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Rezensionen zu
Beides sein

Ali Smith

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€ 22,99 [D] inkl. MwSt. | € 23,70 [A] | CHF 31,50* (* empf. VK-Preis)

George, ein Teenagermädchen, hat unerwartet ihre Mutter verloren. Sie versucht, mit dem Verlust zurechtzukommen, ihn überhaupt erst einmal zu begreifen. Ihr Leben geht weiter, sie geht zur Schule, schließt eine neue Freundschaft und lebt mit ihrem Vater und ihrem kleinen Bruder Henry zusammen im heutigen England. Immer wieder erinnert sie sich an eine Italienreise, die sie mit dem Bruder und der Mutter ungefähr ein Jahr zuvor gemacht hat. In Ferrara gab es ein Gemälde, das George besonders beeindruckt hat. Es wurde gemalt von Francescho del Cossa (im Roman in dieser Schreibweise), von dem kaum etwas bekannt ist, außer, dass er, nachdem er seine Arbeit abgeliefert hatte, der Meinung war, dass sie viel besser sei als die der anderen und er daher mehr Geld dafür verlangte. Es ist dieser Francescho del Cossa, über den der zweite Teil des Romans „Beides sein“ von Ali Smith erzählt. Ca. 500 Jahre geht es in der Zeit zurück in das Leben des jungen Malers und zu seinem Weg zum Erfolg, der nicht einfach war. Beide Teile des Romans tragen die Kapitelvorzeichnung Eins: Die Reihenfolge, in der man die Teile liest, ist somit einerlei. Sowieso wartet „Beides Sein“ nicht mit einer stringenten Handlung auf, immer wieder ist die Geschichte assoziativ, wir springen in die Vergangenheit und zurück, Wichtiges wird wie nebenher fallengelassen. Besonders beeindruckt hat mich, wie Smith die Trauer der jungen George um ihre Mutter in Worte fasst, wie sie diese nicht beschreibt, sondern zeigt, durch die imaginären Dialoge, die sie mit der Mutter führt, durch die schlagartigen Erinnerungen, die George überfallen, durch kurze Einschübe, unvermittelt, aber treffend. So habe ich den Teil, der sich um George dreht, denn auch als den zugänglicheren empfunden. Obwohl man durchaus einige Seiten braucht, um sich auf den etwas sperrigen Roman einzulassen, auf Smiths ganz eigenen Ton, in dem sie erzählt, hat Georges Geschichte mich sehr gepackt. Den Teil um Francescho del Cossa habe ich als weniger mitreißend empfunden, was womöglich am schwerer fassbaren Charakter lag – vielleicht passt es auch zu dem Umstand, dass wir uns hier so viele Jahre zurückbewegen in eine Zeit, die der unseren so viel ferner ist. Insgesamt bietet der Roman jede Menge Interpretationsspielraum, regt zum Nachdenken an. Einige Themen ziehen sich durch beide Geschichten, vor allem Fragen nach der Identität und dem Geschlecht. So wird George immer mit dem männlichen Vornamen angesprochen, obwohl sie ein Mädchen ist und auch Francescho ist nicht, was er zu sein scheint. Der englische Originaltitel lautet „How to be both“ und ist somit recht nah an seiner deutschen Übersetzung. Beides sein, beides sein können, daran kann man sich beim Lesen orientieren. Wie sehr werden wir in Geschlechtertypen gedrängt, wie wichtig sind solche Zuschreibungen wirklich? Ali Smith ist eine Autorin, die mutig genug ist, sich alle Freiheiten zu nehmen, die sie benötigt, um ihre Geschichte so zu erzählen, wie sie es möchte und die ihren Lesern zutraut, sich darin zurechtzufinden. Eine weitere Rezension ist bei schiefgelesen zu finden, wo ich immer wieder daran erinnert wurde, doch endlich Ali Smith zu lesen, die schon lange auf meiner Liste stand. Vielen Dank dafür! Ich werde diese talentierte Autorin im Auge behalten und freue mich auf mehr von ihr.

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ch gestehe, dass ich erst einige Seiten lesen musste, bevor sich der Charme des Romans "Beides sein" entfalten konnte. Der Schreibstil ist sehr hochwertig und benötigte einiges an Konzentration, damit der rote Faden nicht verpasst wird. Die Story wird in Gegenwart und Vergangenheit erzählt und gerade die Vergangenheit ist es, die mich anfangs verwirrte, da ich keinen Sinn erkannte. Erst nach und nach, nachdem der Roman George in den Fokus rückt, werden viele Dinge klarer. George und Francesco, die durch unterschiedlichen Zeiten geprägt werden, haben einiges gemeinsam. Beide führen ein Leben, welches nicht einfach ist und vieles hart erkämpft werden muss. Bei Francesco ist es der Kampf um Anerkennung seiner Künste. George muss ihre Trauer bekämpfen, die sie daran hindert das Leben zu genießen und sich ihren wunderbaren Erinnerungen zwar stellen, diese aber nicht Überhand nehmen zu lassen. Es zeigt sich, das Eltern gerade in bestimmten Lebensphasen ihre Kinder nachdrücklich prägen und wertvoll sind, um sich zu gesunden Erwachsenen zu entwickeln. Auch diese Gemeinsamkeit könnte George sich mit Francesco teilen. Was sie sich definitiv teilen, ist ihre Selbstfindung. Hier wird mit Sexualität gespielt und die Genderidentität bewusst hervorgehoben. Es ist sehr überraschend, was mit Worten möglich ist und Homosexualität, Heterosexualität oder was auch immer in uns hervorrufen kann. Immer noch und immer wieder. Ob es nun im 15. Jahrhundert war oder im Heute Raum einnimmt, das Leiden der Menschen ist immer noch dasselbe. Sich damit abzufinden "Beides zu sein" überfordert auch heute noch. Lasst euch einfach überraschen von diesem doch sehr interessanten Roman, der für mich leider erst einiges an Seiten benötigte, um seinen Charme zu entfalten. Gerne eine Leseempfehlung, denn letztendlich ist "Beides sein"außergewöhnlich, auch wenn es nicht sofort erkennbar war und mich anfangs doch überforderte.

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