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Rezensionen zu
Ich war Hitlers Trauzeuge

Peter Keglevic

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Die Beschreibung „Ein rasanter Schelmenroman“ (Der Tagesspiegel) bringt es auf den Punkt – ein Buch, das dieses Etikett tatsächlich zu Recht trägt! Es liest sich wie eine irrwitzige Fahrt in der Achterbahn auf dem Jahrmarkt. Man weiß nicht genau, welcher Wahnsinn einen nach der nächsten Ecke oder Kurve erwartet. Geht es weiter bergauf oder urplötzlich wieder – man weiß ja, dass es auch mal kommen muss – doch bergab? Natürlich kommt bei einem Schelmenroman grundsätzlich das aberwitzige Quäntchen Glück hinzu, das meist in unrealistischer Häufung auftritt – so auch hier. Oder wie heißt es bei Wikipedia zur Begriffserläuterung so schön und treffend: „Der Held hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum, schafft es aber immer wieder, sich aus allen brenzligen Situationen zu retten. “ Richtig! So ergeht es auch Harry. Er hat keine Ahnung, was ihm ständig so rasant widerfährt, aber er hat unfassbar viel Chuzpe. Harry Freudenthal, wie der Protagonist hieß, bevor er verschiedenste Namen annahm, um vor den Nazis versteckt und unerkannt zu bleiben, hat so unverschämt viel Glück, dass man manchmal schon nur noch genervt kichernd die Augen gen Himmel verdrehen kann, so unrealistisch ist das. Aber natürlich wirkt die Story nur so: durch Überzeichnung. Wer seinen Roman schon „Ich war Hitlers Trauzeuge“ betitelt, will provozieren. Das ist klar. Peter Keglevic ist ein in Österreich geborener Regisseur, der schon einiges an Preisen abgesahnt hat, so den renommierten Grimme-Preis, aber auch den Deutschen Fernsehpreis. Mit diesem Roman legt er sein erstes Buch vor – und hat dafür aber auch gebührend lange gearbeitet und recherchiert: angeblich seit über 20 Jahren. So dick aufgetragen die Geschichte an manchen Stellen auch ist (Harrys Vater, ein jüdischer Zahnarzt, muss eines Tages, mitten im Zweiten Weltkrieg, aufgrund hanebüchenster Verwirrungen und Zufälle Hitler behandeln, der unter scheußlichen Zahnschmerzen leidet. Seine Familie kann nicht fassen, dass er, statt dem Führer die Todesspritze zu verpassen, ihn tatsächlich effektiv behandelt und anschließend wieder nach Hause trottet! Wie viele Chancen hat man in seinem Leben für so eine weltbewegende Aktion?!), sie geht ins Detail und man merkt ihr vom ersten Moment an, dass da ein tatsächliches, fundiertes Wissen vorhanden sein muss, sonst könnte der Autor nicht so fabulieren. Harry Freudenthal hat in seiner Kindheit bereits ein prägendes Erlebnis mit Hitler, als er mit seinen Eltern in der Nähe des Obersalzbergs Urlaub macht und dort Hitler sieht bei einem riesigen Menschenauflauf. Er sieht den Führer, dieser sieht ihn …: „[…] – und noch immer verfolgte mich Herr Hitler mit seinem Blick. Ein unsichtbares Band. Etwas hielt uns zusammen. Etwas kettete uns aneinander.“ Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Harry Dinge erlebt, die ihm irgendwann später auf wundersame Weise Türen und Tore öffneten oder ihm schlicht und ergreifend das Leben retteten. Der Hauptstrang der Story beginnt, als Harry mit ein paar Leuten Ende März 1945 getarnt als Pilgergruppe auf der Flucht ist. Er verliert die anderen unterwegs und wird plötzlich aufgegabelt von den Nazis, die ihm sicherlich sein Lebenslichtlein ausgepustet hätten, wäre nicht wieder eins zum anderen gekommen: Hier nun eben Leni Riefenstahl. Die Reichsfilmregisseurin kommt, als Harry schon hört, wie der Schlitten der Pistole des Hauptsturmführers Ehrlinger zurückgezogen wird … die Kugel ist für ihn bestimmt, doch das Schicksal hat andere Pläne. Ehrlinger schiebt in der Eile, um die wunderbare Frau Riefenstahl zu sehen, den störenden Harry vor sich her auf den Hof, Riefenstahl sieht Harry – und beschließt: „Solche wie ihn brauche ich.“ Sie will nämlich einen Durchhaltefilm drehen, etwas, was den Mutlosen Mut macht. Harry oder Paul Renner, wie er sich zu diesem Zeitpunkt bereits nennt, ist einigermaßen drahtig – so einen Kerl braucht sie für den Film. „Wir laufen für den Führer“ – die Läufer müssen von Berchtesgarden nach Berlin laufen. Und Leni wird filmen. Und der Gipfel: Frau Riefenstahl erkennt Harry wieder! Er spielte nämlich schon mal bei einem Film von ihr mit, in einer Mini-Rolle, wo er ebenfalls lief. „Olympia, Marathonlauf. Kilometer 35.“, knallt sie ihm entgegen. Eine Frau mit fotografischem Gedächtnis! Wieder ist Harry das Glück hold – aus dem Nichts heraus rutscht er in die einigermaßen komfortable Situation, für Leni Riefenstahl laufen zu dürfen – eindeutig besser, als erschossen zu werden. Abstruse Dinge widerfahren Harry auf seinem langen Lauf – doch immer, das wissen wir ja, entkommt er um Haaresbreite dem Schicksal, dem viele seiner Weggenossen nicht entgehen. Das ermüdet auf 572 Seiten erstaunlich selten, auch wenn es manchmal so abstrus wird (Ja, am Ende landet er mit Eva Braun – wen wundert’s – natürlich noch im Bett.), dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Aufhören zu lesen wollte ich eigentlich nie, trotz der vielen Seiten, denn Harry erzählt unterhaltsam und hat für den Leser ein großes Wissen mit im Gepäck – und immer wieder muss man sich an der Nase fassen und sagen: Es ist nur ein Roman! Denn so überdreht und fantasievoll die Story um Harry Freudenthal sein mag, das Drumherum, das er erlebt, beobachtet und beschreibt – der Niedergang der deutschen Städte, wie sie bombardiert wurden, wie die letzte Hoffnung der letzten Nazis allmählich schwand und wie die ganze verlogene Gesellschaft sich dennoch noch aufrecht hielt – all das sind Fakten. Sie sind klug und feinsinnig verwoben mit dem erfundenen Wahnsinn, sodass ein unwiderstehliches Zusammenspiel entsteht, das den Leser zu faszinieren vermag! „Ich war Hitlers Trauzeuge“ von Peter Keglevic erschien bereits 2017 im Albrecht Knaus Verlag, München und 2019 im Penguin Verlag (vorliegende Ausgabe) als Taschenbuch. Weitere Informationen zum Buch über Klick auf das im Beitrag abgebildete Cover oder auf der Verlagsseite.

