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Rezensionen zu
Himbeeren mit Sahne im Ritz

Zelda Fitzgerald

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Schon das Cover macht es deutlich, das Buch nimmt uns mit in die Goldenen 20er Jahre. Und wer könnte besser darüber erzählen als die Ehefrau des bekannten Autors F. Scott Fitzgerald, bekannt durch „The Great Gatsby“? Heute weiß man, dass sie viele der Texte geschrieben hat, die unter seinem Namen veröffentlich worden sind (auch einige Erzählungen aus diesem Band). Frauen waren als Autorinnen vor 100 Jahren noch stärker benachteiligt und schlechter bezahlt als heute. Der Band vereint 11 Kurzgeschichten, die sich 11 verschiedenen (fiktiven) Frauen widmen, die in den 1920er Jahren in den USA lebten. Teilweise seien die Figuren autobiografisch angehaucht, wie dem Nachwort von Felicitas von Lovenberg zu entnehmen ist, etwa die Beschreibung der Hauptfigur in „Die erste Revuetänzerin“ (S. 39 ff). In demselben Nachwort ist Frau von Lovenbergs Ansicht zu lesen, es handele sich in den Geschichten durchweg um Frauen, „die sehr selbstbewusst auftreten und sich ihrer selbst sehr bewusst sind“ (S. 205). Ich muss sagen, das war eher nicht mein Eindruck. Aber vielleicht messe ich die Geschichten zu sehr am Frauenbild des 21. Jahrhunderts. Die geschilderten Frauen stammen aus reichen und armen Familien, leben in der Stadt oder auf dem Land, sind also sehr unterschiedlich. Ihnen ist aber gemeinsam, dass sie zumeist von männlichen Verehrern umgeben sind oder sein wollen, das Heiraten zu ihren festen Zielen gehört oder sie verheiratet sind und ihr Leben dadurch geprägt wird. Ein Leben unabhängig von einem Mann scheint selbst den begüterten Frauen nicht vorzuschweben. Einige der Frauen arbeiten. Dennoch erscheinen mir so gut wie alle Frauen – vielleicht mit Ausnahme der Ballerina Belanova in „Andere Namen für Rosen“ – etwas dümmlich, ungebildet, schwach und naiv. Manche sind durchsetzungsstark, etwa Gracie in „Unsere Leinwandkönigin“, jedoch eher auf dummdreiste Weise, für die ich mich fast fremdschäme. Kaum eine ist in der Lage, ihren beruflichen oder sonstigen Lebensweg konsequent zu verfolgen und darin erfolgreich zu sein. Das scheint den Männern vorbehalten zu sein – wenn es in den Geschichten davon jedoch auch einige wenig glänzende Exemplare gibt. Aus meiner Sicht kommt es bei den Geschichten jedoch auch gar nicht so sehr auf eine Handlung oder tiefe Charakterisierung der Figuren an. Die Stärke der Erzählungen liegt vielmehr in der Kreation einer Stimmung, eines Bildes der Ära und in der besonderen Sprache, die Zelda Fitzgerald verwendet. In allen Erzählungen wird das Bild vermittelt, dass es in den 20er Jahren, der Ära des Films und der Revuetheater, um die Inszenierung des Lebens ging. Der äußere Schein war ausschlaggebend, die Kleidung, das Auftreten auf den richtigen Partys und mit den richtigen Leuten. Was hinter der Fassade passierte, interessierte niemanden, sofern es nicht den Weg in die Klatschspalten der Zeitungen fand. Entsprechend oberflächlich bleiben die Schilderungen der Frauengestalten. Es geht Zelda Fitzgerald nicht um echte Gefühle und tiefe Motive. Es geht um das Flatterhafte, Vergängliche, für das diese Zeit berühmt wurde. „Das Auffälligste an Gay war ihre Art; man hatte fast den Eindruck, sie spiele sich selbst. Ihre Kleider und ihre Juwelen waren von ausgezeichneter Qualität, schmückten sie jedoch nur oberflächlich wie Lametta und Kugeln einen Weihnachtsbaum. Das kam daher, dass sie selbst von unheimlich guter Qualität war und nichts zu verbergen hatte als ihre Vergangenheit. (…) Als ich sie zum ersten Mal sah, saß sie im Japanischen Garten des ‚Ritz‘ und aß Himbeeren mit Sahne.“ („Die erste Revuetänzerin“; S. 39) Die Geschichten werden von einem allwissenden Erzähler berichtet, der für meinen Geschmack etwas zu moralisch überlegen wirkt, weil nur er die wahre Natur der Heldinnen durchblickt. Die Handlung der Geschichten ist eher Kulisse, bleibt teilweise flach. Dafür ist aber die Sprache der Autorin ein Feuerwerk! Da gibt es am laufenden Meter herrlich bildhafte Formulierungen wie diese: „Die vertrocknete Verbitterung hing hinter Miss Ellas Augen wie Knoblauch an einer Schnur über einem offenen Feuer.“ („Miss Ella“, S. 131) Das Buch ist aus historischer Sicht interessant und würdigt das Schaffen von Zelda Fitzgerald, die zu Lebzeiten stets im Schatten ihres berühmteren Ehemannes gestanden hat. Die Geschichten sind ganz amüsant, aber selbstbewusste Frauen stelle ich mir anders vor.

