Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Vernichtung

David Lagercrantz

Millennium (6)

(8)
(11)
(5)
(2)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Etwas schwacher Abschlussband

Von: malaxy

03.08.2020

Zum Inhalt: Bei einem toten Obdachlosen wird die Telefonnummer von Mikael Blomkvist gefunden. Bei der Obduktion wird bemerkt, dass der Tote ein "Super-Gen" besaß, worauf Mikael hellhörig wird und sich auf die Recherche begibt. Mikael bittet Lisbeth Salander um Hilfe, doch während der Recherche verschwindet Mikael plötzlich und Lisbeth macht sich auf eine gefährliche Suche auf. Eigene Meinung: Ich mag ja total gerne alle Bände der Millenium Reihe, sodass ich mich total auf diesen Abschlussband gefreut habe. Leider wurde ich etwas enttäuscht, denn dieser Thriller liest sich leider etwas zäh und nicht annähernd so spannend wie die Vorgängerbände. Insbesondere an die von Stieg Larsson persönlich geschriebenen Werke kann dieser Band nicht mithalten. Dennoch war die Story an sich ganz solide und man wurde insbesondere am Ende des Buches gut unterhalten. Lisbeth Salander ist meine persönliche Lieblingsprotagonistin, denn mit ihrer rabiaten Art und ihrem Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen, hat Larsson hier einen einzigartigen Charakter geschaffen. Ihr Geschick und Hackerkenntnisse verblüffen mich hier immer wieder aufs Neue. Aber auch Mikael Blomkvist wird durch seinen Mut und seine Risikobereitschaft wieder einmal spannend dargestellt. Dennoch war dieser Abschlussband leider nichts Neues und das gewisse Etwas, sowie die Schnappatmung-Momente haben leider gefehlt. Fazit: Wenn man die ganze Millenium Reihe geliebt hat, muss man natürlich auch diesen Band lesen. Leider der schwächste Teil der Reihe

Lesen Sie weiter

Ich war ein großer Fan der Reihe von Stieg Larsson, und konnte auch dem ersten Lagercrantz-Titel damals noch einiges abgewinnen. Den fünften Teil fand ich dann schon recht belanglos, und spätestens nach diesem Werk hier ist die Geschichte für mich endgültig auserzählt, da sie sich nur noch im Kreis dreht. Mit Lagercrantz' Schreibstil habe ich ja eh meine Probleme, da ich ihn recht langweilig finde, und die Handlung reiht sich da mittlerweile ein: Lisbeth ist abgetaucht, weil sie einen Rachefeldzug plant, Mikael macht sich Sorgen um sie, recherchiert parallel an einer Geschichte für die Zeitung, die später dann auch mit Lisbeth zu tun hat, landet währenddessen mit jeder Frau, mit der er spricht, im Bett, und am Ende dann der große Showdown, die Guten überleben. Das hatten wir alles schon und liefert mir als Leser leider nichts, woran ich mich langfristig erinnern werde. Was ich jedoch an der Millennium-Reihe mag, sind die politischen Themen, die darin vorkommen. Diesem Handlungsstrang konnte ich durchaus etwas abgewinnen, aber nicht genug für einen bleibenden Eindruck. Generell ist Vernichtung kein schlechtes Buch, ich habe mich beim Lesen durchaus nicht durchquälen müssen und wurde kurzfristig unterhalten. Aber im Kontext der gesamten Reihe und den starken drei ersten Bänden bleibe ich eher enttäuscht zurück.