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"Ein rasanter Schelmenroman", das steht auf der Rückseite der Taschenbuchausgabe dieses Buches. Wir schreiben April des Jahres 1945 und lernen Harry Freudenthal kennen. Ein untergetauchter Jude im naziinfizierten Deutschland. Ein Jude, der besonders eines gut kann: Laufen! Und so läuft er von Berchtesgaden aus um sein Leben, nachdem die Reichsfilmregisseurin Leni Riefenstahl ihn vor dem sicheren Tod rettet. Das Ziel: Berlin. Den der Sieger des Geburtstagslaufs für Adolf Hitler, soll diesem am Ende die Hand schütteln. "Ein rasanter Schelmenroman". Damit habe ich beim Anfragen dieses Buches überhaupt nicht gerechnet (Wobei ich nicht wirklich weiß, womit ich eigentlich gerechnet habe). Irgendwie hat mich das Buch angesprochen und meine nicht vorhandene Erwartung hat mich absolut nicht enttäuscht. Dieses Buch ist nicht immer besonders spannend. Deutschland geht unter und ein paar Männer rennen los, um den Mann zum Geburtstag zu ehren, der für Abermillionen Gräueltaten verantwortlich ist. Allein hierin zeigen sich schon der Sarkasmus und die Ironie der Geschichte. Harry Freudenthal ist eine sehr interessant gezeichnete Figur. Ein Lebensflüchtling, der nie wirklich sicher ist, immer auf der Flucht und der niemandem wirklich trauen kann, der es aber doch immer wieder schafft, auf groteske Weisen zu entkommen. Fast wie ein Till Eulenspiegel des Dritten Reichs. Gleichzeitig wurde Harry immer verschwommener und ich hatte manchmal meine Schwierigkeiten, ihm zu glauben, was jedoch unbedingt zur Geschichte passte. Keglevic´s Schreibstil war nicht immer besonders spannend. Im Großen und Ganzen verfolgt der Leser einfach nur den Lauf. Allerdings werden immer wieder Einschübe aus Harrys Vergangenheit eingebracht und besonders diese waren es, die mich faszinieren konnten. Da habe ich dem Autor die ein oder andere Länge leicht verziehen. Ich kann nicht anders, als diesen Roman weiterzuempfehlen. Jeder Leser muss jedoch mit sich selbst abmachen, ob er mit der Art und Weise klarkommt, wie die Umstände in Deutschland in dieser Zeit manchmal ins Lächerliche gezogen werden. Trotzdem geht das hier geschilderte Grauen doch unter die Haut und wird lediglich mit einer Satire verbunden, die die vorantreibenden, die im Dritte Reich das Sagen hatten ja eigentlich gut zeichnet. Ein Haufen grausamer Vollidioten, wenn ich das so offen sagen darf. Keglevic zeigt in diesem Roman aber auch, dass auch die Opfer nicht unfehlbar sind. Sie sind Menschen, die im Leben Fehler begangen haben oder immer noch begehen. Sie werden hier nicht idealisiert, verlieren aber gleichzeitig nicht ihre Rolle, die sie leider in diesem Buch haben und in der realen Vergangenheit tatsächlich hatten. Mr. Wikipedia hat mich während der Lektüre oft begleitet, da ich einige historische Personen gefunden habe, über die ich mehr wissen wollte. Der Autor spannt Fiktion also um die damals herrschende Realität, was die Geschichte noch eindrücklicher machte. Ich weiß, dass einige Leser es nicht mögen, wenn Frauenfiguren in Büchern sexualisiert werden. Hier ist dies meiner Meinung der Fall und besonders die Mitglieder des BDM. Ich bin davon zwar auch kein großer Fan, allerdings stört es mich auch nicht besonders, sofern dieser Missstand in Büchern und nicht in der Realität stattfindet. Im Allgemeinen habe ich dieses Buch gerne gelesen. Manchmal mit Schrecken, manchmal mit einem Augenzwinkern. Daher kann ich es unter den oben genannten Vorbehalten weiterempfehlen. In diesem Sinne: Lauffreudiges Lesen!