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Lust auf Nachtisch? Auf kleine, kurze Erzählungen mit Witz und Ironie? Hatte ich auch. Himbeeren mit Sahne im Ritz, ein Kurzgeschichtenband von Zelda Fitzgerald, klang erst einmal ziemlich gut. Himbeeren mit Sahne im Ritz bearbeitetFitzgerald? Ui, muss ich lesen. Und nein, nicht ihn. Sie! Zelda. Das It-Girl der Zwanziger Jahre war nicht nur Balletttänzerin und Malerin, sie konnte auch schreiben und soll auch bei vielen Texten ihres Mannes - vorsichtig formuliert - "involviert" gewesen sein. Und zwar nicht nur als Muse, sondern als kreativer Kopf. Tatsächlich hat Scott einfach Teile ihrer Tagebücher zu "Inspirationszwecken" genutzt. Vermarktet wurden die Geschichten dann unter seinem Namen, das kam besser beim Publikum an. Nachdem Zelda nicht mehr als Koautorin genannt wurde, brachte zum Beispiel die Veröffentlichung von Das Mädchen und der Millionär nicht mehr schlappe 500, sondern sage und schreibe 4000 Dollar ein. Man kann sich vorstellen, wie deprimierend diese Erfahrung für Zelda gewesen sein muss. Ihr erstes Buch, Save Me the Waltz, konzipiert als Enthüllungsroman, wurde von ihrem Ehemann um über 100 Seiten gekürzt. Details aus dem Privatleben des Paares wurden von Scott gestrichen, zu dem Zeitpunkt hatte Zelda schon angedroht, ihren Ehemann zu verlassen und auch finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Scott notierte 1933 in sein Notizbuch: "Angriff auf allen Ebenen: Theaterstück (unterdrücken), Roman (verzögern), Bilder (unterdrücken), Charakter (angreifen), Kind (entfremden), Tagesablauf (durcheinanderbringen, um Schwierigkeiten zu machen). Kein Maschinenschreiben. Wahrscheinliches Resultat: neuer Nervenzusammenbruch." Scott Donaldson: Fool for Love. F. Scott Fitzgerald, New York 1983, S. 86 Zelda war immer wieder in unterschiedlichen Psychiatrien, auch wenn die Ärzte es ablehnten, ihrem Mann einen Freifahrtschein auszustellen, der es ihm erlaubt hätte, sie jederzeit einweisen zu lassen. Scott konnte sich nicht durchringen, in die Scheidung einzuwilligen. 1940 konnte Zelda aus der Klinik entlassen werden, weil ihr behandelnder Arzt eine Patientin vergewaltigt hatte. Ihr Mann war zu dem Zeitpunkt schon verstorben. Zelda selbst starb 1948 bei einem Brand in einer anderen Nervenklinik. "Im Stillen erwartete sie Großes vom Leben, und zweifellos war das einer der Gründe, warum das Leben ihr Großes gewährte." (aus der Erzählung Unsere Leinwandkönigin) In dem