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Rezensionen zu
Unsühnbar

Marie von Ebner-Eschenbach

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Unsühnbar

Von: Jutta Ortlepp

12.03.2016

Marie von Ebner-Eschenbach gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts. Zum 100 Todestag im März 2016 bringt der Manesse Verlag in gewohnt guter Ausstattung nun die Erzählung „Unsühnbar“ neu heraus. Von Anfang an gelingt es der Autorin eine geheimnisvolle Aura um das Leben der Protagonistin Maria von Wolfsberg zu schaffen. Ihr Vater will sie gut verheiraten und hat sie dem Großgrundbesitzer Hermann von Dornach versprochen. Maria liebt einen anderen, doch für den Vater steht fest, Hermann soll sein Schwiegersohn werden. „Der Verstand sagt, der klare Blick sieht - hier ist ein Mensch, so vortrefflich, dass eine Frau mit ihm glücklich werden muss.“ Maria liebt einen anderen, doch fügt sie sich und geht die Ehe mit dem ungeliebten Hermann ein. Mit fein eingestreuten Andeutungen versteht es die Autorin, die Spannung zu halten, ja – ein Geheimnis um gibt die Familie Wolfsberg und als Marias eigentlicher Favorit wieder Kontakt zu ihr aufnimmt und eine Begegnung mit ihr herbeiführt, ahnen wir die mögliche Tragödie. Wird sie dem Ehemann untreu, ihn verlassen? Nun kommt Ehebruch im 19. Jahrhundert natürlich auch in der guten, adeligen Gesellschaft vor und ist kein Grund, am Leben zu verzweifeln – dies gilt für Männer wohlgemerkt. „Eine scheinbare Vernachlässigung, eine flüchtige Zerstreuung des Gatten, wird von dem Weibe, das sich selbst achtet, übersehen. Was ist ein kurzer Sinnenrausch, dem gewöhnlich klägliche Ernüchterung folgt, im Vergleiche zu der unerschütterlichen, dankbaren Anhänglichkeit an die verehrte Lebensgefährtin, die niemals Nachsicht braucht, aber immer Nachsicht übt“ so die weitverbreitete patriarchalische Auffassung. Marie von Ebner-Eschenbach erzählt die Geschichte des unsühnbaren Ehebruchs so dicht, so wunderbar, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Exzellent ist ihre genaue psychologische Beobachtungsgabe, die sich auch in Tierbeschreibungen zeigt, so erzählt sie ein kleines „Gespräch“ unter Hunden und zeigt sinnlose Vergnügungen des Adels in Beschreibung einer Jagdgesellschaft mit ihrer brutalen Hetzerei und Töterei. Zwar ist „Unsühnbar“ inhaltlich dem 19.Jahrhundert angehörig, doch werden andere, bessere, freiere Zeiten kommen, dass ist im Text bereits spürbar: „Seltsamerweise hatte Maria die öffentliche Meinung gewonnen durch die heroische Geringschätzung, die sie ihr bewies. Die große Welt verzieh, statt zu verdammen“. Ebner-Eschenbachs schriftstellerisches Können, ihre deutliche Kritik am Verhältnis Mann-Frau und am Gebaren des Adels sind jedenfalls bereits einer neuen Zeit verhaftet und so interessiert, berührt und fesselt uns ihr Werk auch heute noch.

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