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Rezensionen zu
Wenn's brennt

Stephan Reich

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Inhalt: Sommer in der Provinz. Seit Kindheitstagen sind Erik und Finn beste Freunde, aber nach den Ferien werden sich ihre Wege trennen: Während Erik eine Lehre bei seinem Vater auf dem Postamt beginnt, muss Finn die Schule wechseln und nach Hamburg ziehen. Jetzt bleiben den beiden sechs Wochen, in denen sie es noch einmal so richtig krachen lassen wollen – doch je näher der Abschied, desto düsterer die Stimmung. Die Partys werden zu Saufgelagen, Streiche zu Straftaten, und das Gefühl der unendlichen Freiheit weicht der Angst vor der Zukunft ohneeinander. Bis irgendwann nicht mehr klar ist, ob Erik und Finn dasselbe meinen, wenn sie vom Ende der gemeinsamen Zeit sprechen ... Meine Meinung: "Wenn's Brennt" hat mir überraschender Weise sehr gut gefallen. Ich habe doch schon einige negative Meinungen gehört und hatte deshalb nicht besonders hohe Erwartungen. Ich fand ich das Buch meistens sehr unterhaltsam. Es war stellenweise ziemlich witzig aber auch teilweise ernst und dramatisch. Es dreht sich alles um das Thema Freundschaft und Erwachsen werden. Man Begleitet Finn bei einer extremen Entwicklung und auch Erik erlebt einiges. Es wird viel Alkohol getrunken und gekifft, wen das stört, sollte das Buch lieber nicht lesen. Bei einigen Szenen konnte ich mich, bzw. mein früheres Ich, selbst wieder finden. Auch die "Jugendsprache" die viele so störend fanden, hat mich eher belustigt als genervt. Das Zitat in Zeile 184 ff. beschreibt das Buch am Besten: "Immer kurz vor der Katastrophe und immer voll.". Was mich extrem überrascht hat, war das Ende. Damit hätte ich nicht gerechnet! Fazit: Die Zielgruppe des Buchs ist meiner Meinung nach eher auf "Junge Leute" ausgerichtet. Ich fand es sehr unterhaltsam und kann es nur empfehlen.

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Erik trinkt zu viel, wie Mama, abends auf der Couch - "Wein gegen die Ödnis". Ansonsten ist ihm im Prinzip alles egal, ob es nun das Mittagessen, die Ausfahrten mit dem behinderten Bruder Tim, Vaters vierzig Jahre auf der Post, oder ab und zu der Urlaub sind. Und dann auch noch das tägliche Einerlei und die "dämlichen Tischgespräche" beim gemeinsamen Essen. Erik sieht keine Möglichkeiten, aus dem Fahrwasser des Gewöhnlichen auszubrechen. So wie seine Eltern möchte er nicht sein und trotzdem flackern hier und da erste Anzeichen auf, dass er wohl keine Wahl hat. Mit mittelmäßigen Schulnoten wird er nach seinem Abschluss auch auf der Post landen. Mit dem eigenen Geld wird er sich vielleicht den Dachboden ausbauen und irgendwann werden ihm "die Alten wegfaulen". Während er im Gegensatz zu seinem besten Freund Finn, der sich in Kurt-Cobain-Weisheiten zu verlieren droht, noch an Mittelwege glaubt, gerät er dennoch immer weiter in dessen Fahrwasser und rechtfertigt sein eigenes Mittelmaß mit dem vermeintlichen der Eltern in jenem "durchschnittlichen Kaff", dem "Bauspar-Haus" und seinem "Stechuhr-Vater". Selten so ein Buch gelesen. Selten ebenfalls, dass man sich Seite für Seite durchquält, schließlich die letzten Seiten stöhnend bewältigt, um sich dann letztlich zu freuen, dass man es doch noch geschafft hat, den Brocken zu Ende zu lesen. Dabei ist diese Geschichte so authentisch, wie sie nur sein kann. Stephan Reich bedient sich der aktuellen Jugendsprache und greift damit tief in die "Schatzkiste" jener Kommunikation und Ausdrucksformen, die Eltern in aller Regel verborgen bleibt. Es hagelt nur so von Formulierungen aus der Fäkalsprache. "Spackos" gibt es an jeder Ecke, es wird fleißig gekifft und gesoffen sowieso. Gleichzeitig hetzen die Erziehungsresistenten, teilweise nicht unbedingt zu Unrecht, gegen ihre Eltern, deren Lebensgewohnheiten und überhaupt den ganzen "Fetisch der Nachkriegsgeneration". Schwer verdaulich ist das Ganze schon, zumal die Kritik der Heranwachsenden durchaus an existenziellen Grundmauern rüttelt. Anstrengend sind aber auch die argumentativen Sackgassen, in die sie sich permanent verrennen. Jeder stellt für sich die Weichen in die jeweilige Zukunft und man ist sich sicher, es besser zu machen wie das spießige Erziehungspersonal. Andererseits werden bereits Gräben zwischen den Klassen ausgehoben, denn von den "Harzis" aus der Hauptschule will man sich schon abgrenzen und von den doofen Glatzen sowieso. Es gilt, den letzten Sommer vor dem Eintritt ins Arbeitsleben zu gestalten. Auf welch unkreative und destruktive Art und Weise dies geschehen kann, davon erzählt dieser Roman, eine Milieustudie, ein kurzes Stück Leben und die Geschichte einer langsamen Eskalation. Allerdings werden auch Erinnerungen an die eigene Jugendzeit fast zwangsläufig freigelegt. Wie war das noch gleich bei uns damals? Mit 16 fanden wir alles "geil", ganz im Gegensatz zu unseren Eltern. Und bis heute wissen sie nicht, was wir damals so alles getrieben haben. So schlimm waren wir allerdings nicht. Oder doch?

