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Rezensionen zu
»Mich hat Auschwitz nie verlassen«

Susanne Beyer, Martin Doerry

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€ 29,99 [D] inkl. MwSt. | € 30,90 [A] | CHF 40,50* (* empf. VK-Preis)

Anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist dieses Buch entstanden. Es ist ein Nachruf an die über 1 Million Menschen, welche Auschwitz nicht überlebt haben und es sind Worte und Erinnerungen derjenigen, welche das Lager überlebt haben. Die zwanzig Protokolle der Überlebenden sind so wertvoll und wichtig, denn es wird nicht mehr lange dauern, dann können wir keinen mehr befragen. Nach einer kurzen Einführung über das Konzentrationslager Auschwitz, gelangen wir zu den 20 Porträts der Überlebenden. Unverfälscht werden zwanzig verschiedene Geschichten erzählt, jede ist anders. Doch in vielen Dingen sind sich alle einig: Täglich umgeben von Angst, welche einem die Luft zum Atmen nimmt. Die entwürdigenden Transporte in Viehwaggons, getrieben wie Vieh aus den Waggons, um schließlich in Zweierreihen Aufstellung zu nehmen. Es warteten bellende Hunde, Geschrei und eine Vorauswahl wurde getroffen. Nach rechts oder links. Deportationen, Schläge und Demütigungen waren an der Tagesordnung. Der ständige Hunger trieb einen fast in den Wahnsinn. Die Gerüchte um Auschwitz broddelten und eigentlich war allen klar, dass hier keiner mehr lebend raus kam. Doch trotzdem haben es welche geschafft. Sei es Glück, sei es Kampfgeist oder der pure Überlebenswille. "Wissen Sie, ich habe in meinem Leben so viele Situationen gesehen, die man unmenschlich nennt. Aber nirgends hat man die Bestien so wenig in Schach gehalten wie in Auschwitz. – Wolfgang Höbel" Alle wurden kahl rasiert, vermessen, untersucht, tätowiert und nackt ausgezogen. Wenn es sein musste, dann haben die Insassen von Auschwitz auch mal zwei Tage nackt in ihrem Block verbracht. Namen wurden vergessen, ab sofort wurde man nur noch mit seiner eintätowierten Nummer gerufen. "Die Männer rasierten uns sogar die Haare ab, nicht nur auf dem Kopf. – Bronia Brandman" Die Einzelschicksale berühren und gehen direkt ins Herz. Raphael Esrail, der auch nach 70 Jahren täglich das Lager vor Augen hat, obwohl er seine Tätowierung hat entfernen lassen. Oder Philomena Franz, eine Zigeunerin, die auch den Versuchen von Doktor Mengele nicht entkommen konnte und eine Scheinhängung über sich ergehen lassen musste. Esther Bejarano hat überlebt, weil sie in Auschwitz als Musikerin im Mädchenorchester spielen durfte. "Mittags gab es eine weiße Suppe aus zerhackten Knochen, die sogenannte Avosuppe. Wir hatten solchen Hunger, da macht man sich keine Gedanken über Geschmack. – Kazimierz Albin" Obwohl „Mich hat Auschwitz nie verlassen“ keine leichte Kost ist, fesseln die Seiten und man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Reporter haben ganze Arbeit geleistet. Die Berichte sind unverfälscht, authentisch. Abgerundet wird das ganze durch wunderschöne Porträtaufnahmen der Fotographen, wie auch schon auf dem Cover zu sehen ist. Ich habe schon viel über den zweiten Weltkrieg gehört und gelesen, dennoch schockiert es mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich mich mit dieser Thematik auseinander setze. Mein Respekt gilt den Menschen, die all dies ausgehalten haben und täglich mit ihren Erinnerungen aufwachen und versuchen, ein ganz normales Leben zu leben. Fazit Ein wichtiges und lesenswertes Buch mit Augenzeugenberichten aus einer furchtbaren Zeit, die es besser nie gegeben hätte. Wir alle haben nicht mehr viel Zeit, Menschen von damals zu befragen. Deshalb ist es unabdingbar, Erinnerungen festzuhalten und zu dokumentieren. Es ist ein Buch, dass auch noch unsere Kinder und Enkel in den Händen halten werden.

