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Rezensionen zu
Junktown

Matthias Oden

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 9,99 [A] | CHF 15,00* (* empf. VK-Preis)

Inhalt Es wird eine Zukunftsversion entworfen, die unter die Haut geht, die betroffen, deprimiert und wohl auch hoffnungslos macht. Inspektor Cain hat in einem autoritären Staat ein Verbrechen aufzuklären und gerät dabei immer mehr in die politischen Verstrickungen ebendieses Staates. Gegen die Kontrolle und Allmacht dieses Gebildes ist kein Kraut gewachsen – oder vielleicht doch? Im Laufe seiner Aufklärungsarbeit muss sich Inspektor Cain nicht nur mit dem Staatsapparat, sondern auch mit seiner eigenen Vergangenheit, seiner zu früh gegangenen Liebe und seiner möglichen Zukunft in diesem Regime auseinandersetzen. Keine einfache Aufgabe im Angesicht der alles erdrückenden Staatsmacht. Die Handlung ist spannend und verleitet zum Weiterlesen, aber nicht zu spannend, dass man das Ende gar nicht mehr erwarten kann. Immer mehr zieht einen die Handlung in die Machenschaften der Gesellschaft hinein. Man hat fast das Gefühl, selbst in dieser Stadt zu leben. Die Charaktere sind facettenreich und agieren im Rahmen ihrer Anlage logisch und auf erklärbare Art und Weise. Der Schreibstil ist umwerfend, erdrückend und unterstützt die Handlung und die Atmosphäre in besonderer Weise. Subjektive Eindrücke Beim Lesen des Buches fühlte ich mich versetzt in George Orwell’s Buch „1984“ – eine ähnliche Atmosphäre, ähnliche Repressalien, ähnliche Ausweglosigkeiten – mit dem Unterschied, dass es sich hier um einen aufzuklärenden Mordfall und dort eher um eine Liebesgeschichte handelte. Parallelen zu real existiert habenden autoritären Systemen sind sicher beabsichtigt und treffen einen, wenn man selbst unter einem solchen Regime gelebt hat, möglicherweise zusätzlich eindringlich. Besonders ist mir die Verwendung der Sprache aufgefallen – eigentlich deshalb, weil mir das beim Lesen sonst nie so wirklich aufgefallen war. Der Einsatz der Sprache war in den bisherigen Büchern passend – in diesem Buch unterstützt der Umgang mit der Sprache die Handlung und die Atmosphäre. Ja, ich möchte gern sagen: wow, das möchte ich auch können. Fazit Lesen! Unbedingt! Mehr gibt es wohl als Fazit nicht zu sagen. Alle Sprachliebhaber werden zudem ihre Freude am Einsatz der Sprache als unterstützendes Mittel haben. Ich danke dem Verlag sehr herzlich für dieses zwar bedrückt machende, aber doch auch sehr aufschlussreiche Rezensionsexemplar.

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Nun, ich bin ehrlich. Das Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Es gab Stellen, die mir sehr gut gefallen haben und dann gab es Stellen, die ich einfach nicht verstand. Das Setting ist grundlegend interessant. Eine Welt, in der der Konsum herrscht, in dem Rausch per Gesetz vorgegeben wird. Aber dann wird es kurios. Solomon Cain ist scheinbar einer der letzten „natural geborenen“ Menschen. Wie? Menschen scheinen unfruchtbar geworden zu sein und das innerhalb von nur 50 Jahren meiner Schätzung nach. Wesen der Humanrasse werden nun mit Brutmuttern zur Welt gebracht. Nun kann man auch von vornherein festlegen, zu welcher Klasse dieser neue Mensch gehören soll. Nach dieser Klasse richtet sich dann auch seine zukünftige Berufung. Hat man die Klasse D erreicht, wird nicht lange gefackelt und man wird auf den Recyclinghof gebracht. Menschen als wiederverwertbare Biomasse. Im Gegensatz dazu sind die Menschen angehalten, sich so viel Müll in die Wohnung zu holen, wie die Ersparnisse hergeben, denn: Konsum ist Gesetz. Hin und wieder werden zwar kleine Fetzen Geschichte eingestreut, aber nichts wirklich Konkretes. Gerade nach so einer großen Revolution hätte mich doch die Geschichte dazu interessiert. Natürlich kann man jetzt sagen, bei Orwells 1984 zB. wird man auch einfach in die Welt des großen Bruders geworfen. Ja. Aber da war der Bezug auch nicht so gegeben zu einer Zeit vor der Revolution, da war die Partei allgegenwärtig. Es hätte mir geholfen, diese neue Ordnung zu verstehen, hätte ich mehr Hintergrundwissen gehabt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, der Autor wollte viel sagen und hat doch das Wichtigste weggelassen. Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Mensch eine „Beziehung“ zu einer Brutmutter aufbauen kann, die laut Beschreibung ein sechsstöckiges Riesengebilde ist? Es wird erwähnt, und der Fall wird anfänglich auch auf einer Beziehungstat aufgebaut, aber wie das möglich ist, das wird nicht erklärt. Wenn die Revolution nur wenige Jahrzehnte her ist, wie kann ein Mensch plötzlich eine Beziehung zu einer Maschine aufbauen? Nimmt man diese etwas unschlüssigen Nebensachen weg, ist es ein recht spannender und verwinkelter Fall, den man da zusammen mit Inspektor Cain zu entfitzen hat, zwischen Parteimachenschaften und Terrorgruppen, einer neuen Bekanntschaft und dem allgegenwärtigen Drogenrausch mit einem Ende, was zwar recht überraschend, aber doch schon lange abzusehen war. Aber eben auch nicht mehr. Sympathisch war mir keiner so wirklich in diesem Buch, auch die Gespräche waren manchmal einfach zu flapsig dahingeworfen. Kaputt, könnte man sagen. So kaputt wie diese neue Welt? Vielleicht. Auch werden dem Leser immer abenteuerlichere Abkürzungen und Wortschöpfungen an den Kopf geworfen, die eben nicht selbsterklärend sind. Nicht selten habe ich dann kopfschüttelnd dagesessen, mit den Schultern gezuckt und das Verstehen eben weggelassen. Fazit Ein netter Kriminalfall mit einer recht schlüssigen Auflösung vor einem außergewöhnlichen Hintergrund. So außergewöhnlich, dass er kaum einer Erklärung würdig zu sein scheint. Wen das nicht stört, wer sich einfach so in einer neuen Ordnung zurecht finden kann und vor allem auch möchte, dem kann ich das Buch sicherlich empfehlen. Wen es stört, nach einer Lektüre einige sehr große Fragezeichen vor sich schweben zu sehen, der findet sicherlich eine andere Dystopie, die in sich besser funktioniert.