Kurzgeschichtenband, übersetzt von Eva Bonné, findet sich unter den elf Kurzgeschichten auch eine bisher unveröffentlichte Erzählung. Alle Erzählungen drehen sich um selbstbewusste Frauen, die ihr Glück und ihre Selbstverwirklichung in der Kunst suchen. Showgirls, angehende Schauspielerinnen und Tänzerinnen - sie alle suchen keinen Mann für's Leben, sondern verbreiten den Glamour von Champagner, Perlen und großen Träumen. Es geht um Selbstinszenierung und rauschende Partys, aber es finden sich auch viele assoziative Passagen oder Aphorismen. "Für viele Menschen ist die Liebe so trügerisch wie die Marmelade in "Alice im Wunderland" - gestern Marmelade, morgen Marmelade, nur heute gibt es keine." (aus der Erzählung Miss Ella) Zelda Fitzgerald hat einen Blick für kleine Details und atmosphärische Beschreibungen, auch wenn ihre Charaktere oft wie Figuren auf einer Bühne wirken. Relativ eindimensional und ohne ausgeprägte hervorstechende Eigenschaften. Abgesehen von ihrem Dasein als Flappergirls im Jazz Age (was auch immer das heißen mag) und ihren großen Träumen, haben sie wenig gemeinsam - und doch sind ihre Geschichten ähnlich. Sie war sehr kaleidoskopisch. Manchmal saß sie nur da, trank Unmengen und verfiel gegen Ende des Abends in einen britischen Akzent; bei anderen Gelegenheiten rührte sie keinen Alkohol an, aß einen Teller Spargel mit Sauce hollandaise nach dem anderen und schwor, ins Kloster zu gehen. (aus der Erzählung Die erste Revuetänzerin) Und das wurde mit der Zeit leider recht langweilig. Die Geschichten ähneln sich, die Probleme ähneln sich - da kann auch die feine Ironie der Erzählerstimme nicht mehr helfen. Der charmante Plauderton, in dem die Erzählungen gehalten sind und der mich zunächst für den Band eingenommen hat, reicht einfach nicht aus um die Belanglosigkeit der Erzählungen zu tragen. Die Geschichten verschwimmen ineinander und irgendwann spielt es keine Rolle mehr, ob Daisy oder Gracie oder Gay gerade Champagner mit ihren Freunden trinken oder von ihrem Durchbruch als Leinwandsternchen träumen. Sie sind sich ja doch alle zu ähnlich, als dass ich im Nachhinein noch wüsste, wer wie an seinem Dasein vor sich hin leidet und auf den großen Moment wartet. Die Kurzgeschichten sind nett, wenn man nicht alle auf einmal lesen möchte. Aber anders als bei Alice Monroe oder Julie Orringer fehlt das gewisse Etwas, dass die Geschichten zu einem besonderen Leseerlebnis machen. Schade. Ich gehe jetzt Himbeeren essen. Ohne Sahne. Auf dem Balkon.