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In „Mich hat Auschwitz nie verlassen“ haben Susanne Beyer und Martin Doerry gemeinsam mit anderen Spiegel-Mitarbeitern einige der letzten noch lebenden Häftlinge von Auschwitz nach ihren Erlebnissen mit Nazideutschland und im Lager befragt, um noch einmal möglichst viele Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die Auschwitz überlebt haben. Viele waren in den Jahren nach ihrer Rettung durch sowjetische, britische oder US-amerikanische Soldaten nicht imstande, über die Gräueltaten, die ihnen angetan wurden, zu sprechen, oder fanden kein Gehör für ihre Erinnerungen, die nun in diesem Band zusammengetragen wurden. Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung, die knapp die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz skizziert und die Gespräche mit ehemaligen Häftlingen durch die Spiegel-Mitarbeiter erläutert, die mit elf Frauen und neun Männern nach der Methode der Oral History geführt wurden. Daraufhin folgen die 19 Darstellungen der Auschwitzüberlebenden (ein Ehepaar wurde zusammen interviewt), die in einem zusammenhängenden Text von ihren Erfahrungen erzählen, nicht in Interviewform. Sie berichten von ihrem Leben vor der Deportation in Konzentrationslager, schildern die verschiedenen Lager, die sie vor oder auch nach Auschwitz durchlaufen mussten, von ihrem KZ-Alltag, ihrem Kampf ums nackte Überleben in einem Umfeld bestehend aus Gewalt, Hass, Willkür, Hunger, katastrophalen hygienischen Verhältnissen, stetigen Erniedrigungen, Tod und schließlich von ihrem Überleben und ihrem Leben nach Auschwitz. Viele Erlebnisse wiederholen sich in den meisten Portraits wie etwa der vorherige Aufenthalt in Theresienstadt, die tagelange Reise nach Auschwitz im völlig überfüllten Viehwaggon, die bereits für viele den Tod bedeutete, die sofortige Selektion an der Rampe nach Ankunft in Auschwitz, bei der Alte, Kranke, Kinder direkt in die Gaskammern geschickt wurden, die menschenunwürdigen Zustände im Lager, die Gewalt und die Erniedrigungen durch SS-Männer, der Hunger, die Zwangsarbeit, das Wissen um Gaskammern und Krematorien, die der einzige Weg aus dem Lager zu sein schienen, zum Kriegsende die Todesmärsche, aber auch die vielen kleinen Zufälle, die zum Überleben der Häftlinge beitrugen, oftmals schlichtes Glück, wie auch Fähigkeiten wie das Spielen von Instrumenten, die einzelnen den Zugang zu besseren Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeiten bereiteten, was entscheidend beim Überleben half. Dies sind sicherlich alles bekannte Aspekte, die im Schulunterricht häufig vorkamen oder wenn man sich privat viel mit dem Holocaust beschäftigt hat, nicht wirklich Neues sind, doch jede individuelle Geschichte, die man hier zu lesen bekommt, berührt trotzdem ungemein, da sie besser verdeutlichen, was Millionen von Menschen während des Holocaust durchleben mussten, als dies sachliche Texte mit ihren vielen Zahlenrechnungen, wie viele Juden etwa durch Hitlerdeutschland ermordet wurden, können. Man liest keine abstrakten Zahlen, sondern sieht tatsächliche Menschen, denen diese Gräueltaten angetan wurden, vor sich, unterstützt durch die hochwertigen Fotos, die von den Überlebenden gemacht wurden und die ihren Darstellungen beigefügt sind. Beyer und Doerry ist somit ein enorm wichtiges Werk gegen das Vergessen gelungen, das wie viele andere sicherstellen soll, dass die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht vergessen werden, auch wenn keine Zeitzeugen mehr da sind, die uns daran erinnern können. Es fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite, rührte mich oftmals zu Tränen, obwohl ich mich seit meiner Jugend immer viel mit dem Holocaust beschäftigt habe und nicht wirklich Neues erfahren konnte, doch diese schrecklichen Erlebnisse, die Menschen wie du und ich durchstehen mussten, machen mich noch immer fassungslos. Wie Menschen zu so etwas fähig sind, kann ich bis heute nicht verstehen. Gleichzeitig ist das Buch ein Zeugnis des menschlichen Überlebenswillens, der sich in vielen Portraits zeigte und der angesichts der schrecklichen Erfahrungen der Häftlinge wirklich bewundernswert ist. Niemanden von ihnen hat Auschwitz wieder losgelassen, viele sind bis heute traumatisiert, werden von Alpträumen geplagt, doch die meisten haben sich auch nicht unterkriegen lassen, haben weitergemacht und noch schöne Momente in ihrem Leben erlebt. Im Anhang des Buches werden die befragten Überlebenden noch einmal kurz vorgestellt, wie auch die beteiligten Spiegel-Mitarbeiter und Fotografen. Außerdem weist er Literaturhinweise zu Berichten der im Buch interviewten Häftlinge über ihre Erfahrungen während des Holocausts auf sowie zu Sekundärliteratur über die befragten Überlebenden. Fazit Eine ganz wichtige Zusammenstellung von Zeitzeugenberichten über ihre Zeit in Auschwitz, die vielleicht zum letzten Mal von ihren schrecklichen Erlebnissen berichten konnten. Sie berührt viel stärker als etwa Überblickswerke über den Holocaust, da die individuellen Schicksale in den Vordergrund gestellt werden, die einen fassungslos zurücklassen ob der Fähigkeit der Menschheit zu solchen Gräueltaten. Somit leistet dieser Band einen enorm wichtigen Beitrag zum Kampf gegen das Vergessen und Verdrängen des Holocausts, so dass ich jedem die Lektüre noch wärmstens empfehlen kann. Damit so etwas Schreckliches in Deutschland und hoffentlich auch auf der Welt nie wieder geschehen kann!

