw. wie leichtfertig sie bereit waren, in den erneuten Kampf zu ziehen und sich wieder den Gefahren des Todes auszusetzen. Aber wer schon tot ist, kann schließlich nicht mehr sterben. „Was schon zerbrochen ist, kann nicht mehr zerbrechen.“ Waren sie tapfer, oder hatten sie sich selbst bloß schon längst aufgegeben und sahen in ihrem leeren Leben – innerlich ausgebombt von den unmenschlichen Erlebnissen der letzten Jahre – nur noch den einen Sinn, sich für ihr Volk einzusetzen, und für die späteren Generationen endlich ein akzeptiertes und legalisiertes Land zu erkämpfen? Während des Lesens und auch jetzt beim Niederschreiben meiner Gedanken war und bin ich innerlich mehr als aufgewühlt, fassungslos und entsetzt. „Gott ist kein Strippenzieher und der Mensch keine Marionette an göttlichen Fäden. Die völlige Freiheit, die uns gegeben wurde, lässt auch grenzenlos Böses zu.“ Diese Frage besteht zwar fast schon seit der Existenz der Menschheit, aber ich fragte mich so oft während des Buches, wie Menschen so gegenüber anderen sein können. Es ging mehr als nur darum, es „besser“ zu haben als die anderen, oder ihnen eins auszuwischen. Wie kann man Menschen derart hassen, dass man ihnen das Glück nicht nur verwehrt, sondern sie extra und sehr bewusst ausgrenzt und bekämpft als wären sie lästige Schädlinge? Man kennt sich nicht persönlich, kann also nicht wissen, welche Schätze an Menschen man nur einer Ideologie, eins höheren Befehls, wegen vernichtet. Meine Verweiflung während des Lesens wuchs mehr und mehr. Die wenigen kleinen Lichtblicke waren nicht wirklich stimmungsaufhellend... „Und sie war eine Träne in diesem Ozean, sie zählte zu diesem gewaltigen Strom der Entwurzelten, die durch das Land irrten, ohne Familie – und ohne Hoffnung.“ Leah reist nach dem Krieg durch das zerbombte Deutschland. Die Bahn bringt sie überallhin, ruhe- und rastlos schafft die junge Frau es endlich, wieder „nach Hause“ zu fahren. Doch auch München ist ihr fremd, die Familie vergast, die Freunde tot oder in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Glücklicherweise trifft sie auf Jannek, einen Nachbarsjungen aus ihrer Kindheit. Sie beschließen, diese schwere und ungewisse Zeit „gemeinsam einsam“ zu bestreiten – ein Ausdruck, der keiner weiteren Erklärung bedarf und die schwierige Situation auf den Punkt bringt. Im zerstörten Deutschland sehen die beiden keine Zukunft für sich, noch immer werden sie als Ausgestoßene behandelt – ihr Traum ist es, nach Palästina zu gehen, in ihr Land. Auf ihrem Weg treffen sie ganz zufällig auf Leahs Cousine Sophie und deren Familie, die dasselbe Ziel haben wie das gemeinsam einsame Paar. Die Freude über die wiedergefundene Familie währt allerdings nur kurz, denn der Weg ist hart, die Probleme scheinen an vielen Stellen unüberwindbar. „Beim ersten Mal ist Sterben schwer. Danach wird es jedes Mal ein wenig leichter.“ Nach vielen Strapazen, weiteren Ausgrenzungen und erlittenem Schmerz erreichen sie dann doch noch ihr Ziel – und wieder kommen sie nicht wirklich an und der Kampf beginnt erneut, und wieder, und immer wieder. Selbst ein Sieg ist eine Niederlage. Der Jugendroman besticht neben seiner unglaublichen Nähe zu den Protagonisten und seinem klaren Stil durch eine umfangreiche Recherche. Rainer M. Schröder erklärt per Fußnote unbekannte Begriffe und gibt in seinem Nachwort weitere umfangreiche Erläuterungen. Haben mich die Schicksale von Leah, Sophie und vielen anderen schon sehr berührt und verzweifeln lassen, schmerzte mich der Protagonist Jannek am meisten. Schon an seinem Verhalten, seinen Äußerungen ließ sich erkennen, dass er Leid für viele Leben ertragen musste. Sein tiefer Zynismus war für ihn das Ventil, mit dem Erlebten fertig zu werden. Als er dann immer mal wieder Einblicke in seine letzten Jahre gewährte, lief es mir kalt den Rücken herunter. Wie kann man so etwas ertragen, ohne daran zu zerbrechen? Wie schafft man, es, weiterzuleben? Oder sollte ich besser sagen zu vegetieren? Jannek ging aus dem Zweiten Weltkrieg als lebende Hülle hervor. Sein Geist völlig verstört und zerstört, verzweifelt bemüht, zu leben, zu empfinden....... „Wir müssen lernen, uns zu lieben! Nicht nur gegenseitig, sonder auch wieder uns selbst.