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Zelda Fitzgerald erging es lange wie vielen Frauen vor ihr: Zunächst als schmückendes Beiwerk des großen F. Scott Fitzgerald, dann als dessen Klotz am Bein und Auslöser seiner Trunksucht und bis hin zur „Kreativitätsbremse“ betrachtet, billigte man ihr kaum eigene ernstzunehmende Kreativität zu. Sicher, eine schillernde Persönlichkeit. Anmut und Charme wurden ihr bescheinigt. Mit Kunst erfolgreich zu sein eher nicht. Und das obwohl sie das war, was man damals, einen Flapper nannte. Und genau unter dieser Diskrepanz scheint sie – zu ihrer eigenen seelisch meist nicht ausgeglichenen Lage – so sehr beschäftigt zu haben, dass sie es in diversen Kurzgeschichten verarbeiten musste. Kurzgeschichten, deren Hauptfiguren – zumindest was die in dem wunderschön gestalteten Band Himbeeren mit Sahne im Ritz angeht – immer Frauen sind, die neben dem Hang sich zu nehmen, was sie möchten, auch unter einem enormen Druck stehen. Unter dem Druck, den Frauen seit Jahrhunderten kennen: Perfektionismus, dem Drang zu gefallen und dem Wunsch dabei als intellektuelles Wesen wahrgenommen zu werden. Ganz ehrlich: welche Frau erkennt diese Muster, zumindest nicht ab und an, auch bei sich selbst? Da wegen des aufwändigen Lebensstils der Fitzgeralds – wie gewonnen, so zerronnen – ein kontinuierlicher Geldfluss vonnöten war, Zeldas Geschichten aber, weil sie von Zelda und nicht von Scott stammten, keine größeren Beträge erzielt hätten, erschienen sie teilweise unter dem Namen des Meisters der Roaring Twenties. Dass nicht auffiel, dass die Geschichten nicht von ihm stammten, ist mir ein kleines Rätsel. Denn auch wenn beider Erzählungen viel Menschliches zum Inhalt haben, so ist sprachlich und konzeptionell doch ein Unterschied zu vermerken. Während bei Scotts Kurzgeschichten (ich gebe zu, ich bin eine glühende Verehrerin) alles leicht und trotzdem mit Tiefe hingeworfen, die Konzeption perfekt durchdacht scheint, weisen Zeldas Geschichten Schwächen auf. Sicher, sie war keine solch professionelle Autorin, wie ihr Mann. Sie war interessiert an vielen Dingen und meist wird Scott für ihren kürzeren Atem an gewissen Projekten festzuhalten die Schuld gegeben. Aber eben das gehört zu einer Meisterschaft dazu: das Durchhalten, das immer von Neuem anfangen und weitermachen. Im besten Fall mit einer positiven Weiterentwicklung. Himbeeren mit Sahne im Ritz versammelt elf Erzählungen Zelda Fitzgeralds, die durchaus ihre funkelnden Momente besitzen. Es finden sich großartige Sätze darin „Sie gönnte sich Masseure, die sie jeden Morgen behandelten, zu viele Sidecars vor dem Mittagessen und Unterwäsche, in der man tot aufgefunden werden wollte.“ und doch stellt sich keine wirkliche Verbindung zwischen Text und LeserIn ein. Zumindest erging es mir an manchen Stellen so. Vielleicht liegt das nicht so sehr an der handwerklichen Fähigkeit der Zelda Fitzgerald, der man durchaus Talent attestieren kann, sondern an der Umsetzung der eigenen Wünsche und Träume, die eben nicht ohne das auskommt, was sie gleichzeitig als erdrückend empfindet: Männer und ihren Einfluß. Letztendlich gelingt es keiner ihrer Protagonistinnen, die sehr wohl talentiert, jung und gut aussehend sind, ihr Glück ohne einen Mann und dessen Erfolg, respektive Geld, zu finden. Tragische Heldinnen sind es, fast wie bei Scott, dessen Helden ja auch meist tragisch sind. Doch hier ist es wie im Leben: Tragische Helden vermögen es manchmal sogar im Untergang zu erstrahlen, während ihre weiblichen Pendants sich ihrer Pflicht bewußt sind und sich fügen. Hervorzuheben sind – neben der sehr schönen Gestaltung des Bandes – die wunderbare Übertragung in die deutsche Sprache, für die Eva Bonné verantwortlich zeichnet und das kluge und einfühlsame Nachwort von Felicitas von Lovenberg. Zelda selbst wollte oder / und konnte sich nicht fügen. Immer auf der Suche nach etwas, das sie selbst ausmachte, verlor sie sich letztendlich. Und ich frage mich, ob ihre Texte mich so kalt lassen, weil sie eben Zelda Fitzgerald war. Ganz genau werde ich das nie sagen können – und so bleibt bezüglich meines Leseeindrucks ein unentschiedenes Gefühl: Für mich waren es Himbeeren, aber ohne Sahnehäubchen und das schon gar nicht im Ritz.

