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Rezensionen zu
Der Jargon der Betroffenheit

Erik Flügge

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Aufrüttelnd und auch nicht immer die Lösung, aber konstruktiv

Von: Berni Weber aus Bad Dürrheim

11.08.2017

als Ausschuss einer "Pfarrfabrik" der 60/70 er Jahre heiratete ich quasi als Spätberufener in der fortgeschrittenen Jugend, also im Schwabenalter. Nach Entfernung und Wieder-annäherung an die katholische Kirche ist mir dieses Buch über die Sprache der Kirche in die Finger geraten. Im ersten Durchgang ging ich es ziemlich in kleinen Dosen an und es dauerte ca. 8 MONATE, um es zu verdauen. Erik seziert hier ziemlich schonungslos die verschwurbelte neue deutsche "Latein"-sprache der Kirche. Es gibt aber auch einige Hinweise / Beispiele, wie man es besser machen kann. Sicher ist dies nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber ich finde - ein starker Impuls, daß sich vielleicht der eine oder andere Haupt- oder auch Ehrenamtliche aus dieser Sprachisolationsinsel befreit.

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Erik Flügge, ehemaliger Messdiener, jetzt Geschäftsführer einer GmbH für strategische Beratung und Dozent für Beteiligungsprozesse, erzählt in seinem 160 Seiten starkem Buch darüber, dass die Kirche in ihren Predigten zu altbacken, zu unspektakulär wäre und fordert sprachliche Highlights, die die Welt bewegten und in die Geschichte eingehend, wie z.B. „Ich bin ein Berliner“. Er fordert die Abkehr von den abgestandenen Predigten und die Hinkehr zum Sprachgebrauch, wie man sie beim Trinken eines Bieres pflegt, so dass jeder das Gesagte versteht. Nun denn, ich wage zu bezweifeln, dass dann diese Spachperlen in die Geschichte eingehen werden... Anhand eigener Erlebnisse oder Erzählungen von Kneipen- und anderen Bekanntschaften führt er Bürgerlichkeit, Halbherzig- und Spießigkeit an einigen Beispielen vor, unterteilt in die Kapitel, Zorn, Angst, Schweigen, Nähe und Hoffnung. Allen ist gemeinsam, dass er vieles kritisiert, aber keine bessere Lösung parat hat. Genaugenommen hätte mir die ersten 30 Seiten ausgereicht, in denen er bereits alles aussagt, z.B. fordert er von der Kirche, die angibt, in Flüchtlingsbetreuung alles Mögliche in Bewegung zu setzen, das Unmögliche zu wagen. Als er aufgefordert wird, über seine Wagnisse des Unmöglichen zu berichten, erkennt er selber „Das Dilemma kann man kaum produktiv auflösen.“ und „Auch mein Text ist Teil der Bürgerlichkeit.“ Bis zum Ende des Buches werden diese Erkenntnisse immer wieder im Zusammenhang mit neuen, manchmal auch interessanten Beispielen wiederholt, ohne eine echte, allgemeingültige Lösung zu finden, die es schlichtweg nicht geben kann.

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Erik Flügge ist noch keine 30 Jahre alt und bereits als selbständiger Kommunikations- und Politikberater tätig. Einige Denk- und Beobachtungsnotizen veröffentlicht er nebenbei als Blogger auf der Homepage www.erikfluegge.de (gelesen am 3.7.2016, Adresse weicht von der im Buch abgedruckten ab). Warum wird nun für ihn die Kirche zum Thema? Die Antwort auf diese Frage ist das Buch im Ganzen. Erik Flügge hat selbst Theologie studiert, in Tübingen. Er schildert eine Situation aus dem dortigen Theologicum, in der es darum geht, das normale Leben zu verheimlichen, wenn es nicht „im Einklang mit der katholischen Lehre“ ist. „Jeder weiß, wer mit wem eine Beziehung führt, dass alle Kondome und die Pille nutzen, dass viele in der Runde schwul und die meisten glücklich vergeben sind.“ (S. 47) Erik Flügge kann also schon auf kircheninterne Sensibilisierungen zurückschauen. Er macht allerdings im Buch immer wieder deutlich, dass er nun nur von außen zur Kirche Stellung nimmt, doch gegen Ende scheint sein Verhältnis zur christlichen Religion wieder etwas positiver zu erscheinen. Im Lauf der Arbeit an dem Buch ist also wohl wieder mehr Nähe entstanden. In der Tat liest sich das Buch auch wie ein Prozess, eine Erfahrungsgeschichte. Entscheidend ist wohl die Begegnung mit einem älteren Mann in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs, der ihn auf Englisch fragt: „Do you know, that Jesus loves you?“ (S. 94). Es geht gar nicht um den Satz, sondern es geht um die in der Kirche wohl verloren gegangene direkte Ansprache und Nähe. Daraus resultieren dann einige Vorschläge, die aber für sich genommen nicht die Brillanz dieses Buches ausmachen. Die Botschaft Erik Flügges ist schlicht und ergreifend Kritik. Es geht um die fehlende Offenheit, eine miserable Rückmeldekultur und einen Predigtstil im Sinn von „wasch mich, aber mach mich nicht nass“. Kritisiert wird aber keinesfalls nur die stilvoll distanzierende Predigt einer vollendeten Liturgik, sondern auch die modernen Tricks der Performanz, die im Endeffekt ein Symbol in den Raum stellen, mit dem jeder oder jede machen kann, was er oder sie will. Das Buch enthält viele Anregungen, da fast jeder Kritikpunkt mit Beispielen illustriert wird, die zeigen wie es auch anders ginge. Zur kritisierten Andacht „Wort zum Sonntag“ von Altpräses Alfred Buß (Westfalen) schreibt er sogar eine eigene Alternative. Erik Flügge plädiert klar dafür, sich an den Adressaten auszurichten, deren Nähe zu suchen und in Sprache und Botschaft auch zu praktizieren. Es geht darum, dabei aber nicht eigenmächtig oder distanzlos zu werden, sondern im Sinn der Reformation im Blick zu behalten, dass nicht die Predigt Menschen verändert oder ergreift, sondern Gott selbst. Der Prediger oder die Predigerin wird allerdings die eigenen Glaubensfragen oder Glaubenskrisen benennen, Irrwege, Umwege und Rückwege aufführen. Authentische Predigt redet auch im „Ich“ und ist somit eine Art Zeugnis. Kurz gesagt: Das Buch von Erik Flügge ist eine Homiletik, wie sie zum Reformationsjubiläum gebraucht wird.

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Schon Goethe hat - beginnend mit den "Leiden des jungen Werthers" begonnen, eine neue Sprache für die Verkündigung der evangelischen Sprache als Anlass und "Ausübung" der überlieferten Erzählunge, beosnders der Parabeln: Wer die letze Seite vom "Werther" liest, merkt, dass dort drei verschiedene Anleihen an die direkte Bibelsprache gellingen: Werther, vor dem Selbstmord, sieht sich z.B. in Rolle der überfallenen Kaufmanns, der vom Samariter gerttet werden könnte.

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