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Rezensionen zu
Gehe hin, stelle einen Wächter

Harper Lee

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Scout, Jean Louises Spitzname aus Kindertagen, verbringt ihren Sommer zu Hause im Süden der USA. Wir kennen Sie bereits aus "Wer die Nachtigall stört", mittlerweile jedoch ist aus dem kleinen Mädchen eine junge Frau geworden, die im etwas weltoffeneren und modernen New York arbeitet. Die Stadt ihrer Kindheit möchte sie gerne als das Paradies sehen, das Sie in Erinnerung hat, allerdings muss sie bald feststellen, das nicht so wundervoll ist wie gedacht. Auch wir als Leser werden von Atticus Finch überrascht, Scouts Vater und Held in Harper Lees anderem Buch. Von einigen Stellen habe ich schon enttäuschte Stimmen gehört. Dem kann ich aber so ganz und gar nicht zustimmen. Ja, die Figuren sind anders und auch die Geschichte ist nicht als Fortsetzung von "Wer die Nachtigall stört" zu verstehen. Ich fand es jedoch umso interessanter, die Entwicklung nachzuvollziehen, die das erste Manuskript (nichts anderes ist dieses Buch ja) machte, um als Lees weltbekanntes Werk veröffentlicht zu werden. Die Sprachgewalt ist die gleiche, nur ist diese Geschichte vielleicht in Anbetracht der Zeit ein wenig realistischer und regt uns dadurch noch mehr zum Nachdenken an. Ein herausragendes Buch und ein Stück Verlags- und Literaturgeschichte!

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Anfang des Jahres wurde “Go Set a Watchman”, so der Originaltitel, als literarische Sensation gefeiert. Ein verschollenes Manuskript, das Jahrzehnte in einer Schublade lag. das Manuskript, aus dem nach einer sehr starken Überarbeitung und Veränderung der amerikanische Klassiker “Wer die Nachtigall stört” (Rezension) entstanden ist. Alle Welt wartete auf die Veröffentlichung des Buches, dem bereits vor Veröffentlichung kritische Stimmen entgegen schlugen. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, nachdem mir “Wer die Nachtigall stört” so sehr gut gefallen hat, dass ich es anschließend in sämtliche Bücherrunden mitnahm und weiterempfahl. Beim Lesen der “Fortsetzung” muss dem Leser immer bewusst sein, dass es sich eigentlich um den Vorgänger und um das ursprüngliche Manuskript des bekannten Klassikers handelt. Jedoch ist das ursprüngliche Werk durch die Verlegung in eine frühere Zeit und einem anderen Fokus so stark verändert worden, dass sich erstaunlich wenig Gemeinsamkeiten wiederfinden. Nicht nur ist der “Wächter” in der distanzierteren dritten Person geschrieben, auch sind es nur wenige Personen, die den beiden Büchern gemeinsam sind. Kinderfreund Dill, der eine wichtige Rolle spielt, wird im “Wächter” kaum erwähnt. Die merkwürdigen Nachbarn, die bei der Nachtigall eine große Rolle spielen und letztendlich zur Titelgebung “Wer die Nachtigall stört” beitragen, gibt es nicht. So bekommt man einen Eindruck, wie die “Nachtigall” vielleicht entstanden ist. Was schon vorher da war und was ergänzt und ausgebaut wurde. Die Gerichtsverhandlung, die den Kern von “Wer die Nachtigall stört” ausmacht, wird nur beiläufig erwähnt. Auch wenn der Ton in der Erzählung unverwechselbar der Harper Lees ist, hat für mich “Wer die Nachtigall stört” eindeutig die Nase vorn und vor allem atmosphärisch viel voraus. Bei der “Nachtigall” spürt man förmlich die Luft flimmern, während der “Wächter” doch eher mit der Diskussion über moralische Werte punktet. Was das erzählerische Können und das schriftstellerische Handwerk betrifft, ist “Gehe hin, stelle einen Wächter” das Gesellenstück während “Wer die Nachtigall stört” eindeutig das Meisterstück ist. Es ist jedoch interessant zu sehen, was aus dem Wildfang Scout