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Wenn’s brennt von Stephan Reich spielt in der Gegenwart, irgendwo auf dem Dorf in den Sommerferien. Der sechzehnjährige Erik, der die Geschichte erzählt, wird nach den Ferien die Lehre bei der Post anfangen, während sein bester Freund Finn, seine Freundin Nina und Kumpel Nelson, der eigentlich Sascha heißt, in der Kreisstadt in die Oberstufe gehen werden, Abitur machen, studieren, was auch immer. Erik ist es eigentlich auch egal, wie ihm so vieles egal ist. Man trifft sich auf dem Schotter, um zu saufen und zu kiffen, einfach so, weil man das eben macht und weil es auf dem Dorf auch nichts besseres zu tun gibt. Zu Hause will niemand so richtig sein, Erik verachtet seine Eltern für ihre Spießbürgerlichkeit, nur mit seinem behinderten Bruder Tim kann er reden, schon allein, weil der ihm nicht antworten kann, ihm keinen Stress machen, keine Forderungen stellen. Finns Mutter schläft seinen Kunstlehrer, sein Vater ist in Hamburg mit seiner neuen Paris-Hilton-Schnitte und Nelson lebt mit seinem Bruder bei der Oma, bei der sie die Eltern irgendwann abgeliefert haben, um danach zu verschwinden. So passiert eigentlich die ganze Zeit nichts und doch sehr viel, all der Scheiß, den man anscheinend macht, wenn man keine Perspektive hat, einen alles ankotzt, man nur weg will, aber nicht weiß wohin, wenn die Eltern sich nicht interessieren und nach den Ferien sowieso alles anders ist. Und so steuern die Freunde in Wenn’s brennt genauso mäandernd wie zielstrebig auf die erwartbare Katastrophe zu. Wenn’s brennt ist gleichermaßen spannend wie liebevoll geschrieben und bewegt sich irgendwo zwischen harten Ausdrücke, Schlägereien und Saufgelagen und nostalgischen Erinnerungen, Freundschaftsbeweisen und der immer wiederkehrenden Erkenntnis, dass es so vermutlich auch nicht ewig weitergehen kann. So fremd mir dieser Aspekt des Jugendlichenseins ist, aus Eriks Sicht wirkt es gar nicht so fremd, alles ergibt irgendwie Sinn, was soll man auch tun, mit 16 auf dem Dorf, wenn einen die Eltern nicht verstehen und die Lehre bei der Post der einzige Zukunftsplan ist, weil nie ein anderer zur Verfügung stand. Ein bisschen störend sind die Popkulturreferenzen, bei denen man sich irgendwann fragt, ob Jugendliche, die mit 16 außer Rumhängen, Trinken und Kiffen wirklich nicht viel anderes im Sinn haben, wirklich all diese Filme und Bücher gesehen und gelesen haben. Bis zu einem gewissen Grad mache ich da noch mit, und die Szene, in der Erik fast gerührt über die Platte mit Dust in the Wind spricht, die sein Vater irgendwo haben muss, ist dann eben genau das: Rührend und auch gar nicht so unglaubwürdig. Spätestens bei der Referenz auf Die Welt ohne uns von Alan Weisman fand ich es aber doch etwas zu viel. An solchen Stellen stellt sich doch der Verdacht ein, dem Autor würde seine eigene popkulturelle Erfahrung und die des Erzählers (der immerhin knapp fünfzehn Jahre jünger ist als er) etwas zu sehr durcheinanderwürfeln. Wenn's brennt ist packend und mit viel Liebe für die Figuren erzählt, lässt dabei aber auch keinen Zweifel daran, dass es eigentlich doch bitterernst ist. So treten die Jugendlichen in diesem Buch auf der Stelle, wollen oder können nicht und selbst wenn, wüssten sie nicht wie und die es wollen und können und wissen, die gehen eben.

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