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Rezensionen zu
Leere Herzen

Juli Zeh

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LEERE HERZEN. JULI ZEH.

Von: Bücherkompass

17.01.2018

'Leere Herzen‘ ist Politthriller und Dystopie in einem und vereint (Alt-)Bekanntes mit Neuem. In ihrem Werk lässt Juli Zeh eine Partei an die Macht kommen, die die Lage in Deutschland beträchtlich verändern soll. So ändern sich beispielsweise gesellschaftlich verbreitete Vorstellungen von Moral derart, dass es Britta Söldner und ihrem Geschäftspartner Babak Hamwi möglich ist eine Praxis für potenzielle Selbstmordattentäter zu führen. Unter dem Deckmantel einer psychotherapeutischen Praxis akquirieren die beiden Selbstmordgefährdete und verdienen damit gutes Geld. Nebenbei führt Britta ein gesittetes Familienleben, das für sie jedoch kaum Priorität besitzt. Ihr Fokus liegt auf der Ausbildung der Kandidaten, auf der Akquise weiterer Attentäter und auf der Erhaltung ihrer Geschäftsbeziehungen. Bei allem was sie beruflich beschäftigt merkt Britta nicht, wie sie langsam aber merklich den Halt verliert. Als ihr Mann eines abends verkündet er wolle nun das Geld für die Familie verdienen ist sie geschockt. Wie kann er sie ihrer Position berauben wollen und zugleich behaupten, dass es zu ihrem Besten sei und das auch noch zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt. ‚Leere Herzen‘ entwirft ein erschreckendes, wenn auch nicht allzu abstruses Bild von der Zukunft unserer Gesellschaft, in der sich die Moral hinten anzustellen hat. Denn welche Bedeutung hat ein Leben in einer Welt, in der moralische Grundsätze tagtäglich beiseite geschoben werden, um wichtigeren Dingen Platz zu machen? Auch wenn ich so meine Schwierigkeiten hatte eine Verbindung zu den Protagonisten des Romans aufzubauen und mich das Buch entsprechend nicht ganz mitreißen konnte, ist ‚Leere Herzen’ ein gut geschriebener Roman, der dem Lesenden nur allzu deutlich Augen führt was in einer Gesellschaft, in der das Leben des Einzelnen scheinbar seinen Wert eingebüßt hat alles möglich wird.

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In „Leere Herzen“ beschreibt Juli Zeh eine mögliche Zukunft. Eine Welt, die zynisch ist und in der der große Berlinhype dazu geführt hat, dass alle in farblose Kleinstädte ziehen. Auch Britta hat das getan und mit ihrem Geschäftspartner Babak mit der „Brücke“ ein Unternehmen gegründet, das auf den ersten Blick wie eine Therapieeinrichtung für Suizidgefährdete wirkt, in Wahrheit aber einen völlig neuen Geschäftszweig für sich entdeckt hat. Doch genau darf das niemand wissen, denn das Geschäft mit dem Tod ist gefährlich. Plötzlich scheint jemand ihre Geschäftsidee kapern zu wollen und Britta und Babak müssen zu ungewohnten Maßnahmen greifen, denn auch ihr eigenes Leben ist plötzlich bedroht. Juli Zeh hat zuletzt mit ihrem Gesellschaftsroman „Unterleuten“ uneingeschränkt überzeugt. Ihr neuer Roman „Leere Herzen“ setzt jetzt an einer ganz anderen Stelle an, es ist ein Zukunftsroman, der eine von vielen Möglichkeiten durchspielt, wie die Welt sich entwickeln könnte. Und es ist für mich ein sehr glaubwürdiges Szenario, das sie packend beschreibt. Als Leser ist man sofort gespannt auf diese Welt, auch wenn sie einen gruselt. Denn es ist eine kalte und zynische Welt ohne Mitgefühl, die Juli Zeh hier erschaffen hat. Es bleibt zu hoffen, dass wir diese Entwicklung noch abwenden können, denn folgt man dem Gedankengang der Autorin, sind wir auf dem direkten Weg in die dieses Szenario. „Leere Herzen“ ist keine unwahrscheinliche Science-Fiction-Idee, sondern die Realität, die uns allen blüht, wenn es einfach weitergeht wie bisher. Lediglich die Figuren bleiben mir etwas zu blass, da hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht, um einen guten Zugang zu finden. In ihrem Roman „Leere Herzen“ schafft Juli Zeh eine beängstigende Aussicht auf die Zukunft, spannend und packend realistisch, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann, wenn man erst einmal in die Zukunft eingetaucht ist.