Lesen Sie weiter

Die originäre Millenium-Trilogie von Stieg Larsson hat innerhalb der Welt der Krimi-Literatur Anfang 2005 mit Erscheinen des ersten Bandes Verblendung (schwedischer Titel: „Män som hatar kvinnor“, frei übersetzt „Männer, die Frauen hassen“) einen regelrechten Hype entfacht. Im Jahrestakt erschienen dann auch 2006 und 2007 die weiteren Bände Verdammnis und Vergebung, welche die Romanreihe zu einer Trilogie ausbauten (insgesamt sollten planmäßig 10 Bände erscheinen). Stieg Larsson hat von diesem Erfolg allerdings nichts mehr mitbekommen. Der schwedische Autor erlag am 9. November 2004 einem Herzinfarkt, der vermutlich in Folge eines ungesunden Lebensstil – Larsson rauchte bis zu 60 Selbstgedrehte am Tag und war notorischer Wenigschläfer – aufgetreten ist. Obschon einige Kritiker und auch redaktionelle Weggefährten ihm einen schlampigen und redundanten Schreibstil vorwarfen, wurde die Reihe ein voller Erfolg. Das lag m.E. vor allem an zwei Dingen: Trotz fehlender literarischer Finesse, sorgte der stark gesellschaftskritische und politische Unterbau, der thematisch und motivisch Kapitalismus, Misogynie und Rechtsextremismus in die Handlung einbettete, für eine leidenschaftliche Dringlichkeit. Mit dem Figurenduo um den charismatischen Investigativ Journalisten Mikael Blomkvist und die Asperger-autistische Hackerin Lisbeth Salander kreierte er dann auch zwei popkulturelle Archetypen, die perfekt in die kaputt-sterile Welt des 21. Jahrhunderts hineinpassten: Getrieben. Idealistisch. Zornig. Verwundbar – genau wie die Erzählung selbst. Mit den gelungenen schwedischen Filmadaptionen konnte man die beiden Figuren hervorragend mit dem mittlerweile verstorbenen Mikael Nyqvist und Noomi Rapace besetzen und setzte das Material kongenial um. Auch das US-Remake zu Verblendung von Thriller-Experte David Fincher war wunderbar besetzt und glänzte mit betörend-unterkühlten Bildern – Rooney Mara ringte der Figur Salander das nötige Maß an Verwundbarkeit ab. Es gab zudem mehrere Graphic Novel-Interpretationen, die sich dramaturgisch und künstlerisch allerdings weitgehend an den Filmen orientierten. Kurzum: Die Welt lechzte nach Mikael und Lisbeth. Und dieses Verlangen wurde bedient, als der schwedische Verlag Norstedts mit dem offiziellen OK der Larsson Erben (Vater Erland und Bruder Joakim) den Schriftsteller David Lagercrantz damit beauftragte, eine Fortsetzung zur Millenium-Reihe zu schreiben. Die wurde dann 2015 unter dem deutschsprachigen Titel Verschwörung (schwedischer Titel: Det som inte dödar oss, Was uns nicht tötet) veröffentlicht, basierte aber bekanntlich nicht auf den Manuskripten, die Larsson hinterlassen hatte. Angesichts der Platzierung in diversen Bestseller-Listen, wurde damit der Startschuss für eine neue Trilogie geliefert. 2017 erschien Verfolgung, 2018 wurde der Lagercrantz-Erstling von Fede Alvarez verfilmt und jetzt haben wir also seit August 2019 den finalen Band vorliegen: Vernichtung. Ein beinahe ebenso endgültiger Titel wie das schwedische Hon som måste dö, das so viel heißt wie „Sie, die sterben muss“ – Kann also der abschließende Band eine zwar grundsolide, aber gleichermaßen unglaublich mediokre Trilogie auf befriedigende Weise abschließen? Das gilt es im Rahmen dieser Besprechung herauszufinden. FOKUSSIERTER ALS DIE BEIDEN VORGÄNGER Zunächst einmal eine Klarstellung – Ich bin ziemlich großer Fan der Original-Trilogie, sowohl der Filme- als auch der Bücher. Ich