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Dieses Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, in denen jeweils eine Frau die Hauptprotagonistin ist. Auf die einzelnen Geschichten möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil ich der Meinung bin, dass man sie selbst entdecken sollte. Mit dem Schreibstil hatte ich in den meisten Geschichten meine Probleme. Er ist sehr eigen und ich konnte mich nur schwer damit zu Recht finden. Besonders bei den ersten Geschichten hatte ich meine Mühe. Das lag, neben dem Schreibstil, auch daran, dass ich mich bei den Frauen wirklich öfters fragen musste, ob die wirklich so... komisch... waren - ich weiss nicht, wie ich das sonst ausdrücken soll. Auf jeden Fall waren die Charaktere nicht mein Fall. Mehrheitlich waren sie sehr sehr oberflächlich oder sie wurden so dargestellt. Mit solchen Personen habe ich meine Mühe. Ich hätte mir hier ein wenig Abwechslung in der Art der einzelnen Frauen gewünscht, so dass wirklich eine von ihnen heraussticht und anders ist. Ich bin überzeugt, dass es bei diesem Buch sehr auf den Geschmack des Lesers ankommt, ob man etwas damit anfangen kann oder nicht. Potential hätte es sicher gehabt, wenn die Umsetzung ein wenig anders gewesen wäre. Das Cover finde ich unheimlich schön - ein wahrer Hingucker! Fazit Da mich das Buch leider nicht von sich überzeugen konnte, bekommt es von mir 3 Sterne.

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Eine faszinierende Kurzgeschichtensammlung, die zum ersten Mal auf Deutsch erschienen ist und in diesem Zuge auch übersetzt wurde. Die Frau des berühmten Autoren F. Scott Fitzgerald (Jaaaa, DER F. Scott Fitzgerald!) schrieb nämlich auch, obwohl diese Geschichten meistens tragischer Weise unter dem Namen ihres Mannes veröffentlicht wurden. Zelda Fitzgerald und ihr Ehemann waren in den Goldenen Zwanzigern, deren Mittelpunkt sich in New York und Pairs abspielte, wohl die bekanntesten Partygänger und Personen des öffentlichen Lebens. Und genau das spiegelt diese Sammlung von Kurzgeschichten wieder. Bibliographische Daten: Autor: Zelda Fitzgerald Genre: Literatur, Kurzgeschichten Verlag: Manesse Seitenzahl: 214 S. Kurzbeschreibung: Kaum jemand verkörpert den Zeitgeist der Roaring Twenties so wie Zelda Fitzgerald. Sie war der Prototyp des „Flappers“: frech, abenteuerlustig, extravagant. Das Lebensgefühl dieser Ära hat sie in bezaubernden Erzählungen eingefangen, die nun erstmals auf Deutsch zu entdecken sind. Eigene Meinung: POSITIV Abwechslungsreiche Protagonisten! In diesem Roman begegnen uns wirklich viele außergewöhnliche Frauen. Und das sage ich ganz bewusst: Frauen sind hier einzig und allein die Protagonisten. Und es macht verdammt viel Spaß! Diese Protagonistinnen können alles sein: Tänzerinnen, Partypeople, glückliche Ehefrauen, Wunderschön, Allein und Introvertiert, verloren in der Gesellschaft, Rachsüchtig, Amoralisch und und und. Und doch verbindet sie alle ein gewisser Lebensstil und eine Weltvorstellung, die in den 20ern nun mal vorherrschend war. Durch die Protagonistinnen verbinden sich die Geschichten, denn sie zeigen alle eins: Die Möglichkeit, mit diesem Leben zurecht zu kommen, auch wenn unvorhergesehene und ungewollte Dinge passieren, auf welche Art auch immer. Eine wahrlich schöne und sympathische Vorstellungsweise. Ein wunderschöner beschreibender Landschaftsschreibstil Am Anfang war ich wirklich einfach nur baff. Hört euch das hier mal an: Unbekümmert strömte der Mississippi durch die Kiefernwälder und verschlafenen Dörfer Minnesotas auf New Heidelberg zu, wild entschlossen, den dort ansässigen Ladys und Gentleman von