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Rezensionen zu
Mittagsstunde

Dörte Hansen

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Ingwer Feddersen ist schon lange weggezogen aus dem kleinen nordfriesischen Dorf Brinkebüll, weg nach Kiel, weg an die Uni. Dort lebt er seit 25 Jahren in der gleichen Wohngemeinschaft, zusammen mit Ragnhild und Claudius, die drei verbindet eine seltsame Dreiecksbeziehung, die sich dem Außenstehenden nicht recht erschließen mag. Ingwer geht auf die 50 zu, hat das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken und irgendwie auch, dass er den Zurückgebliebenen in seinem Heimatdorf noch etwas schuldig ist. Zurückgeblieben, das sind seine betagten Großeltern, Ella und Sönke, die ihn wie einen Sohn aufzogen, da seine Mutter, Marret, aufgrund einer psychischen Behinderung nicht dazu in der Lage war. Ja, eigentlich wäre es Ingwers Pflicht gewesen, den Hof der Großeltern zu übernehmen, das machte man früher schließlich so, und das wurde nicht in Frage gestellt. Doch Ingwer wollte weg, er taugte nicht zum Bauern und Gastwirt. Aber irgendwie treibt ihn das schlechte Gewissen zurück, und so nimmt er sich an der Uni eine Auszeit, um Ella, die inzwischen dement ist, und den gebrechlichen Sönke zu pflegen. Das Dorf ist nicht mehr, was es einmal war, Ingwer ist nicht der Einzige, der es verlassen hat. Schon längst kauft man nicht mehr im Tante-Emma-Laden, und dass auch die Frauen ihre Führerscheine machten und nicht mehr auf ihre Männer als Fahrer angewiesen waren, ist noch länger her. Das Dorf ist anscheinend noch kleiner geworden, die große Welt umso greifbarer. Dörte Hansen erzählt in ihrem neuen, wunderbaren Roman „Mittagsstunde“ von Ingwer und seiner Familie, damals und heute. Abwechselnd tauchen wir ein in eine Dorfwelt, die es längst nicht mehr gibt, in der jeder jeden kennt, in der es viele, sehr viele unausgesprochene Regeln gibt. Und in das heutige Leben dort, das Dorf ein bisschen wie ein Schatten seiner selbst, ein bisschen verlassen, veraltet, fast ein bisschen schal. Doch Ingwer macht das nichts aus, sein Jahr in Brinkebüll hilft ihm, sich über Dinge klar zu werden. Und er hat Brinkebüll nicht im Zorn verlassen. Dörte Hansen erzählt ihre Geschichte mit bemerkenswerter Leichtigkeit, versprüht jede Menge Dorfkolorit, ihre teils sehr eigenwilligen Charaktere haben jede Menge Ecken und Kanten, sind vor allem eines: Echt. Alles ist beim Lesen so enorm plastisch, es ist, als würde man dieses Dorf hören, riechen und schmecken. Die Brinkebüller mögen dabei zum Teil nicht viel reden, Hansen gelingt es aber mit Bravour, zu ihrem Kern vorzudringen, ihre ganz menschlichen Wünsche und Nöte erfahrbar zu machen, teils wie am eigenen Körper, so sehr meint man zu spüren, was sie umtreibt. Dabei schreibt sie manchmal mit einer Beiläufigkeit, die einen an der ein oder tragischen Stelle schlucken lässt. Auch die plattdeutschen Einsprengsel verteilt sie in genau der richtigen Dosis, um das richtige Gefühl für die Charakteristika dieses Dorfes zu bekommen. Es sind universelle Themen, die in „Mittagsstunde“ im Zentrum stehen. Es ist die archaische, die vergangene Welt, die zum Leben erweckt wird, es ist aber auch der immergleiche Lauf von Abschied und Neubeginn, der sich in Ingwer manifestiert. Das Dorf, in das er zurückkehrt, ist nicht mehr der Ort, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Er weiß, viel Zeit haben seine Großeltern nicht mehr. Hier steckt viel Abschied und Neubeginn. Obwohl „Mittagsstunde“ wehmütig und nostalgisch ist, wird es hier niemals kitschig oder gefühlsduselig. Hansen balanciert sehr sicher zwischen Heiterkeit und Melancholie, schreibt teils mit sehr feinem Humor. Immer lebensbejahend, immer auf Augenhöhe mit ihren Figuren, die sie nie verurteilt. Am Ende habe ich Ingwer nur ungern ziehen lassen, hätte ihn zu gern weiter begleitet, was unbedingt für Dörte Hansens Talent und ihren sehr feinen Roman spricht. Ein Wohlfühlbuch. Kurz vor Ende des Jahres noch ein absolutes Highlight und eine Autorin, die nach nur einem Roman schon eine Lieblingsautorin ist.