geworden ist. Die Rückblenden in die Kindheit machen einen Großteil des Charmes des “Wächters” aus, so dass durchaus verständlich ist, warum Lees Lektorin damals vorschlug, diesen Teil zum Inhalt der “Nachtigall” zu machen. Scout wirkt als Erwachsene wenig gereift. Man spürt noch immer die kindliche Naivität, der Abschied von der Kindheit ist noch nicht vollzogen. Bei der Rückkehr nach Maycomb wirkt sie erstaunt, dass das Leben ohne sie weiter ging. Für ihren Kinderfreund Henry kann sie sich nicht richtig entscheiden. Sie will bewahren und sieht nicht den Fortgang der Zeit. Der Schock, ihren Vater zusammen in einer Versammlung mit Mitgliedern des Ku-Klux-Clanes zu sehen, erweckt ihre alte Starrköpfigkeit. Es braucht eine Weile und viel Überzeugungsarbeit des Onkels bis sie sich dem stellen kann, dass es nicht nur schwarz und weiß, gut und böse, gibt. “Gehe hin, stelle einen Wächter” wirkt meiner Meinung nach nur in Zusammenhang mit der besseren Version “Wer die Nachtigall stört”. Auch wenn der “Wächter” unterhaltsam und nicht schlecht geschrieben ist, so kann er allein nicht überzeugen. In Bezug auf die berühmte, zeitlose vollständige Überarbeitung aber interessant, weil das Buch manches klarer sehen lässt. So wird zum Beispiel deutlich, dass die den Vater vergötternde kleine Scout letztendlich nur ihre eigene, kindliche Sichtweise auf Atticus beschrieben hat, und Atticus nie der über allem stehende Vater war, von dem auch die Leserschaft so begeistert war. Auch erscheinen die in meiner Rezension beschriebenen Brüche in der Erzählweise von Scout in der “Nachtigall” begründet in der Nachbearbeitung. “Gehe hin, stelle einen Wächter” ist auf jeden Fall lesenswert und immer noch zeitgemäß. Das Buch bietet viel Diskussionsstoff und eignet sich meiner Meinung nach excellent für Lesekreise. © Tintenelfe www.tintenhain.de

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Amerika in den 1950er Jahren: Jean Louise "Scout" Finch ist inzwischen erwachsen geworden. Mittlerweile lebt die 26-jährige in New York, doch jedes Jahr im Sommer kehrt sie für zwei Wochen zurück in das kleine Städtchen Maycomb in Alabama, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Dort besucht sie ihren Vater Atticus und ihren Freund Hank. In diesen Tagen denkt Jean Lousie oft an ihre Kindheit, wo sie die langen Sommer immer mit ihrem Bruder Jem und dem gemeinsamen Freund Dill verbracht hat. In Maycomb hat sich viel verändert, doch was gleich geblieben ist, ist die tiefe Kluft in der Gesellschaft. Der Rassismus ist leider immer noch spürbar. In diesem Sommer erfährt Jean Louise zudem etwas, das ihr großes Vertrauen, dass sie immer in ihren Vater Atticus hatte, zutiefst erschüttert... Nachdem ich mit Begeisterung vor einiger Zeit "Wer die Nachtigall stört..." gelesen habe war ich sehr neugierig auf Harper Lee's Erstlingswerk, das vor ihrem Weltbestseller entstand und jahrelang als verschollen galt. Die Geschichte spielt gut 20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Bandes. Hauptfigur ist die inzwischen erwachsene Jean Louise "Scout" Finch, die nach einer Entdeckung tief enttäuscht von ihrem Vater ist. Ist ihr Vertrauen in ihn nun für immer zerstört? Mein Fazit: Eine gute Fortsetzung, die zeigt, wie es mit der Familie Finch weitergeht. Man erkennt den Schreibstil von Harper Lee sehr gut. Gut gefallen haben mir die Rückblicke in Jean Louises Kindheit und Jugend. Anfangs habe ich ein paar Seiten gebraucht um richtig in die Geschichte reinzukommen. Die Charaktere sind hier noch nicht ganz so perfekt ausgearbeitet. Aber trotz einiger kleiner Schwächen finde ich die Fortsetzung von "Wer die Nachtigall stört.." doch gelungen. Eine gute Ergänzung!

