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Rezensionen zu
Dann denkt mit dem Herzen

Konstantin Wecker

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Das Buch ist aufgeteilt in 27 kleinen Kapiteln. Zudem ist es sehr schnell fertig gelesen, da es einerseits ein kleines und dünnes Werk ist und andererseits dazu noch groß geschrieben ist. Inhaltlich sind die Gedanken von Konstantin Wecker zum Thema Flüchtlingskrise, Rassismus, Hass, Toleranz, usw., in Form von Texten die er im Jahre 2015 in seinem Netzmagazin, auf seiner Facebookseite und auf seiner Website veröffentlicht hat, niedergeschrieben. Auch sind Textpassagen, einiger seiner Lieder nachzulesen, die zu diesen Themen passen. Mit dem Werk selbst, will der Autor aufzeigen, dass es auch ohne Hass und Gewalt geht bzw. gehen muss. Nicht nur in der Flüchtlingskrise, auch in anderen Bereichen des Lebens. Auch übt er damit eine harsche Kritik an der Kriegspolitik, der ungerechten Weltwirtschaft und die vorgehensweise der Europäischen Union, in der Flüchtlingsfrage. Konstantin Wecker plädiert für eine Welt, in der mit dem Herzen gedacht wird.

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Konstantin Wecker gehört zu den Menschen, die nicht schweigend zusehen, wenn etwas passiert, sondern die auf Mißstände hinweisen, die laut werden, wenn Unrecht passiert. Manchmal schießt er dabei - in meinen Augen zumindest - über das Ziel hinaus, aber meistens legt er den Finger ganz genau in die Wunde. Und diese Offenheit prägt seit jeher sein künstlerisches Schaffen, auf jeder seiner CD und in seinen Büchern finden sich Texte und Lieder, die sich gegen Rassismus und gegen Fremdenfeindlichkeit richten - das Lied "Sage nein!" und die Willy-Texte seien an dieser Stelle stellvertretend genannt. In dem Büchlein sind seine Gedichte und Texte versammelt, die er seit 2015 im Zuge der Flüchtlingsdebatte verfasst und auf seiner Fac*ebook-Seite veröffentlicht hat. Um auch in eingen Jahren die Texte verstehen zu könne, gibt es in jedem Kapitel Einleitungstexte, die auf den Kontext hinweisen. Konstantin Wecker zeigt in den Texten, was wirklich zählt - der Mensch an sich, nicht seine Religion, nicht sein Pass - es geht um den Menschen. Wecker schreibt nicht nur, er hilft auch praktisch. Beeindruckend ist der Bericht von seinem 15jährigen Sohn, der 2015 für fünf Tage in Lesbos geholfen hat, der in diesen Tagen sehen musste, wie Kinder und Erwachsene sterben. Konstantin Wecker stärkt die Arbeit der Ehrenamtlichen, hebt ihr Engagement hervor, auch wenn die Politik teilweise nicht schnell genug handeln konnte. Die Texte gehen zu Herzen und rufen auf zu Menschlichkeit anstatt sich von rechten Parolen leiten zu lassen. Vielleicht ist es naiv. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach. Vielleicht sollte man einfach mit dem Herzen denken.