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Das Buch eine ein sprachliche Meisterleistung und jedem Satz spürt steckt Liebe einzigartiger Stil, die die Akteuere bestens formt. Nicht ohne Grund ist das Buch bei Amazon auf der Bestseller List auf Platz 1. Man erhält einen guten Einblick und Überblick in das Leben auf dem Land und kann einfach nicht aufhören zu lesen. Wünsche mir mehr solcher Bücher.

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Das ist ein wunderbares (Hör)Buch, es hat mir fast noch besser gefallen als „Altes Land“, weil es literarisch noch dichter ist. Dörte Hansen gelingt es, ein kunstvolles Handlungsgeflecht zu entwerfen. Sie bewegt sich dabei mühelos zwischen Vergangenheit und Gegenwart und erweckt das Dorf, aber auch ihre Figuren mit viel Wertschätzung, Humor und feiner Ironie, die jedoch nie verletzend wird, zum Leben. Bei manchen Szenen musste ich laut lachen, wenn zum Beispiel Ingwer’s WG beschrieben wird, manchmal war ich aber auch zu Tränen gerührt. Dabei ist das beileibe kein Heimatroman! Brinkebüll könnte überall sein, das Verschwinden alter Dorfkulturen ist nicht nur ein nordfriesisches Phänomen. „Zeitalter fingen an und endeten“ erkennt auch Ingwer Feddersen am Ende, dem Land ist es egal, was Menschen tun, ob sie bleiben oder weiterwandern. Hannelore Hoger liest diesen Roman kongenial. Ihre rauhe Stimme und ihr norddeutscher Akzent passen perfekt zur Geschichte und die immer wieder eingestreuten kurzen Passagen in Platt verstand ich weitestgehend auch als Süddeutsche. Dabei muss man sich für dieses Hörbuch Zeit nehmen, es genießen und sich auch konzentrieren, damit einem die vielen kleinen Perlen und Andeutungen nicht entgehen. Fazit: Mein absolutes Highlight in diesem Bücherjahr, ein tolles Hör- und Lesevergnügen! Absolute Empfehlung!