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Bitterböse, tieftraurig, voll makabrer Komik und schwarzem Humor – mit „Ich war Hitlers Trauzeuge“ hat Peter Keglevic einen Roman mit ungewöhnlicher Perspektive über die Endphase des Zweiten Weltkriegs, über Endsiegglauben, Untergangsstimmung und das Überleben seiner Hauptfigur Harry gegen alle Wahrscheinlichkeit geschrieben. Denn Harry Freudenthal, jüngster Sohn einer Berliner Zahnarztfamilie, wäre als Jude im April 1945 eigentlich wie schon all die Jahre zuvor ein Todgeweihter. Jahrelang lebte er als Untergetauchter, mit falschen Papieren, auf einer Odyssee kreuz und quer durch Europa. Er ist der einzige, der übrig ist von seiner Familie, die sich so mit Deutschland identifiziert hatte, dass die meisten von ihnen bis zuletzt nicht wahrhaben wollten, dass ihre Heimat sie nicht nur ausgestoßen hatte, sondern ihren Tod wollte – Eisernes Kreuz aus dem Ersten Weltkrieg hin, tiefe Verwurzelung in der deutschen Musik und Literatur her. Wieder einmal ist Harry den Häschern im letzten Moment entkommen, aus Wien geflohen und mit einer Pilgergruppe unterwegs zum Jakobsweg. Doch dann wird er erst festgenommen und dann als Läufer für den „Tausender Lauf“ rekrutiert – zum Geburtstag Hitlers sollen die Läufer nach tausend Kilometer Strecke in Berlin eintreffen und der Sieger dem deutschen Diktator persönlich gratulieren können. Harry, der jahrelang um sein Leben lief, tritt nun unter seinem falschen Namen Paul Renner zum Lauf seines Lebens an. Keglevic hätte zu Endzeit-Dramatik greifen können, aber er entschied sich für schwarzen Humor, eine Art Schelmenroman in den Ruinen dessen, was vom Deutschen Reich im letzten Kriegsmonat noch übrig ist. Eine Schar von Läufern, die ständig schrumpft, angetrieben von der resoluten Hilde, einer Mädelscharführerin, dokumentiert von einem Reporter des „Völkischen Beobachters“ und der Reichsfilmregisseurin Leni Riefenstahl. An jeder Etappe gibt es Durchhalteparolen, und Bürgermeister und Parteibonzen sprechen voll Pathos vom Endsieg. Doch nicht nur Harry weiß, das Ende steht bevor. Immer wieder muss die Etappenroute geändert werden – Luftangriffe haben die Städte zerstört, in denen die Läufer eigentlich triumphal einlaufen sollten. Die Amerikaner nahen von hinten, die Rote Armee vom Osten und schnell wird klar, dass die Läufer nicht so schnell sein können wie der Vormarsch der Alliierten. Dass der Lauf dann doch noch bis Berlin führt, hat viel mit einem abgeschossenen amerikanischen Fallschirmspringer zu tunn, mit der Wettleidenschaft von General Patton und einer Eigendynamik, die zwar zalhreiche Umwege und Verwirrungen garantiert, aber Harry immer näher in die Höhle des Löwen bringt. Warum setzt er sich nicht ab wie viele andere der Läufer? Sucht Sicherheit bei den amerikanischen Truppen, gibt sich als Verfolgter des Nazi-Regimes zu erkennen? Ist es nur das Lächeln eines BDM-Mädchens, dass ihr verzaubert hat? Die wiederkehrenden Träume, in denen seine toten Angehörigen ihn mahnen, ihren Auftrag zu erfüllen? Und welches Vermächtnis haben sie ihm hinterlassen? Auf fast 600 Buchseiten entwickelt sich die Geschichte Harrys und seines Lebenslaufs, mit makaber- absurden, schrecklichen, gelegentlich urkomischen Situationen, mit Rückblicken auf Flucht und Überlebenskampf der vorangegangenen Jahre, auf menschliche Größe und Niedertracht. Als Leser fiebert man mit Harry und blickt auf die letzten Tage des Dritten Reiches aus einer ganz neuen Perspektive. Das Lachen bleibt dabei oft in der Kehle stecken. Ein Buch, das viele Leser verdient.

