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Rezensionen zu
Beides sein

Ali Smith

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€ 22,99 [D] inkl. MwSt. | € 23,70 [A] | CHF 31,50* (* empf. VK-Preis)

Ich habe eine kleine Ewigkeit gebraucht, um diesen besonderen Roman von Ali Smith auszulesen. (Ich danke @btb_verlag bereits an dieser Stelle!) Am Ende habe ich mich dafür entschieden, „Beides sein“ in einem Zuge mit Smiths neuer Publikation „Herbst“ zu lesen und zu besprechen, die erst vor Kurzem in deutscher Erstübersetzung erschienen ist. Ich wollte den Leseflow beibehalten. Vor allem aber wollte ich intensiv begreifen, wie sie die Dinge der Textwelt konstruiert und worum es ihr dabei geht. „Beides sein“ hat mich tief beeindruckt. Ich las die ersten Zeilen morgens im Zug, den Rest jeden weiteren Abend. Die Sogkraft war zu extrem, was vor allem dem sprachlichen Können und der unglaublich guten Übersetzung geschuldet war, als dass ich nicht endlich wissen wollte, welche Bedeutung die Blüten-Augen auf dem Buchcover hatten. Es dauerte eine Weile, ich glaube, so um die 200 Seiten, bis ich begriff, dass diese offenen Augen Teil einer Welt sind, die bis heute nachwirkt. Die Augen sind im wahrsten Sinne des Wortes noch immer und fortwährend offen. Und während ich das schreibe, merke ich, dass ich so gar nicht auf den tatsächlichen Inhalt komme, stattdessen im Metaphorischen versinke, da philosophisch eh schon immer „abgesoffen“, denn der Fokus liegt, und das versinnbildlicht mir Smiths Roman in seiner Gänze, ganz woanders als im Direkten, Jetzigen und Benennbaren. Ich versuche es trotzdem: Zwei Geschichten, zwei Welten, zwei Hauptfiguren spinnen ein großangelegtes Verweisnetz, das nur eines klar machen will: alles ist miteinander verbunden. So auch die16-jährige George aus einem Vorort in London, die ihre Mutter erst kürzlich verloren hat, und den jungen Italienier Francescho del Cossa, der zu Zeit der Renaissance ein talentierter Maler war. Ihr Aufeinandertreffen beginnt dort, wo George zuvor mit ihrer Mutter auf einer Reise nach Italien den berühmten Palazzo Schifanoia in Ferrara besucht. Dort nämlich hängt ein Bild von del Cossa, das als Bindungsglied zwischen allen Figuren funktioniert. Kurz vor ihrem Tod erzählt Georges Mutter ihr von einer Frau, die sie zufällig kennengelernt und in die sie sich vielleicht auch ein wenig verliebt hat. Dieser Ausgang veranlasst George dazu, noch tiefer in die Bilder von del Cossa einzudringen, um schließlich zu erfahren, dass dieser selbst ein strenggehütetes Geheimnis mit sich trägt, das in George in anderer Weise fortlebt. Denn in dieser Zeit, wo sich alles mit- und ineinander zu fügen scheint, verliebt sich George in ihre Schulkameradin Helena Fisker. Smiths Roman ist nicht nur eine grandiose Abhandlung über einen vielleicht der wichtigsten Maler seiner Zeit wie den Höhepunkt der zentralperspektivischen Malereitechnik, es ist vor allem ein Plädoyer für Toleranz und Mut, Neugierde und Kampfesgeist, Liebe und Vertrauen. Witzig, interessant und klug – „Beides sein“ selbst ist ganz große Kunst. Danke tausendmal an den Verlag, vor allem für die Geduld. [Rezensionsexemplar/Unbezahlte Werbung]