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Düstere Zukunftsprognose

Von: Manuela Kühn aus Gräfenhain

13.12.2017

Der postmoderne Roman "Leere Herzen" von Juli Zeh erschien im Herbst 2017 im Luchterhand Literaturverlag und umfasst 348 Seiten. Die Autorin beschreibt eine düstere Zukunftsversion von Deutschland, indem sie den Leser ein paar Wochen am Leben von Britta teilhaben lässt. Diese laut eigenen Aussagen desillusionierte junge Frau unterhält im praktischen Eigenheim lebend eine kleine Familie und betreibt oberflächlich betrachtet mit ihrem Geschäftspartner Babak eine Praxis für Psychotherapie. Genauer betrachtet geht ihre Geschäftsidee jedoch weit über ein normales Beratungssetting hinaus, was die beiden in existenzielle Bedrängnis bringt. Der Konflikt eskaliert und Britta muss gemeinsam mit Babak abtauchen. Nur durch einen fulminanten Schachzug gelingt es ihnen, dem Geschehen noch eine entscheidende Wendung zu geben. Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen. Durch die Wahl der auktorialen Erzählperspektive kann der Leser tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin erhalten, bekommt aber auch zu den Ereignissen nur häppchenweise weitere Infos, die wirklich mitfiebern lassen. Zudem waren sie für mich Zugang zu einer unglaublich bedrückenden Zukunftsvision unseres Landes und den darin vorherrschenden Verhältnissen. Daher gehe ich davon aus, dass der Roman als eine Warnung zu verstehen ist. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, den handelnden Personenkreis auf ein Minimum zu reduzieren, die Darsteller dafür aber umso detaillierter zu skizzieren. Hierzu nutzt sie einige Rückblenden. Zahlreiche innere Monologe gewähren Einblicke in Brittas Gedankengängen, ohne dass die Handlung dadurch an Spannung verlieren würde. Der Titel wird gleich auf den ersten Seiten des Romans in Beziehung zum Buch gesetzt und zieht sich dann wie ein roter Faden durch das Geschehen. Auch die minimalistische Gestaltung des Covers wird nach wenigen Seiten verständlich und als Thema ganz am Ende noch einmal aufgegriffen. Empfehlen kann ich diesen Roman all denen, die gerne einen Blick in die Zukunft wagen und bereit sind, sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen. Ein herzlicher Dank geht an den Luchterhand Literaturverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Lange nicht mehr hat mich ein Buch so gespalten zurückgelassen. Auf der einen Seite habe ich mich gut unterhalten gefühlt, auf der anderen kam mir die Handlung manchmal sehr irreal vor. Wieso meine Meinung so gespalten ist, könnt ihr in meiner Rezension erkennen. Inhalt (Klappentext) Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Mein Eindruck: Ich habe mir sehr viel von dem neuen Roman Juli Zehs versprochen, da ich zum einen viel positives über ihre Werke erfahren habe, zum anderen habe ich sie einmal auf der Leipziger Buchmesse gesehen, wo ich sie sehr sympathisch