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Zweite Romane gelten als besonders schwierig, vor allem, wenn das Debüt, in diesem Falle „Altes Land“ ein spektakulärer Bestseller war. Auch ich gehe dann mit einem gewissen Bauchgrummeln an diese Nachfolger, doch hat es sich bei Dörte Hansens „Mittagsstunde“ glücklicherweise als absolut unnötig erwiesen. Schon nach wenigen Sätzen ist klar: Es ist eindeutig Dörte Hansens Stimme, die hier so unverwechselbar erzählt, mit vielen plattdeutschen und damit sehr direkten, derben Dialogen, die durchaus auch in Süddeutschland zu verstehen sind. Von den 1960er-Jahren bis heute verfolgt sie das Schicksal des fiktiven nordfriesischen Dorfs Brinkebüll und seiner urigen Bewohner. Wendepunkt für das Dorf und die Menschen war die Flurbereinigung Mitte der 1960er-Jahre, als drei junge Ingenieure vom Katasteramt die Gegend neu vermaßen und das von Gletschern geschliffene und verschrammte Altmoränenland begradigt, geteert, von Findlingen befreit und neu verteilt wurde, so dass die Feldmark nicht wiederzuerkennen war. Von nun an musste weichen, wer nicht wachsen wollte. Nach und nach verschwanden alte Höfe, der Tante-Emma-Laden, die Schule, die Dorfkastanie, die Mühle und die alte Chaussee. Der Dorfkrug von Sönke und Ella Feddersen, ehemals Mittelpunkt des Dorflebens, verlor an Bedeutung. Die Zeit der „Mittagsstunde“, einst Ruhepunkt im Dorfleben und Schutzraum für Heimlichkeiten, war vorbei, nicht nur, weil nun jeden zweiten Donnerstag der Bücherbus lautstark sein Kommen verkündete. Aber es wuchs auch Neues: Städter zogen aufs Land, Künstler übernahmen verlassene Häuser. Ingwer Feddersen, Enkel von Sönke und Ella und unehelicher Sohn der „verdreihten“ Marret, hat einst 15 Hektar Land und einen Gasthof „liegenlassen“, um in Kiel Archäologie und Frühgeschichte zu studieren. Beruflich hat er es geschafft, ist Hochschullehrer geworden, aber sein Privatleben gleicht mit 47 Jahren einem Desaster. Er hat es nie aus der Studenten-WG herausgeschafft und führt ein Leben, das er selbst als „unsortiert“, „wage“, „schwebend“ und „schief“ empfindet. Nun möchte er sich während eines Sabbaticals um seine über neunzigjähren Großeltern kümmern, um Sönke, der noch immer hinter dem Tresen steht und vom Fest zu seiner bevorstehenden Gnadenhochzeit träumt, und um Ella mit ihrer zunehmenden Demenz. Er möchte eine Schuld begleichen und vielleicht für sich selbst einen Weg zu einem Neuanfang finden. Es ist eine Lust, die vielen von Dörte Hansen ersonnenen Charaktere kennenzulernen, sei es der Dorflehrer Steensen, durch dessen Schule über dreieinhalb Jahrzehnte alle Brinkebüller Kinder gehen, sei es die energische Dorfladenbesitzerin Dora Koopmann, die Schokoladeneis erst nachbestellt, wenn das Erdbeereis verkauft ist, oder der Pfarrer, der fast an seinen dickschädeligen Schäfchen verzweifelt. Doch so liebevoll Dörte Hansens Blick auf das Dorfleben und den Zusammenhalt auch ist, verschweigt sie doch auch die Schattenseiten nicht: das Wegschauen, wenn Väter ihre Kinder prügeln, die soziale Kontrolle und das Unverständnis für Andersartige(s). Ich habe eine solch souveräne, unsentimentale Darstellung der Veränderungen des Dorflebens schon einmal gelesen in einem 2016 erschienenen, leider wenig beachteten Roman von Heinrich Maurer mit dem Titel „Die vier von der Schusterstaffel“, im Schwäbischen spielend, nicht ganz so literarisch, aber trotzdem sehr empfehlenswert. Beide Bücher liegen mir sehr am Herzen.

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Das Buch "Altes Land" ebenfalls von Dörte Hansen, begeisterte mich so sehr, dass ich dieses "Mittagsstunde" ohne nachdenken zu müssen direkt vorbestellte. Das Buch hat mich sehr gefesselt und zum Weinen, Lachen und Schmutzel gebracht. Ausdruck, Rhetorik, Sprache und Satzaufbau sind herzlich und wunderschön. Bin schon auf das nächste Buch sehr gespannt.

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In „Mittagsstunde“ taucht der Leser in eine alte Welt ab. In das alte Dorf- und Bauernleben in Nordfriesland. Es geht um das Dörfchen Brinkebüll und seine „Nordköppe“, die Bewohner. Ingwer Feddersen, einst von seinen Großeltern großgezogen, kommt mit Ende 40 zurück ins Dorf, um seine alten Ersatzeltern auf den letzten Metern zu unterstützen und zu begleiten. Ingwer hat sich gegen das Leben eines „Dörpsminsch“ entschieden und ist in die Stadt gezogen und Professor an der Uni geworden. Nun fühlt er sich Brinkebüll und „Mudder & Vadder“ gegenüber verpflichtet, ein Sabbatical einzulegen und die beiden Alten zu pflegen. Dörte Hansen hat mich mit ihrem zweiten Roman absolut überzeugt. Auch wenn ich es unendlich traurig fand und ich ganz oft ganz arg schlucken musste, waren die Beschreibungen, die Charaktere und die Sprache echt toll. Ganz vieles wurde nie direkt ausgesprochen und trotzdem wusste man genau, was Sache ist. Ich habe mich beim Lesen mitten im Geschehen gefühlt und hatte direkt einen Draht zu den kauzigen Dorfbewohnern. Ich kann euch das Buch nur ans Herz lesen, vor allem wenn man ein Faible für den Norden hat und sich gerne an ein längst vergangenes Leben erinnert.