“ Aktiv oder passiv lesen? Schafft man es, eine gewisse Distanz zu bewahren? Oder lässt man sich darauf ein und fühlt sich in die Gruppe hinein und durchlebt mit diesen Menschen ihr Schicksal? Auch wenn ich nicht persönlich betroffen bin, war es sehr schmerzhaft zu lesen, wie unwillkommen das jüdische Volk überall ist. Und die Zeichen für die Zukunft stehen leider wieder mehr auf Sturm, wie der Autor in seinem Nachwort leider bestätigt. Inhaltlich empfinde ich diesen Jugendroman nicht als jugendfrei, aber was heißt das schon? Die Betroffenen hat auch niemand gefragt, ob sie ihr Schicksal wollen oder nicht. „Himmel ohne Sterne“ halte ich trotz der ungeschönten und ungefilterten Schilderungen für ein sehr wichtiges Buch. Ich hoffe sehr, dass die Lesejugend auch bereit für solche unbequemen Bücher ist und sich mit ihnen auseinandersetzt. Bücher können Brücken bauen und wenn sie mit Wissen und Verständnis gepolstert sind, besteht ein Funken Hoffnung, dass die Zukunft doch heller ausfällt als es im Moment scheint. Inhalt: Alija Bet – das ist der Codename für die illegale Einwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina. Und es ist der Hoffnungsschimmer am Horizont für Leah und Jannek – die beide als einzige ihrer Familien die KZs überlebt haben und nun 1946 traumatisiert als lebende Tote durch das zerbombte München ziehen. Sie hören von der gefahrvollen und teuren Überfahrt auf überfüllten Schrottdampfern, den vielen ertrunkenen oder in Internierungslagern der Briten inhaftierten Flüchtlingen, den Kämpfen mit den arabischen Einwohnern vor Ort. Aber sie haben keine Alternative. Und so machen sich die beiden als illegale Flüchtlinge auf den Weg über das Mittelmeer – mit der Hoffnung auf eine neue Heimat. Das Buch: „Himmel ohne Sterne“ von Rainer M. Schröder ist im Oktober 2015 unter der ISBN-Nr. 978-3-570-17222-3 im cbj-Verlag erschienen. Es umfasst 576 Seiten und ist auch als eBook erhältlich. Der Autor: Rainer M. Schröder, 1951 in Rostock geboren, ist einer der profiliertesten deutschsprachigen Jugendbuchautoren. Mit seinen bis ins kleinste Detail exakt recherchierten und spannend erzählten historischen Jugendromanen begeistert er seit mehr als zehn Jahren seine Leserschaft. Nachdem er viele Jahre ein wahres Nomadenleben mit zahlreichen Abenteuerreisen in alle Erdteile führte, lebt er heute mit seiner Frau an der Atlantikküste von Florida. Quelle: Randomhouse http://www.randomhouse.de/Buch/Himmel-ohne-Sterne/Rainer-M-Schroeder/e478404.rhd

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Alija Bet – das ist der Codename für die illegale Einwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina. Und es ist der Hoffnungsschimmer am Horizont für Leah und Jannek – die beide als einzige ihrer Familien die KZs überlebt haben und nun 1946 traumatisiert als lebende Tote durch das zerbombte München ziehen. Sie hören von der gefahrvollen und teuren Überfahrt auf überfüllten Schrottdampfern, den vielen ertrunkenen oder in Internierungslagern der Briten inhaftierten Flüchtlingen, den Kämpfen mit den arabischen Einwohnern vor Ort. Aber sie haben keine Alternative. Und so machen sich die beiden als illegale Flüchtlinge auf den Weg über das Mittelmeer – mit der Hoffnung auf eine neue Heimat. * Meine Meinung Bereits zu Anfang des Buches war die Geschichte sehr eindringlich und einnehmend, sodass ich förmlich an den Seiten gehangen habe und immerzu weiterlesen musste. Grund hierfür war vor allem der bildhafte Schreibstil des Autors, der mir den Eindruck vermittelt hat, dass ich an Leahs Seite durch das ausgebombte München laufe. Außerdem durfte ich ihre Gefühle und Gedanken hautnah miterlebt, sodass ich mich sogleich mit