bin mir ihrer Schwächen zwar durchaus bewusst, aber gerade die Bücher fühlten sich, mit Blick auf Larssons Biographie, sehr aufrichtig an. Wenn er also Lisbeth Salander als kämpferisches Tank Girl inszenierte, die dem Patriarchat einen grausamen Kampf angesagt hat, dann fühlte sich das definitiv biographisch verortet an. Wenn die Figur Mikael Blomkvist den dubiosen Machenschaften von Großindustriellen und Wirtschaftslobbyisten auf die Finger schaut, dann fühlte es sich tatsächlich so an, als sei das ein Kommentar Larssons zur Natur des Kapitalismus in westlichen Industriegesellschaften. Seine politische Positionierung als Kommunist und seine Tätigkeit als Begründer des EXPO-Magazins schuf also eine Authentizität beim politischen Subtext. Die fehlte mir bei den Lagercrantz-Büchern immer ein wenig. Jedes Buch griff jeweils ein aktuelles politisch brisantes Thema auf: Bei Verschwörung war es etwa die NSA-Affäre- aber auch die Risiken von KI-Forschung. Verfolgung dreht sich partiell um das Gefängniswesen in Schweden aber auch um patriarchale Strukturen in muslimisch geprägten Milieus. Vernichtung wiederum greift immer wieder die aktuell nach wie vor präsente Fakenews-Problematik im Kontext von populistischen Bewegungen auf. Da die Figur Mikael nach wie vor als angesehener Journalist eines angesehenen Polit-Magazins unterwegs ist, gehört es offenkundig auf die Checklist, dass es zwangsläufig eine politisch getriebene Nebenhandlung geben. Nur wirkt das bei Lagercrantz eben wesentlich konstruierter als bei Larsson. Dennoch ist Vernichtung fokussierter als seine beiden Vorgänger – denn als Abschluss der zweiten Trilogie ordnet er die Politik dem Figurengespann Mikael und Salander unter, forciert den Showdown von in den Vorgängerbänden angelegten Konflikten und spannt zugleich mehr als zuvor den Bogen zur alten Larsson-Trilogie. Das macht Vernichtung m.E. zum besten Band der Lagercrantz-Fortsetzungen. Wo die beiden Vorgängerbände nämlich mitunter recht dröge geraten sind, und ihre konstruierten Handlungsbögen nicht zu kaschieren vermochten, nimmt Vernichtung gerade im letzten Drittel richtig Fahrt auf. A TALE OF TWO SISTERS Vernichtung folgt bezüglich der Handlung einer ähnlichen Struktur wie die beiden Vorgänger – Es werden zwei vermeintlich autonome Handlungsstränge entfaltet, die sich an einem schmalen Punkt überlappen. Als ein obdachloser Sonderling eines Tages in der Nähe des Stockholmer Mariatorget verstirbt, nimmt davon zunächst einmal niemand so wirklich Notiz. Zwar schien der „Zwerg“, der quasi aus dem Nichts in Stockholm auftauchte, für einen typischen Wohnungslosen bemerkenswert erhaben, aber ansonsten wies alles darauf hin, dass er dennoch einer klassischen Alkoholvergiftung erlegen zu sein schien. Nur die Gerichtsmedizinerin Fredrika Nyman scheint bei der Obduktion mehr in dem Leichnam des Mannes zu sehen, dessen vernarbter und ausgezerrter Körper von massiven Anstrengungen gezeichnet ist, die er wohl zeitlebens erfahren hatte. Da der Mann in keiner Datenbank registriert war und lediglich eine Telefonnummer des Millenium-Journalisten Mikael Blomkvist bei sich hatte, beschließt Fredrika diesen in Ermangelung sonstiger Hinterbliebener anzurufen. Mikael wiederum ist auf der Suche nach seiner alten Weggefährtin Lisbeth, die zwischenzeitlich unbekannt verzogen ist und jegliche Kontaktanfragen von seiner Seite ignoriert. Lisbeth befindet sich just zu diesem Zeitpunkt in Moskau, wo sie