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Ziel dieses Buches war es, 70 Jahre nach Kriegsende noch einmal möglichst viele Zeitzeugen erzählen zu lassen, die den Holocaust miterlebt und überlebt haben. Alle Porträtierten sind mittlerweile in einem hohen Alter, und bald wird es keinen mehr geben, der noch berichten kann. Deshalb ist es wichtig, diese Stimmen zu hören und die Erinnerungen zu dokumentieren. Nach einem Vorwort über das KZ Auschwitz und das SPIEGEL-Projekt folgen die Porträts der elf Frauen und neun Männer, die einst in Auschwitz die schlimmste Zeit ihres Lebens verbringen mussten. Auschwitz gilt als das schlimmste aller Konzentrationslager. Hier kam man nur "durch den Schornstein" wieder hinaus, wie es die Nazis den Insassen oft genug erklärten. Tatsächlich wurde wohl in keinem anderen KZ so systematisch und in hoher Anzahl getötet wie hier. Außerdem war hier der "Schlächter" Mengele tätig, der an den Häftlingen grauenhafte Experimente vornahm. Die Redakteure lassen die Zeitzeugen für sich sprechen und geben nur das Erzählte wieder ohne Ergänzungen oder Erklärungen. Das finde ich gut, so steht jede Geschichte für sich da, authentisch und lebendig erzählt. Vieles wiederholt sich in fast jedem Porträt, die Erinnerungen und Erlebnisse decken sich oft: Der menschenunwürdige Transport im Viehwaggon, der bereits zahlreiche Menschenleben forderte; die Selektion an der Rampe direkt nach der Ankunft; die katastrophalen Zustände im Lager, die Zwangsarbeit, die Todesmärsche. Dieses ohnmächtige Gefühl, ständig umgeben zu sein vom Tod, diese Angst, dass man jederzeit getötet werden konnte. Und doch sind die Einzelschicksale individuell und jedes für sich interessant. Da ist z. B. Erna de Vries, die als junge Frau freiwillig ihrer Mutter nach Auschwitz folgte, um sie nicht alleine zu lassen. Die Liebe zur Mutter war stärker als die Angst vor dem Ungewissen. Oder Coco Schumann, der dank seiner Musik überleben konnte und später ein erfolgreicher Musiker wurde. Oder Anna und Izzy Arbeiter, die beide als junge Menschen in Auschwitz einsaßen, sich gegenseitig das Leben retteten und seit dieser Zeit unzertrennlich sind. Wer starb und wer lebte, darüber entschied oft der Zufall. Manche waren schon auf der Todesliste, standen bereits in der Schlange für die Gaskammer. Und doch geschahen manchmal noch kleine Wunder. Einige Überlebende sind nochmal nach Auschwitz zurückgekehrt, um sich der Vergangenheit zu stellen. Andere schwiegen jahrzehntelang und versuchten zu vergessen. Während einige die auf dem Unterarm tätowierte Häftlingsnummer entfernen ließen, tragen andere sie mit Stolz. Ich habe schon viele Bücher über den 2. Weltkrieg und den Holocaust gelesen, ich habe schon von vielen Gräueln gehört, aber es ist immer wieder von Neuem erschütternd, wenn Zeitzeugen berichten. Diese Tötungsmaschinerie der Nazis war so grauenhaft, dass ich es mir auch nach dem x.-ten Zeitzeugenbericht immer noch nicht richtig vorstellen kann, wie Menschen zu so etwas fähig waren. Und wie Menschen so etwas überleben konnten! Ich bewundere den Überlebenswillen der Porträtierten, die manchmal nur durch Zufall überlebten, manchmal aber auch, weil sie einen eisernen Willen hatten, gewieft waren und um ihr Leben kämpften. Zu den Erzählungen gibt es schöne Porträtfotos der Interviewten. Im Anhang finden sich Kurzbiographien der Zeitzeugen und Autoren bzw. Fotografen, außerdem noch ein Literaturverzeichnis. Generell macht das Buch einen sehr hochwertigen Eindruck. Trotz der schweren Thematik habe ich "Mich hat Auschwitz nie verlassen" in einem Rutsch verschlungen. Natürlich gibt es mittlerweile viele Bücher und Berichte von Zeitzeugen, aber können es zu viele sein? Ich denke nicht. Deshalb mein ganz klares Fazit: Unbedingt lesen!

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