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Ich ging an dieses Buch heran, ohne vorher besonders viel über diesen Konstantin Wecker zu wissen. Ich dachte nicht einmal daran, dass dieser Mann jemand anderes sein könnte, als einfach nur ein Autor, doch wie man vielleicht weiß, ist er vieles mehr. Liedermacher, Schriftsteller, Komponist, Schauspieler, stellenweise auch Poet und vor allem Politikinteressierter. Er war beispielsweise bei der bekannten ZDF-Polit-Satire-Show „Die Anstalt“ oftmals zu Gast, und ist praktisch der Vertreter einer ganzen Generation, bekannt geworden gemeinsam mit Reinhard Mey oder Hannes Wader in einer Reihe der großen Liedermacher Deutschlands. Um dem noch die Krone aufzusetzen, wurde er gerade frisch mit dem Ehrenpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis 2017 des Mainzer Unterhauses ausgezeichnet, der seit 2008 verliehen wird Er ist öffentlicher Pazifist und einer dieser in den heutigen Tagen laut beschrienen „Gutmenschen“. Er trat gerade im Verlaufe der letzten beiden Jahre, seit den Beginnen der Flüchtlingskrise 2014, vermehrt und energischer für die Menschen ein, die hinter den Massen stecken, die wir seitdem jeden Tag im Fernsehen in kleinen Booten und überfüllten Zelten sehen können, ankommend mit ihren Kindern, ihren Eltern oder vollkommen allein, verängstigt, panisch, verloren. Auf diese fanden sich zwei vorherrschende Reaktionen in Deutschland und Europa; die Sparte der „Gutmenschen“, die bald Teil der sich spontan zusammen tuenden deutschen Willkommenskultur wurden, und die Sparte des Rassismus gegen die Flüchtlinge. Angst um den wirtschaftlichen Stand des Landes machte sich breit, die Armen klagten, sie bekämen in Zukunft noch weniger, die Ausländerfeindlichen spuckten auf die Neuankömmlinge oder zündeten die überfüllten und provisorisch errichteten Heime an. Diese Bilder wiederum kontrastierten mit denen der Menschen an deutschen Bahnhöfen, die die Menschen begrüßten und sie vorerst mit dem Nötigsten ausstatteten. Dieses Bild in Deutschland erschreckte den schon immer politisch orientierten Konstantin Wecker und veranlassten ihn im Sommer 2014, sein Lied „Ich habe einen Traum“ zu schreiben, in dem er eine offene Welt ohne Fremdenhass und Grenzen beschreibt, ein Lied, das zum Nachdenken anregt. Die erste Reaktion der meisten zu seinem Ton, das in diesem Lied und in allen anderen Texten in diesem Sammel-Büchlein zu finden ist, wird die Frage sein, ob er eigentlich besonders realistisch denkt. Wie soll so eine grenzenlose und scheinbar auch regellose Welt funktionieren, wird gefragt, und Konstantin Wecker als naiv beiseite getan. Seine Artikel und poetisch bis prosaisch inspirierten Texte, die unter anderem in seinem Netzmagazin www.hinter-den-schlagzeilen.de erschienen sind, versuchen, dem deutschen Bürger nach und nach einen Perspektivenwechsel zu ermöglich und fungierten für mich auch als eine Art Rückblick und Vorschau auf Jahre der Ungerechtigkeiten und politischen Entscheidungen, die über ganze Völker richten. In seinen Aussagen hält sich Konstantin Wecker stets auf der Seite des Humanismus, er zeigt offen, wie er sich ein Leben nach Dostojewskis Vorstellungen (im Vorwort zu finden), also als Mensch unter Menschen vorstellt. Er spricht von Mitgefühl über dem Verstand, von Liebe und Hass, von Grenzüberwindung, nicht bloß im geografischen Raum, und Toleranz. Wovor haben die Deutschen, oder größer, die Europäer, Angst? Was kann passieren, anders, was könnte passieren, wie wunderbar könnte es sein, wenn es anders verlaufen würde, fragt sich der große deutsche Liedermacher. Oft klagt er, dass die Menschen ihn nicht ernst nehmen, nicht daran glauben können, was er sich unter einer gut besonnenen Welt vorstellt. Regelmäßig erhält er Schimpftiraden in Mails und Hassposts auf seine Facebookseite. Er sei realitätsfern, ein linker Grüne-Heile-Weltler und ein Träumer, der nichts mit Politik anzufangen wüsste und nichts produktiveres auf die Kette kriege als Weltfrieden zu predigen, wie eine Miss America im Fernsehen. Doch ich denke, das ist etwas, was die Welt braucht. Mal ganz abgesehen davon, dass er sehr wohl ein gewisses Verständnis von Politik besitzt und mitunter mehr Intelligenz beweist als so mancher Politiker in hohem Amt. Er sieht die Dinge nun einmal nicht aus der Sicht der Menschen, die bloße Zahlen im Fernsehen hören und mit massenhaft Bildern und Interviews bombardiert werden, die nichts und wieder nichts sagen. Dieses Büchlein ist eine Sammlung an Gedanken, die einen neuen Zeitgeist reflektieren, von einer Warte aus, die der Durchschnitt mitunter nicht bedenkt. Er berichtet von seinen Gefühlen und Ängsten, die ihn erfassen, wenn er an eine Zukunft denkt, die sich niemand ausmalen möchte, mit Grenzen und neuen Mauern, Zäunen, Stacheldraht. Er ermahnt in seinem Ton die Menschen, zu bedenken, was sie tun würden, gemahnt der Empathie. Das Konzept ist gut, allerdings gefallen mir die Anmerkungen vor den Texten nicht. In kursiver Schrift wird vorab der Kontext des Artikels oder Textes erläutert (grundsätzlich lobenswert), doch nicht in neutraler, sondern in sehr wertender und werbungsähnlicher Form. Mit dem puren Kontext wäre ich auch bereits zufrieden gewesen, schließlich benötige ich in diesem Fall keine Werbung um die Person Weckers, ich halte sein Buch ja bereits in Händen. Dennoch haben seine Texte etwas Neues und durchaus Lesenswertes an sich, er weiß, wovon er schreibt und kennt auch durchaus die richtigen Leute zum Zitieren. Viele, viele interessante Stellen haben mich zum Nachdenken angeregt, allen voran „Hass kann man verwandeln“. Fazit: Eine freundliche Erinnerung, dass die Unmenschlichkeiten auf der Welt uns nicht unserer Menschlichkeit berauben sollten.

