Von:
Nicolas Jagla
aus Bamberg
04.01.2017
Das Buch „Geopferte Landschaften“ wurde 2016 von Georg Etscheit über den Heyne-Verlag herausgegeben und positioniert sich kritisch in der Diskussion um die Energiewende in Deutschland. Der Untertitel „Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört“ ist dabei programmatisch.
Die Energiewende und ihre Auswirkungen auf unsere Landschaften werden in verschiedenen Essays hinsichtlich technischen, ökonomischen, ökologischen sowie landschaftsästhetischen Aspekten thematisiert. Diese Form der Themenerschließung ist für den/die Leser/in gut geeignet, sich je nach eigenen Interessen mit der Energiewende zu befassen. Zudem greift das Buch die Kontroversen über das Pro und Contra von Anlagen erneuerbarer Energien innerhalb der Naturschutzparteien auf.
Daher ist der Untertitel ungeschickt gewählt, da er destruktive Kritik und ein Übermaß an Subjektivität suggeriert. Die ganz überwiegend von Wissenschaftlern (Naturwissenschaftlern, Landschaftsarchitekten, Juristen, Wirtschaftswissenschaftlern) verfassten Aufsätze sind allerdings logisch aufgebaut, anhand der Quellenangaben nachprüfbar und die Argumentationen nachvollziehbar. Kurzbiographien erhöhen die Transparenz der Meinungen und ihre akademische Ausbildung schaffen eine Vertrauensgrundlage.
Obwohl die Essays z. T. aufeinander hinweisen, bauen sie nicht aufeinander auf. Doch wäre eine Zusammenfassung thematisch ähnlicher Artikel unter passenden Oberpunkten strukturierender gewesen. Besonders die Klarstellung technischer Fakten zu Windkraftanlagen und Energiewende offenbaren die z.T. mediale Konstruktion des Themas. Positiv ist zudem festzuhalten, dass diverse Argumente der Diskussion (wie das „Windmühlen-Argument“ oder „Klimaschutz-Argument“) aufgegriffen und kritisch entkräftet werden. Die zuweilen erkennbare Diffamierung von Windkraftgegnern bzw. Kritikern an der Energiewende durch Gesellschaft und Medien z.B. als Atomlobbyisten oder Reaktionäre ist nach Lektüre der Texte nicht haltbar. So wird immer wieder betont, für einen Atomausstieg zu sein bzw. sich nicht kategorisch gegen bauliche Anlagen in der Kulturlandschaft auszusprechen.
Durch die dezidiert kritische Haltung der Autoren zur Energiewende versammelt das Buch Argumente, die in der öffentlichen Diskussion meist beschönigt oder gar ignoriert werden, für eine offene Auseinandersetzung allerdings unentbehrlich sind. Trotz meiner Kritikpunkte und der unterschiedlichen Relevanz der Artikel ist das Buch Entscheidungsträgern und Bevölkerung gleichermaßen zu empfehlen.