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Rezensionen zu
Regretting Motherhood

Orna Donath

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Wichtiger Beitrag zur Debatte

Von: Eva-Maria Obermann

24.02.2016

Mit großen Erwartungen habe ich der Veröffentlichung von Orna Donaths #regretting motherhood erwartet. Ein Jahr, nachdem ihre Studie zu israelischen Frauen, die es bereuen, Mutter geworden zu sein, die sozialen Medien unter dem Stichwort #regrettingmotherhood durchdrang ist nun das Buch dazu im Knaus Verlag mit 272 Seiten erschienen. Dass Frauen Mütter werden ist nicht nur in der israelischen Gesellschaft, sondern auch in Deutschland nicht nur Norm, sondern eine Selbstverständlichkeit, die für die eigentliche Frage, ob die Frau Mutter werden will wenig Raum lässt. Unter diesem Druck werden auch Frauen Mutter, die nie eine hatten werden wollen. Andere aber merken erst nach der Geburt ihrer Kinder, dass sie in der Mutterrolle zutiefst unglücklich sind. Orna Donath geht in ihrem Buch nicht nur auf die verschiedenen Gründe für eine „bereute Mutterschaft“ ein, sondern zeigt auch inwiefern diese Frauen unter der Mutterschaft leiden. Sehr gut finde ich, dass die Verfasserin betont, aus welchen Gründen ihre Studie in Israel durchgeführt wurde und welche Faktoren das Leben der israelischen Mütter bestimmen. Dadurch werden die Unterschiede zu Mutter in Deutschland klar. Auf eben diese Unterschiede geht Orna Donath ebenfalls ein und zeigt auch, dass dennoch auch hier ein gesellschaftlicher Druck auf der Frau lastet, Mutter zu werden. Gleichzeitig tritt gerade dieser wichtige Aspekt im Hauptteil des Buches in den Hintergrund, was zur Analyse der Studie verständlich ist, die Aussage als im Deutschen veröffentlichtes Buch verfälscht. Wichtig ist auch, dass Frau Donath den Unterschied zwischen der Ambivalenz der Mutterschaft, manchmal mit einer akuten Situation unglücklich zu sein, in anderen Moment aber durchaus glücklich mit dem Muttersein zu können, und der per se bereuten Mutterschaft zieht, die so weit geht, dass diese Mütter ihre Schwangerschaften sofort ungeschehen machen würden, wenn sie konnten. Ein gewisser Widerspruch besteht aber auch hier, denn zugleich beteuern diese Mütter, ihre Kinder zu lieben und alles für sie zu tun. Das Buch ist durchzogen von Zitaten, die eindrucksvoll zeigen, wodurch im Speziellen die bereuenden Mütter leiden und welche Faktoren eine Rolle spielen. Gleichwohl besteht die Verfasserin völlig zurecht darauf, dass ein Herunterbrechen des Unglücks, das diese Frauen empfinden, auf eben diese traumatischen, finanziellen oder beziehungstechnischen Probleme, den tiefen Wunsch, nicht mehr Mutter zu sein, herunterspielt und verkennt. Mitunter scheint mir Donaths Wille, der Frau einen Raum zum Bereuen der Mutterschaft zu erkämpfen, sehr dogmatisch. Die Möglichkeit, dass Frauen auch von sich heraus gerne Mutter werden oder dass die empfundene Reue zeitlich begrenzt ist, wird eher nebensächlich aufgezeigt. Gleichzeitig fehlte mir der Hinweis, dass die durchgeführte Studie aufgrund der wenigen Teilnehmerinnen keine repräsentativen Aussagen treffen kann. Vielleicht zeigt sich gerade hier, dass Mutterschaft so facettenreich ist, dass sie auch zum Unglück werden kann, dennoch hätte ein Hinweis dazu Platz haben müssen. #regretting motherhood ist meiner Meinung nach ein wichtiger Beitrag für die Debatte zur Mutterrolle und für die stetige Entwicklung dessen, was wir unter dem Begriff Mutter verstehen. Ein Schritt in die Richtung, die Mutter als Frau und Mensch zu verstehen und nicht als stetig geduldige und liebenswürdige Matrone zu verehren.

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In Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen fasst die israelischen Soziologin Orna Donath die Ergebnisse einer qualitativen Studie zusammen, in der sie 23 Frauen zwischen 26 und 73 Jahren befragte, die es bereuen, Mutter geworden zu sein. (Ja, eine solch kleine Stichprobeist wissenschaftlich. Nennt man qualitative Sozialforschung. Unwissenschaftlich wäre, daraus ‚Trends‘ oder Aussagen über größere Gruppen abzuleiten. Das macht Donath auch nicht.) Nicht nur am Übergang zur Mutterschaft, der für viele Frauen einen starken Einschnitt darstellt, sondern als dauerhaften Zustand. Die Frauen stammten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Lebenssituationen, hatten zwischen ein und vier Kindern in unterschiedlichem Alter, manche der Frauen waren bereits Großmütter. Sie hatten eines gemeinsam: Sie verneinten die Frage: „Wenn Sie heute, mit Ihrem heutigen Wissen und Erfahrungen, die Zeit zurückdrehen könnten, würden sie dann noch einmal Mutter werden / Kinder haben wollen?“ Zudem verneinten sie entweder die Frage: „Glauben Sie, dass die Mutterschaft auch Vorteile hat?“ oder, wenn sie diese bejahten, verneinten sie die Folgefrage „Glauben Sie, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen?“ Orna Donath zeigt in „regretting motherhood“ unterschiedliche Wege zur Mutterschaft und die gesellschaftlichen Ansprüche und Forderungen an Mütter auf – wie Mütter aussehen, handeln und sich fühlen sollen. Anhand der Ergebnisse der Interviews beleuchtet sie dann Erfahrungen von Mutterschaft und Reue, wie Frauen mit diesem unerlaubten Gefühl leben, wie sie im Alltag damit umgehen, ob und wie sie sich entscheiden, mit ihren Kindern darüber zu schweigen oder zu reden. Abschließend ordnet Donath ihre Erkenntnisse in feministische Theorien und den gesellschaftlichen Kontext ein. Bereuen bedeutet den Wunsch, das Unumkehrbare rückgängig zu machen. Im Bezug auf Mutterschaft, argumentiert Donath, dürfen Frauen nur Reue zeigen, wenn sie entweder keine Kinder bekommen haben, oder wenn ihr Kind asozial, kriminell oder anderweitig eingeschränkt funktionsfähig ist. Das Buch spricht über ein Tabuthema, nämlich über Frauen, die in der Mutterschaft keine Erfüllung finden, sondern es zutiefst bereuen, Mutter geworden zu sein. Richtig harter Tobak. Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen ist ein wichtiges Buch. Es gibt Einblick in die vielschichtige Gefühlswelt von Müttern, und hilft, diese zu versprachlichen. Es fordert uns ab, Gefühle nebeneinander stehen zu lassen, die sich für die meisten Menschen ausschließen und schwer auszuhalten sind. Im Epilog plädiert Orna Donath zum Einen dafür, die „emotionale Landkarte“ zu erweitern, und Frauen zu zu gestehen, eine Reihe von Haltungen gegenüber der Mutterschaft einzunehmen und zum Anderen für eine echte Wahlfreiheit, die es Frauen erlaubt, sich gegen Kinder zu entscheiden, ohne von der Gesellschaft verurteilt zu werden.

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