„Die Angst läuft vorweg, sie entdeckt die Folge, ehe denn sie kommt, so wie man es an sich selbst spüren kann, dass ein Wetter im Anzug ist.“
(Georg Wilhelm Friedrich Hegel)
Der russische Präsident entkommt bei einem Staatsbesuch in Berlin nur knapp einem Bombenanschlag. Doch die Umstände des Attentats erscheinen merkwürdig, denn der Anschlag auf den Präsidenten und die Kanzlerin war akribisch und hochprofessionell vorbereitet, patzte jedoch in der finalen Ausführung. Sowohl von deutscher, als auch russischer Seite werden die Ermittlungen eingeleitet, als es zu ersten Todesfällen kommt. Reihenweise werden die Sicherheitsfachleute gefoltert und ermordet. Der Druck auf die Ermittler wächst immens, so dass sich der für seine ungewöhnlichen Methoden und Denkweisen bekannte, aber nicht unbedingt beliebte Kommissar de Bodt mit seinem Team einschaltet.
Der 1953 in Würzburg geborene Historiker, Journalist und Schriftsteller Christian v. Ditfurth präsentiert mit Zwei Sekunden den zweiten Roman um seinen philosophierenden Berliner Ermittler Eugen de Bodt und sein zweiköpfiges, ungewöhnliches Team. Sprachlich für mich aufgrund seines sehr auf das Nötigste reduzierten, beinahe schlagwortartigen Stils eher schwierig zu lesen, gewinnt die Geschichte im Verlauf an Tempo und Spannung. Da die im Roman zahlreich vorkommenden Figuren nur mit dem Nachnamen angesprochen werden, ist es anfangs kompliziert, diese auseinanderzuhalten. Da sich jedoch zeitnah die Schar der Charaktere durch Mord- und Totschlag etwas lichtet, man sich zudem an die übriggebliebenen Namen gewöhnt hat, bekommt man einen Überblick und wird automatisch mehr in die Handlung gesogen. Diese ist atmosphärisch dicht, spannend erzählt und gewinnt aufgrund ihrer Aktualität ein Höchstmaß an Brisanz.
Der Roman Zwei Sekunden erscheint u.a. als Paperback mit Klappenbroschur bei Carl’s Book (464 Seiten, €14,99).
Mit Zwei Sekunden gelingt Christian v. Ditfurth ein brisanter und sehr aktueller Polit-Thriller, der, sprachlich für meinen Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig, seine Geschichte komplex aufbaut und zu Beginn etwas verwirrend erzählt. Im Verlauf der Handlung jedoch gewinnt diese deutlich an Tempo und Stringenz und weiß deshalb spannend und mit einem ironischen Augenzwinkern zu unterhalten.
Christian Funke