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Für all jene, die das Herz am rechten Fleck haben

Von: Wiktoria's Life

15.09.2016

Wecker ist ein Mensch der starken Worte. Dies merkt man an seinen Liedtexten und noch mehr an den Texten, die aus ihm auf seiner Facebook-Seite hinaussprudeln. In 25 Texten fasst er all das zusammen, was zur aktuellen Flüchtlingssituation zu sagen ist. Dabei ist er selten mahnend oder gar belehrend, meist spricht er aus dem Herzen und erreicht dadurch unmittelbar das Herz des Lesers. Für Konstantin Wecker steht immer der Mensch im Vordergrund. Nicht seine Religion, nicht sein Pass, nicht seine Kultur. Egal ob syrischer Flüchtling oder deutscher Ehrenamtlicher. So sehr er die rechten Randale, die widerlichen Parolen und das schäbige Verhalten einiger Flüchtlingsgegner verachtet – er wird nicht müde zu betonen, wie beeindruckt er von den ehrenamtlichen Helfern ist. Die sich um traumatisierte und mittellose Flüchtlinge sorgen. Die Kindern Kuscheltiere geben und Erwachsenen Deutschkurse. „Nicht reflexartig aufflammender Fremdenhass ist das Überraschende an der derzeitigen Entwicklung – dieser ist eigentlich das sattsam bekannte „Ewig-Gestrige“; es ist die Stärke und Breite der sich spontan entwickelten fremdenfreundlichen Bewegung, die mich überrascht hat“ (Konstantin Wecker, Dann denkt mit dem Herzen, Seite 83 / 84, Gütersloher Verlagshaus) Weckers Frau und Sohn sind nach Lesbos geflogen – um mit dem Boot ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Als „Gutmenschen“ beschimpft sind die Weckers da, wo es nötig ist – und nicht pöbelnd vor dem PC, gertrieben von der irrationalen Angst um ihr christliches Abendland. Tamino Wecker war gerademal 16 Jahre alt, als er im Herbst 2015 vor Ort geholfen hat. Sein Vater lässt ihn in einem eigenen Bericht zu Wort kommen.Tamino war dort nur 5 Tage – und sah in dieser kurzen Zeit Erwachsene wie Kinder sterben. Er appelliert dringend an alle, die in irgendeiner Form dagegen sind, Flüchtlingen zu helfen, nach Lesbos zu fliegen und sich selbst das Leid der Menschen anzusehen. Die Weckers sind ganz klar „Gutmenschen“. Etwas anderes käme ihnen aber auch gar nicht in den Sinn. Meine Meinung: Das Büchlein ist eine wahre Perle in der Diskussion rund um die Flüchtlinge. Es ist weder naiv noch gutgläubig – es ist fundiert durchdacht. Alles, was Wecker sagt, hat Hand und Fuß. Mehrmals habe ich mir beim Lesen gedacht: mir muss das keiner sagen, dass müssten die „besorgten Bürger“ lesen. Doch die Wahrheit ist: der gemeine AfD – Wähler würde dieses Buch gar nicht in die Hand nehmen. Aus mehreren Gründen: zum einen bewegt er sich nur zu gern in seinem eigenen Mikrokosmos bestehend aus Fremdenhass, Angst und Panikmache. Ein Buch, dass sich dem entgegenstellt, ist für den „Asylkritiker“ meist gar nicht von Interesse. Dann sind die Texte so formuliert, dass man mitdenken muss, um sie zu verstehen. Wer auf plumpe Hetze der rechten Seiten wie Pegida oder AfD herein fällt, der wird dieses Buch schlichtweg und ergreifend nicht verstehen. Und so lesen am Ende dieses Büchlein eh nur jene Menschen, die das Herz sowieso am richtigen Fleck haben. Nicht Brandstiftung und Angst sind die Antworten, die wir in unseren unruhigen Zeiten brauchen. Es sind Ruhe, Herz, Hilfsbereitschaft und Deeskalation. Kontantin Wecker versteht wie kaum ein anderer, all dies in wenige Worte zu packen. Ein sehr empfehlenswertes Buch. Und wenn es auch nur einen Zweifler umstimmt, dass es richtig und wichtig ist, in Not geratenen Menschen zu helfen, dann war es jedes Wort davon wert. Denn eine der wichtigsten moralischen Botschaften, die das hochgelobte, zu verteidigende Abendland hat ist nun mal die Nächstenliebe. Auch wenn dies viele „besorgte Bürger“ schlichtweg vergessen haben.