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Es ist das Literatur-Highlight 2015! Der neue Roman von Harper Lee hat die ganze Buch-Welt dieses Jahr durcheinander gebracht. Denn bisher hat die inzwischen 89-Jährige nur einen Roman veröffentlicht, der ihr über Nacht Weltruhm einbrachte. 1960 erschien "Wer die Nachtigall stört", wurde ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und zählt mit 40 Millionen verkauften Exemplaren sowie Übersetzungen in mehr als 40 Sprachen immer noch zu den meistgelesenen Büchern der Welt. Grund genug auch, dass "Wer die Nachtigall stört" auch unser Lesetipp des Monats August geworden ist. Der neu erschienene Roman"Gehe hin, stelle einen Wächter" soll das Erstlingswerk von Harper Lee gewesen sein. "Angeblich" verschwand das Manuskript, wurde vergessen und sei erst "durch Zufall" von Lees Anwältin bei Aufräumarbeiten gefunden worden sein. Für meinen Geschmack scheinen das allerdings ganz schön viele Zufälle auf einmal zu sein. Da ich ja auch in der PR-Branche arbeite, dachte ich gleich: Schöne PR-Aktion. So kann man eben auch eine Menge Aufmerksamkeit für sein neues Buch bekommen. Die Frage ist: Warum veröffentlicht Harper Lee - obwohl sie doch immer sagte, sie will nie wieder ein Buch auf den Markt bringen - nun doch wieder eine Geschichte? Es gab sogar Gerüchte, dass Lee gezwungen wurde das Buch zu veröffentlichen. Wobei diese gleich wieder dementiert wurden - von ihrer Anwältin. Doch nun endlich zum Buch: In ihrem neuen-alten Roman nimmt Lee uns wieder mit nach Maycomb, allerdings 20 Jahre nach To Kill A Mockingbird. Scout ist erwachsen geworden, ihr Bruder Jem ist früh verstorben und Vater Atticus ist inzwischen alt und krank. Scout kommt von der Uni in New York zurück in ihre Heimatstadt und muss feststellen, dass sie sich vollkommen entfremdet hat. Nicht nur von den Bewohnern - sondern auch von ihrer Familie, allen voran ihr Vater, ihre "Ersatz-Mutter" Calpurnia und ihr Fast-Verlobter Henry Clinton. Auf einmal gibt es in dem Städtchen einen Bürgerrat, der versucht die Emanzipation der Schwarzen in "geregelte Bahnen" zu lenken - und wer sitzt ganz vorne an dessen Tisch mit dabei? Atticus und Henry. Scout ist geschockt! - Und so ergeht es auch vielen Lesern, mich natürlich miteingeschlossen. Was ist aus dem Atticus Finch geworden, der den jungen Tom Robinson vor Gericht gegen die weiße Übermacht verteidigt hat? Wie kann dieser literarische Held auf einmal so tief fallen? Oder wie es der Tagesspiegel formuliert: sich von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde verwandeln? Ein Buchladen in Michigan geht sogar soweit, dass er seinen Kunden das Geld für das Buch zurückgibt und schreibt auf seiner Website: This is pure exploitation of both literary fans and a beloved American classic. Nach der "Entlarvung" von Atticus' politischer Haltung wandelt sich das Buch inhaltlich vor allem zu einer Studie des Erwachsenwerdens. Scout wird völlig Desillusioniert, ihr - und unser - Vorbild Atticus wird von seinem unanfechtbaren Thron gestoßen und mit dieser, neuen harten Realität müssen wir alle gemeinsam versuchen umzugehen. Und so stehen wir nach dem Lesen ebenso wie Scout auch alleine vor der Kernaussage des Buches: "Die Insel eines jeden Menschen, der Wächter eines jeden Menschen ist sein Gewissen. So etwas wie ein kollektives Gewissen gibt es nicht." Diese harte Lektion muss Scout erst einmal verdauen und ist kurz davor alle Brücken hinter sich abzureißen. Neben dieser fast schon an einen Bildungsroman erinnernden Thematik ist das Buch, obwohl es schon so alt ist, politisch noch immer brandaktuell. Es erinnert sehr an die Unruhen in Fergusson und Baltimore, die noch immer die schwelen. Trotz der Enttäuschung über Atticus' Wandlung habe ich das Buch unheimlich gerne gelesen. To Kill A Mockingbird war eines meiner Lieblings-Schulbücher, das wir im Englisch-LK lesen mussten. Und kaum hatte ich die ersten Sätze aus "Gehe hin, stelle einen Wächter" gelesen, fühlte ich mich gleich wieder in diese Atmosphäre zurückversetzt. Ich hatte fast das Gefühl, die sommer-warme Hitze von Maycomb auf der Haut zu spüren und durch die Rückblicke in Scouts Kindheit, war die ganze Stimmung vom Vorgängerbuch gleich wieder gegenwärtig. Die gegenwärtigen Schilderungen wiederum sind beklemmender, aufwühlend aber auch authentischer - denn welcher Mensch ist nicht fehlbar? Macht die Geschichte Atticus nicht einfach menschlicher? Dies wird auch durch die veränderte Erzählerstimme deutlich. Jetzt spricht nicht Scout als Ich-Erzähler wir bei der Nachtigall, sondern es ist eine externe Erzählerstimme, die uns über die Vorkommnisse berichtet. So verliert die Handlung gezwungernermaßen die kindliche Naivität. Und wir als Leser können etwas eher entscheiden, ob wir wirklich auf allen Ebenen mit Scout einverstanden sind, ihre Meinung teilen oder vielleicht doch die Beweggründe ihres Vaters verstehen können oder nicht - denn schließlich müssen auch wir Leser unser eigens Gewissen befragen und für dieses einstehen. Für mich war Gehe hin, stelle einen Wächter daher ein wirklich tolles und intensives Leseerlebnis!