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Dem Grauen ins Gesicht lachen

Von: Sarahs Bücherregal

15.01.2018

Harry Freudenthal versucht alles, um sich als Jude im nationalsozialistischen Deutschland zu verstecken und immer wieder unterzutauchen. Seine letzte Hoffnung im April 1945 ist die Tarnung als Pilger auf dem Weg nach Santiago di Compostela. Doch er wird aufgehalten und landet plötzlich als Teilnehmer beim Lauf zum Führergeburtstag am 20. April, 1000 Kilometer für das tausendjährige Reich. Am Geburtstag des Führers sollen sie in Berlin einlaufen, doch der Krieg rückt immer näher und so wird der Lauf zu einer Jagd durch das teils schon besetzte Deutschland mit dem immer fragwürdigeren Ziel Berlin. Denn was soll sie dort noch erwarten? Zusätzlich wird der Lauf von Leni Riefenstahl begleitet, die eine große Dokumentation darüber machen will und dem Ganzen so noch zusätzliche Wichtigkeit verleihen soll. Ein skurriles Ereignis nimmt seinen Lauf. Peter Keglevic hat mit der Geschichte von Harry Freudenthal eine bemerkenswerte Story geschaffen. Auf schon fast groteske Art und Weise begegnet Harry dem Grauen und der Verfolgung mit Witz und Humor. Mit seiner Teilnahme am Lauf für den Führer, kann er die Nazi-Größen - wenn auch ungewollt – endgültig vorführen. Er als Jude und damit Volksfeind schlägt sich gut im Lauf um den ersten Platz. Skurril auch, wie das Feld immer weiter ausdünnt und die Damen vom BDM krampfhaft versuchen, den Lauf trotz aller Widrigkeiten aufrecht zu erhalten. Ganz dem Bild der deutschen Frau entsprechend, blond, drall und fürsorglich. Man schwankt beim Lesen die ganze Zeit zwischen Grauen und Lachen, vielleicht ist es genau das, was Peter Keglevic erreichen will: Dass wir dem Grauen ins Gesicht lachen, dass wir dabei sind, wenn Harry nicht klein beigibt sondern wie ein Stehaufmännchen immer weiter macht. In Rückblenden erfahren wir, wie er sich soweit durchschlagen konnte, warum er im April 1945 noch am Leben ist und mit dem Einmarsch der Amerikaner wächst die Hoffnung, dass er der Glückliche ist, der es schafft, der die Nationalsozialisten narren kann und mitten auf dem Präsentierteller steht und doch durchkommt. Doch ist das überhaupt möglich, bei der Wut und Verachtung mit der die Nationalsozialisten am Ende noch jeden Grashalm zu verteidigen scheinen? „Ich war Hitlers Trauzeuge“ ist eine spannende Geschichte voller Witz und Trotz im Angesicht von Angst und Zerstörung, die einen als Leser nicht unberührt lassen kann. Mich hat dieser Roman wirklich beeindruckt, Peter Keglevic hat eine tolle Idee in eine sehr bewegende, lustige und zugleich grausige Geschichte umgesetzt, eine großartige Leistung.

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1000 km, mussten gelaufen werden, damit am Ende der Sieger, Adolf Hitler den Geburtstagsgruß überreichen durfte. Quer durchs Reich ging dieser Lauf. Täglich liefen die Athleten um die 50 km. In den “guten” Zeiten, liefen sehr viele Sportler mit. (Gab es einen solchen Lauf wirklich? Ich fand nichts heraus) Auch, als schon alles verloren schien. 1944 startete noch einmal ein Trupp von über 70 Mann. Nur Vier von ihnen waren echte Athleten. Die Anderen, zusammengesucht, entbehrlich, was der Krieg und die Verteidigung des Landes zuließ. Unter ihnen, Harry. Ein Jude, der sich bisher, als “U Boot”, vor den Narzis verstecken konnte. Einkassiert, als er mit Anderen, versteckt Lebenden, gerade das Land verlassen wollte. Die Anderen, hatten kein so großes Glück an dieser Laufveranstaltung teilzunehmen. Sie würden, ohne Federlesen, einfach erschossen werden. Leni Riefenstahl, persönlich, schob den 23 jährigen in die Mitläufer, damit genügend Männer auf ihrem Film, den sie über den Lauf drehen wollte, dabei sind. Harry Freudenthal, ist der Erzähler und er hat einen trockenen Humor, sehr trocken! Dass er wieder in seiner Heimatstadt Berlin laufen soll, erschreckt ihn eher weniger. Obwohl, er viel lieber aus dem Reich verschwinden wollte. Er versorgt sich mit der “besten” Kleidung aus einem Kleiderstapel, der den “einkassierten” Läufern zur Verfügung gestellt wird. Er sucht sich ein paar derbe Bergschuhe heraus und vertraut auf die vier Engel, die seine Bobe (Großmutter), ihm bei seiner Geburt an die Seite gestellt hat. Denn er ist mit einer Glückshaube geboren. Auch Leni Riefenstahl scheint ein Auge auf ihn zu haben. Die Regisseurin treibt die Läufer zusätzlich an, denn sie dreht einen Film über diesen Lauf, zu Ehren Hitlers Geburtstag. Der Roman liest sich wirklich flott. Am Anfang, kamen mir zu oft einige sexistischen Einlagen vor, die sich aber im Laufe der Story in das Gesamtbild einfügen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, und während Harry beim Laufen seine letzten Jahre überdenkt, um so mehr gefiel mir, was ich da las. Ironisch, mit trockenem schwarzen Humor garniert, las sich der Roman schnell und spannend. Grotesk, wie der Jude Harry mit den arischen Läufern durch ein Deutschland läuft, dass sich in Teilen ergibt, zerstört und marode. . Immer mehr, erfährt man über den Läufer Harry, der unter dem Decknamen “der Pilger” oder “Paul Renner” seine täglichen Kilometer läuft. Seine ganz persönliche Geschichte, wie er sich als Jude vor den Nazis retten musste. Wie ihm geholfen, oder er denunziert wurde. Immer mit einer gehörigen Würze von schwarzem Humor. Der Autor, Peter Keglevic, hat 20 Jahre an diesem Roman recherchiert. Er ist selber die Strecke, die er sich erdacht hat, mal mit dem Fahrrad oder per Pedes abgelaufen. Er hat sich mit den damaligen Möglichkeiten auseinander gesetzt, die ein versteckt lebender Jude in der Naziherschaft hatte. Ich finde es grandios geschrieben. Und es würde mich nicht wundern, dieses Buch, eines Tages, verfilmt zu sehen.

