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Rezensionen zu
Der Todesmeister

Thomas Elbel

Viktor Puppe (1)

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€ 8,99 [D] inkl. MwSt. | € 8,99 [A] | CHF 13,00* (* empf. VK-Preis)

Victor von Puppe ist gerade erst vom Innenministerium zum LKA versetzt worden, als eine grausam zugerichtet Leiche aufgefunden wird. Bei der Toten handelt es sich um die Nichte eines hochrangigen Berliner Senators, die seit einiger Zeit von zu Hause abgehauen ist. Erst scheint die schreckliche Tat ein Einzelfall zu sein, doch dann tauchen noch mehr junge Mädchen auf, die alle auf ähnliche Art und Weise zu Tode gequält wurden... . Mit diesem Thriller habe ich mich von Anfang an etwas schwer getan und konnte mich bis zum Ende nicht richtig in die Handlung einlesen. Für mich wurde das Buch nie richtig spannend und auch mit den Figuren wurde ich überhaupt nicht warm. Der Protagonist Victor von Puppe wirkte auf mich überhaupt nicht echt und wie die anderen Ermittler komplett konstruiert. Mir war er überhaupt nicht sympatisch und ich fand es auch unrealistisch, wie er einfach so zum LKA wechselt und an einem wirklich misstrauischen Chef der Behörde mit einer schlechten Ausrede vorbei kommt. Auch seine Ermittlungskollegen wirkten auf mich seltsam und irgendwie zu übertrieben vielschichtig gemacht. So haben sie zwar alle besondere Charakterzüge und eine schwierige Vergangenheit, was aber keineswegs zu ihrer Glaubwürdigkeit beiträgt. Auch die Handlung habe ich eher als trocken und zum Teil auch als vorhersehbar empfunden. An einer bestimmten Stelle wurde ich hellhörig und kam so relativ schnell auf den Täter. So war das Buch für mich kaum spannend und besonders gestört hat mich, dass es immer wieder besonders brutale Szenen gibt, die eigentlich so nicht nötig gewesen wären. Insgesamt hat mich ,,Der Todesmeister" leider nicht überzeugen können. Mir fehlt hier die für einen Thriller dringend benötigte Spannung, aber auch glaubhafte Figuren und eine Handlung, die für mich nicht nur vorhersehbar ist. Daher kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.

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Die Grundidee der Geschichte ist in meinen Augen wirklich originell: und zwar greift Thomas Elbel hier die Gattung des "Grand Guignol" auf, die zurückgeht auf ein Pariser Theater, das von 1897 bis 1962 Stücke mit grotesk übersteigertem Horror zeigte – quasi der Vorläufer moderner Splatterfilme. Die Stücke waren so blutig, entsetzlich und realistisch, das für gewöhnlich in jeder Vorstellung wenigstens zwei Zuschauer in Ohnmacht fielen. Aber während im "Théâtre du Grand Guigno" alles nur Kunstblut und geschickt inzenierte Effekthascherei war, strebt der Todesmeister in diesem Thriller nach größerer Realitätsnähe... Und im Darknet finden sich gut zahlende Bewunderer dieser Kunst. Da schwingt mehr als ein bisschen Gesellschaftskritik mit, denn es ist leider Realität, dass es Menschen gibt, die fürstlich dafür zahlen, sich am Leiden und Tod anderer aufgeilen zu können. Im Buch kommen zwar auch Menschen vor, die sich die Filme des Todesmeisters in dem Glauben anschauen, sie seien fake – nur eine Art Underground-Horror für den schnellen Kick... Und trotzdem: sind wir so abgestumpft, dass es immer noch blutiger, noch perverser, noch extremer sein muss? Natürlich gibt es daher auch blutige, grausame Szenen, aber in meinen Augen verzichtet der Autor darauf, dies über die Maßen auszureizen und damit selber den Voyeurismus des Lesers anzusprechen. Und das alles ist auch wirklich spannend, gar keine Frage. Allerdings ist die ein oder andere Entwicklung doch ein wenig vorhersehbar, und besonders gegen Ende schleicht sich das ein oder andere Klischee ein. Es gibt auch Hinweise, die den Ermittlern etwas erzwungen in die Hände gespielt werden. Zum Beispiel fand ich es erstaunlich, dass Mitglieder einer geheimen Organisation, die Folterpornos vertreibt, anscheinend überall ihre Visitenkarten verlieren, natürlich praktischerweise mit ip-Adresse... Und umgekehrt: einem Zeugen, der viel zur Aufklärung beitragen könnte, glaubt niemand, obwohl der dazugehörige Fall eigentlich in den Medien präsent ist. Die Charaktere bieten eine Diversität, die ich an sich sehr positiv finde: zu Protagonist Viktor von Puppe gesellen sich die Kommissare Kenji Tokugawa und Begüm Duran, es gibt einen homosexuellen Charakter und eine/n, der/die genderqueer ist, Gerichtsmedizinerin Stella ist Prosopagnostikerin, also gesichtsblind... Am Anfang fand ich die Zusammensetzung des Ermittlerteams noch gelungen. Mir gefiel die zwischenmenschliche Chemie, die Charaktere erschienen mir lebendig und komplex. Leider gewann ich im Laufe des Buches immer mehr den Eindruck, dass die Charaktere allzu oft in Klischees verfallen. Besonders Stella kam mir zunehmend vor wie einem feuchten Traum entstiegen; sie lebt ihre Sexualität fast schon aggressiv aus, trägt auch schon mal nichts unter dem Nerzmantel, lässt nach kurzer Bekanntschaft schon fallen, dass sie einem flotten Dreier nicht abgeneigt wäre, und als sie mit einer Waffe bedroht wird, fällt dieser Satz: »Auf mich war gerade eine Pistole gerichtet. (...) Und das hat mich ja so was von scharf gemacht.« Aber gut, damit hätte ich noch leben können. Warum nicht, wenn es ihr Spaß macht und alle Beteiligten freiwillig dabei sind. Leider gibt es eine Szene, in der sie diese Grenze in meinen Augen überschreitet. Vom Schreibstil war ich schon nach wenigen Seiten sehr angetan, Thomas Elbel findet ausdrucksstarke Formulierungen und baut sehr lebendig und eindrücklich Atmosphäre auf. Was mich dann jedoch immer wieder störte: in den Monologen/Dialogen sprechen die Charaktere zum Teil in sehr übersteigerter Umgangssprache, die für mich nicht mehr natürlich wirkte, sondern aufgesetzt. "Von mir aus kannst du so viel smartscheißen, wie du willst. Wenn du aber so weitermachst, wirst du bei Begüm voll verkacken, was irgendwie blöd für den Teamspirit wäre, if you know what I mean." Fazit: Der Thriller punktet mit einer originellen Grundidee und einer diversen Gruppe von Charakteren. Der Spannung tut auch die ein oder andere erzwungene Entwicklung keinen großen Abbruch, aber leider fand ich die Charaktere immer weniger glaubhaft, und die Auflösung konnte mich ebenfalls nicht voll überzeugen.

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