fand. Ich kam auch sehr schnell in die Handlung hinein, weil die Autorin einen sehr flüssigen und für den Leser angenehmen Schreibstil hat. Am Anfang wurde ein großer Spannungsbogen aufgebaut, weil der Leser nur Häppchenweise Informationen über "die Brücke“ geliefert bekommt und daher neugierig ist, um was für ein Unternehmen es sich dabei handelt. Zudem fallen immer wieder kleine Andeutungen über die Regierung und das politische System Deutschlands. Das Buch soll in naher Zukunft ( ich schätze zehn Jahren ) spielen. Die Charaktere waren sehr vielfältig. Zum einen ist da Britta, die gegen Ende immer unsympathisch wird. Sie ist kalt und gefühllos, was man auch an ihrer Beziehung zu ihrer Tochter, die sie viel bei einer Freundin lässt, und ihrem Mann sieht. „Die Brücke“ hat in Brittas Leben höchste Priorität, auch vor ihrer Familie. Dann ist da noch Baback, Brittas Geschäftspartner, der etwas mehr Sympathie erwecken kann. Er ist nicht so arrogant wie Britta und zeigt auch mehr Gefühle. Das befreundete Ehepaar Janina und Knut verkörpert den Wunsch nach einem erfüllten Leben, der in jeder Gesellschaft zu finden ist. Die Idee der „Brücke“ hat mir gut gefallen, da sie außergewöhnlich ist. Ich bin mir zwar bewusst, dass die Autorin provozieren will, doch das Szenario einer solchen Einrichtung konnte ich mir noch vorstellen. Was ich mir nicht vorstellen konnte, ist die politische Lage in die Juli Zeh Deutschland versetzt. Merkel ist abgetreten, da eine autoritäre Bewegung Namens „Besorgte Bürger Bewegung“ mit einer Anführerin namens Regula Dreyer, über die man jedoch kaum was erfährt, an die Macht gekommen ist. Insgesamt habe ich mir mehr Informationen über die Machtergreifung dieser Bewegung gewünscht. Das erste Paradoxon beginnt damit, dass immer wieder von „Innenministerin Wagenknecht“ gesprochen wird. Ob es sich dabei um Sahra Wagenknecht handelt bleibt unklar. Merkels Rücktritt unter Tränen erscheint mir ebenso unrealistisch. Die Randbemerkung, Putin und Trump hätten gemeinsam den Syrienkrieg beendet, konnte ich noch eher nachvollziehen als die vollkommen verrückte These, dass durch den amerikanischen Isolationismus der Nah-Ost-Konflikt gelöst worden sei. Auch das weitgehende Verschwinden von islamistischem Terror, konnte ich mir nicht vorstellen. Die Charaktere, ihre Gründe für den Selbstmord und ihre Beziehungen hingegen wirkten echt und authentisch. Der Gedanke eines „früher war alles besser“, das sich durch die Erinnerungen durch die Protagonistin zieht, hat mir gut gefallen. Wenn man das Buch als Literarsches Werk sieht ist es hervorragend. Guter Stil, tolle Figuren, Sätze, die man in Stein meißeln möchte, Metaphern und vieles mehr. Um dies jedoch genug genießen zu können, muss man die politischen Fehleinschätzungen der Autorin ausblenden. Julia Zeh möchte den Leser provozieren und dazu anregen, sich Gedanken über seinen eigenen Lebensstil zu machen.Das ist ihr gelungen.

