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Rezensionen zu
Eine Frage der Würde

Gianrico Carofiglio

Ein Fall für Avvocato Guerrieri (5)

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Haltung ist durchaus ein Kernelement dessen, was dem Rechtsanwalt Guerrieri wichtig ist. Sei es vor den Richtern des Landes, sei es im privaten jener besonderen, Motoradfahrenden Ermittler gegenüber (die einen Baseballschläger natürlich bei sich führ, wer weiß, wofür dieser gut sein kann), derer Dienste sich Guerrieri öfter bedient (und die auch in seinem neuen Fall wichtig für ihn ist). Sei es den Unterschied von schuldig, aufgrund mangelnder Beweise nicht schuldig oder wirklich unschuldig fein herauszuarbeiten. Wie sich direkt im ersten Plädoyer, in der ersten Zeugenvernehmung, im ersten Fall erweist, den der Leser zu Anfang an der Seite des italienischen Anwalts mitverfolgt. Allein, geschieden, hier und da mit der Frage beschäftigt, ob das wirklich alles noch das „richtige“ Leben für ihn ist, lernt der Leser aber schnell auch die anderen, leicht wankende, weiche, sich selbst gegenüber unsichere Seite Guerriieris kennen, die diese liebevoll angelegte und differenzierte Person so sympathisch gestaltet. Ruhig erzählt Carofiglio, lässt viel italienische Atmosphäre mit hineinfließen, verweist in dezenten Bildern auf die Schönheit des Meeres, die elegante Lebenshaltung, um dann, wie in einem scharfen Kontrast, das Kriminelle, das menschlich-allzu menschliche, bereits im Hintergrund lauern. Das in dieser langsamen Erzählweise und in der Sorgfalt, die der Jurist Carofiglio auf die Hintergründe des Falles verwendet (tatsächlich muss man für einige Seiten durch die Augen Guerrienis Fallakten mitlesen) nicht immer Hochspannung im Raume steht, versteht sich von selbst. Aber zum Ende hin lohnt sich eben diese gründliche Vorbereitung für die verzweigten Fäden, die auf privater Ebene und im Blick auf den Fall eines der Korruption verdächtigen Richters am Ende dann doch spannend und mit Tempo zusammengeführt werden. Ein Richter, den Guerrieni aus Jugendtagen kennt, einer, den er zunächst von jedem Makel „reinwäscht“, aber auch einer, bei dem sich der Anwalt am Ende der ersten Zusammenarbeit nicht wirklich sicher ist, ob vielleicht er selbst und nicht die Staatsanwaltschaft sich getäuscht hat. Was keine Ruhe lässt und ihm ebenfalls Gelegenheit gibt, seine Ermittlerin noch länger (und näher) vielleicht kennenlernen zu können. Ein ruhiger, in sich geschlossener und, was Personen und Fall angeht, sehr gründlicher Kriminalroman, der angenehm ohne zu viel Blut, Mord oder ausufernde Brutalität auskommt (sieht man von den Boxkünsten des Anwalts einmal ab). Und in dem es ebenso wohltuend ist, eine Haltung vorgeführt zu bekommen, die eben nicht den „modernen, vernünftigen Erwachsenen“ ergibt, der nur auf seinen Vorteil schaut und sich ansonsten aus allem heraushalten will.

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"Eine Frage der Würde" erzählt von Macht und Korruption und die Auseinandersetzung damit. Es zeigt sich, dass es im Laufe des Lebens nicht immer einfach ist, eine reine Weste zu behalten, da die Verführungen groß sind. Der Schreibstil des Krimis ist sehr hochwertig und auch Schauplätze und Protagonisten können überzeugen. Dieser Krimi spricht von Moral und Gerechtigkeit und zwingt seinen Lesern geradezu dazu sich selbst zu reflektieren. Ich fühlte mich angenehm berührt und litt mit Avvocato Guido Guerrieri. Ein Mann, der sich selbst von Selbstzweifeln geplagt mit der Frage nach der Würde beschäftigen muss. Es geschieht äußerst menschlich und mir wurde keine Meinung übergestülpt, denn das Ziel ist sicherlich, seine eigene Meinung zu bilden und auch auszuführen. 320 Seiten sind schnell gelesen und auch wenn sich "Eine Frage der Würde" eher wie ein Roman lesen lässt, geschehen unvorhergesehene Dinge, die einen gewisse Spannung erzeugen können. "Eine Frage der Würde" ist der fünfte Band einer Reihe und auch wenn Avvocato Guido Guerrieri für mich unbekannt war, konnte ich der Handlung problemlos folgen. Insgesamt gesehen, fand ich die Story gut inszeniert und konnte mich komplett darauf einlassen. Der Schreibstil und das Erleben entführt mich nach Italien. Ein Urlaubsland, welches ich sehr schätze, aber mir natürlich auch bewusst macht, wie schnell man seine Würde verliert, wenn man sich auf die falschen Menschen einlässt. Mit wenigen Worten und nur einer Geschichte folgend, pflegt uns Gianrico Carofiglio in einer Story ein, die es sich wirklich zu lesen lohnte. Ein echter Hochkaräter unter den Krimis und eine echte Leseempfehlung wert.

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