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Rezensionen zu
Eine Liebe, in Gedanken

Kristine Bilkau

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Hamburg 1964, Toni und Edgar, Kriegskinder in Aufbruchstimmung. Antonia genannt Toni, ist eine junge Frau die ihr Leben geniesen will und wahrt jede Chance die sich ihr bietet. Sie ist intelligent, ehrgeizig und ihr hübsches Köpfchen hat unter anderem, Ideenreichtum gepaart mit charmanter Kreativität zu bieten. Sie ist voller Leben und Liebe und bereit mutig ihren Weg zu gehen. Edgar entstammt aus gutem Hause mit tadelosen Manieren. Er ist ein aufstrebender junger Mann und macht Toni erfolgreich den Hof. Als sich die wundervolle Chance für Edgar bietet, in Hongkong geschäftlich tätig zu werden, ergreift er sie. Toni soll folgen, wenn Edgar sich dort gefestigt hat. Nach einem Jahr des wartens und vertröstens löst Toni die Verlobung zu Edgar. Sie ist des hoffens leid und möchte endlich befreit weiterleben. Doch Toni trägt Edgar durch ihr ganzes Leben. Ihre Seele hat Schaden genommen und kann sich auch durch die vielen Jahre ihres Lebens nicht erholen. Ein großes Versprechen wurde nicht gehalten, diese Art von Zurückweisung sitzt wie ein Stachel in ihrem Herz. Tonis Tochter sucht Edgar nach dem Tod ihrer Mutter. Sie möchte ihrer Mutter, ihre so geliebte Zeit mit Edgar zurückgeben können. Eine Zeit, die ihr ganzes Leben beeinträchtigt hat. Fazit : Kristine Bilkau besticht durch ihre sehr angenehme Erzählform. Die Handlungsstränge sind sehr plausibel und verleihen diesem Buch seine Besonderheit. Eine klare und warme Empfehlung ! 4,5 von 5 Sternen

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Was hat es für Auswirkungen, wenn eine junge, intensive Liebe scheitert, nicht an der Liebe selbst, sondern an den Lebensumständen? Was, wenn das die eine Person war, mit der man ein Leben lang glücklich geworden wäre? Was, wenn alle nachkommenden Gefühle für andere Männer nicht mehr an diese Liebe heranreichen? Dann, wie in #eineliebeingedanken , lebt man unter Umständen ein verworrenes, sprunghaftes Leben, und man kommt nie wieder zu Ruhe – zumindest nicht im Herzen eines anderen. Die Auswirkungen auf die Tochter sind dann immens. Nach dem Tod der Mutter will sie noch einmal den Mann treffen, der diese nie mehr los ließ, und nimmt uns mit auf dem Weg in die vergangene Liebesgeschichte ihrer Mutter. Schöne, überzeugende und berührende Geschichte, die erfrischender Weise mal ohne Happy End auskommt. Daher: 👍

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Toni ist verstorben und ihre Tochter sichtet ihren Nachlass. Die Mutter war 1964 unsterblich in Edgar verliebt. Dann Edgar ergreift eine berufliche Chance, ein Büro in Hongkong aufzubauen. Toni soll ihrem Verlobten bald folgen, aber als das ein Jahr später immer noch nicht passiert ist, löst sie die Verlobung, wird diese Liebe aber nie vergessen. Nun will ihre Tochter den Mann treffen, den ihre Mutter ein ganzes Leben lang geliebt hat. Kristine Bilkau ist wieder ein ganz besonderes Buch gelungen. Ein klarer, schnörkelloser und ruhiger Schreibstil, mit dem sie es immer schafft, Bilder und Gefühle im Kopf der Leser zu wecken. Schon der Grundgedanke in diesem Buch ist interessant. Ich vermute, einige Kinder denken, wenn sie selbst erwachsen sind, vielleicht mal an die Kindheit oder Jugend ihrer Eltern. Wenn man dann Glück hat, kann man noch fragen. Wenn die Eltern verstorben sind,wird es schwierig. In diesem Buch gibt es einen interessanten Einblick in die 60iger Jahre in Deutschland, ganz besonders in die Gesellschaft zur damaligen Zeit. Damals ist es dann eben mal nicht so einfach, kurz in Hongkong anzurufen, wie heute und die Zimmerwirtin führt noch Aufsicht. Mich hat das Buch besonders berührt, weil auch meine Eltern in dieser Zeit jung waren. Und so war es dann für mich auch ein interessanter Einblick in die Jugend meiner Eltern.