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Das Dorfleben

Von: Miss Norge

21.11.2018

✿ Meine Meinung ✿ Mein erster Roman von Dörte Hansen und nach der letzten Seite ist mir klar, das ich den Vorgänger "Altes Land" auch noch unbedingt lesen muss. Die Autorin hat mich in eine Welt entführt, die ich irgendwie noch kenne. Durch manche Erwähnung, auch wenn es nur kurz und knapp war, hat sie bei mir Erinnerungen wachgerufen und ich schwelgte zwischen den Seiten in den alten 1970er Jahren. Ja, vieles habe ich wiedererkannt, das Leben früher auf dem Dorf. Zwar leider nicht auf dem platten Land in Nordfriesland, aber ist das Dorfleben nicht überall gleich? Man lässt Türen offen, die Nachbarn schlurfen herein, manch einer weiß mehr über den Anderen, als dieser selbst und geschnackt wird über Gott und die Welt. Während des Lesens habe ich oftmals das Buch zur Seite gelegt und die Gedanken schweifen lassen. Die Charaktere sind einzigartig ausgearbeitet. Genauso stelle ich mir die Dorfbewohner in Nordfriesland vor, nicht zu gesprächig, alles beobachtend und wenn jemand Neues im Ort auftaucht wird dieser erstmal genau im Auge behalten. Wie benimmt er sich, grüßt er, schnackt er mit den Leuten, passt er sich an, oder will er für sich sein. Alles wird zuerst abgecheckt und dann lässt man ihn am Dorfleben teilhaben, wenn er die Prüfungen gut gemeistert hat. Der Schreibstil ist zwar zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber es passt zu Land und Leute, etwas skurril, oftmals schrullig lustig, aber auch nachdenklich. ✿ Fazit ✿ Dörte Hansen ist eine wunderbare und großartige Geschichten-Erzählerin.