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Starke Texte

Von: Sonja

11.09.2016

Sehr berührt hat mich dieses Büchlein in den letzten Wochen. Es öffnet die Augen für die von uns allen mitverschuldeten Ursachen der Flüchtlingsbewegung und fordert, endlich dafür einzutreten, dass die Menschlichkeit wieder einen höheren Stellenwert als der Profit einnimmt. Sein Plädoyer für Mitgefühl und tatkräftige Hilfe in der Willkommenskultur, seine klare Stellungnahme gegen Kriegspolitik, eine ungerechte Weltwirtschaft und alltägliche Rassismus zeigen klar auf, wie dringend diese schnelle Veränderung ist, mit dem Herzen zu denken und aufeinander zuzugehen. Mich persönlich hat vor allem angesprochen, dass Mitmenschlichkeit in der Familie beginnen muss: „Zu einer umfassenden Faschismusprävention gehört unbedingt eine tagtäglich in allen Erziehungsbereichen warmherzig praktizierte Humanität. Nur gelebte Mitmenschlichkeit kann verhindern, dass erneut aus geschundenen Menschen Befehlsempfänger werden […].“ „Wir können tun, was getan werden muss. Wir können Haltung zeigen. Der beste Wegweiser ist dabei noch immer das Herz.“ – mein Lesetipp für heute.

