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Rezensionen zu
So viel Anfang war nie

Christhard Läpple

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Es ist die Zeit der „Selbstabschaffung der DDR“, Wendezeit. Anfang 1990, als Fritz beim Klettern in einem maroden Kirchturm fällt und „merkwürdig verdreht, regungslos im dunklen Ruinenturm“ liegen bleibt. Ein direktes, klares Symbol für das, was da in den Augen der Dorfbewohner von Herzdorf mit ihrem Leben passiert. Man klettert, lebt eben noch in eher Ruinen als in einem funktionierenden Land und liegt dann seltsam verdreht auf dem Boden, nicht wissend, ob man das Alles unbeschadet überlebt oder eben nicht. Denkt sich auch Arno Walter, der Bürgermeister des Dorfes und damit schon mit verantwortlich dafür, wie sich das alles nun ausrichtet in der „neuen Zeit“. „Die haben vom Staat gelebt. Das gab´s auch schon zu Ostzeiten. 5 Mark vom Staat pro Kegel. Da kam man so gerade hin“. Weiß man im Dorf von der Familie des „gefallenen Engels“. Während 1991 dann Hans Blumental mit seinem BMW 750i, Landschaftsarchitekt, sich als „Pionier im wilden Osten“ betrachtet und Herzdorf gemächlich entgegenfährt. Um unmittelbar und mit allem, was dazu gehört, dieses „Ihr und Wir“, dieses, dass die „Westdeutschen als die neuen Russen“ gelten sich betrachten kann. Und doch tut sich was, ändert sich was. Nehmen westdeutsche, bekannte „Dorfstrukturen“, kulturelle Möglichkeiten, Zugereiste und Zugewanderte ihren Einfluss auf die eher widerwilligen Dorfbewohner. Was Läpple von allen Seiten her beleuchtet in kurzer, klarer, teils karger Sprache. „Eine Kirche retten, ein Dorf, eine Region“. Mit all dem Misstrauenn und Desinteresse, das die Menschen im Dorf den „Fremden“ und allem, was sie nicht kennen in ihrer festgefügten (keineswegs problemlosen) Lebensweise gegenüber aufbringen. Was im Übrigen nicht nur „neuen“ Zureisenden entgegenschlägt. Wovon Marie Herres zu berichten weiß. „Über sechzig Jahre sei sie nun hier und fühle sich doch so fremd“. So ein Dorf, das hat ganz eigene, ungeschriebene Gesetze (in allen Dörfern, Ost wie West im Übrigen), die in Herzdorf noch einmal geschärft und wie unter einer Lupe sich zeigen, mit der besonderen Geschichte das „Land“ zu diesen ungeschriebenen Gesetzen „verloren zu haben“. „Wer hier neu anfängt, lernt sie eines Tages kennen (die ungeschriebenen Gesetzte). Meist ist das sehr schmerzhaft“. Eine Welt, die stark vom „Abwarten“ geprägt ist. Nicht aktiv zugehen, sich nicht in irgendetwas Neues hereinstürzen. Kommt und geht, mal abwarten, was hängen bleibt und wie sich das macht, das ist die Kernhaltung, die Läpple bestens treffend beschreibt und die den Leser nicht unberührt lässt in all dem, was da hintenherum gedacht und gesprochen wird. Und worin diese konkrete Geschichte aus dieser konkreten Zeit doch allgemeingültige Fäden in sich trägt. Realistisch, Geschichten der Menschen dort, Gedanken, Haltungen, die unmittelbar das Erleben und die inneren Haltungen ausdrücken und dabei manchmal sperrig, nie aber uninteressant zu lesen sind. Mit all dem Scheitern und dem „Gegeneinander“ das in diesem engen Lebensraum umso heftiger wirkt, als ein Ausweichen schlichtweg nicht möglich ist.

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