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Rezensionen zu
Walkaway

Cory Doctorow

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€ 18,00 [D] inkl. MwSt. | € 18,50 [A] | CHF 25,50* (* empf. VK-Preis)

Ich bin ein großer Fan von Cory Doctorows Büchern. Angefangen hat alles mit Little Brother und nachdem mich dieses Buch seinerzeit so begeistert hatte, folgten auch schnell die nächsten Werke des Autors. Als im Juni diesen Jahres Walkaway in Deutschland auf den Markt kam, war klar, dass auch dieses Buch unbedingt bei mir einziehen musste. Worum geht es? Hubert Vernon Rudolph Clayton Irving Wilson Alva Anton Jeff Harley Timothy Curtis Cleveland Cecil Ollie Edmund Eli Wiley Marvin Ellis Espinoza lebt in einer Zweiklassengesellschaft, in der der Wert eines Menschen über seinen Nutzen bestimmt wird, innerhalb einer Stunde Bier aus Gullywasser gemacht wird und in der Möbel in Windeseile von 3D Drucken hergestellt werden. Als er gemeinsam mit seinem Freund Seth eine kommunistische Party besucht, auf der er eindeutig zum älteren Semester gehört, lernt er Natalie kennen. Anders als er ist sie sehr wohlhabend und könnte sich die Welt leisten, doch das ist nicht ihr Ding. Ihr Ding ist es, sich gegen die Weltanschauung der Reichen zu stellen und mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit zu schaffen. Dafür schreckt sie auch vor dem Schritt, alles hinter sich zu lassen und sich den gesetzlosen Walkawys anzuschließen, nicht zurück. Gemeinsam mit Hubert und Seth macht sie sich auf den Weg in ein neues, gerechteres Leben .. Thematisch wieder einmal eine Punktlandung In seinen Büchern nimmt Cory Doctorow sich Themen wie Terrorismus, Überwachungsstaat, Urheberrecht, Piraterie und Gaming an und trifft damit stets den Zahn der Zeit. Und auch Walkaway mangelt es nicht an Aktualität, hat sich der Autor hier unserer Klassengesellschaft und dem Wertesystem bedient und gemeinsam mit den Figuren in diesem Buch Überlegungen angestellt, wie man unsere Gesellschaftsprobleme lösen und eine bessere Welt schaffen könnte. Wie für Cory Doctorow üblich, gibt es dabei auch hier keine schnell gefundene Lösung oder gar Perfektion, sondern viele Abers und vor allem unterschiedliche Sichtweisen, wodurch seine Geschichten einfach wahnsinnig authentisch wirken. Leider nur dabei statt mittendrin Was seine Werke für mich immer so besonders gemacht hat, waren allerdings nicht die Themen, sondern die Art, wie Cory Doctorow über sie schreibt. Es spielte nie eine Rolle, ob ich in einem Thema Zuhause oder ein totaler Neuling war: ich fühlte mich in seinen Geschichten wohl und selbst als ahnungsloser Leser ernst genommen. Scheinbar nebenbei und mit einer Engelsgeduld hat er stets das Thema seines Buches erklärt, solange, bis ich am Ende selbst für das Thema brannte. Cory Doctorow hatte mich an die Hand genommen und mir andere Welten gezeigt. Dass all das dieses Mal ausgeblieben ist, enttäuscht mich sehr. Das Thema ist interessant und wichtig, gar keine Frage, aber ich hatte während des Lesens nie das Gefühl, als hätte Doctorow das Buch auch für Neulinge geschrieben. Ich habe mich stellenweise ziemlich verloren gefühlt, wodurch der knapp 720 dicke Wälzer zu einer ziemlichen Herausforderung wurde. Schade, denn gerade dieses Buch, das thematisch nun wirklich jeden einzelnen von uns betrifft, hätte verdient gehabt, für Jedermann geschrieben worden zu sein und nicht nur für jene, die bereits Begeisterung mitbringen. Kein Draht zu den Figuren Mein größtes Problem mit Walkaway waren aber die Figuren. Ich habe in letzter Zeit immer häufiger feststellen müssen, dass ich die Ich-Perspektive bei Büchern, die darauf abzielen, dass ich als Leser eine Verbindung zu den Figuren aufbaue, um auch die richtigen Emotionen für die Geschichte zu entwickeln, bevorzuge. Und auch Walkaway bestätigte das für mich nur nochmal, denn neben der Story, die mich stellenweise einiges an Nerven und Durchhaltevermögen gekostet hat, gab gleich mehrere Schlüsselfiguren in der Geschichte, die durch den allwissenden Erzähler allesamt leider sehr weit weg wirkten. Dass diese Charaktere darüberhinaus neben ihren richtigen Namen zumeist auch noch Alias hatten, machte es nur noch schlimmer. So gerne hätte ich wenigstens ein klitzekleines bisschen Nähe aufgebaut, doch obwohl ich Gedanken und Handlungen durchaus nachvollziehen konnte, bewegten sie mich nicht. Kurzum Als großer Cory Doctorow Fan freute ich mich wahnsinnig auf dieses Buch, doch leider wurde ich ziemlich enttäuscht. Mit der Wahl des Themas hat Doctorow zwar alles richtig gemacht und genau den Zahn der Zeit getroffen, doch leider ließen mich Umsetzung wie auch Figuren kalt. Dennoch ist Walkaway keinesfalls ein schlechtes Buch. Leser, die bereits ein gewisses Grundinteresse an Politik und Gesellschaftsklassen mitbringen, könnten mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen.