den Dämonen ihrer Vergangenheit hinterherjagt und konkret die Ermordung ihrer Zwillingsschwester Camilla plant, die bekanntlich in die Fußstapfen des kriminellen und übergriffigen gemeinsamen Vaters Zalatschenko getreten ist und dessen GRU-Verbindungen- und Ressourcen nutzt, um unerbittlich Jagd auf Lisbeth zu machen. Die Geschichten überschneiden sich ab dem Zeitpunkt, als sich herausstellt, dass der Obdachlose ein nepalesischer Sherpa mit einer seltenen DNA-Struktur war, die das Zurechtkommen in hohen Lagen möglich macht, und sich von zentraler Bedeutung für eine verhängnisvolle Mount Everest-Expedition entpuppt hatte, an welcher Verteidigungsminister Johannes Forsell und eine Reihe weiterer wichtiger Persönlichkeiten teilgenommen haben, die aber desaströs mit mehreren Toten geendet ist. Forsell wiederum ist das Opfer einer russischen Desinformationskampagne, die tatsächlich gewissermaßen auch GRU-Organe mit involviert und die ihn beinahe an den Rand des Verderbens bringt. Inmitten dieser Irrungen und Wirrungen zielen Camilla und ihre Schergen auf Lisbeths naheste Bezugspersonen ab, sodass Mikael unmittelbar zur zentralen Zielscheibe wird. Der manichäische Kampf der zwei Schwestern kulminiert schließlich in einem brachialen Showdown. VON HÖLZERNER EROTIK UND COLD WAR-NARRATIVEN Während der Handlungsstrang um den identitätslosen Sherpa anfangs schwer in die Gänge kommt, zieht der Roman spätestens ab der Hälfte in Sachen Tempo und Intensität deutlich an. Es werden gleichermaßen extrem viele Dinge verarbeitet, die zu aktuellen medialen Tropen gehören. Fakenews, Handelskriege, Desinformationskampagnen, russische Einflussnahme – Vernichtung bedient ganz klar ein Narrativ, das den erweiterten Kalten Krieg als globalpolitische Realität begreift. Das sorgt als Rahmen zwar für genügend Suspense, wirkt aber stellenweise ungelenk bis unbeholfen. Es ist aber schön, dass Lagercrantz den Bogen zurückspannt und einige klassische Charaktere wiederbelebt – Die SÄPO-Ermittlerriege um Bublanski und Sonia Modig etwa bekommt ein wenig mehr Raum als in den Bänden zuvor, der planlos-chauvinistische Hans Faste wird zumindest als kleiner Side Gag erwähnt – und auch die von Lagercrantz mit Verschwörung eingeführten Spiders – also Camilla und ihre linke und rechte Hand Jurij Bogdanov und Ivan Galinov bekommen im Finale nochmal ausreichend Präsenz. Durch den Spagat zwischen alter und neuer Trilogie fühlt sich Vernichtung mehr nach literarischem Erbe an, als nach einem gewöhnlichen Thriller, der einfach nur die kultigen Figuren irgendwie verwurstet. Zwar fehlt zum Schluss ein wenig die nötige Konsequenz, aber dennoch ist der Band in seiner düsteren und definitiven Ausrichtung spürbar kompromissloser als die eher laschen Lagercrantz-Vorgänger. Das gilt hingegen nicht für alle Elemente des Romans: Waren sexuelle Handlungen bei Larsson noch relativ explizit, gleichen sie jetzt eher einem weichgezeichneten Rosamunde Pilcher-Roman, in dem sich die Begehrenden nach einem intensiven Disput plötzlich leidenschaftlich an die Wand drücken und mit brennenden Küssen übersähen. Und wenn dann Mikaels konservative Liebschaft Cathrin mal wieder ihre Pflanzen nicht gießen konnte, weil sie zu viele Nächte bei Mikael verbracht hat, dann kann man angesichts dieser latent sexistischen, vor allem aber schrecklich flachen Charakterisierung nur schlicht den Kopf schütteln. Auch die bislang recht stark gezeichnete Millenium-Chefredakteurin