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„Ich wollte Edgar Janssen dazu bringen, sich an meine Mutter zu erinnern, an seine und ihre gemeinsame Zeit. An die Liebe zwischen Toni und Edgar, die von so kurzer Dauer gewesen war und für meine Mutter doch ein Leben lang gehalten hat.“ „Eine Liebe in Gedanken“, der Titel des aktuellen Romans von Kristine Bilkau ist zugleich sein Thema: Eine große Liebe, die unerfüllt bleiben wird. Doch würde das Attribut noch treffen, wenn die Liebe gelebt worden wäre, über alle Schrecken des Alltags hinweg? Große Liebe, -im Roman selbst fällt dieser Ausdruck nie-, so könnten sie es genannt haben, die Tochter, die davon erzählt, wie die Mutter, die es erlebt hat. Antonia Weber hat ihren Heimatort an der Küste verlassen und in Hamburg ihr unabhängiges Leben begonnen. Die 22-jährige arbeitet als Sekretärin und wohnt bei der Zigarillo rauchenden Frau Konrad zur Untermiete, wie dies 1964 für unverheiratete Frauen üblich war. Doch Toni bleibt nicht lange allein. Eine zufällige Bekanntschaft bringt sie mit Edgar zusammen und schnell ist für beide klar, daß sie zusammenbleiben werden. Nach knapp zwei Jahren, in denen Toni in ihrem Job Karriere macht und zur Chefsekretärin aufsteigt, ergibt sich für Edgar eine berufliche Chance in Hongkong. Er zögert, doch Toni ermutigt ihn. Sie besitzt die Gewissheit, Edgar bald zu folgen, und den Mut für ein gemeinsames Leben in der unbekannten Metropole. Doch aller Liebe und allen Vorbereitungen, der Ankündigung der Flugtickets und einer Verlobung zum Trotz zerstört Edgars Feigheit alles. Toni wird niemals nach Hongkong reisen. Diese Geschichte erzählt Antonias Tochter, die nach dem Tod der Mutter sich an deren Leben erinnert und ihr eigenes reflektiert. Zu Beginn steht ein Zwiegespräch mit der Verstorbenen. Berührend sind die Fragen der Tochter. „Wie war dein letzter Abend, deine letzte Nacht? Warst du lange wach, wie so oft? Hattest du Angst, hast du dich einsam gefühlt? Oder hast du wirklich, wie wir alle glauben möchten, tief geschlafen, während der frühen Morgenstunden?“ Die Fragen bleiben unbeantwortet, doch stoßen sie eine Erinnerung an, der weitere Schritte in die Vergangenheit folgen werden. Wir erfahren, wie Toni und Edgar sich kennlernten, die Tochter erinnert sich sehr gut an die Erzählungen der Mutter. Toni hatte Edgar in der Straßenbahn „den Kopf verdreht“ und darauf gewartet, daß er sie anspricht, was auch geschah. Aber sich sofort auf die Einladung zu einem Kaffee einzulassen, widersprach den guten Sitten. Toni lässt Edgar schmoren, ob er wartet ist nicht nur für sie ein aufregendes Spiel. Spannend schildert die Tochter die Szene. Edgar ist für sie kein Unbekannter, sie weiß von der Mutter, welche Bedeutung diese knapp zweijährige Beziehung für die restlichen Jahrzehnte ihres Lebens hatte. Die Tochter kannte Edgars Elternhaus, das er regelmäßig im Sommer besuchte, und an dem die Mutter „jedes Jahr im Spätsommer vorbeigefahren war, um das Licht hinter den Fenstern zu sehen“. Sie beschließt, Edgar zu besuchen und ihm von Tonis Tod zu erzählen. Nach alternierendem Prinzip setzt Bilkau die Rückblicke und die Jetztzeit ihrer Erzählerin. Deren aktuelle private und berufliche Situation nimmt allerdings weniger Raum ein als die Geschichte von Toni und Edgar, an die kleine Notate aus der ersten Zeit erinnern, die in den Roman einfließen. Daneben stehen Erinnerungen an die Kindheit der Ich-Erzählerin. Edgars Verhalten hat nicht nur Toni, sondern sogar die später geborene Tochter beeinflusst. Sie leidet an ihrer unsteten Kindheit, den wechselnden Beziehungen der Mutter, dem Fehlen einer konstanten Vaterfigur. Im Traum sucht sie nach dem, was bleibt, und findet einen Schrank „voll mit Dingen, die meiner Mutter und Wolfgang gehört hatten. Was genau sich darin befand, spielte keine Rolle, nur das Gefühl von Überraschung und Erleichterung zählte. Da war also noch etwas von Wolfgang und meiner Mutter, da war noch etwas aus meiner Kindheit“. Sie trauert über den Verlust dieses Familienlebens, gegen das die Mutter sich entschieden hat. Von Abschiednehmen und Loslassen sind auch die Nebengeschichten des Romans geprägt. Wie Edgar Toni verlassen hat und Toni Jahre später den leiblichen Vater der Erzählerin und wiederum später ihren Mann Wolfgang, wurde auch die Künstlerin verlassen, für die die Tochter eine Ausstellung konzipiert. Die Geschichte Helene Schjerfbecks steht jedoch deutlich im Hintergrund. Wenn auch die Ende des 19. Jahrhunderts in Paris wirkende Künstlerin, in ihrem Mut und dem Scheitern daran sich als Vorläuferin Antonias zeigt, welche wiederum einen Bildband über die Malerin im Regal hatte. Auch Schjerfbeck scheiterte an der Liebe, zog sich von der europäischen Künstlermetropole zurück und verbrachte die restlichen Jahre ihres Lebens alleine mit ihrer Mutter in der finnischen Heimat. Ein weiteres Mutter-Tochter-Paar bildet die Erzählerin mit ihrer Tochter Hannah. Hannah strebt ihrer Freiheit und Unabhängigkeit entgegen und wird das Elternhaus gegen einen möglichst weit entfernten Studienort tauschen. Wieder ein Abschied und ein Loslassen, wenn auch diesmal nicht für immer. Bilkau schreibt in ihrem kunstvoll arrangierten Roman spannend und mit Empathie über unterschiedliche Formen des Abschieds und die Schwierigkeit sie zu bewältigen.

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Eine Liebe, in Gedanken

Von: Lese-katze92

26.06.2018

Edgar und Toni lieben sich, sie scheinen füreinander bestimmt. Sie sind nicht nur unzertrennlich, sondern träumen beide von einem besseren Leben zu zweit. Während Edgar mit seiner beruflichen Situation immer frustrierter erscheint, könnte es bei Toni kaum besser laufen. Doch schon bald zeichnen sich die ersten Beiden ab. Toni muss immer wieder schmerzlich erfahren, dass sie ihrer Zeit zu weit voraus ist. Während sie sich auch von erniedrigenden Situationen nicht ermutigen lässt, ahnt sie nicht, dass die größte Herausforderung noch bevorsteht, denn Edgar hat ein vielversprechendes Arbeitsangebot in Hongkong erhalten. Weit weg von Deutschland und weit weg von seiner geliebten Toni. Jahrzehnte später ist Toni friedlich entschlafen. Langsam und behutsam löst ihre Tochter nun den Haushalt auf. Dabei fallen ihr nicht nur all jene vertraute Dinge in die Hände, die ihr nur allzu vertraut sind, sondern auch ein Stapel Briefe. Jene Briefe, welche Edgar ihrer Mutter schrieb, als diese noch jung und voller Träue war. Sie lässt dabei nicht nur die Beziehung ihrer Mutter Toni und die von Edgar Revue passieren, sondern reflektiert zugleich auch das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunde lesen und bin noch immer sehr berührt von der zarten und behutsamen Schreibweise der Autorin. Sie erzählt in ihrem Roman nicht bur über die tragische Liebe zweiter Menschen voller Hoffnungen und Träume, sondern zeigt dem Leser auch auf, mit welchen Widrigkeiten eine junge Frau in diesen Zeiten zurechtkommen musste. Auch verdeutlicht ihr Werk, mit Blick in die Vergangenheit einer jungen Frau, wie viel sich teilweise für die Frauen heutzutage verändert hat, aber auch noch verändern muss. Die Liebe zwischen Toni und Edgar hat mich nicht nur Träumen sondern auch verzweifelt den Kopf schütteln lassen. Gerne hätte ich sie manchmal wachgerüttelt oder sie einfach nur getröstet. Aber auch die Beziehung zwischen Mutter und Tochter kam nicht zu kurz. So musste diese sich wichtigen Fragen stellen, wie "Habe ich genug Zeit mit meiner Mutter verbracht? War sie einsam? Habe ich meine Mutter wirklich gekannt?". Dies sind Fragen, die sich viele Menschen auch im echten Leben stellen sollten bzw. sicherlich stellen werden. Mit "Eine Liebe, in Gedanken", ist der Autorin eine einfühlsam und behutsam erzählte Geschichte gelungen, welche mich als Leserin nicht nur berühren konnte, sondern mich zugleich auch zum Nachdenken angeregt hat.

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„Du musst dir keine Sorgen machen“, hatte Antonia Weber zu ihrer Tochter gesagt, als diese begann, sich vor dem Alter und vor dem Alleinsein zu fürchten. „Du wirst den Reichtum deiner Gedanken haben.“ (S. 241) Antonia wusste, wovon sie sprach. In den frühen 60er-Jahren hatte sie sich in Edgar verliebt, von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm geträumt, sich sogar mit ihm verlobt. Toni hatte alles auf diese eine Karte gesetzt, und auch, nachdem die Beziehung zerbrochen war, hatte sie 50 Jahre lang nicht aufgehört, an Edgar zu denken und ihrer Tochter von der Zeit mit ihm zu erzählen. Gleichzeitig hatte sie auch nach der Trennung viele ihrer Träume gelebt, ein selbstbestimmtes Leben geführt, Reisen unternommen, zweimal geheiratet und ein Kind bekommen. Nach Antonias Tod, den Kristine Bilkau als Ausgangspunkt für ihren Roman Eine Liebe, in Gedanken wählt, findet die Tochter die alten Briefe und Fotos und beschließt, Edgar aufzusuchen. Noch vor dem Zusammentreffen mit dem Mittsiebziger trägt sie Details über die Geschichte dieser Liebe zusammen, die 1964 begann und 1967 endete. Meine Meinung: Der Roman ist im März erschienen, und eigentlich wollte ich ihn noch im selben Monat lesen. Vor kurzem habe ich ihn dann endlich von meinem SuB gefischt, aber jetzt tut es mir fast leid, dass ich damit nicht bis zu den Sommerferien gewartet habe. Nicht, weil er ein seichtes Lesevergnügen für den Strand wäre, sondern damit die Bilder, die er zeichnet, genug Zeit zum Nachklingen haben und nicht sofort wieder im Alltagsstress versinken. Kristine Bilkau fängt die Stimmung einer Zeit der gesellschaftlichen Veränderungen ein. Antonia gehört der ersten Generation „moderner“ Frauen an: einer Generation, für die Berufstätigkeit eine Selbstverständlichkeit zu werden begann, die sich den einen oder anderen bescheidenen Luxus leisten konnte, die nicht mehr vollkommen in strikten Moralvorstellungen gefangen war, die Beziehungen eingehen, sich wieder trennen und ein Kind alleine großziehen konnte, ohne sofort und automatisch im gesellschaftlichen Abseits zu landen. Heute sind diese Frauen Großmütter und Urgroßmütter, und beim Lesen von Antonias Geschichte wurde mir bewusst, dass ihr Leben dem heutiger junger Frauen schon ähnlich war. Der Gedanke an diese heute alten Frauen hat es für mich umso reizvoller gemacht, einen Blick in Tonis Leben in den 1960er-Jahren zu werfen: eine junge Frau wie viele andere seither, nicht immer diszipliniert, aber ambitioniert, manchmal in ihre Träume versponnen, aber doch in der Lage, das Leben zu meistern. Der Autorin geht es laut eigener Aussage um die Frage, ob wir eigentlich wirklich wissen können, wer unsere Eltern gewesen sind. Ich bin nicht sicher, ob wir das wissen können oder überhaupt wissen sollten. In jedem Fall ist Toni aber bereit, über alles, was geschehen ist und was sie bewegt offen zu sprechen, und auch das ist schon eine sehr moderne Einstellung. Das andere Thema des Romans ist für Kristine Bilkau die Frage, was eigentlich erfüllte Liebe ist. Für mich hat Antonias Liebe zu Edgar ein bisschen etwas von einer Romeo & Julia-Geschichte. Wir wissen von Anfang an, dass die Sache nicht gut ausgehen wird, aber trotzdem habe ich den beiden das Happy End bis zum letzten Kapitel gewünscht. Die Geschichte ist also auch sehr romantisch (und damit doch etwas für den Strand), kommt aber ohne Kitsch aus und überlässt es der Leserin, die Frage nach der erfüllten Liebe zu beantworten. Auch dafür sollte man sich Zeit nehmen, und das ruhige Tempo der Geschichte lädt dazu ein. Ich danke dem Luchterhand Literaturverlag herzlich für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!