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Ich war Hitlers Trauzeuge von Peter Keglevic. Wir schreiben das Jahr 1945, das Dritte Reich liegt in seinen letzten Zügen, doch das Morden hat noch längst kein Ende. Harry Freudenthal, der als Jude den Nazis bisher entkommen konnte, wird von der SS geschnappt. Seinen sicheren Tod verhindert ausgerechnet die Reichsfilm-Ikone Leni Riefenstahl. Allerdings natürlich nicht uneigennützig: Harry, der sich aktuell Paul Renner nennt, soll nun an „Wir laufen für den Führer“ teilnehmen. Diese Lauf-Veranstaltung soll Riefenstahl zum Durchhalte-Film verarbeiten. Harry erlebt während der insgesamt 1000 Kilometer in 20 Etappen, die ihn direkt zum Führer-Bunker bringen, zahlreiche tragikomische Abenteuer - bis hin zu seiner Begegnung mit Adolf Hitler selbst. Eindringlich beschreibt Peter Keglevic, wie er auf die Idee zu "Ich war Hitlers Trauzeuge" kam. Es war ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog: Von den verwirrenden polnischen Tagebüchern in einer Wohnung, in der er als Regisseur in New York einen Film drehte, über Broschüren und Zeitungsartikel, die ihm scheinbar zufällig in die Hand fielen. So enthält sein Roman durchaus kleine Reminiszenzen an tatsächliche historische Begebenheiten: In den 1930ern gab es tatsächlich ein 1000-Kilometer-Rennen, wenngleich es dabei um Autos ging, nicht um einen Langstreckenlauf; und gefilmt hat Leni Riefenstahl u. a. bei der Olympiade in Berlin 1936. Was Peter Keglevic aus solchen kleinen Fetzen gemacht hat, ist eine satirische Tour de Force durch die Geschichte - und vor allem ein amüsanter Roman. Denn "Ich war Hitlers Trauzeuge" ist bei allem gebotenen Ernst des Themas kein Trauerspiel. Peter Keglevic schafft es vielmehr, den Wahnsinn dieser Zeit durch zahlreiche absurde Details zu vermitteln. Allerdings hätte dem Roman an einigen Stellen eine stärkere Fokussierung gut getan. Man spürt, dass Keglevic Spaß an seiner Geschichte hatte, aber bei knapp 600 Seiten ist für den Leser nicht jede Kleinigkeit genauso spannend wie für den Autor und somit gibt ein paar Längen, die den Lesefluss etwas bremsen. Sei's drum, das ist Meckern auf höchstem Niveau, denn ein beeindruckendes Werk ist der Roman trotz allem geworden: Peter Keglevic schreibt so authentisch und nachdrücklich, dass man ihm seine fiktive Hauptfigur ohne Weiteres abnimmt; man möchte zu gerne glauben, dass es Harry Freudenthal gegeben hat, dass er den Nazis immer wieder entkommen und ihnen so manches Schnippchen schlagen konnte. Doch er ist erfunden, wie vieles in "Ich war Hitlers Trauzeuge" die Realität nur streift - was dem Leser aber egal sein kann, denn der Roman ist einfach grandios unterhaltsam. Mein Fazit. Wer hier einen hochdramatischen Roman im Stil von "Schindlers Liste" oder "28 Tage lang" von David Safier erwartet, wird von dem amüsanten Unterton enttäuscht sein. Ebenso werden diejenigen, die einen spannenden Fluchtthriller erwarten, an diesem Werk wenig Gefallen finden. Ihm oder ihr würde dann aber auch eine mit hervorragender Recherche unterlegte, tragikomische Geschichte entgehen, die stellenweise eine echte Biografie sein könnte. Denn während die Läufer die 20 Etappen absolvieren, erfahren wir Leser viel über deren Vergangenheit. Aufgelockert mit reichlich Absurditäten beleuchtet Peter Keglevic ein dunkles Kapitel unserer Zeit, zumal eines, das nur schwer in einen humorvollen Roman zu fassen ist. Hier ist es gelungen.