ihr verbunden gefühlt habe. Gleiches galt auch für Sophie, ein 16-jähriges Mädchen, das mit ihrer Familie seit 1938 in London lebt und dort eine relativ sichere Unterkunft gefunden hat. Im Vergleich zu Leah muss sie sich keine Sorgen machen, ob sie einen Unterschlupf für die Nacht findet oder genügend zu Essen bekommt. Doch ihr Leben ist auch nicht gerade einfach. Die Engländer sind den Deutschen bzw. Juden feindlich gestimmt und lassen sie das bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren. Leah und Jannek haben mir einfach nur leidgetan. Sie haben die Hölle auf Erden er- und durchlebt. Ihnen wurde alles genommen: das Zuhause, ihre Familie und ihr altes Leben. Nun haben sie zwar ihre Freiheit zurückerlangt, müssen aber quasi bei null anfangen. Dabei sind sie ganz allein auf sich gestellt. Man hat gemerkt wie verloren sie sich fühlen. Einerseits sind sie überglücklich überlebt und eine Zukunft zu haben. Andererseits fehlt ihnen ein exaktes Ziel, auf das sie hinarbeiten könnten. Ihre Hoffnung ist da, doch es fällt ihnen schwer wirklich von ganzem Herzen daran zu glauben, dass irgendwann alles gut werden wird. Ihre Zeit im KZ und die schrecklichen Szenarien, die sie mit ansehen mussten, verfolgen sie wie ein Schatten, den sie einfach nicht loswerden – egal was sie machen. Das hat mich tief traurig gemacht, vor allem wenn man daran denkt, dass es damals wahrscheinlich vielen Juden so ergangen sein muss. Alija Bet bietet nicht nur Leah und Jannek sondern auch Sophia und ihrer Familie neue Hoffnung. Hoffnung auf ein sorgenfreies und glückliches Leben und ein Zuhause. Denn während sie bisher überall nur geduldet wurden, werden sie in Palästina endlich willkommen sein. Schließlich leben dort viele Menschen, die das gleiche wie sie durchgemacht haben. Der Weg dorthin ist jedoch steinig und es gilt viele Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden. Ihre Reise bzw. Flucht nach Palästina war unglaublich spannend. Ich habe mit Leah, Jannek und Sophie mitgefiebert, sie gleichzeitig aber auch bewundert, dass sie trotz allem immer wieder die Kraft gefunden haben weiterzukämpfen. Ich wollte immerzu weiterlesen, musste allerdings hier und da eine Pause einlegen, da mich die Geschichte so traurig gemacht hat. Jannek und Leah habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Außerdem konnte ich mich so gut in beide hineinversetzen. Auf der einen Seite wäre da Jannek, der immer etwas verschlossen und abweisend herüberkommt und damit vor allem Leah vor den Kopf stößt, obwohl er das eigentlich gar nicht möchte. Im Grunde ist er ein wirklich lieber Kerl. Aber ich kann verstehen, dass er, bei dem was er in seinen jungen Jahren bereits durchmachen musste, verbittert ist. Leah ist hingegen ein sehr gefühlvoller Mensch, der sichtlich darunter leidet seine Familie verloren zu haben. Sie fühlt sich oft einsam und wünscht sich nichts sehnlicher als endlich wieder Geborgenheit und Sicherheit zu empfinden. Die Fußnoten fand ich zunächst etwas störend, doch nach kurzer Zeit habe ich sie wirklich zu schätzen gelernt, da sie mich mit vielen interessanten Information versorgt haben. Ein Kompliment an Herr Schröder! Er hat die geschichtlichen Hintergründe sehr sehr sorgfältig recherchiert. Das Ende hat mich vollkommen kalt erwischt, obwohl ich bereits mit einem in der Art und Weise gerechnet habe. * Mein Fazit Mit „Himmel ohne Sterne“ erzählt Rainer M. Schröder eindringliche Geschichte, die mich schon während des Lesens sehr mitgenommen hat und schließlich auch nach Beenden noch lange nicht loslassen wollte. Leah und Jannek sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihnen mitgefühlt, mitgehofft und mitgebangt. Ihre Flucht nach Palästina ist wirklich nervenaufreibend und von einigen Höhen und Tiefen durchzogen, dass man sich einfach nicht von den Seiten lösen wollte. Ich kann euch dieses Buch wirklich wärmstens empfehlen!

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