Erika verkommt hier zur weinerlichen Pomeranze, die sich um ihre „große Liebe“ Mikael sorgt. Zweifelsohne war Mikael schon bei Larsson der superpotente Superheld, gleichermaßen abgebrüht und sensibel, dem die Frauenwelt zu Füßen lag, aber der Ideengeber hat es noch ein wenig raffinierter hingekriegt, zu kaschieren, dass dieser Aspekt einer reinen Männerfantasie entwachsen ist. Ein weiterer Punkt, der zwar im Sinne des Fanservices eingebettet worden ist, mir aber nicht so recht gefallen wollte, ist Lisbeths kleine Affäre mit der deutschen Geo-Redakteurin Paulina. Paulina hat einen gewalttätigen wohlhabenden Ehemann und bricht erst durch ihre Romanze mit der verwegenen Lisbeth aus ihrem Kokon aus. Lisbeth revanchiert sich mit einer brutalen Attacke auf den übergriffigen Ehemann, in dem sie ihm bei lebendigem Leibe das Hemd anbügelt. Hier wollte man ganz klar an das Motiv des self-empowerten Racheengels anknüpfen, die ihrem Betreuer und Peiniger Nils Bjurman damals die Worte „Ich bin ein sadistisches Schwein und ein Vergewaltiger“ eintätowiert hat. Wo Larsson diesen Akt aber als Zäsur in Lisbeths Charakterentwicklung markiert hatte, wirkt es bei Lagercrantz wie eine eher plumpe Reminiszenz, der die Handlung in keiner Weise voranbringt. Atmosphärisch und stimmungsmäßig erreicht Lagercrantz zwar zu keinem Zeitpunkt die aufwühlende Stimmung der originalen Trilogie, aber der Showdown zum Schluss zwischen Camillas Schergen, die Mikael entführt haben, und einer knallharten Lisbeth fühlt sich sehr brachial, organisch und befriedigend an. Sprachlich ist das Ding solide geraten – Das schnelle Pacing und die Montage wirkt naturgemäß sehr filmisch. Die Dialoge sind manchmal zwar recht flach geraten, aber dann wieder knackig genug, um drüber hinwegzusehen. Die Wortwahl ist zeitgemäß und umgangssprachlich, manches Mal, sobald es etwa um die Hacking-Prozesse geht, verliert sie sich aber im bedeutungsschwangeren Techno Babble. Und es gibt etliche Passagen, wo man bemüht bad-ass klingen will, die Nutzung der Anglizismen aber schlicht zur Lächerlichkeit verkommt. Da kommen dann sinngemäß so grausame Konstruktionen wie etwa „sie fühlte sich fucked up“ … einfach nein. Bei den betroffenen Passagen fragte ich mich, ob das Ganze im Schwedischen auch so ekelhaft klingt. Abgesehen von diesen seltenen Ausfällen liest sich der Roman aber flüssig und angenehm. Fazit: Vernichtung ist ein solider und befriedigender Abschluss der Millenium-Reihe, der durch mehr Intensität und höheres Tempo in der zweiten Hälfte mehr Unterhaltungswert bietet als die beiden eher mediokren Vorgänger. Durch den Umstand, dass das Duo Mikael und Lisbeth wieder stärker im gemeinsam geteilten Fokus steht, die alten SÄPO-Leute wie Bublanski und Sonia Modig ihre kleinen denkwürdigen Auftritte haben, und die Action kompromissloser wirkt, kommt signifikant mehr Millenium-Feeling auf als bei Verschwörung und vor allem Verfolgung, die eher dröge Angelegenheiten waren und wie mittelmäßige Stand-Alone-Thriller daherkamen. Zwar kommt Lagercrantz auch hier zu keinem Zeitpunkt an den dringlichen Vibe der Ur-Trilogie von Larsson heran, aber Vernichtung bereitet dennoch Spaß, wenn man von vereinzelten sprachlichen Grobheiten und flachen Charakterisierungsansätzen einiger Nebenfiguren absieht und ist ganz klar der beste Band der Lagercrantz-Bücher. Tatsächlich könnte ich mir zu Vernichtung auch wieder eine halbwegs vielversprechende Verfilmung vorstellen.

