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Rezensionen zu
Ein angesehener Mann

Abir Mukherjee

Sam-Wyndham-Serie (1)

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Wir befinden uns im Jahr 1919 und Capitain Sam Wyndham ist erst vor wenigen Tagen in Kalkutta angekommen. Dort soll er als Ermittler arbeiten und sein erster Fall lässt auch nicht lange auf sich warten: Ein wichtiger englischer Verwaltungsbeamte wird ermordet und er soll den Mörder finden. Doch Wyndham kennt sich kaum in der indischen Metropole aus, doch begibt sich mit seinem Assistenten Banerjee sofort in die Ermittlungen nach dem Mörder. Schon bald werden Umstände bekannt, mit denn Wyndham nicht gerechnet hätte, denn sie bringen nicht nur ihn, sondern auch die englische Kolonialmacht in Verbindung mit den neusten Geschehnissen. Auch rund um Kalkutta stellt Wyndham einige Dinge fest, die ihm nicht ganz geheuer sind, denn die Gesellschaft in Kalkutta steht zwischen Tradition und Entwicklung. Sam Wyndham hat sich gerade erst vom zweiten Weltkrieg erholt, als er nach Indien in die Metropole Kalkutta als Ermittler versetzt wird. Er ist sehr sympathisch, allerdings wird er von Ereignissen aus der Vergangenheit verfolgt. Wyndham wird als durchschnittlicher Ermittler dargestellt, der weder besonders große Leistungen hervor gebracht hat, noch besonders schlechte. Er ist eben auch nur ein Mensch, was wie ich finde sehr schön in dem Roman dargestellt wurde. Man hat keinen Helden als Protagonisten, sondern einfach einen ganz normalen Mann, dessen Handlungen auch realistisch sind. Allerdings bekommt man etwas Mitleid mit ihm, da er im ersten Weltkrieg alles verloren hat – seine Frau, seine Familie und seine Freunde. Zudem leidet er an einer schweren Verletzung, wegen der er Opiumabhängig ist – was aber niemand erfahren darf. Der Schreibstil von Abir Mukherjee ist wirklich überzeugend. Er schreibt leicht und kann das Kalkutta des frühen 20. Jahrhundert unglaublich toll darstellen. Man fühlt sich, als würde man direkt neben Wyndham durch die Gassen laufen. Allerdings kann er auch die Gesellschaft sehr gut porträtieren und zeigt somit auch den Rassismus der Stadt Kalkutta. Man kann das Buch lesen, ohne die politischen Zusammenhänge zu kennen, da sie wirklich logisch und einfach erläutert werden. Auch sein Humor hat mir gefallen und konnte mich das eine oder andere Mal zum schmunzeln bringen. Allerdings gibt es in „Ein angesehener Mann“ gerade zum Ende hin einige Längen, die die Spannung ein bisschen nehmen. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und konnte mich gut unterhalten! Meine Bewertung: 8/10

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Dieses Buch hat Flair. Ich möchte nicht lügen, aber ich glaube, es war mein erstes Buch, welches in Indien angesiedelt ist. Und ich habe mich die ganze Zeit sehr indisch gefühlt! Die Atmosphäre wurde sehr treffend eingefangen, die Hitze, der Staub der Straßen, die misstrauischen Blicke zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Captain Samuel Wyndham ist dagegen erfrischend ehrlich, direkt und humorvoll. Seine trockenen Überlegungen zu Alltäglichem haben mir mehr als einmal ein Lachen entlockt. Auch sein Side-Kick, der Sergeant Banerjee, der von allen nur Surrender-not genannt wird, weil niemand seinen wahren Namen Surendranath aussprechen kann, belebt die Geschichte. Die Kombination aus gediegenem Captain und exotischem Untergebenen erinnert mich tatsächlich an das Sonderdezernat Q in Kopenhagen mit seinem Ermittler Carl Mørck und seinem arabischen Helfer Assad. Britisch-Indien und seine Folgen Als sehr gut empfand ich auch die herausgearbeitete Linie, welche die Menschen zwischen den Bevölkerungsschichten zogen. Eine Stadt, eingeteilt in White Town und Black Town, die Linie ebenso hart zwischen den Menschen gezogen. Lediglich 150.000 Briten regierten über 300 Millionen Inder. Dieses Missverhältnis zeigt einmal mehr, wie viel Macht die Angst besitzt. Nur den sogenannten Mischlingen, den Kindern von Briten und Indern, erging es gesellschaftlich gesehen noch schlechter. Annie, die Wyndham im Verlauf seiner Ermittlungen kennenlernt, gehört diesen Mischlingen an und erfährt mehr als einmal Demütigungen der besonderen Art. Der Fall, dem Captain Wyndham nachgeht, ist sehr verwinkelt und viele seiner Schlussfolgerungen laufen ins Leere. Doch das hält den sympathischen Ermittler nicht davon ab, an sein Bauchgefühl zu glauben und immer weiter zu bohren. Geheimnisse und Abkommen ranghoher Beamter kommen ans Tageslicht. Auch der Beginn des Aufstandes gegen das British Empire in Indien wird erzählt. Als Leser erhält man einen guten Einblick in das Leben der Inder zur damaligen Zeit, auch was den sogenannten Rowlatt Act betrifft. Dieser sah vor, dass es der Regierung erlaubt war, jede des Terrorismus verdächtige Person zu inhaftieren, ohne einem vorangehenden Gerichtsverfahren. Fazit Der erste Fall des britischen Captain Wyndham in Indien ist ein historisch gut konstruierter Kriminalfall, der spannend war, mich aber nicht vollständig aus den Ballerinas heben konnte. Trotzdem werde ich die Reihe weiter im Auge behalten und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Sam, Surrender-not und einer kleinen Prise O. Bewertung im Detail Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 ) Handlung ★★★★☆ ( 4 / 5 ) Charaktere ★★★★★ ( 5 / 5 ) Sprache ★★★★★ ( 5 / 5 ) Emotionen ★★★☆☆ ( 3 / 5 ) = 4.2 ★★★★