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"Die Stimme der Unvernunft zu Wort kommen [...] lassen, die Stimme des Herzens, damit diese nicht für immer verloren geht." Konstantin Wecker ist ein Liedermacher, dessen Namen ich schon scheinbar immer kenne. Sei es als Kind durch meine Mutter oder in den letzten ein, zwei Jahren durch seine kritischen Facebookposts, die von Menschen aus meiner Kontaktliste fleißig geteilt und geliket werden: Konstantin Wecker war mir bekannt. Eins jedoch habe ich erst neulich entdeckt: Dass der Sänger auch Autor ist. In dem Buch "Dann denkt mit dem Herzen - Ein Aufschrei in der Debatte um Flüchtlinge" werden Konstantin Weckers Texte, die er vor allem auf Facebook, aber auch auf seiner Webseite veröffentlichte, gesammelt und mit jeweils einer kurzen Einleitung von dem Chefredakteur Roland Rottenfußer präsentiert. Die Texte sind vorwiegend chronologisch geordnet und umspannen den Zeitraum vom Juli 2014 bis Januar 2016. Einige Texte kannte ich bereits, viele waren aber auch mir neu. Die Texte, die mir bekannt waren, hatte ich immer direkt gelesen, wenn sie Konstantin Wecker auf seiner Facebookseite veröffentlicht hatte. Jetzt, fast ein ganzes Jahr später und mit dem Wissen, wie sich die Asylpolitik weiter entwickelt hat, fühlt es sich merkwürdig an, diese Posts erneut zu lesen. Durch das Buch wird einem als Leser aufs Neue bewusst, wie viel gerade in dem Jahr 2015 passiert ist. Konstantin Wecker nimmt Stellung; sei es zu dem Anschlag auf die Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015, PEGIDA oder zu dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau. Die meisten Kommentare beziehen sich aber auf die „Flüchtlingskrise“. So schreibt er in einem seiner neusten Lieder: „Ich hab einen Traum, wir öffnen die Grenzen und lassen alle herein.“ Auf dieses Lied nimmt er auch in seinem Buch Bezug: "Ja, ich werde nicht aufhören, diesen Traum zu träumen [...] bis ihn immer mehr Menschen träumen, bis die EU legale Einreisewege schafft [...] und Menschen, die so unsagbar Schrecklliches erdulden mussten, liebevoll umsorgt." Was mich persönlich an dem Buch "Dann denkt mit dem Herzen - Ein Aufschrei in der Debatte um Flüchtlinge", trotz aller positiver Punkte, sehr gestört hat ist, dass der Liedermacher manchmal in Phrasen abdriftet. Irgendwann meint man verstanden zu haben, dass ihm Emotionen wichtiger erscheinen, als "Vernunft", dass man auf sein Herz hören soll. Dies ist durchaus verständlich, scheint mir jedoch in vielen Situationen nicht zielführend. So ist es zum Beispiel in Diskussionen mit Andersdenkenden viel effektiver, fundiertes Wissen anzubringen anstatt an das "Herz" des Gegenübers zu appellieren. Auch fand ich seinen Vorwurf an den Politikern im Allgemeinen einige Male unangebracht und nicht differenziert genug. Hier hätte ich mir mehr klare Worte und sachlichere Kritik gewünscht. Konstantin Wecker ist ein Komponist und Liedermacher, der sich schon sein Leben lang für Antifaschismus und Pazifismus engagiert. Es ist mutig, dass er Position bezieht in Zeiten in denen viele (insbesondere auch Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen) lieber "positionslos" bleiben.

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Am ersten Juliwochenende wandelte ich in diesem Jahr auf der Fusion in Lärz herum. Im Handgepäck, also quasi ganz oben in meinem 60-Liter-Rucksack, hatte ich ein kleines Büchlein dabei. Beim Einpacken hatte ich mir ehrlich gesagt wenig Gedanken bezüglich der Literaturwahl gemacht und mich eher auf Grund des geringeren Gewichtes für das neue Buch „Dann denk mit Herzen – Ein Aufschrei in der Debatte um Flüchtlinge“ von Konstantin Wecker entschieden. Mit knapp 145 Seiten waren meine Erwartungen relativ gering, was die Komplexität der Thematik betraf. Konstantin Wecker, der sich selbst als Poet, Künstler, Sänger und Komponist beschreibt, war im vergangenen Kalenderjahr durch seine teilweise provozierenden Texte in Bezug auf Geflüchtete in den sozialen Medien aufgefallen. Eben diese Texte, gespickt durch beispielsweise einen Text seines Sohnes Tamino, werden in dem Werk zusammengefasst und durch einleitende Worte seines Freundes Roland Rottenfußer abstrahiert, um die Aktualität der Texte zu gewährleisten. »Ich hab einen Traum: Wir öffnen die Grenzen und lassen alle herein.« Dieses Zitat von Herrn Wecker würde wahrscheinlich ausreichen, um das gesamte Buch zu skizzieren. Denn egal, ob die Situation im Mittelmeer verbildlicht wird, die Attentate von Paris und Brüssel die Nachrichten bestimmen oder die politische Stimmung in Deutschland kippt – Konstantin Wecker kann – ebenso wie ich – nur ungläubig den Kopf schütteln. Denn für ihn ist Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe keine Bitte, sondern eine Selbstverständlichkeit. Dass er dafür regelmäßig als naiver „Gutmensch“ abgestempelt wird, ist ihm egal und wird mit noch größerer Vehemenz kommentiert. Konstantin Wecker beschreibt geschickt, dass diese Angst vor Verlust oder Bedrängnis durch andere Menschen, auf eine Überforderung und Verunsicherung von Ereignissen im aktuellen politischen Geschehen zurück zu führen ist. Die Bevölkerung nimmt dabei viel zu oft populistische Thesen an, ohne den Inhalt auf verschiedenen Ebenen zu durchleuchten. Dabei versucht er keineswegs dieses Verhalten als unreflektiert dazustellen, im Gegenteil: er ruft alle Menschen auf, zusammen für mehr Menschlichkeit einzutreten und nicht nur an materiellen Gütern die eigene Zufriedenheit zu messen, sondern kultureller Vielfalt die Chance zu geben im eigenen Alltag Einzug zu erhalten. Dabei legt er großen Wert darauf, bewusst zu differenzieren und nicht nur mit Worthülsen wie „es sind doch alles nur Wirtschaftsflüchtlinge“ zu agieren, ohne einen Blick Richtung Rüstungsindustrie zu werfen und dabei auch die Rolle des Kapitalismus kritisch zu betrachten. Hätte ich noch einen Wunsch für das Buch freigehabt, dann würde er wie folgt lauten: „Herr Wecker, beim nächsten Mal bitte konsequent gendern oder es gar lassen, wenn es Ihnen durchgehend zu anstrengend erscheint. Aber dieses ständige Hin- und Her hat mich verwirrt, dabei wollte ich doch nur Ihre Worte reflektieren.“