ihren Wachfrauen, Schlachtern und Müllmännern zu trennen, die klamm und stillos am gegenüberliegenden Ufer hausten. DAS ist wirklich bemerkenswert. Man merkt förmlich, wie die Landschaft um einen herum lebendig wird, man spürt die Sonne, die Kälte oder eben auch die Wärmen, man sieht ganz genau vor sich, in welchem Terrain sich unsere Geschichte abspielt. Und vielleicht ist auch gerade das so wichtig, die Klärung des Ortes, an dem alles spielt. Die Handlung spielt dabei erstmal eine untergeordnete Rolle, was eine gewisse Eindringlichkeit und Nachdenklichkeit transportiert. I LIKE! Eine weitere kleine Kostprobe kann ich euch einfach nicht vorenthalten: Jeder Ort hat seine eigene Stunde: das winterliche Rom im glasigen Mittagslicht, Paris unter dem blauen Frühlingsflor der Abenddämmerung, New York mit seinen rot glühenden Häuserschluchten bei Sonnenaufgang. Eine gewisse Eigen- und Selbstironie Man merkt bei den meisten Geschichten ganz klar, dass sie sowohl aus einer weiblichen Perspektive heraus geschrieben wurden, als auch, dass damit ganz klar Zelda Fitzgerald gemeint ist. Sie berichtet manchmal mit einer so bissigen Ironie, dass es fast schon an schwarzen Humor erinnert. Manche liebevoll aufgebauten Charaktere werden durch eine kleine ironische Bemerkung bewertet und für ihre Taten getadelt. An anderen Stellen schimmert allerdings auch eine gewisse Selbstironie mit, die zeigt, dass sie nicht nur anderen Menschen und ihren Handlungen gegenüber kritisch eingestellt ist, sondern auch sich selbst und ihren Handlungen. Die Wort- und Weltgewandtheit der Erzählerin Eine Erzählerin, die ganz klar schon durch die ganze Welt gereist ist, und ihre Figuren exakt dasselbe tun lässt, ist sehr faszinierend. Wenn dann von Los Angeles, New York, Paris, London, der Südküste Frankreichs, verschiedenen amerikanischen Staaten und Italien die Rede ist, wird dem Leser vor Fernweh das Herz unglaublich schwer. Und das war wunderschön. Ganz zu schweigen von den vielen Leuten, die bekannt oder befreundet sind. Die Welt an sich schien auf ein Minimum zu schrumpfen und jeder schien jeden zu kennen. Diese Weltgewandtheit spiegelte sich auch in der Wortwahl wieder, welche verschiedene Einflüsse aus der ganzen Welt aufweist und sich nahtlos aneinanderschmiegt. Die Charakterisierung und Beschreibung der Protagonisten Auch wenn die äußerlichen Beschreibungen irgendwie immer an der Oberfläche bleiben, sind manche Sätze einfach wunderschön und spiegeln ein Weltbild wieder, welches nicht nur eindrucksvoll, sondern auch sehr schön mitzuerleben ist. Manchmal werden die Protagonistinnen wie ein außerirdisch schönes Wesen beschrieben, allerdings bleibt die eigentliche Beschreibung dabei im Hintergrund und nur die Kombination der Worte löst ein Gefühl aus, dass einem sagt, dass diese Person besonders ist und diese Beschreibung total verdient hat. Diese Beschreibungen reißen natürlich auch aus dem normalen Lesefluss raus, aber sie sind mit das beste an der Geschichte, weil man sich danach sehnt, ähnlich beschrieben zu werden, oder beschreiben zu können. NEGATIV Charaktere bleiben zu flach (Ihr Innenleben bleibt unbekannt) Die Charaktere an sich durchleben eine Handlung, handeln auch selbst, werden Spielbälle von mächtigeren Charakteren oder sind ganz einfach passiv. Allerdings wird von ihrem Innenleben und ihren Gefühlen sehr wenig bekannt. Wirklich gar nichts. Meistens bleiben die Charaktere trotz toller Beschreibungen und Charakterisierungen in ihren eigenen Geschichten flach und unbedeutend, als wären nicht die Personen das Wichtige, sondern das, was ihnen zustößt. Manche Geschichten ziehen sich trotz ihrer