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Von leeren Herzen und einer veränderten Welt… Deutschland, einige Jahre in der Zukunft: Die Freunde und Geschäftspartner Britta Söldner und Babak Hamwi haben sich schon lange damit abgefunden, dass sich die Welt stark verändert hat, vorallem im politischen Bereich. Sie wollen nicht mehr für das verantwortlich sein, was schief läuft. So haben sie vor einiger Zeit ein Unternehmen namens „Die Brücke“ gegründet und sind damit sehr erfolgreich. Nach außen hin als Heilpraxis für Psychotherapie getarnt, verbirgt sich jedoch etwas ganz anderes hinter den unscheinbaren Büroräumen – ein Geschäft mit dem Tod. Doch plötzlich taucht unliebsame Konkurrenz auf. Britta versucht sofort, diese aufzuspüren und zu verdrängen. Doch alles läuft anders: Merkwürdiges geht vor, sie fühlt sich plötzlich verfolgt. Noch ahnt Britta nicht, dass sie mit ihren Plänen nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch ihr Leben und das von Babak aufs Spiel setzt… „Sie blickten sich mit derart unterschiedlichem Ausdruck an, Hatz freundlich und erwartungsvoll, Britta schwankend zwischen Angst und Wut, dass es ein Wunder ist, dass sie einander überhaupt sehen können.“ – Seite 100, eBook Nachdem mir der außergewöhnliche Roman „Unterleuten“ von Juli Zeh schon so gut gefallen hatte, war ich dementsprechend gespannt auf ihr neuestes Werk – und dieses hat wieder einiges vereint: Zum einen ein spannender Polit-Thriller, zum anderen aber auch ein gesellschaftskritischer Roman mit beunruhigenden Zukunftsvisionen. Der Roman liest sich sehr gut – zuerst lernt man die Hauptfigur Britta kennen – wie sie zusammen mit ihrer Familie lebt, wie sie denkt und wie sie ihren Geschäftspartner Babak kennen gelernt hat. Und dann erfährt man natürlich, was sich genau hinter dem Unternehmen „Die Brücke“ verbirgt und womit die beiden ihr Geld verdienen – dieses ist ziemlich überraschend, sehr erschreckend und überhaupt nicht vorhersehbar. Und dann taucht auch noch unerwartet Konkurrenz auf, die vernichtet werden muss… Die Handlung spielt einige Jahre in der Zukunft und gibt einen eher unheimlichen Ausblick dahin – die Autorin hat ein eher beängstigendes Szenario mit verschiedenen Situationen und Geschehnissen detailliert dargestellt – wahrscheinlich liest sich dieses Buch deshalb so spannend wie ein Thriller. Gerade dieses absolut außergewöhnliche ist ihr wieder sehr gut gelungen. Jedoch bleiben hier trotz gutem Schreibstil meiner Meinung nach die einzelnen Charaktere etwas auf der Strecke. Auch wenn man Britta zu Anfang gut kennen lernt, bleiben die anderen Figuren eher blass – hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Das Cover gefällt mir mit seiner Schlichtheit sehr gut – was sich hinter dem Titel und den Punkten verbirgt, bleibt daher erstmal ein Geheimnis – doch mehr darüber erfährt man im Laufe des Romans. Sehr gut gemacht. „Babak ist aufgestanden und schaut aus dem Fenster, wo die Laternen der Fußgängerzone die Nacht beim Dunkelsein stören.“ – Seite 159. eBook Mein Fazit: Ein Buch, das mit einer sehr außergewöhnlichen Handlung und einem wirklich guten Schreibstil überzeugt. Spannend wie ein Thriller mit erschreckenden Entwicklungen, gleichzeitig aber auch ein gesellschaftskritischer Roman mit einer eher düsteren Zukunftsvision und einem „Was wäre wenn“ -Szenario, was unheimlich interessant zu lesen ist. Nur bei den Charakteren hätte ich mir etas mehr Tiefe gewünscht. Ansonsten kann ich dieses Buch aber empfehlen – es ist wirklich überraschend!