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Ich habe letzten November »To Kill a Mockingbird« gelesen, da war noch gar keine Rede von diesem Buch. Nach den ersten Kritiken wollte ich dieses Buch auch gar nicht lesen; ich liebe die Charaktere Scout, Jem und Atticus Finch, und nun hieß es, Atticus ist ein Rassist! Das wollte ich nicht lesen. Aber Nina @hauptsachebunt und dann auch Yvonne @thatyvo haben mich überzeugt. Ich bin froh darüber. Jean Louise, also Scout, lebt und arbeitet in New York. Jedes Jahr kommt sie im Sommer für zwei Wochen nach Hause. Sie ist jetzt 26 Jahre alt, ihr Vater Atticus ist schon 72 und hat rheumatoid Arthritis. Es gibt Tage, da kann er nicht einmal sein Besteck halten und doch arbeitet er immer noch. Jean Louise fährt aus diesem Grund mit dem Zug nach Maycomb, damit ihr Vater nicht um 3 Uhr morgens 100 Meilen fahren muss, um sie in Mobile abzuholen. Es ist Mitte der 50er Jahre. Henry Clinton, der Freund aus Kindestagen, hat Jus studiert und arbeitet jetzt für Atticus. Er liebt Jean Louise und möchte sie heiraten. Die Dialoge zwischen Jean Louise und Henry sind ein bisschen zu honigsüß seitens Henry, sogar wenn sie streiten nennt, er sie »Honey« oder »Süße«“. Am Tag nach ihrer Ankunft findet Jean Louise eine Broschüre zwischen den Büchern, die Atticus im Wohnzimmer liegen hat. Da steht »The Black Plague« (Die schwarze Plage). Ab diesem Zeitpunkt geht für Jean Louise eine Welt unter. Nicht nur, dass der Vater den sie vergöttert solche Broschüren liest, er ist auch im Vorstand des »Citizens Council«, eine Organisation, welche die Ideen einer weißen Vorherrschaft propagierte. Es macht sie physisch krank und sie muss sich übergeben. In den folgenden zwei Tagen redet und streitet sie mit ihrer Tante Alexandra, die bei Atticus wohnt, mit ihrem Onkel Jack, der in dieser Geschichte eine wichtigere Rolle spielt als Atticus selbst, und zum Schluss natürlich auch mit ihrem Vater. Sie denkt auch viel zurück, erinnert sich an Ereignisse aus ihrer Kindheit. Da erleben wir wieder diese wunderbaren Charaktere aus Mockingbird. Jean Louise hat mir unendlich leidgetan. Sie versteht die Welt nicht mehr. Alles, woran sie glaubt, wird an einem einzigen Tag zunichtegemacht. Woran soll sie noch glauben, wenn der Mensch, den sie verehrt und vertraut hat, sich plötzlich für etwas engagiert, das gegen alles ist, was er ihr beigebracht hat? Alles, was er ihr vorgelebt hat, praktisch in Minuten zerstört. Atticus und Jean Louise sind durch ein sehr starkes Band verbunden. Aber jetzt fühlt sie sich krank, verraten, ihre Welt zerbröselt und am liebsten möchte sie einfach weglaufen und nie wieder kommen. Diese Geschichte geht nur über einen Zeitraum von drei Tagen, aber diese Tage sind sehr erlebnisreich. Gleich auf den ersten Seiten wird man wieder in diese liebgewonnene Welt von »Scout« katapultiert, zurück nach Alabama. Aber gerade wegen der vielen Stimmen in den Medien, ist man innerlich darauf vorbereitet, dass ein wunderbarer Charakter zerstört wird. Wer hat Atticus nicht bewundert für seine Einstellung und seine Überzeugungen in einer Welt voll von rassistischen Menschen? Aber, Atticus hat Tom verteidigt, weil er unschuldig war, und nicht wegen seiner Hautfarbe. Ich als Leser habe ihn, wie Jean Louise auch, auf ein Podest gestellt und bewundert. Und ich muss sagen; ich respektiere ihn immer noch. Er ist menschlicher geworden und wenn man das, was er Jean Louise klar zu machen versucht, wirklich genau liest und versteht, erkennt man, dass er versucht das Richtige zu tun, in einem dem Süden angepassten Tempo. Er blickt weiter als seine Mitmenschen, sieht das größere Bild und weiß, dass seine Welt sich verändern wird. Manche Äußerungen sind natürlich rassistisch, das kann man nicht abstreiten. Aber er verfolgt ein bestimmtes Ziel in seinem Streitgespräch mit Jean Louise, das wird einem erst nachher bewusst! Er ist immer noch der Mann, der einen Unschuldigen verteidigen würde, egal welche Hautfarbe er hat. Die Geschichte reflektiert die Zeit, in der sie spielt, das darf man nicht aus den Augen verlieren. Es werden die Gefühle der lokalen Bevölkerung vermittelt, ihre Ablehnung oder Billigung der NAACP (Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen), und Harper Lee ist damit aufgewachsen, was ihrer Geschichte Authentizität verleiht. Dadurch ist das Buch teilweise auch politisch, aber ich denke, dass dieses Buch die damalige Gesinnung in den Südstaaten sehr gut wiedergibt. Die Charaktere sind genauso wunderbar wie in Mockingbird, vor allem Onkel Jack ist eine einmalige Persönlichkeit. Es gibt so viele Stimmen, die diese eine Änderung in Atticus zum großen Thema machen aber, um was geht es wirklich in dieser Geschichte? Darum, dass Atticus ein Rassist geworden ist? Der Mann, der sagte: »Equal rights for all; special privileges for none«, ein Mann der einen unschuldigen Schwarzen verteidigt hat und jetzt in einer Organisation für die weiße Vorherrschaft mitmacht? Nein, darum geht es nicht. Nebenbei gesagt würde er immer noch gleiches Recht für alle fordern, im gleichen Kontext. Es geht um eine Tochter, die sich von ihrem Vater lösen muss, um eine eigenständige Person zu werden. Es geht um den inneren Kampf, den sie durchlebt, um erwachsen zu werden. Und es geht auch um Atticus und den Weg, den er beschreitet, um endlich die Nabelschnur zu durchtrennen. Manche professionellen Meinungen zum Buch sind vernichtend. Ich kann diese Meinungen nicht teilen. Das Buch ist meiner bescheidenen, subjektiven Meinung nach nicht so großartig wie Mockingbird, aber immer noch eine sehr bewegende und lesenswerte Geschichte in einer authentischen Umgebung mit wunderbaren, liebenswerten Charakteren. Man sollte versuchen es nicht als »Fortsetzung« zu lesen, weil es das nicht ist, sondern als eigenständige Geschichte.

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Es gibt kaum jemanden, der “Wer die Nachtigall stört” noch nicht gelesen hat, das glaube ich jedenfalls. Bei uns stand es für den Englisch-Leistungskurs in der Schule sogar regelmäßig auf dem Lehrplan, ich selber hatte nie Englisch-Leistungskurs, war aber neugierig und las es trotzdem zu Schulzeiten, weil ich es nicht ertragen konnte, dass Leute aus meinem Jahrgang über ein Buch sprechen, das ich selber nicht kannte. Und was soll ich sagen – ich habe mich sofort verliebt, in die Figuren, die Handlung und insbesondere den Schreibstil, der sich unverkennbar auch in “Gehe hin, stelle einen Wächter” wiederfindet, obgleich dort noch nicht so ausgereift und wortmalerisch, wie in “Wer die Nachtigall stört”. Ein wenig hatte ich mit mir gerungen, ob ich “Gehe hin, stelle einen Wächter” lesen sollte. Auf der einen Seite war ich wirklich neugierig, wollte wissen, was Harper Lee sich ursprünglich für eine Geschichte erdacht hatte und hatte auch nichts dagegen, abermals in das spannungsgeladene Maycomb einzutauchen. Auf der anderen Seite standen die zahlreichen negativen Rezensionen, die ich überall schon im voraus las und die für das Buch nichts gutes verhießen. Ich wollte mir auch nicht mein Bild der Charaktere, das ich aus “Wer die Nachtigall stört” nachträglich verderben lassen. Letztendlich hat aber doch meine Neugierde gesiegt und ich habe mich völlig unvoreingenommen an das Buch herangewagt. Harper Lee ist es abermals gelungen, ein atmosphärisches Maycomb zu erschaffen. Jean Louise, die in diesem Buch bereits 26 ist und nur noch selten mit ihrem Spitznamen aus der Kindheit, “Scout”, angesprochen wird, lebt mittlerweile in New York und ist nur noch einmal im Jahr zu Besuch in ihrer alten Heimat. Umso erschütterter ist sie, als sie bei diesem Besuch plötzlich Seiten an ihrem Vater, ihrem Fast-Verlobten und überhaupt an der gesamten Bevölkerung Maycombs entdeckt, die mit ihren eigenen moralischen Überzeugungen alles andere als im Einklang stehen. Gerade von ihrem Vater, den sie stets moralisch über alles erhaben angesehen hat und der ihre gesamte Kindheit, Jugend und auch jetzt noch im Erwachsenenalter absolutes und unanfechtbares Vorbild in all seinen Meinungen und Handlungen für sie war, ist sie mehr als enttäuscht, nachdem sie herausgefunden hat, dass er sich an einem Bürgerrat beteiligt, der die Rechte der Schwarzen begrenzen und kontrollieren will und auch Treffen des Ku-Klux-Clans beiwohnte. Für sie gerät ihr gesamtes Weltbild durcheinander, da sie sich plötzlich der schmerzhaften Tatsache bewusst wird, dass auch