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Was wäre, wenn man einfach aus der Gesellschaft rausgehen würde? Sich woanders einfach was neues aufbaut und niemand nach der Menge oder Qualität seiner Arbeit beurteilt wird, sondern nur nach seinem Charakter? Das Buch Cory Doctorows Walkaway ist eine Dystopie, die von der Möglichkeit erzählt, einfach wegzugehen und sich weder den Zotta-Reichen (also ultra reichen) noch gesellschaftlichen Zwängen beugen zu müssen. Hubert Etcetera, so genannt wegen seiner insgesamt 20 Vornamen, Seth und Natalie, eine angehende Zotta-Erbin, die regelmäßig auf Kommunistenpartys rumhängen und sich auf einer solchen kennen lernen, machen genau das. Sie gehen weg und lernen, Gesellschaft und das Miteinander über Materielles zu stellen. Doch die restliche Gesellschaft, als Default bezeichnet, und Natalies Vater geben sich nicht so leicht geschlagen und versuchen alles, um die Walkaways zu zerstören. Da die Welt Ende des 21. Jahrhunderts über unheimlich viel Technik verfügt, beispielsweise transportable, schnelle 3D-Drucker, die von Kleidung über Essen und Medizin bis zu technischen Geräten alles produzieren können, und andere Annehmlichkeiten, ist der Walkaway eigentlich einfach. Meine Meinung Die ersten hundert Seiten lang muss man sich erstmal in der Welt von Walkaway zurecht finden und lauter Begriffe verstehen, die im Gegensatz zu vielen die wesentlich selbsterklärender (Darknet bspw. … das kennt man ja wohl inzwischen) sind, nicht im Glossar verzeichnet sind oder nur sehr selten auftauchen. Dann gibt es super viel Technik, die in meinen Augen eines der zentralen Probleme des Buches darstellt: Dadurch, dass sie immer und jederzeit verfügbar ist, wird eine Gesellschaft nicht vollständig verlassen, sondern vielmehr eine Parallelgesellschaft aufgebaut, die es zudem, rein technisch, sehr leicht hat, sich aufzubauen. Es geht vielleicht etwas langsamer als im Default, es ist jedoch nicht schwieriger. Das hat mich total genervt, um ehrlich zu sein. Interessanterweise wurde in dem Buch auch das Thema Klimawandel sehr großzügig ausgespart, was ich irgendwie fahrlässig finde. Zudem erscheint mir der Walkaway wie ein Wegtreten von Verantwortung. (Dass es auch in der Verantwortung der Zottas liegt, nicht alle anderen zu unterdrücken ist mir klar.) Und dann gabs da die zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich fand es doch äußerst interessant (kritischer Tonfall ), dass auf Beziehungen natürlich eingegangen wurde und diese auch durchaus offener ausfielen, als heutzutage, am Ende aber trotzdem so traditionelle Konzepte wie die Ehe bemüht wurden. Abgesehen davon, dass es … eine? Heterosexuelle Sexszene gab, massig lesbische Sexszenen und keine schwule. Öhm…? Ist es realistisch, dass die Männer alle Hetero sind, während die Frauen alle mindestens bi sind? Irgendwie komisch, wenn ihr mich fragt. Dafür sind diese Szenen seeehr ausführlich. Das Buch wird als Utopie beschrieben, doch viele Entwicklungen in dem Buch müsste man kritischer sehen, wie ich finde. Und die LeserInnen am Ende weniger durch z.T. 14-Jahres-Zeitsprünge nach vorne verwirren… Fazit Selten fiel es mir so schwer, mich durch 730 Seiten eines Zukunftsromans zu lesen. Anstrengend und definitiv nicht mein Fall. Walkaway | Cory Doctorow | 730 Seiten (ohne Anhang etc.) | Heyne | 16,99

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