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Noch bevor ich dieses Buch angefangen habe, war ich schon gewarnt, dass es nicht so leicht ist, einzusteigen, dass man die ersten 30 Seiten mindestens braucht, um in der Geschichte drin zu sein. Also habe ich mit viel Geduld gewappnet das Buch geöffnet – und konnte es für die ersten ca. 150 Seiten kaum mehr aus der Hand legen. Die Sprache und die Geschichte haben mich sofort gepackt, und haben mir wunderbare Lesestunden geschenkt. Inzwischen habe ich erfahren, dass manche Ausgaben mit dem in meiner Ausgabe als zweiten gedruckten Teil anfangen, was den etwas schwierigeren Einstieg erklärt. Ich weiß allerdings nicht, ob das auch für dieses Taschenbuchausgabe gilt. Beides sein erzählt die Geschichte zweier Figuren. George ist ein sechzehnjähriges Mädchen (und eigentlich heißt sie Georgia, wird aber trotzdem George genannt), das vor kurzem seine Mutter verloren hat und einen Weg sucht, mit seiner Trauer und den Erinnerungen an die Mutter umzugehen. Francesco del Cossa war ein Maler der italienischen Renaissance, er lebte ca. 500 Jahre vor George. Im Roman verbinden sich diese zwei Leben und Schicksale auf wundersame Art. Die Verbindung zwischen ihnen wird von Georges Mutter hergestellt. Sie ist es, die ein Bild von Francesco del Cossa in einer Zeitschrift entdeckt und davon dermaßen fasziniert ist, dass sie mit ihren beiden Kindern sofort nach Italien fahren muss, um es im Original zu sehen. Als mir beim Lesen klar wurde, dass es hier um ein tatsächlich existierendes Bild geht, musste ich selber auch sofort recherchieren (nein, ich bin nicht nach Italien gefahren – aber vielleicht kommt das auch noch). Zusammen mit George habe ich die im Internet auffindbaren Bilder von Francesco del Cossa studiert, und zusammen mit ihr habe ich gelernt, auf Details zu achten. George neigt dazu, sehr schnell eine Meinung zu fassen, oder gar zu entscheiden, dass etwas für sie uninteressant ist, und hält es für wichtiger, auf die grammatikalische Korrektheit einer Aussage zu achten, als auf den Inhalt. Das hat sie zwar nicht immer sympatisch gemacht, sie kam mir aber auch sehr bekannt vor. Als sie dann anfing, sich Zeit für die Beobachtung eines einzigen Bildes zu nehmen, trat ich mit ihr zusammen einen Schritt zurück und versank in den Werken dieses kaum bekannten Künstlers. Dabei stieß ich auf eine Beschreibung des Altarbildes, das er für die Griffoni Kapelle angefertigt hat. Ein Detail dieses Altarbildes ziert das Cover des Romans, es ist die Hand der Heiligen Lucia, die zwei Augen hält, die die Blüten einer Blume zu sein scheinen. Die Symbolik, die die Autorin dieser Beschreibung, Iulia Millesima darin entdeckt, mag zwar weit hergeholt sein, ich finde es zumindest übertrieben, in allem irgendwelche Symbole entdecken zu wollen, aber hier passt das verblüffend gut zum Roman (ich habe mich auch gefragt, ob Ali Smith das gelesen hat): […] how could I not notice that the right eye was an ancient symbol of Osiris and the left of Isis, and so that the balanced view is a symbol of our mercurial hermaphrodite, already fixed on a flower stem. Es wird nämlich nicht nur mit Georges Namen gespielt, auch im zweiten Teil des Romans, als Francesco del Cossa auftaucht, spielt Geschlecht und dessen Unbestimmtheit/Unbestimmbarkeit (Unwichtigkeit?) eine große Rolle. Mir fiel der Einstieg in diesen zweiten Teil etwas schwerer, war aber dann sehr angetan von der Figur dieses Malers, über den wir in Wahrheit kaum etwas wissen. Ali Smith erweckt Francesco mit sehr viel Gefühl zum Leben, und demonstriert dabei auch viel Kenntnis der Techniken der Renaissance-Malerei. Ich werde noch bestimmt öfter über dieses Buch nachdenken. Und ich denke, mehr kann man von einem guten Buch nicht verlangen. Übrigens ist ein Bild von Francesco del Cossa (Die Verkündigung) in Dresden in der Gemäldegalerie Alte Meister ausgestellt. Ich bin daran vor einigen Monaten einfach vorbeigegangen. Wenn das Francesco gesehen hätte…