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Deutschland/Österreich 2017 Ich war Hitlers Trauzeuge Autor: Peter Keglevic Verlag: Knaus Genre: Satire, Tragikomödie Am 01. April 1945 hält ein SS-Hauptsturmführer dem jüdisch-stämmigen Harry Freudenthal eine geladene Waffe an den Kopf, will abdrücken und seinen anschließend leblosen Körper zu Harrys Flucht-Kumpanen deponieren, die, wie er selbst, allesamt der SS ins Netz gegangen sind. Harry hat aber schon seit Kindheitstagen mehr glück als andere. Obwohl die Waffe geladen und bereit ist, Harry das Lebenslicht auszuknipsen und er sich innerlich bereits damit abgefunden hat -"Seltsam, dachte ich, so endet nun dein Leben auf der elften Etappe einer Pilgerreise"-, da marschiert auf einmal die Filmemacherin des Dritten Reiches auf dem Hof ein und der Verlauf des Lebens von Harry Freudenthal nimmt auf einmal eine glückliche, wie irrwitzige Wendung. Vor Harry liegt nicht nur der Lauf seines Lebens sondern eine nahezu absurde Odyssee, die ihn direkt in den Führerbunker führt. Wieso Harry Freudenthal der Trauzeuge des gescheiterten Führers wurde, dies behielt er mehr als 70 Jahre als Geheimnis für sich. Und wenn man bereits über 90 Jahre alt ist, wem könnte man diese Geschichte denn einmal anvertrauen? Genau! Seinem Friseur! Der österreichische Filmemacher und Autor Peter Keglevic hat seinem Roman einen markanten Titel verpasst. Wenn man sich für "Ich war Hitlers Trauzeuge" entscheidet, dann muss man den Worten auch Taten folgen lassen. Der Autor entführt uns hier auf seine ganz eigene Weise in ein reales Deutschland zum Kriegsende, was fiktiver eigentlich gar nicht sein könnte. Peter Keglevic macht das Berchtesgaden aus dem Jahr 1945 zu seinem Spielplatz, wo nach seinen Regeln gespielt wird. Anders als beispielsweise "Er ist wieder da" von Timur Vermes kommt der Roman von Keglevic trotz seiner beeindruckenden Seitenzahl sehr schnell zum Punkt. Es gibt eine kurze Aufwärmrunde mit Harry, der aus seiner Kindheit erzählt. Der Autor nimmt sich dabei Zeit, hält sich aber nie wirklich lange an Kleinigkeiten auf. Die Gedankengänge des Jungen Harry, der versucht, sich seine Eltern beim Sex vorzustellen und dabei an seine Schwester denken muss, mögen einen befremdlichen Eindruck hinterlassen, der freche, aber oftmals auch herrlich vulgäre Stil von Keglevic gefiel mir nach einer etwas längeren Anlaufzeit sehr gut. Und so haut der Autor auch mal folgendes Zitat raus und wird den Leser, der hier vielleicht sogar ein bierernstes Werk erwartet, regelrecht aus dem Hinterhalt erwischen: ">>Nehmen sie doch endlich den Arm runter!