Lesen Sie weiter

Vernichtung ist Band 6 der Millenium-Reihe, die eigentlich von Stieg Larsson stammt. Nach dessen Tod wurde der Autor David Lagercrantz von Larssons Bruder und Vater beauftragt, die Geschichte um das ungleiche Gespann aus dem Journalisten Mikael Blomkvist und der Hackerin Lisbeth Salander fortzuschreiben. Wer meine anderen Posts zu den beiden vorangegangenen Büchern von Lagercrantz gelesen hat, weiß, dass ich nicht wirklich überzeugt von seinen Büchern bin. An den genialen Stil von Larsson reicht Lagercrantz bei weiten nicht ran. Dennoch wollte ich nun doch wissen, wie er die losen Enden der Geschichte im dritten Buch zusammenspinnt. Und ich muss sagen, von den drei Lagercrantz Büchern ist dieses wirklich der beste Band. Vielleicht, weil er sich hier endlich auf das konzentriert, was wir als Leser wirklich wissen wollen: Wie geht es mit Lisbeth weiter? Was wird aus dem Konflikt zwischen ihr und ihrer Schwester? In den vorangegangenen Büchern ging es viel um Nebenschauplätze. Und um alte Fakten, die aufgewärmt wirkten. Nun kommt es quasi zum Showdown zwischen den Schwestern. Denn Lisbeth hat den festen Entschluss gefasst, nicht mehr wegzulaufen. Mikael ist währenddessen in einen merkwürdigen Todesfall verstrickt. Ein Obdachloser wird auf einem Stockholmer Platz gefunden. In seiner Jackentasche hat er die Nummer von Blomkvist. Gemeinsam mit einer motivierten Gerichtsmedizinerin findet Mikael heraus, dass der Mann ursprünglich aus Nepal stammt und Sherpa war. Vor Jahren war er Teil einer Expeidition auf den Mount Everest, die für einige Teilnehmer tödlich ausging und in die einige renommierte Menschen verstrickt waren. Mikael versucht das Geheimnis dahinter zu lösen. Wir brauchen nicht diskutieren: Lagercrantz ist nicht Larsson. Und wird nicht an die Leistungen des Millenium-Erfinders herankommen. Die sprachliche Raffinesse und die tollen Beschreibungen und Verstrickungen gehen Lagercrantz einfach ab. Trotzdem habe ich mich hier an manchen Stellen an den ersten Band der Reihe erinnert gefühlt. Mikaels Ermittlungen erinnerte mich irgendwie an die Aufdeckung der Verstrickungen des VAnger Clans. Lisbeth ist hier natürlich auch wieder eine große Hilfe während der Recherchen. Auch die Showdown-Szene zum Schluss wirkt sehr ähnlich wie die in Band eins, ohne zu sehr in die Details gehen zu wollen. Mich hat dieser Band zumindest etwas mit Lagercrantz versöhnt. Ich bin definitiv nicht traurig, dass es der letzte Band von ihm sein wird. Aber wenigstens konnte er dieser zweiten Triologie einen Abschluss geben, der wenigstens halbwegs befriedigend ist.

Lesen Sie weiter

Der sechste Band der Romanreihe um Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander ist gut zu lesen und bindet den Leser in zwei unterschiedliche Handlungsstränge ein. Inhaltlich muss man sich ein wenig öffnen, denn der Reporter macht sich auf die Suche nach einer Art Supergen, das bei einem toten Obdachlosen im Rahmen der Obduktion festgestellt wurde. Die Spur führt Blomkvist nach Nepal, um dort nicht zuletzt auch die Frage zu klären. warum sich seine Telefonnummer auf einem Zettel in der Hosentasche des toten Obdachlosen befand. Lisbeth Salander ist ihrerseits auf dem Weg nach Russland, um sich an ihrer Schwester Camilia zu rächen und einen Anschlag auf diese vorzubereiten. David Lagercrantz hat anfänglich die Serie um die beiden unterschiedlichen und sehr gegensätzlichen Charaktere ordentlich weitergeführt. Er hat die Gedanken von Stieg Larsson gut adaptiert und so auch mit den Bänden vier und fünf sich gut eingliedernde Romane verfasst. Der neue Roman "Vernichtung" fordert dem Leser mehr gedankliche Flexibilität ab. Er ist zwar gut und spannend geschrieben, schießt aber inhaltlich und in punkto der Zusammenhänge etwas über das Ziel hinaus. Das führt dazu, dass der Charme, der diese Krimiserie immer ausgemacht hat, ein wenig verloren geht. Dennoch ist "Vernichtung" ein guter Roman, der kurzweilig und gut zu lesen ist. Aber so nachhaltig wie die ersten und auch die vorherigen Bände bleibt er nicht im Gedächtnis.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.