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Einzigartig Spannend

Von: Weitenwandler

15.12.2016

Autor: Ali Smith Titel: Beides sein Genre: Roman Erscheinungsjahr: 2016 Verlag: Luchterhand Beschreibung:»Beides sein« ist ein Roman über die Gegensätze von Mann und Frau, von Leben und Tod, von Vergangenheit und Gegenwart und über die Sehnsucht, diese Gegensätze zu vereinen, da sie erst vereint ein Ganzes bilden. »Beides sein«, das sind zwei Geschichten, die ein Ganzes bilden: Da ist die Geschichte von George, einem Mädchen von heute, das um seine ganz plötzlich verstorbene Mutter trauert. George hält ihre Erinnerungen fest, vor allem die Reise nach Italien, als sie mit ihrer Mutter und ihrem kleineren Bruder Henry den Palazzo Schifanoia in Ferrara besuchten, der mit Fresken ausgemalt ist. Der Künstler der schönsten Fresken in diesem »Palast gegen die Langeweile« aus dem 15. Jahrhundert war Francescho del Cossa. Diese Erinnerungen, die Entdeckung des Sehens und Beobachtens und eine Freundschaft bringen George langsam wieder ins Leben zurück. Und dann ist da das Leben von Francescho del Cossa, dem Renaissancekünstler, dessen Werdegang zum Hofmaler bei Borsa d’Este alles andere als einfach war und dessen ungewöhnliche Geschichte auf verblüffende, höchst vergnügliche Weise auf die des Mädchens George trifft … Quelle: www.randomhouse.de Diese Klappentext des Buches, beschreibt die Handlung so gut, dass ich dem wirklich nichts hinzuzufügen habe. Schließlich möchte ich nicht Spoilern. Sprache und Erzählstil sind hier wirklich erfrischend neu. Ich habe so es noch in keinem Buch vorher erlebt, das ein Autor so mit Sprache spielt und so extrem Zeiten und Stile fast schon provozierend, dem Leser um die Ohren haut :). Anfangs war ich verwirrt und ehrlich gesagt ein wenig genervt, das gewisse Vorkommnisse oft wiederholt wurden, doch dann verstand ich erst, was Ali Smith da eigentlich tat. Sobald man es versteht, entsteht Spannung nicht nur durch die Handlung der Geschichte, sondern manifestiert sich auch in den verschiedenen Varianten der Verwendung Sprache und Stilmittel. „Wie weit geht sie? Was kommt da noch?“ Das Buch ist eigentlich in 2 Hälften geteilt. In der ersten Hälfte erfährt der Leser die Geschichte von George, einer 16 jährigen die noch in Trauer um ihre Mutter lebt. Im zweiten Teil geht es um Francesco del Cossa, einen Renaissancekünstler und dessen Lebensweg. Ali Smith schafft es tatsächlich ohne kitschig zu werden, eine feine Verbindung zwischen deren beider Leben zu schaffen. Beide Geschichten für sich alleine sind schon eines Buches wert. Humor kommt hier nie zu kurz, verbunden mit lehrreichen und weisen Worten. Auch regt die Geschichte zur Selbstreflexion an, hier eine Passage die mir zum Beispiel sehr gefiel: „Ist Wert dasselbe wie Geld? Ist das ein und dasselbe? Ist Geld das, was wir sind? Wie viel Geld wir machen, bestimmt das darüber, wer wir sind? Was bedeutet das Wort machen? Sind wir, was wir machen?“ Die beiden einzelnen Geschichten sind gut nachzuvollziehen und in sich logisch und realistisch dargestellt. Die Verbindung der beiden, vielleicht nicht so, aber wen kümmert es? Es ist schließlich ein Roman, und damit Fiktion, ich finde das toll! Ich liebe dieses Buch, das mich sehr gut unterhalten hat. Trotz meiner starken Schmerzen nach einer Zahnoperation habe ich es in meinen freien Minuten verschlungen. Es ist ein einzigartiges Buch, und macht es zur Pflichtlektüre für alle neugierigen Leser. Man muss kein Kunstliebhaber sein um es zu verstehen, aber es kann Lust auf Kunst machen. Da es einen kleinen Einblick gibt, worauf es in der Kunst ankommt, ob als Schaffender oder Betrachter eines Gemäldes oder von Fresken. Ich kann jedem empfehlen dieses Buch zu lesen, es ist ein Erlebnis. Wer dieses Buch verpasst, verpasst ein Goldstück! Von mir gibt es auf jeden Fall 5 Sterne! Ich danke dem Luchterhand Verlag für dieses Rezensionsexemplar sehr. Liebe Grüße und viel Spaß mit diesem Buch, Der Weltenwandler

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