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Die Brücke

Von: Tamaru aus Blieskastel

19.11.2017

Es ist schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben ohne zuviel zu verraten. Die Geschichte spielt in der Zukunft im Jahr 2025. Eine Partei namens BBB hat die Macht übernommen und deshalb haben Britta und ihr Geschäftspartner Babak ein Unternehmen gegründet um dieses System zu bekämpfen. Was genau hinter dem Unternehmen steckt wissen weder Freunde noch Familie. Denn es ist ein Geschäft mit dem Tod das besser nicht an die Öffentlichkeit gerät. Doch wie das so ist mit lukrativen Geschäften, es ruft Neider und Gegner auf den Plan. Das müssen auch Britta und Babak erfahren. Plötzlich ist ihr eigenes Leben in Gefahr und sie müssen eine Entscheidung treffen, die nicht nur für sie Leben oder Tod bedeutet. Ich bin bei diesem Buch echt hin und hergerissen ob es mir gefällt oder eine nur eine total abstruse Story ist. Man möchte sich so ein Szenario gar nicht vorstellen, aber irgendwie schafft es die Autorin kleine Zweifel zu säen, so dass man es doch nicht ganz ausschließen kann. Wir wissen alle nicht was die politische Zukunft für uns bereit hält und in den letzten Jahren sind Dinge passiert, die ich auch nie für möglich gehalten hätte. Deshalb regt das Buch letztendlich doch zum Nachdenken an. Mit Britta und Babak habe ich gehadert. Wenn man erfährt was genau die Brücke ist und womit sie so viel Geld verdient haben, dreht sich einem der Magen um. Gegen Ende stellt sich dann ein Fünkchen Sympathie ein, aber das ändert nichts an meinem Gesamtbild der beiden. Als Freunde möchte ich sie nicht haben. Ganz überzeugt hat mich das Buch nicht, da es teilweise doch schon mal den Spannungsbogen verliert. Trotzdem finde ich dass es ein Buch ist das gelesen werden sollte da es zum Nachdenken anregt.

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„….was eine demokratische Wahl wert ist, die massiv aus dem Internet gesteuert wird. Politische Meinung ist längst zur Ware geworden, produzierbar und verkäuflich. Demokratie ist nicht mehr so romantisch wie vor fünfzig Jahren….“ Deutschland in der nahen Zukunft. Die Besorgte-Bürger –Bewegung haben die Wahlen gewonnen, Angela Merkel musste zurücktreten. Sukzessive werden Effizienzpakete verabschiedet, die zu Lasten der Grundrechte gehen. Ein neues Biedermeier beginnt, die Menschen ziehen sich auf das Private zurück, das Wahlrecht verliert gegenüber der eigenen Bequemlichkeit immer weniger an Bedeutung. In diesen Zeiten der Perspektivenlosigkeit betreibt Britta gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak unter dem Tarnmantel einer Heilpraxis das dubiose Institut die Brücke. Ihre Klienten sind alle samt potentielle Selbstmörder mit der Bereitschaft für welchen Zweck auch immer Attentäter zu werden. Sauber, effizient und ohne Kollateralschäden. Die Geschäfte laufen gut, bis nach einem Anschlag unvermutet ein Konkurrenzunternehmen zu bestehen scheint. Juli Zeh schreibt auf gewohnte, meisterliche Weise, gekonnt legt sie den Fokus auf gar nicht mehr so sehr utopische politische Verhältnisse. Sie seziert präzise die kleine bürgerliche Welt der so sauberen Britta, die mit Mann und Tochter in ihrem Betonwürfel mit ihrem digitalen Haushalt lebt. Erst als ihre sorgfältige organisierte kleine Welt aus den Fugen gerät, zeigt sie Menschlichkeit, aber nicht aus Entsetzen über ihr eigenes Verhalten, sondern weil es ihrem Plan widerläuft. Die geniale Erzählkunst der Autorin führt einen atemlos durch die Geschichte, das hilft vor allem dabei zu übersehen, wie unglaublich die Konstruktion der Brücke eigentlich ist. Vermisst habe ich über weite Strecken die bösartige Ironie, die mir zum Beispiel aus ihrem vorherigen Roman Unterleuten so vertraut war. (Obwohl ich zumindest eine ganz besonders feine Anspielung auf Unterleuten erkannt habe) Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl nicht genug abgeholt zu werden. Mitspielen mag dabei aber auch, dass mir das Thema der verlorenen Ideale, der Desillusion, der „full hands, empty hearts“ näher geht als mir lieb ist.

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