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Kalkutta 1919: Capitain Sam Wyndham ist erst wenige Tage in Indien, als er zu seinem ersten Tatort gerufen wird. Im Hinterhof eines Bordells in einer wirklich miesen Gegend wird ein Mann im Smoking mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Der Tote ist Alexander MacAuley, der persönlicher Berater des Lieutnant-Governors, und hat einen Zettel im Mund. „Keine weiteren Warnungen. Englisches Blut wird durch die Straßen strömen. Raus aus Indien.“ (S. 12) Der Mord scheint also politisch motiviert gewesen zu sein und Wyndham muss sich in dem brisanten politischen Geschehen zurechtfinden und den Spagat zwischen Polizei, Geheimdienst und Militär bewerkstelligen. „Ein angesehener Mann“ ist sehr spannend, farbenprächtig, bildreich und atmosphärisch. Ich habe Kalkutta fast sehen und fühlen können und schon beim Lesen geschwitzt. Auch der herrlich britische, zum Teil sarkastische und trockene Humor hat mir sehr gut gefallen. Wyndham ist der typische Anti-Held und tat mir vor allem leid. Er hat im ersten WK seine Frau, seine Familie und den größten Teil seiner Freunde verloren. Zudem ist dank einer Verletzung opiumabhängig – was natürlich niemand wissen darf. Dazu kommt, dass er bisher niemanden aus seiner Behörde oder gar seinem Team kennt und nicht weiß, wem er wirklich trauen kann. Sein Vorgesetzter, Lord Taggart, dreht sein Fähnchen nach dem Wind und Wyndhams Untergebener Digby scheint gegen ihn zu intrigieren. Nur Sergeant Banerjee, sein „Laufbursche“, ist von Beginn an sympathisch und loyal. Und dann ist da noch Miss Grant, die Sekretärin des Toten. Sie scheint mit Wyndham zu flirten – aber auf welcher Seite steht sie, wenn es hart auf hart kommt? Besonders hervorheben möchte ich die geschickt in die Handlung verflochtenen realen geschichtlichen Hintergründe. So fand ich es z.B. erschreckend, dass 150.000 Briten über 300 Mio. Inder herrschten – und das hauptsächlich durch moralische Überlegenheit. Auch das komplizierte Kastensystem und die Problematik der „Mischlinge“ (halb Inder halb Britten) wird durchleuchtet. Obwohl das Buch weitestgehend spannend ist, gibt es gerade gegen Ende auch einige langatmige Stellen. Aber: Wyndham und Banerjee haben echt das Zeug zur indischen Variante von Sherlock Holmes und Dr. Watson! Etwas verschroben, mit einem extrem trockenen Humor und der Gabe, auch in den verzwicktesten Fällen den Überblick zu behalten. Ich freue mich auf die angekündigte Fortsetzung. Ein Tipp für alle Fans von „Death in Paradise“. Ich könnte mir das Buch auch gut verfilmt vorstellen.

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FASZINIEREND und absolut außergewöhnlich, vor allem für ein Debüt, ist für mich der im Juli 2017 im Heyne-Verlag erschienene Roman "Ein angesehener Mann" des jungen britischen Autors Abir Mukherjee. Ist es ein Krimi, ein historischer Roman oder ein historischer Krimi? Es ist aus meiner Sicht in jedem Fall eine absolut spannende zeitgeschichtliche Schilderung Indiens, im speziellen Fall Kalkuttas, unter britischer Herrschaft im Jahr 1919; die Kolonie Britisch-Indien bestand von 1858 bis 1947. Auch der Ort ist für uns deutsche Leser eher außergewöhnlich und macht die Geschichte nur noch spannender. Im Zuge der Aufklärung eines Mordfalls an einem hochrangigen britischen Verwaltungsbeamten lernt der gerade frisch aus England nach Kalkutta versetzte Kripo-Captain Sam Wyndham – und mit ihm der Leser – ganz unvoreingenommen (objektiv) das von Briten beherrschte, zerrissene Land kennen. Äußerst geschickt, fast genial, versteht es der indischstämmige Autor durch die Augen des Engländers die damalige Situation vor Ort mit ihren offensichtlichen und hintergründigen Problemen zu beschreiben. Unaufdringlich zeigt der Autor die politische und gesellschaftliche Situation, die Spannung zwischen den (selbst untereinander zerstrittenen) indischen Volksgruppen und den Briten, zugleich die zwischenmenschliche Abhängigkeit voneinander und die Schwierigkeit, selbst bei gutem Vorsatz miteinander auskommen zu können. Abir Mukherjee versteht es, das schwierige und scheinbar unlösbare Geflecht der politischen und sozialen Situation in Britisch-Indien vor 100 Jahren auf leicht verständliche Weise zu schildern, dass es auch historischen Laien Freude macht weiterzulesen. Selten in direkter Beschreibung, meistens durch Unterhaltungen seiner Protagonisten lässt der Autor die Historie lebendig werden. Dabei bleibt das Buch ein spannender Krimi, der am Schluss eine durchaus plausible Lösung hat, wenn auch vielleicht für den Captain und uns Leser etwas unbefriedigend. Aber so ist das wahre Leben! