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Rezensionen zu
Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Gerhard Jäger

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"Es gibt Momente, Orte, die dir Angst machen. Du weißt, dass da etwas ist, das auf dich wartet, gesichtslos, namenlos, jenseits aller Begriffe, jenseits aller Konturen, und doch, es ist da, du spürst es, und du weißt nur eines: Es ist nichts Gutes." Zum Schreiben hat sich der junge Historiker Max Schreiber 1950 in ein Tiroler Bergdorf zurückgezogen. Einsam ist es hier und die Dorfbewohner voller Misstrauen dem Fremden gegenüber, denn er rüttelt an alten Geheimnissen. Er fühlt sich hingezogen zu einer jungen Frau, doch da ist noch der Kühbauer, der schon lange um Maria wirbt. Jemand stirbt und ein Stall brennt, aber zur Klärung bleibt keine Zeit, denn die Lawinen bedrohen das Dorf und alle bangen um ihr Leben. Fast 60 Jahre später fliegt der achtzigjährige John Miller von Amerika nach Innsbruck, um Recherchen über einen Mörder, seinen Cousin, durchzuführen. Der Schreibstil erinnert an ein Gemälde. Jeder Satz ein Pinselstrich, der emotionsgeladene Bilder entstehen lässt. Gerhard Jäger hat einen besonderen Sprachrhythmus, der fesselt und besondere Gefühle heraufbeschwört. Verschiedene Zeit- und Erzählebenen, lange verschachtelte Sätze, die sich erstaunlich gut lesen lassen und akzentuierte Wiederholungen einzelner Sequenzen, zeichnen den Stil aus. "...aus seinem Mund kommen Berge und Hügel, Gipfel und Grate, Wälder und Schluchten, Wege und Pfade, ein paar rot glühende Sonnenstrahlen wie Farbtupfer auf die Bergspitzen gesetzt, zimmern weitere Buchstaben die kleine Alm, die in einer Senke an einer steilen Bergflanke vor den wütenden Winden des Hochgebirges Schutz sucht und Schutz bietet, seit vielen, vielen Jahren, all den Hirten, die die Sommer hier verbringen, hier, bei den Kühen, die die Hänge und die wenigen Ebenen abweiden, ruhig und bedächtig, denn es ist ein friedliches Leben." Es liegt von Anfang an eine spürbare Spannung in der Luft. Ein Fremder, der in die abgeschnittene harte Welt des kleinen Bergdorfes eindringt. Man sieht förmlich, wie Max Schreiber argwöhnisch beobachtet, jeder Schritt und jedes Wort kritisch bewertet wird. Sagen, Mythen und Aberglaube spielen hier eine große Rolle. Unbewusst schürt Max den Unwillen der Dörfler, als er sich für die stumme Marie interessiert. Sein anfänglich als Roman geplantes Buch wird immer mehr zu einem Tagebuch, dessen Form sich von der Ich-Erzählung zur Betrachtung wandelt und seine Unruhe, Verlorenheit und Ängste widerspiegelt. Dann kommt der Winter, so kalt, brutal und unberechenbar, dass man beim Lesen eine Gänsehaut bekommt. Vom geschichtlichen Lawinenwinter 1951 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29192063.html) hatte ich vorher noch nichts gelesen und wurde von der unfassbaren Wucht der Lawinen sprichwörtlich mitgerissen. Man kämpft gegen die Schneemassen, die die Häuser einstürzen lassen und am Ende nur noch ums nackte Überleben. Zusammengedrängt in der Kirche hört man das Donnern der ins Tal krachenden alles zermalmenden weißen Flut. Viele kommen darin um, werden vermisst, so auch Max Schreiber. Nur sein Manuskript taucht später wieder auf. Hier setzt die Rahmenhandlung ein. Im Jahr 2006 fliegt der achtzigjährige Amerikaner John Miller nach Österreich, um am spürbaren Ende seines Lebens der Spur eines Mörders zu folgen. Im Innsbrucker Landesarchiv liest er das Manuskript von Max Schreiber, taucht in dessen Geschichte ein und lässt den Leser am Geschehen teilhaben. Eigene Erinnerungen führen ihn immer wieder fort in die Vergangenheit, wecken Gefühle und Sehnsüchte nach seiner verstorbenen Frau Rosalind: "...Rosalind über eine Kiste mit Büchern gebeugt, Rosalind mit einem alten Schmöker am Fenster sitzend, Rosalind in einer angeregten Diskussion mit einem Kunden, Rosalind die mir mit einem triumphierenden Blick ein seltenes Exemplar reicht, Rosalind, Rosalind." Das Lesen wühlt den alten Herren sichtlich auf und man bangt um dessen Gesundheit. Nach und nach wird ersichtlich, dass auch seine Lebensgeschichte ein Geheimnis birgt, welches bis zum Schluss verborgen bleibt. Mich hat dieser Roman mit seiner poetisch eindringlichen Art schlicht und einfach begeistert. Ein absolut empfehlenswertes Lesehighlight.

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Würde man im Stehen lesen, wäre dieser Roman eine Gefahr, so umwerfend wie er ist. Poetischer kann man über derart ernste Themen wie Tod und Isolation gar nicht mehr schreiben. Fast lässt das die Dramatik vergessen, die düsteren Gedanken wirken weniger düster und die Ablehnung der Dorfbewohner dem jungen Historiker gegenüber gar nicht mehr so feindselig. Dieser spezielle Roman ist in zwei Zeitebenen gegliedert. Im 21. Jahrhundert reist ein älterer Amerikaner nach Innsbruck und will Näheres über das Verschwinden seines Cousins Max Schreiber ermitteln. Er soll zuletzt in einem Tiroler Bergdorf gesehen worden sein. Dieser Cousin ist jener Historiker, der im Dorf zu einem Verbrechen aus dem 19. Jahrhundert recherchierte und darüber ein Buch verfassen wollte. Dieser Roman ist ein absolut ausgezeichnetes Lesevergnügen – in vielerlei Hinsicht. Über die starken 400 Seiten hinweg schafft es Gerhard Jäger durchgehend, seine unglaubliche Sprachgewalt einzufangen, zu komprimieren, und so die vielen Lesestunden zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen. Und es sind nicht nur viele Stunden, weil das Buch dick oder man wenig Zeit hat, sondern weil man sich bei dieser unglaublich schönen Sprache die Sätze einfach auf der Zunge beziehungsweise im Gehirn zergehen lassen muss, was natürlich das gesamte Lesetempo verlangsamt, aber den Lesegenuss absolut steigert. Ein Lesegenuss, der einem Kinobesuch gleichkommt.

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Winter. Kälte, Eis und Schnee. Viel Schnee. Eine Menge, die rasend schnell von den Hängen des Berges den Weg ins Tal sucht, auf ihrem Weg alles und jeden unter sich begräbt und auslöscht, der Mensch trotz seiner vermeintlichen Stärke hilflos wirkt. So wird es gewesen sein, in jenem Januar 1951 in einem Tiroler Dorf. Zeit und Ort mit realem Hintergrund – der sogenannte Lawinenwinter in den Alpen hat damals vor mehr als 65 Jahren für Schlagzeilen gesorgt – setzt der Österreicher Gerhard Jäger in den Mittelpunkt seines Debüts, dessen langer Titel „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ schon vieles verrät, aber eben noch nicht alles. Die vier Worte fassen nicht nur die markantesten Ereignisse rund um den Aufenthalt des 25-jährigen Historikers Max Schreiber zusammen, der im Herbst 1950 in ein Tiroler Bergdorf kommt, um für ein Buch mehr über die historische Geschichte der Katharina Schwarzmann, einer vermeintlichen Hexe, die in ihrem Haus bei lebendigem Leib verbrannt war, zu erfahren. Diese vier Worte benennen auch die Gemeinsamkeiten zwischen jenen Geschehnissen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sowie der Rahmenhandlung, die einen zweiten Erzählstrang des Romans bildet. Darin wird von dem Amerikaner John Miller berichtet, der sich 2006, wenige Jahre nach dem tragischen Tod seiner geliebten Frau Rosalind, auf die lange Reise nach Europa begibt, um im Landesarchiv Innsbruck die Geschichte seines Cousins, eben jenes Max Schreibers, nachzurecherchieren, vor allem dessen Schuld zu widerlegen. Worin diese Schuld liegt, wird erst am Ende des Romans erzählt; wenn auch diese Wendung nicht so überraschend wirkt. Intensiv beschäftigt sich der 80-jährige Amerikaner mit den Niederschriften Schreibers und besucht gar jenen Ort, an dem die Lawinenkatastrophe sowie zeitgleich eine verzwickte Dreiecks-Geschichte zwischen Max, der jungen und stummen Frau Maria und dem alteingesessenen Georg Kühbauer für angespannte Stimmung unter den Einwohnern sorgen. Dabei trat nach den ersten Wochen, in denen sich der Wiener promovierte Historiker an dem abgeschiedenen Ort hoch oben in den Bergen und vor allem an die oft merkwürdigen Verhaltensweisen der kauzigen Einwohner gewöhnt hatte, eine spürbare Harmonie ein – trotz der Skepsis und der Feindseligkeit, die Schreiber als Großstadtmensch und Gebildeter zu Beginn entgegengeschlagen waren. Nachdem er in den ersten Wintertagen und nach dem ersten Schnee den Einwohnern unter die Arme greift, so auch Georg Kühbauer und dessen Bruder Hans unterstützt, wird der Fremde, der zuvor von seiner Freundin verlassen wurde, in die Gemeinschaft aufgenommen. Doch das Blatt wendet sich wieder, als sowohl Georg als auch Max erfahren, dass der jeweils andere für die stumme Maria nicht unwesentliche Gefühle hegt und sich die Bewohner zudem auf die Seite Georgs stellen. Dann kommen die Lawinen und bringen den Tod. Das ganze Dorf ist in Gefahr. Nach den ersten Opfern werden die Einwohner des Oberdorfs in das Unterdorf gebracht. In der Kirche und im Pfarrhaus treffen auf engstem Raum die Lebenden auf die Toten, wird der Rosenkranz gebetet. Hilfsaktionen, um die Tiere zu versorgen oder weitere Menschen in Sicherheit zu bringen, werden unternommen. Das sonst so idyllische Dorf wird zu einem beklemmenden und gefährlichen Ort, in dem jeder, ob Kind, Erwachsener oder Greis, um sein Leben bangt. Diese Szenen sind die stärksten des Buches, denn Jäger gelingt es, trotz des Verharrens an jenem Ort, der wie erstarrt unter einer Glocke zu liegen scheint, eine atemlose Spannung aufzubauen und zu halten. Vor allem auch deswegen, weil er das Innenleben der Protagonisten, ihre Gefühle, ihre Zweifel, ihre Ängste mit seiner eigenwilligen Sprache ausleuchtet. Die stetigen Wortwiederholungen, Mantras gleich, sind in diesem Buch nicht Ausdruck der Überambitioniertheit des Autors. Sie erschaffen erst jene eindrücklichen Bilder, jene markanten Personen und ihre Geschichten und Schicksale, die Jäger strategisch klug nach und nach als kostbare Trümpfe ausspielt. Sei es eben die Geschichte jener Hexe, die Herkunft des alten Seilers, der viele Geschichten zu erzählen weiß, oder die Vorliebe von Millers Frau Rosalind für die Indianer. Mythische Geschichten, so Sagen oder das merkwürdige Orakel der alten Gertraudi, spielen eine nicht unwesentliche Rolle. Auch die Landschaftsbeschreibungen beeindrucken. „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ist das Buch schlechthin für den Winter, das ein intensives, ja magisches Leseerlebnis bietet. Nur ein Wunsch bleibt unerfüllt: Dass die Geschehnisse, in dem Miller den Ort nach vielen Jahren wieder aufsucht, mehr Seiten und Raum bekämen. Denn in diesen Szenen zeigt sich der starke, jedoch auch faszinierende Kontrast zwischen einem Tiroler Ort damals und heute. Der Tourismus hat vieles verändert. Als Schreiber einst mit dem Bus die einzige und enge Straße zwischen Tal und Dorf hinauffuhr, war er der einzige Fahrgast, später der einzige Gast, der sich in das noch leere Gästebuch des Gasthauses einschreibt. Aber auch ohne dieses Mehr an Umfang bleibt der Roman ein großer Wurf, ein wunderbares Werk, das Respekt verlangt, vor allem wenn man weiß, dass dieses Buch ein Debüt ist.

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Auf der Suche nach der Wahrheit... Im Herbst des Jahres 1950 reist der junge Historiker Max Schreiber aus seiner Heimatstadt Wien in ein kleines Tiroler Bergdorf, um mehr über ein mysteriöses Verbrechen zu erfahren, das sich Mitte des 19. Jahrhunderts dort ereignet hat. Als Max, der den ganzen Winter dort verbringen will, sich bei den Dorfbewohnern umhört, stößt er auf Misstrauen und Ablehnung. Irritiert von dem Verhalten zieht sich der 25-jährige immer mehr zurück, konfrontiert mit der Abgeschiedenheit der Berge. Einzig eine stumme junge Frau erweckt seine Aufmerksamkeit... Doch eines Tages überschlagen sich die Ereignisse: Es gibt einen seltsamen Todesfall, eine Scheune brennt bis auf die Grundmauern nieder und der Winter hält Einzug - in diesem Jahr mit einer unglaublichen Wucht. Mit den Schneemassen brechen tödliche Lawinen über das Dorf herein. Doch damit nicht genug: Max Schreiber gerät unter Mordverdacht und plötzlich fehlt jede Spur von ihm. Über fünfzig Jahre später reist ein älterer Mann in die Gegend mit dem Ziel, die Wahrheit herauszufinden. Was ist damals, als der Winter mit aller Macht kam, wirklich passiert? Die Spurensuche beginnt... "Es gibt Momente, Orte, die dir Angst machen. Du weißt, dass da etwas ist, das auf dich wartet, gesichtslos, namenlos, jenseits aller Begriffe, jenseits aller Konturen, und doch, es ist da, du spürst es, und du weißt nur eines: Es ist nichts Gutes." - Seite 20 Dieses Buch hat mir mit seinem beeindruckendem Erzählstil sehr gefallen! Es ist eine Mischung aus Krimi, einer kleinen Liebesgeschichte und einem großen Drama - alles angesiedelt in einem kleinen Tiroler Bergdorf. Vor einem beeindruckendem Bergpanorama spielt sich eine Geschichte ab, die sich langsam dramatisch zuspitzt - die unerwarteten Schneemassen spielen dabei eine traurige Rolle... Die Handlung hat zwei Erzählebenen: Zuerst lernen wir den älteren Mann Mr. Miller kennen, der zu einer Reise aus den USA nach Innsbruck aufbricht, mit der Hoffnung, dort die Wahrheit zu finden: Anfang der fünfziger Jahre verschwand ein Verwandter spurlos. Dabei wird er immer wieder von Erinnerungen eingeholt. Dann geht es in die Vergangenheit, ins Jahr 1950, als sich der Wiener Historiker Max Schreiber in ein abgeschiedenes Bergdorf aufmacht, um dort nach einem Verbrechen zu forschen, dass ein Jahrhundert zurückliegt. Doch mit dem, was er in diesem Winter erlebt, hat er nicht gerechnet... Die regelmäßigen Wechsel der beiden Ebenen sind sehr gut aufeinander abgestimmt, nach und nach kommt alles ans Licht. Dieses Buch sticht vor allem mit einem heraus: Dem bildgewaltigen, großartigem Erzählstil. Sehr detailreich und mit einer poetischen Note schildert der Autor hier die Atmosphäre des kleinen Dorfes und des Winters, dessen Idylle trügt. Gerade die Momente, als der Schnee alles einhüllt, sind sehr aussagekräftig. Doch neben den Schauplätzen gibt es auch eine sehr spannende Handlung, die einiges zu bieten hat. Die Sätze sind oft verschachtelt und lang - aber gerade das macht diesen leicht poetischen Schreibstil aus. Das Cover -ganz in Weiß gehalten mit einer einsamen Gestalt, die durch den Schnee stapft- ist, genau wie der Titel, sehr gut auf den Inhalt abgestimmt. "Und er blickt zurück zum Dorf, alles liegt unter einer dicken weißen Schneedecke, auf der die Sonne blinkt, fast schon meterhoch die Schneewände auf den Seiten der freigeschaufelten Straßen, Gassen und Wege, eine idyllische Szene, eine friedliche Szene, die nichts verrät von den Leichen, die im Keller liegen, und Schatten, die nachts ihrer Wege gehen." -Seite 249 Mein Fazit: Ein beeindruckendes Buch, dass mit seiner wunderbaren Erzählweise überzeugt. Ein detailreich geschildertes Winterpanorama, hinter dem sich eine tödliche Gefahr verbirgt. Dazu gibt es noch eine packende Handlung, die einerseits sehr spannend ist, andererseits aber -aufgrund der Katastrophe- auch berührend und traurig ist. Es gibt ausgewählte Momentaufnahmen, in dem man die Hauptcharaktere sehr gut kennen lernt - ihr Denken und Handeln wird bis in kleinste Detail beschrieben. Alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt. Ein sehr gelungener Roman - anders, besonders und sehr lesenswert!

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Der junge Historiker Max Schreiber aus Wien, kommt 1950 in ein kleines Tiroler Alpendorf um für ein Buch zu recherchieren. Er sammelt Informationen über die „Hexe“ Katharina Schwarzmann, die vor 100 Jahren in ihrem Haus verbrannte. Die Dorfbewohner sind eine eingeschworene Gemeinschaft und begegnen Schreiber mit Misstrauen und sind sehr wortkarg. Über Katharina Schwarzmann will keiner sprechen. Schreiber fühlt sich sehr einsam und fremd. Doch nach und nach gelingt es ihm etwas Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen, aber dann verliebt er sich in die stumme Maria, um die sich jedoch schon ein junger Bauer bemüht. Als kurz danach der Winter mit voller Macht und mit ihm die Lawinen kommen, eskaliert die Situation… Das Buch/Hörbuch beginnt in der Gegenwart. Der 80 jährige Amerikaner John Miller fliegt nach Innsbruck um im dortigen Landesarchiv Recherchen über seinen im Jahr 1951 verschollenen Cousin Max Schreiber anzustellen. Diese Kapitel, die von John Miller handeln, sind wunderbar stimmungsvoll geschrieben und werden von Peter Matić (der deutschen Synchronstimme von Ben Kingsley) gelesen. Dieser Anfang und vor allem diese tolle und passende Stimme haben mich sofort gepackt. Dann beginnt die Geschichte von Max Schreiber. Gerhard Jäger schreibt hier sehr sprachgewaltig und poetisch, aber auch sehr ausführlich. Beim Hörbuch haben mich die Ausführlichkeit, die Um- und Beschreibungen nicht gestört, beim Lesen ist das aber vielleicht anders. Die Atmosphäre ist durchgehend düster und manchmal bedrohlich. Beim Hören habe ich genau die Abneigung der Dorfbewohner gespürt, die Einsamkeit Schreibers, sowie seine Liebe zu Anna und seine Eifersucht. Genauso wie ich die bedrohlichen Bergmassive und den vielen Schnee vor mir sehen konnte und die Kälte gespürt habe. Die Krimihandlung spielt bei diesem Roman eine untergeordnete Rolle, es ist eher eine stimmungsvolle Erzählung über einen Fremden in einem kleinen Alpendorf in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Mich hat dieses Buch nachhaltig berührt.

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Nach Lesen eines Buches versuche ich für mich selbst oftmals, das Buch in drei Worten zusammenzufassen. Nach „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ konnte ich aber nur noch an eines denken und das war die bildgewaltige, malerische Sprache, der sich Gerhard Jäger in seinem Debüt(!) bedient hat. Ich war ehrlich gesagt schon länger um das Buch herumgeschlichen, wusste aber nie, ob mich die Geschichte eines Historikers in einem kleinen österreichischen Bergdorf um 1950 wirklich packen könnte. Letztendlich war ich – wieder einmal – doch zu neugierig und musste feststellen: Ja, eine solche Geschichte kann fesselnd sein und mich sogar überraschen. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart mit John Miller, einem 80jährigen amerikanischen Mann, der das Schicksal seines Cousins, der 1951 in einem Tiroler Bergdorf umgekommen sein soll, nachverfolgen und wissen will, was damals eigentlich wirklich passiert ist. Bei seiner Suche im Landesarchiv findet er ein Manuskript seines Cousins, dem Historiker Max Schreiber, das dessen eigene Geschichte erzählt. In das Dorf gekommen, um eigentlich einen Roman über die Verbrennung einer vermeintlichen Hexe vor über 100 Jahren zu schreiben, stößt er bei den Bewohnern nur auf Misstrauen und Ablehnung, sodass sich seine Pläne in Bezug auf sein Buch schnell ändern und er beschließt, stattdessen über sich selbst zu schreiben. Das Misstrauen der Dorfbewohner wächst jedoch weiter, als es zu einem Todesfall im Dorf kommt und Schreiber sich darüber hinaus auch noch in die stumme Maria verliebt, die die Nachfahrin der verbrannten Hexe ist. Als das Tal von Lawinen heimgesucht wird, nimmt das Unglück dann endgültig seinen Lauf. Auch wenn der Roman Themen anspricht, die mich auf dem ersten Blick eigentlich gar nicht wirklich interessieren, hat Gerhard Jäger es geschafft, dass das Buch mich mitgerissen hat und ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Mir gefiel dabei insbesondere die eigene Dynamik des Dorfes, seine eigentümlichen Bewohner und wie Schreiber verzweifelt versucht, sich irgendwie einzugliedern und anerkannt zu werden, statt stets nur missfallende Blicke und Worte zu ernten. Gerade, als ihm das gelungen ist, passiert jedoch ein Unglück nach dem anderen und Schreiber muss sich der Kraft der Liebe, der Lawinen und des Zusammenhalts der Dorfbewohner geschlagen geben. Für mich sticht „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ besonders wegen seiner dichten und wortgewaltigen Sprache hervor. Ich hatte zwar, gerade gegen Ende des Buches, das Gefühl, dass durch die fast schon poetische Sprache die Situation Schreibers völlig (über)dramatisiert wurde, gleichzeitig passte es aber irgendwie auch zu dem Gefühl der Ausweglosigkeit, welches der Protagonist fühlen musste. Auch wenn viele Dinge sich absehen ließen, war das Buch für mich bis zur letzten Seite spannungsgeladen und überraschend. Dennoch gab es auch einige Passagen, bei denen ich das Gefühl hatte, die Handlung tritt ein wenig auf der Stelle und kommt nicht wirklich voran. Dafür mochte ich die Kapitel, in denen es um die Dorfbewohner und ihre Vergangenheit ging mit am meisten, weil viele Verhaltensweisen sich so besser erklären ließen und man somit ein nahezu vollständiges Bild dieser isolierten Dorfgemeinschaft bekommen konnte. Für kalte Wintertage ist „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ genau das richtige, denn dieser ätmosphärische Roman bietet die perfekte Mischung aus historischen Elementen, Liebesgeschichte und auch Drama. Gerhard Jäger beschreibt die Winterwelt und die Bewohner des kleinen Dorfes mit unfassbar viel Bildgewalt und Präzision und schafft es auch auf den letzten Seiten noch, den Leser zu überraschen. 4/5

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Debütromane haben auf mich einen ganz besonderen Reiz, denn ich warte immer noch auf den Autor unserer Zeit, den ich gern über mehrere Werke verfolgen würde - bis dato Fehlanzeige. Habe ich scheinbar einen Schriftsteller für mich entdeckt, dann bin ich meist von seinen weiteren Werken dann doch wieder enttäuscht. Gerhard Jäger kommt mir daher gerade recht. Ein Buch mit einem sehr ansprechenden Cover und einem Titel, der eine geheimnisvolle Geschichte verspricht, ist genau das, was bei diesem ungemütlichen Wetter mit aufs Sofa darf. Der frisch promovierte Wiener Historiker Max Schreiber will in einem altertümlichen Dorf in den Tiroler Alpen dem Geheimnis der Mitte des 19. Jahrhunderts lebenden Hexe Katharina Schwarzmann auf den Grund gehen. Diese soll in ihrem Haus verbrannt sein und Schreiber ahnt, dass es sich um eine Hexenverbrennung handeln könnte, die zu der damaligen Zeit jedoch nicht mehr hätte stattfinden dürfen. An Kooperativität seitens der Dorfbewohner ist jedoch nicht zu denken. Bei ihnen stößt Schreiber nur auf Argwohn, Ablehnung und Schweigen, so dass er im Alleingang den Abgründen auf die Schliche kommen muss. Dass er sich zudem leidenschaftlich in die stumme Maria verliebt, eine Liebe, die nicht sein darf, macht seine Ermittlungen nicht leichter. Der Aufenthalt des Historikers in dem Bergdorf nimmt immer dramatischere Züge an und alles droht zu eskalieren, als auch noch ein Bauer tödlich verunglückt. Welch ein poetisches Feuerwerk! Wo hat sich der Autor Gerhard Jäger all die Jahre versteckt? Sollte er die Zeit allein genutzt haben, um eben diesen Roman zu schreiben, dann hat es sich mehr als nur gelohnt. Hätte ich doch nur einen Hauch seiner Gabe, Worte verschmelzen zu lassen, einiges würde ich dafür geben. Der Roman ist ein Werk, dass man mit allen Sinnen genießen kann. Man riecht die von Schnee überladenen Landschaften, hört das leise, zerknirschte Gebrabbel der doch schweigenden Dorfgemeinschaft, schmeckt die Leidenschaft, die Max und Maria verbindet, sieht die Gefahr lauern und wenn man möchte, fühlt man schlussendlich Marie auch noch in den Armen von Max. Sprachlich für mich ein Meisterwerk. Gepaart mit feinen stilitischen Mitteln, gibt dieser Roman das wieder, was eine imposante Bergwelt ausmacht - Kraft, Größe, Gewalt und Bedrohung. Stets düster verpackt, schafft Jäger es von Anfang an, den Leser mit seinem Buch in den Bann zu ziehen. Das Zusammenspiel von Wärme und Kälte verschafft dem Roman etwas, was nicht mal so nebenbei entsteht. Hier hat der Autor den Roman so gekonnt in Gegensätze gehüllt, dass eine verblüffende Harmonie enttsteht. Die Wärme geprägt durch die Leidenschaft zwischen Maria und Max auf der einen Seite und auf der anderen Seite die ausstrahlende Kälte der Schneelandschaften. Und was mich besonders begeistert, ist die Wirkung der steten feinen Wortwiederholungen. Meines Erachtens das beste Stilmittel, um einer bestimmten Sache Ausdruck zu verleihen, ohne aber aufdringlich zu sein. Gerhard Jäger ist ein Autor für die Romane, die ich mir schon immer gewünscht habe. Kein Buch, das schon tausendfach in den Buchhandlungen zu finden ist. Endlich einmal etwas anderes, was als das vereint, was der Leser sich wünscht und zu träumen fast gar nicht gewagt hat. Aber auch Träume können Wirklichkeit werden. Ein fulminantes Werk, das prämiert gehört.

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Ein Buchschatz!

Von: Marie aus Trostberg

22.12.2016

Das Buch hat mich sehr beeindruckt! Die bildliche Sprache vermittelt ein angespanntes Gefühl, dass sich durch die gesamte Handlung zieht. Für mich hat sich der Roman als perfektes Geschenk etabliert.

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