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Brinkebüll. Ein kleines verschlafenes Dorf in der Geest. Ingwer Feddersen kehrt zurück in sein Heimatdorf. Hier ist er aufgewachsen als Sohn von Marret Feddersen. Besser bekannt als Marret „Ünnergang“. Die Frau die nicht ganz fit im Kopf ist, die, die mit den Klapperlatschen durchs Dorf läuft und die Menschen mit ihrem Gequassel unterhält. Sie hat den Ruf weg, weil sie immer und überall in allem ein Zeichen des Untergangs sieht...sagt man zumindest. Nicht ganz einfach aber egal. Ingwer hat hier noch etwas gutzumachen. Großvater Sönke versucht immer noch in seinem alten Gasthof die Stellung zu halten, aber das Alter macht im gehörig einen Strich durch Rechnung. Und da ist dann noch Großmutter Ella die so langsam den Verstand verliert. Demenz ist nun mal eine der schlimmsten Krankheiten überhaupt. In Brinkebüll schläft schon lange alles und jeder. Nur wann begann dieser Schlaf, dieser Untergang? In den 1970ern als nach der Flurbereinigung neben den Hecken auch die Vögel verschwanden oder als Ingwer nach Kiel zum studieren ging und er das Dorf im Stich gelassen hat? Dörte Hansen hat nach ihrem Erfolgsroman „Altes Land“, in meinen Augen, einen neuen Bestseller gelandet. Ihr neuer Roman „Mittagsstunde“ übertrifft alles bisher Geschriebene von ihr. Sie erzählt mit extrem viel Feingefühl und Dynamik, mit einer präzisen und detailreichen Art und Weise die Geschichte eines fiktiven Dorfes das Genauer nicht sein könnte. Ihre Charaktere strotzen nur so vor Leben und vor allem vor Genauigkeit, vor Realität. Sie hat es geschafft, eine ganz simple Analyse, eine Dorfchronik, so zum Leben zu erwecken, dass man das Gefühl hat, sie nimmt einen, geführt durch die Figur Ingwer Feddersen, an die Hand und zeigt dem Leser durch einen „Dorfspaziergang“ „sein“ Brinkebüll. Die einzelnen Charaktere wie eben Sönke Feddersen, der mit dem Kukuckskind was aber keiner laut ausspricht oder „Cowboy“ Ketelsen, der nicht so ganz richtig im Kopf ist laut den Dorfbewohnern oder Lehrer Christian Steensen...alle wachsen sie einem ans Herz. Sind alle irgendwie arme Seelen. Man lernt jeden einzelnen sehr behutsam aber intim kennen und weiß nach kurzer Zeit wie ein „Tratschweib“ was im Dorf alles geschieht. Erzählt wird, wie bereits erwähnt, aus der Sicht von Ingwer. Er lässt den Leser unverblümt an seinem Leben und Denken teilhaben. Die Geschichte handelt schlussendlich über seine letzten 47 Lebensjahre. Von seiner Geburt bis jetzt... . Hansen‘s einfacher aber bewusster Schreibstil, besonders hervorzuheben ist hier die Plattdeutsche Sprache die sie perfekt eingesetzt hat, lässt einen abtauchen und man folgt jedem Geschehen sehr gern. In regelmäßigen Abständen blickt der Leser zum Teil in die Vergangenheit aber landet auch zum richtigen Zeitpunkt im hier und jetzt. Diese Art der Erzählungen fand ich sehr gelungen. Hansen legt in ihrer Geschichte sehr viel Wahrheit. Wer glaubt das sie sich das alles aus den Fingern gezogen hat, der irrt auf ganzer Linie. Da ich selbst auf dem platten norddeutschen Land lebe und da auch der nächste Nachbar zum Teil 1 km entfernt wohnt, kann ich nur bestätigen, das was Hansen schreibt, ist definitiv alles real. Egal wie das Dorf heißt oder die Menschen die darin leben. Hier, auf dem Land gibt es solche Leute wie Marret die den Weltuntergang vorhersagen, oder Heiko „Cowboy“ Ketelsen, der noch so jeden derben Schlag aushält und eben nicht jault, oder solche Fälle wie um Marten, oder eine Frau wie Dora Koopmann, die den letzten Tante-Emma-Laden im Dorf hält....überall in den Dörfern gibt es solche Geschichten, Menschen, Erlebnisse. Das Dörte Hansen das so gut niedergeschrieben hat, zeugt davon das sie ein unheimliches Gespür und eine sehr intensive Wahrnehmung von ihrer Umgebung und Umwelt hat. Das was sie schreibt ist täuschend echt. Ihr gelegentlicher Sarkasmus untermalt diese Geschichte perfekt. Anders kann man dieses Leben auf dem Land auch nicht ertragen. Und genau diese besonderen Stellen haben es geschafft das ich mit den Brinkebüllern gelacht aber auch geweint und getrauert habe. Die Frage nach dem eigentlich Untergang wird auch irgendwie beantwortet...schuld ist die Zeit. Es heißt immer, die Zeit heilt alle Wunden aber nicht so in eben solche Dörfern. Sie macht auch kaputt. Der stetige Zeitenwandel verändert nunmal und oft auch nicht zum Positiven. Da hatte Hansens „Marret >Ünnergang< Feddersen“ recht - de Welt geit ünner. So eben auch das Leben im Dorf - egal wo. So eine simple aber eindringliche Geschichte vom Kommen und Gehen eines Dorfes niederzuschreiben, ist eigentlich ganz einfach, aber keiner kann es so gut Dörte Hansen. Sie ist eine von denen, die das Leben auf dem Land liebt und schätzt. Ein „Dörpminsch“ eben... vielleicht trauert Hansen genau diesem Leben auch mit ihrem Buch „Mittagsstunde“ hinterher...wir werden es nicht erfahren, aber ich kann sie sehr gut verstehen wenn es so sei. Und eines steht fest: dieses Buch hallt nach! Für jeden auf seine Weise. Dieses Buch gehört definitiv gelesen und ist eines meiner Jahreshighlights 2018! Ich danke dem Penguin-Verlag für das kostenfreie Rezensionsexemplar!

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