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In dem 142 Seiten starken Büchlein finden sich vor allem Texte, die Konstantin Wecker 2014/15 auf Facebook, seiner webseite und seinem Netzmagazin veröffentlicht hat, in Kapitel unterteilt, jeweils mit einer Einleitung seines Freundes und Mitarbeiters Roland Rottenfußer, so dass klar wird, welcher (tages)aktuelle Anlass da beleuchtet wird. Deutlich hervorgehoben wird, dass es Zeit für eine gewaltfreie Revolution des Bewußtseins geht, in einer Gesellschaft, die sich mehr dem Haben als dem Sein verschrieben hat. Es gilt, sich den von uns allen mitverschuldeten Ursachen der Flüchtlingsbewegung zu stellen, endlich dafür einzutreten, dass die Menschlichkeit wieder einen höheren Stellenwert als der Profit einnimmt. Etliche Aspekte und Beispiele werden aufgeführt, z.B. die Möglichkeit, die großen Profite der Rüstungsindustrie für Hilfe aufzuwenden, für die, die wegen dieser Profitgier einem Krieg ausgeliefert sind, dem sie entfliehen wollen – oder die „Wirtschaftsflüchtlinge“, die vor Hunger und Not fliehen, weil auch wir sie mit unserem Wirtschaftssystem und unseren „Geiz-ist-Geil“-Mentalität in die Armut getrieben haben. Es geht aber auch um Überreiche, jene ca. 1%, die 99% des Kapitals besitzen, und nicht einfach zusehen sollten, wenn die Ängste der Armen im Land gegen die ankommenden Flüchtlinge ausgespielt werden, oder um Staatsbankette, die zwei Tage dauern und für deren Kosten ein Jahr lang Flüchtlingsrettungsaktionen im Mittelmeer finanziert werden könnten. Immer wieder fällt auf, dass Konstantin Wecker stets freundlich bleibt, auch Andersdenkenden gegenüber, keinen ausgrenzt oder als Negativbeispiel vorführt, dass er seine Ansichten auf alle bezieht, weil kein Mensch illegal ist. Sein Plädoyer für Mitgefühl und tatkräftige Hilfe in der Willkommenskultur, seine klare Stellungnahme gegen Kriegspolitik, eine ungerechte Weltwirtschaft und alltägliche Rassismus zeigen klar auf, wie dringend diese schnelle Veränderung ist, mit dem Herzen zu denken und aufeinander zuzugehen ....

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