ihr Vater nicht unfehlbar ist und es an der Zeit ist, ihr eigenes Gewissen und ihre eigenen Überzeugungen von denen ihres Vaters abzukoppeln und sich von ihm zu emanzipieren. Es ist ja ein wenig umstritten und angezweifelt, wie “Gehe hin, stelle einen Wächter” nun plötzlich doch wieder aufgetaucht ist und warum es gerade jetzt veröffentlicht wurde, ob das wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist, oder ob es sich nur um eine Farce handelt – ich für meinen Teil glaube jedenfalls nicht – und dieses Gerücht ist durchaus im Umlauf – dass das Buch von einem Ghostwriter geschrieben wurde. Dafür ist der Stil von Harper Lee einfach viel zu unverkennbar und nicht nachahmbar. Allerdings kann ich durchaus verstehen, weshalb dieses Manuskript nicht gleich von Anfang an veröffentlicht wurde. In “Gehe hin, stelle einen Wächter” gibt es einige Passagen, in denen Jean Louise sich an ihre Kindheit zurückentsinnt und ich muss gestehen, dass ich diese Rückblenden am allerliebsten gelesen habe und ich somit den Vorschlag der Lektoren, die Geschichte komplett 20 Jahre zurückzuverlagern, durchaus als begründet und auch wünschenswert ansehe und auch wirklich froh bin, dass wir so in den Genuss von “Wer die Nachtigall stört” kommen durften. Für mich ist “Gehe hin, stelle einen Wächter” keine zwingende Fortsetzung zu “Wer die Nachtigall stört”. Einige Details aus dem ersten Buch finden sich zwar durchaus dort wieder, die Charaktere sind die gleichen, das Setting auch, aber man kann “Gehe hin, stelle einen Wächter” durchaus auch unabhängig davon lesen. Trotzdem ist für mich – sowohl von der Handlung, als auch vom Schreibstil und dem ganzen Drumherum – “Wer die Nachtigall stört” das literarisch wertvollere Buch. Ich habe die Reise zurück nach Maycomb zwar genossen, finde auch die Botschaft, die in dem Buch steckt, wichtig und gut, aber konnte dennoch nicht die Verbindung zu den Figuren aufbauen, die ich in “Wer die Nachtigall stört” zu ihnen gewinnen konnte. Alles in allem gebe ich “Gehe hin, stelle einen Wächter” 3 von 5 Sternen und rate allen Kritikern, Zweiflern und auch allen anderen Interessierten, sich ein eigenes Bild von dem Buch zu verschaffen.

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Gleich vorweg möchte ich kundtun, wie seltsam es anmutet, negative Rezensionen zu lesen, in denen bemängelt wird, dass Harper Lees "neues" Buch nicht an ihr Erstlingswerk "Wer die Nachtigall stört" heranreicht. Dabei sollte man wissen, dass eigentlich "Go set a watchman" ihr Erstlingswerk war, das vor fast 60 Jahren vom Verlag abgelehnt wurde. Dann hat Harper Lee weiter getüftelt und es umgeschrieben, und daraus entstand ihr Weltbestseller, auch mein unangefochtenes Lieblingsbuch "Wer die Nachtigall stört". Wieso also hat man die Erwarung, dass das wiederentdeckte Manuskript genauso gut, wenn nicht besser sein müsse, als "Wer die Nachtigall stört"? Wer das nun erschienene Buch mit dieser Erwartungshaltung liest, kann nur enttäuscht sein. Ich bin mit dem Gedanken an das neue Buch herangegangen, mehr von Harper Lee zu lesen. Ich bin nicht nur Fan von Scout und Atticus Finch, sondern zuallererst von Harper Lee. Ihre Schreibweise haut mich um. Sie ist genial. Sie lässt mich nicht eher los, als bis ich die letzte Seite gelesen habe und ich bewundere die Autorin zutiefst für ihr Können. To kill a mockingbird/ Wer die Nachtigall stört ist für mich fast eine Bibel, ich kann es noch so oft lesen und entdecke immer wieder etwas neues. Immer wieder weiß Harper Lee mich zu fesseln, mich einzufangen und mit das Gefühl zu geben, mitten in der Geschichte dabei zu sein. Nicht anders war es bei "Gehe hin, stelle einen Wächter." Scout Finch lebt mittlerweile als junge Frau in New York und bestreitet ihr Leben erfolgreich allein. 20 Jahre sind vergangen, sie wird nur selten noch bei ihrem Spitznamen gerufen, Jean Louise ist erwachsen geworden. Im Sommer kehrt sie nun zurück und verbringt zwei Wochen in Maycomb im Haus ihres Vaters, der jetzt über 70 ist, von Rheuma geplagt, und der mit seiner Schwester, Scouts Tante Alexandra zusammenlebt. Scout ist Maycomb und der spießigen Enge entwachsen, und doch lässt sie eine Gesellschaft über sich ergehen, die ihre Tante ihr zuliebe gibt. Die steifen Meinungen und der Rassismus passen ihr nicht, Scout kann ihren Ärger nicht gänzlich hinunterschlucken. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater macht einen angespannten Eindruck, bis es schließlich zum Eklat kommt, ehe Vater und Tochter miteinander reden können. Viel mehr kann man zum Inhalt nicht verraten ohne zu spoilern. Allerdings machen mich einige Buchbesprechungen, sei es in Blogs oder in Zeitungen stellenweise sauer. Bei mancher muss man sich fragen, ob der Verfasser das Buch überhaupt bis zum Ende gelesen hat. Da wird Atticus vom Thron gestoßen und als Rassist bezeichnet, der er, wie das Ende zeigt, nicht ist. In "Gehe hin, stelle einen Wächter" hat Harper Lee auch wieder bewiesen, was für ein Talent sie ist. Ihr Humor, ihre Formulierungen, ihre Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, all das finde ich einfach grandios. "Gehe hin stelle einen Wächer" KANN nicht mit "Wer die Nachtigall stört" verglichen werden, schon die Umstände, die zur Veröffentlichung geführt haben, verlangen, dass man beide Bücher getrennt voneinander betrachtet, und jeder Vergleich ist unsinnig. Ob es rechtens war, das angeblich verlorene und nun wiedergefundene Manuskript zu veröffentlichen, sei dahingestellt. Harper Lees Schwester hat es sicher nicht ohne Grund Jahrzente lang unter Verschluss gehalten. Und ob Harper Lee selbst überhaupt nocht weiß, was mit ihrem alten Manuskript passiert, weiß man auch nicht sicher. Aber ich bin froh, dass ich es lesen durfte. Und ich bedaure nach der Lektüre von "Gehe hin, stelle einen Wächer" zum xten Mal, dass Harper Lee nicht viel mehr Bücher geschrieben hat. Schon als sie an den beiden Büchern gearbeitet hat, war sie eine wunderbar geistreiche und intelligente junge Frau, bedenkt man die Zeit, in der sie ihre Meinung geäußert hat, erst recht. Mittlerweile ist sie fat 90 Jahre alt. "Gehe hin, stelle einen Wächter" ist anders. Ganz anders. Um zu verstehen, worum genau es geht, ist es mE unabdingbar, "Wer die Nachtigall stört" gelesen zu haben. Aber ein Vergleich sollte bitte nicht angestellt werden. Es ist einfach ein weiteres wunderbares Werk von Harper Lee, die ich sehr bewundere.

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Jean Louise Finch, die kleine Scout aus Harper Lees berühmtem Werk „Wer die Nachtigall stört“, ist erwachsen geworden. Mit 26 Jahren lebt sie in New York, versorgt sich selbstständig und kehrt nur selten in das verschlafene Nest im Süden Maycomb County zurück. Zwei Wochen soll sie dort bei ihrer Familie, ihrem Vater Atticus und ihrer Tante Alexandra, verbringen. Hank, ihr Freund aus Kindertagen, wartet schon sehnsüchtig auf den Moment, an dem Scout zurück in ihre Heimatstadt kommt, ihn heiratet und sesshaft wird. Doch Jean Louise ist nicht so weit, sie lebt ganz nach ihrem eigenen Kopf und ist umso erschrockener als die Grundfesten ihrer Überzeugungen in Trümmern zu Boden fallen. Die widerspenstige Scout Jean Louise ist eine Frau von Welt, lebt in der großen und modernen Stadt New York, doch sobald sie die Grenzen von Maycomb County überschreitet, wird sie wieder zur kleinen Scout, die sich als Finch allerlei Unsinn leisten kann dennoch bei der Maycomber Bevölkerung angesehen ist. Sie kehrt zurück in das Haus aus Kindertagen, in welchem sie mit ihrem Bruder Jem, der inzwischen an einem Herzleiden verstorben ist, aufwuchs. Ihr Vater Atticus, der allzeit ihr Held in goldener Rüstung war, ist gealtert und seine strenge Schwester Alexandra ist eingezogen, um ihm unter die Arme zu greifen. Dennoch arbeitet ihr Vater als angesehener Anwalt, in dessen Fußstapfen Henry (oder Hank) treten möchte. Jean Louise wird mit offenen Armen empfangen, doch irgendetwas fühlt sich dieses Mal falsch an. Für Jean Louise ist in Maycomb schon lange kein Platz mehr und die Gedanken daran, hier eines Tages Hausfrau und Mutter zu sein, erschrecken sie zutiefst. Hank umwirbt sie mit allen Künsten, doch Scout spricht freiheraus: Heirat ist nichts für sie, vielleicht sogar niemals. Neckisch umschwirren die beiden sich und sorgen für großartige Dialoge. Auch das Gezeter ihrer Tante, die sie gern als echte Lady Maycombs sehen würde, ist nicht hilfreich, um Jean