Kürze An manchen Stellen zogen sich die Beschreibungen, die verschiedenen Gespräche oder auch einfach nur die Philosophie ein wenig, auch wenn es nur an die 200 Seiten insgesamt und an die 20 pro Kurzgeschichte. Allerdings haben manche Wiederholungen, Erzählungen und Ausschweifungen weder ins Gesamtkonzept, noch zur Geschichte selbst gepasst. Gedankensprünge an manchen Stellen einfach zu schnell und zu abrupt An manchen Stellen musste ich wirklich zurückfahren, noch mal zwei Sätze neu lesen und hatte dann auch erst so ungefähr verstanden, worum es denn ungefähr ging. Denn Zelda Fitzgerald vollführt die absurdesten und abruptesten Gedankensprünge, die ich je gesehen habe und das auch manchmal mitten im Absatz, sodass es einem erst im näheren Lesen auffällt. Diese machten das Lesen manchmal schon etwas schwieriger. Fazit: Ein literarisch höchst interessantes und sprachlich sehr schön gestaltetes Büchlein mit allerlei Kurzgeschichten, die nicht nur das Leben des wohl bekanntesten Ehepaares ihrer Zeit darstellen, sondern auch den Zeitgeist der Roaring Twenties. Trotz der wundervollen Sprache und eingehender Charakterisierung, waren mir die Sprünge manchmal zu abrupt, die Charaktere selbst bleiben im Hintergrund und an manchen Stellen langweilte es ein wenig. Ansonsten sind es aber tolle Kurzporträts von faszinierenden und emanzipierten Frauen. 3,5 von 5 Tintenklecksen!

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Zuviel Schönheit kann irritieren. Absolute Perfektion langweilen. Das Streben danach bemüht wirken. Sie perlen, diese Erzählungen von Zelda Fitzgerald (1900 – 1948). Manchmal wie Champagner. Aber manches Mal perlen sie auch ab. Man fühlt sich ein wenig ermattet nach so viel wohlformulierter Eleganz. Diamanten und Talmi. Die warmtönende Leichtigkeit, die diese Geschichten prägt – es wird gelegentlich spürbar, dass dahinter harte Arbeit stand. Dass da eine junge Autorin noch ihren Weg suchte. Vielleicht die Formel, die das Leben Zeldas prägte: Das Glamourgirl des Jazz Age, das sich hinter den glänzenden Kulissen mit eiserner Disziplin und unheimlich angestrengt (so trainierte sie wie besessen in einem Alter, in dem andere das Tutu an den Nagel hängen, für eine Ballettkarriere) sein Leben mit Sinn füllen wollte und nicht nur den nächsten Kelch mit Champagner. Vor allem wollte Zelda Fitzgerald wohl auch eines: Mehr sein als die exaltierte Muse ihres berühmten Mannes, F. Scott Fitzgerald. Ihre Erzählungen, die nun im Manesse Verlag gebündelt erschienen, sind zum Teil schon bekannt – sie wurden jedoch größtenteils als Gemeinschaftswerk von Scott und Zelda veröffentlicht, oder sogar, wie „Our Own Movie Queen“, ganz ihm zugeschrieben. Zwar vermerkte Scott zu dieser Erzählung in seinem Tagebuch, Zelda habe den hauptsächlichen Anteil geleistet – aber sie musste zurückstehen. Für die Geschichten ihres Mannes wurde einfach mehr bezahlt. Und Geld hatten die beiden bei ihrem Lebensstil immer bitter nötig. Die Ehe der beiden war trotz enormer gegenseitiger Anziehung stets auch von Ungleichheit und Konkurrenz geprägt. Zudem durch seinen Alkoholismus und ihre psychische Erkrankung belastet. Ein Leben im vagen Gleichgewicht, zerbrechlich, schwankend, ein Drahtseilakt bis zum dramatischen Ende. Dieses Balancieren auf dem Hochseil der Gefühle – es ist in diesen Erzählungen, die überwiegend in den Jahren 1929 bis 1931 veröffentlicht wurden, bereits angelegt und spürbar. Man merkt, trotz einiger Mängel: Es hätte sich bei diesen Anlagen, wäre ihr Leben anders verlaufen, eine großartige Schriftstellerin entwickeln können.

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