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Von Kristine Bilkau hatte ich bereits „Die Glücklichen“ gelesen. Ein Buch, das mich tief berührt und absolut begeistert hat und von mir immer wieder gerne empfohlen wird. Natürlich wollte ich daher unbedingt wissen, ob „Eine Liebe, in Gedanken“ da auch mithalten kann. So viel vor ab – nicht ganz, aber fast. Wir haben hier im Grunde zwei Erzählstränge, wobei der eine eher nebensächlicher ist. Hauptsächlich geht es um Antonia und Edgar. Wir befinden uns in Hamburg im Jahr 1964. Beide sind wie füreinander gemacht und teilen sich den Traum einer Zukunft weit ab von ihrer Herkunft. Sie sind im Krieg geboren und damit gewohnt, von Härte und Verdrängung umgeben zu sein. Ein harte, spannende, rasante Zeit, in der es plötzlich möglich war, bis nach Hongkong in kurzer Zeit zu fliegen oder bis dorthin zu telefonieren. Toni und Edgar – sie wollen die Welt kennenlernen und anders leben und lieben als ihre Eltern. Und so ergreift Edgar die Chance, als ihm seine Außenhandelsfirma anbietet, in Hongkong ein Büro aufzubauen. Er verspricht fest, dass Toni folgen soll, sobald er dort Fuß fasst. Doch er vertröstet sie immer und immer wieder, hat vielleicht Angst davor, dass das Abenteuer dann zu etwas Schlechtem wird, weil sie scheitern könnten. Bis Toni schließlich nicht mehr kann und die Verlobung nach rund einem Jahr löst, denn sie kann es nicht mehr, immer nur warten, bangen, hoffen. Es wird Zeit, wieder zu leben. Doch ob ihr das gelingt? Wie ihr Leben weitergeht, nachdem sie sich auseinanderlebten? Wie lange sie vom Trennungsschmerz noch verfolgt wird? Das zieht sich wie ein Faden durch das ganze Buch. Eine Geschichte, die Tonis Konflikt zwischen Freiheit, Unabhängigkeit aber auch dem Wunsch nach Geborgenheit und fester Bindung authentisch und berührend verbindet. Wir entdecken die Geschichte von Toni und wie es ihr in den Jahren danach erging gemeinsam mit ihrer Tochter rund 50 Jahre später. Denn nach dem Tod ihrer Mutter frag sie sich, ob Toni je über Edgar hinweg kam, ob sie gescheitert ist oder doch ein gutes Leben lebte. Ob sie, wie sie immer wünschte, selbstbestimmt und frei bis zum Lebensende war? Trotz dieses jahrelangen Schmerzes, der sie bis ans Ende an Edgar band. Vieles erfährt sie dabei aus alten Briefen, die sich Edgar und Toni gegenseitig sendeten. Ich mochte den Charakter von Toni sehr. Es fühlte sich sehr authentisch an. Man merkte den kleinen Zwiespalt zwischen dem Wunsch, doch irgendwie an Idealen festzuhalten. Der Erziehung und Tradition, die noch tief verwurzelt war und dem Wunsch eine unabhängig, eigenständige, selbstbestimmte Frau zu sein und sich eine Karriere und ein freies Leben aufzubauen. Wir erleben, wie Toni anfängt, auf eigenen Beinen zu stehen und das Leben für sich entdeckt und ich mochte ihre freche, leicht wilde Art und die Art, wie sie das Leben einfach am Schopf packt und sich nicht zu viele Gedanken über das morgen macht. Edgar hingegen ging mir sowas von auf die Nerven. Zwar mochte ich einige Momente der beiden sehr. Aber Edgar war so ein ständiger Schwarzseher und Nörgler. Er konnte sich nie einfach mal frei machen, die positiven Dinge sehen und einfach Mal darauf vertrauen, dass Toni und er eine Chance verdient haben und das man auch gemeinsam die schlimmsten Hürden meistern könnte. Dennoch mochte ich die Geschichte und wie man gemeinsam mit der Tochter entdeckt, wer Toni war und wie sie wohl weiterlebte. Der Moment, in dem man merkt, dass man niemals die ganze Facette begreifen und wissen kann. All das verpackte Kristine Bilkau auch wieder in dem so sanften, angenehmen und klaren Schreibstil. Sie schweift nie aus, schmückt nicht viel aus, schreibt fast etwas kühl und dennoch geht der Stil unter die Haut. Doch finde ich kratzt sie hier etwas an der Oberfläche. Sie geht in beiden Beziehungen nicht so richtig in die Tiefe und nervte mich mit Edgar einfach sehr, weshalb mir das Buch, insbesondere der Schreibstil, zwar gut gefiel, es aber nicht an diesen Zauber, den „Die Glücklichen“ ausstrahlte, und diesen Tiefgang herankommt. Dennoch ein empfehlenswertes Buch, für alle, die es ruhiger und sanfter mögen und Geschichten lesen möchten, bei denen jeder Satz wohlüberlegt gesetzt ist ohne viel Schnickschnack.

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Wenn eine Liebe das ganze Leben beeinflusst

Von: inyanmni aus Kiel

11.06.2018

Toni und Edgar begegnen sich Mitte der 1960er Jahre in Hamburg, verlieben sich ineinander und planen eine gemeinsame Zukunft. Als Edgar nach Hong Kong geht, um dort eine Niederlassung seiner Firma aufzubauen, soll Toni eigentlich nachkommen und mit ihm dort leben. Er vertröstet sie allerdings immer wieder, und nach einem Jahr des Wartens löst Toni die Verlobung. 50 Jahre später, nach dem Tod ihrer Mutter, beabsichtigt Tonis Tochter, Edgar ein einziges Mal zu treffen, um Antworten auf das große Rätsel im Leben ihrer Mutter zu finden. All diese Wendungen nimmt bereits der Klappentext vorweg, so dass man hier schwerlich zu viel verraten kann. Was man meiner Meinung nach allerdings noch dazu sagen sollte, ist, [kleiner SPOILER] dass es keine Antwort auf die offensichtliche Frage geben wird, warum Edgar Toni damals hängen gelassen hat. Wer auf dramatische, spannende Enthüllungen hofft, sollte also lieber die Finger von diesem Buch lassen. „Eine Liebe, in Gedanken“ ist genau das, was der Titel verspricht: eine stille Geschichte, die sich aus Aufzeichnungen, Erinnerungen und Gedanken an eine Liebe speist, und die Geschichte einer starken Frau, der es vor allem um ihre Freiheit geht. Es gibt wunderbar berührende Passagen, mich hat es aber letztlich doch gestört, dass alle Eckpunkte der Handlung bereits im Klappentext vorweg genommen werden. Außerdem fand ich es beim Lesen etwas irritierend, dass die der Gegenwart nähere Geschichte von Tonis Tochter im Präteritum erzählt wird, während die 50 Jahre zurückliegende Perspektive von Toni im Präsens geschildert wird. Alles in allem ließ sich das Buch gut lesen, es hat mich aber emotional nicht wirklich mitgenommen, da ich mich weder mit Toni noch mit ihrer Tochter identifizieren konnte. Auch die Mutter-Tochter-Thematik zwischen Toni und ihrer Tochter bzw. zwischen dieser und ihrer eigenen Tochter Hanna hat mich leider nicht abgeholt, was aber durchaus an mir liegen mag.

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