Louises Heimatgefühl zu wecken. Das Einreißen aller Wertevorstellungen Während Jean Louise versucht mit dem Fremdsein in ihrer Heimatstadt klar zu kommen, geschieht das für sie Unfassbare: Sie erlebt ihren Vater und Hank inmitten einer Versammlung weißer Männer, die sich gegen die NAACP, die National Association for the Advancement of Colored People, auflehnen. Jean Louise ist schockiert und entsetzt: Ist ihr Vater tatsächlich ein „Niggerhasser“? Der Mann, der ihr ganzes Leben das Ebenbild eines Gottes darstellte, der ihr Richtig und Falsch beibrachte, dem sie vertraute und dem sie jedes Wort glaubte. Kann dieser Mann sie verraten und sie so in ihren grundlegenden Wertevorstellungen erschüttert haben? Jean Louise steht vollkommen neben sich, flüchtet zu Calpurnia, der alten und inzwischen zurückgezogen lebenden Haushälterin, die sie groß gezogen hat. Doch auch hier findet sie nur Enttäuschung. Jean Louise erlebt das, was wohl jeder eines Tages mit seinen Eltern durchmacht: die Erkenntnis der Fehlbarkeit jedes Menschen. Sie fühlt sich verraten und allein gelassen, von niemandem verstanden, selbst von den Menschen, denen sie immer trauen konnte, die ihr immer geholfen haben. Verwirrt streunt sie durch Maycomb und beginnt einen Kriegszug, der zuletzt ihren Vater trifft. Harper Lee erzählt Gehe hin, stelle einen Wächter, ihr tatsächliches Debüt, aus der dritten Person und nicht wie in Wer die Nachtigall stört aus der Sicht Scouts. Und doch erzeugt sie von Anfang an auch mit diesem Buch eine Sogwirkung, die mich gepackt hat. Der Fokus liegt auf der erwachsenen Jean Louise, die ihren Weg durch die Welt geht und dabei von ihrem Status als Weiße profitiert und dem Rückhalt, den ihr ihre einflussreiche Familie in Maycomb County geboten hat. Doch dessen ist sich die junge Frau kaum bewusst. Immer noch ist sie naiv und vertraut auf die Moralvorstellungen, die in jedem etwas Gutes sehen. Ihre Kategorien des Denkens sind nicht Schwarz und Weiß, sondern ihr Herz, das Zuneigung empfindet. Während in New York das moderne Leben voranschreitet, sieht es im tiefsten Süden ganz anders aus. Hier schwelt der Rassenkonflikt unumwunden und Jean Louise lernt eine Realität kennen, mit der sie sich so bisher noch nicht auseinandersetzen musste, für die sie als junges Mädchen blind war und vor der sie beschützt wurde. Eine schillernde und zugleich ernsthafte Szenerie Harper Lees Worte tauchen direkt in die Szenerie ein und schildern Maycomb County in lebhaften Farben. Momentaufnahmen wechseln sich ab mit Erinnerungsfetzen aus vergangenen Kindertagen und die Konflikte, denen sich die erwachsene Jean Louise stellen muss, reißen nicht ab. Gehen hin, stelle einen Wächter besitzt nicht nur unglaubliche Aktualität sondern auch Allgemeingültigkeit. Auf dem Weg die eigene Persönlichkeit zu finden, begegnen uns immer wieder Konflikte, die uns erschüttern: Vater und Tochter, Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch, Tradition und Moderne, Erwartungen und Wünsche, die miteinander kollidieren und uns zu Entscheidungen zwingen. Harper Lees Protagonistin wird innerhalb weniger Tage mit einer Fülle dieser heftigen Kollisionen konfrontiert, durch die sie ihr gesamtes Leben hinterfragt. Dabei geht sie manchmal sehr naiv vor und man meint als Leser sie lebte bisher in einer wohlbehüteten Welt ohne jegliche Rassenkonflikte. Ganz stark hebt Lee die kleinstädtischen Gepflogenheiten hervor und stellt sie in Kontrast zu einer frei heraus denkenden Jean Louise, die sich noch nicht entschieden hat, wie sie ihr Leben führen will. Die Stärke des Buches ist der Fokus auf seine Protagonistin und ihren Umgang mit diesen weitreichenden Konflikten und gleichzeitig liegt hier vielleicht auch die Schwäche; ihre Entwicklung wird in einer zu knappen Zeitspanne erzählt, die nur am Rande die tatsächlichen Konfliktherde anschneidet. Gehe hin, stelle einen Wächter erzählt die Geschichte der kleinen Scout, die als Erwachsene erkennt, dass die Welt schwarz und weiß und grau sein kann. Der Roman besticht dennoch durch seine Sprache, die mich wieder mitgezogen und es mir ermöglicht hat, mit der Hauptfigur zu fühlen, zu denken und zu hadern.

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