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Irgendwo auf diesem Planeten in irgendeinem Staat. Nach der Konsumrevolution ist es die Pflicht eines jeden Bürgers zu konsumieren. Und zwar nicht irgendwas, sondern Drogen jeglicher Art. Das klingt nicht nur nach einem Mekka für Liebhaber von Drogenexzessen, sondern auch nach einem sozialkritischem Roman. Leider verschenkt Oden das Potential dieser außergewöhnlichen Geschichte in einem noch ungewöhnlicherem Setting. Blendet der Leser dieses aus, verbleibt ein mehr oder minder gewöhnlicher Kriminalfall. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Szenario ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Ich mag Geschichten, in die der Leser direkt hereingeworfen wird. Auch wenn er mit Begrifflichkeiten konfrontiert wird, mit denen er zunächst nichts anzufangen weiß. Allerdings mit einer Einschränkung. Im Laufe der Geschichte sollte schon erklärt werden, was es damit auf sich hat. Dies fehlt in diesem Buch zu großen Teilen. Vieles bleibt unerzählt und der Phantasie des Lesers überlassen. Wie mag wohl ein neben einem Beischlafkabinenhotel des Vergnügungsviertels liegendes Spermabad aussehen oder welche Funktion mag es haben? Auf der anderen Seite füllen plötzlich Informationen zu Drogen oder Regalinhalten Seiten, ohne dass sie zu mehr Klarheit oder Authentizität beitragen können. Hier hätte ich mir mehr gewünscht als ein kreativer Umgang mit der Sprache, der so Begriffe wie "Bedarfspolizeiergänzungsdienst" hervorbringt. Nur kurz und rudimentär wird im Laufe der Geschichte der Konsumrevolution erläutert, aber die Beschreibungen der Wohniglus und anderer Details lassen den Leser allein, wobei sich aufgrund der Fremdartigkeit des Szenarios kein stimmiges Bild in meinem Kopf bilden wollte. Warum wird z.B. Müll plötzlich zum Konsumgut und warum ist es umso besser, umso vermüllter die Gegend ist, in der man wohnt? ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Witz ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Vieles in der Geschichte wirkt überzogen und gleitet ab in das satirisch Witzige. An anderen Stellen, wird der Leser direkt mit einem unverhohlenem Witz konfrontiert. Wie zum Beispiel in der Szene, in der ein Toter mit Schlinge um den Hals gefunden wird. Ein kurzer Auszug aus der Unterhaltung zwischen dem Hauptprotagonisten Cain von der Gemapo (ein gewolltes Kunstwort) und dem Schutzmann Brask: "Hatte der Tote irgendetwas bei sich?" "Da wäre die Schlinge." Cain schloss die Augen. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Charakter ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Solomon Cain. Einem Ermittler der Geheimpolizei. Lässt man alle ungewöhnlichen Beschreibungen weg, so übernimmt er einen Mordfall in einem korrupten Staat und begibt sich auf Spurensuche. Dabei nimmt er die klassische Rolle des verschrobenen und gescheiterten Polizisten ein, die es so häufig in Kriminalfällen zu finden gibt. Das Setting driftet hier zwar wieder ins überzogen komische ab, wenn von einem Mord an einer Brutmutter die Rede ist, aber auch hier kommt wieder zum Tragen, das Oden so wenig die Umgebung erklärt. Denn die Brutmutter ist eine riesige Brutmaschinerie, in der 800 Föten ausgebrütet werden können und deren Größe so gigantisch ist, dass die Ermittler in ihr umherwandeln können. Erzählt wird von ihr aber wie von einem Menschen, der nicht nur geliebt und geachtet wurde, sondern gleichzeitig auch über ein Bewusstsein verfügte. Irgendwie wollte sich da kein stimmiges Bild in mir bilden. So ergibt zwar das Bild des Solomon Cain einen (wenn auch gewöhnlichen) Charakter, mit dem der Leser etwas anfangen kann, aber die meisten Nebenfiguren bleiben wie das Gesamtsetting blass. ╔═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╗ ★ Fazit ╚═≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡≡═╝ Junktown ist spielt sicherlich in einem ungewöhnlichen Setting, aus dem man so viel hätte machen können. Aber vieles bleibt aus. Nicht nur die Beschreibung dieser Welt ist unausgereift, auch die Gesellschaftskritik ist lediglich in Ansätzen vorhanden. So, wie das Buch vor allem zum Ende hin geschrieben ist, wollte Oden hier vermutlich viel mehr mit aussagen. Aber er verliert sich in Nebensächlichkeiten. Schlussendlich verbleibt hier ein Kriminalfall vor einem ungewöhnlichen Setting, der nicht außergewöhnlich ist - weder im Guten, noch im Schlechten.

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