>>, sagte Leni Riefenstahl genervt. Da erst merkte ich, dass ich meinen rechten Arm ausgestreckt hatte und dass sie mich meinte. Schnell legte ich die Arme an und stand steif und ehrfurchtsvoll. Sie trat unter meinen Geradeaus-Blick, und ich sah, sie trug einen offenen Pelzmantel und darunter einen weißen Kittel, so wie ihn Ärzte tragen. Sie musterte mich von oben bis unten, was den Reiz ihres Silberblicks nur noch vergrößerte. <<Reichsgletscherspalte>> fiel mir ein -ihr Spitzname-, weil sie in ihren Filmen in so viele Eis-, Schnee- und Gletscherspalten gefallen war. Später hatte mich ausgerechnet meine Schwester Hilly aufgeklärt, dass mit <<Spalte>> ganz was anderes gemeint war. Ich hatte sie dumm angeguckt. <<Muschi. Möse. Spalte. Die Riefenstahl fickt mit allen, die ihr einen Vorteil bringen. Eine berechnende Fotze ist die!>> Ich war fassungslos gewesen." Schonungslose Situationskomik wechselt sich ab mit Tragikomik und fügt sogar einen Schuss Sentimentalität (jedoch nicht aufdringlich) hinzu. Das einzige, was man dem Roman von Peter Keglevic neben einigen etwas langatmigen Passagen vorwerfen kann, ist, manchmal kann er sich nicht entscheiden ob seine Geschichte eine Satire auf das Dritte Reich, eine fiktionale Biografie oder einfach eine klassische Tragikomödie ist. Aber vielleicht liegt hier ja sogar die Stärke dieser Geschichte, denn die verschiedenen Stile wechseln sich gerne und häufig ab. Peter Keglevic hat mir Harry Freudenthal sogar so gut verkauft, dass ich den Name auf Google nachschlagen musste. Resümee Der Lauf seines Lebens wird zu seiner Lebensgeschichte. Harry Freudenthal dokumentiert seine ganz persönliche, kuriose Odyssee durch ein Drittes Reich, welches in seinen letzten Zügen liegt. "Ich war Hitlers Trauzeuge" mag auf den ersten Blick eher mit Humor betrachtet werden. Tatsächlich aber hat Autor Peter Keglevic den ernsten Kern seines Romans hinter viel Situationskomik und Satire versteckt. Der große Volkslauf von Berchdesgaden kommt einem Theaterstück gleich, einer letzten Aufführung des Dritten Reiches mit prominenten Gästen wie Leni Riefenstahl, Eva Braun und Adolf Hitler persönlich. Keglevic findet zum Ernst der Lage bei all den Absurditäten immer sehr schnell zurück. Vermutlich macht genau das diese Geschichte authentischer als so manch todernsten Rückblick auf ein Deutschland am Abgrund. Am Ende schlägt die Macht der Literatur das Original. Eine Geschichtsstunde der besonderen art.

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Lebende Geschichte

Lust am Lesen Buchhandlung Rabenow

Von: Rüdiger Rabenow aus Berlin

31.07.2017

Vor der Kulisse des untergehenden Dritten Reich wird versucht, als Geschenk zu Führer's Geburtstag, wahre Größe zu demonstrieren: der große Volkslauf" wir laufen für den Führer". Um das Alles zu verwirklichen ist jedes Mittel recht und damit kommt Harry Freudenthal, ein untergetauchter Jude, ins Spiel, für den dieser Lauf zum Mittel seines Überlebens wird und durch den er auch noch zum Trauzeugen Hitlers wird. Ich habe diese lebendige Geschichtsbuch mit großer Spannung und Begeisterung gelesen, dessen Charaktere bestimmt niemanden unberührt lassen werden.

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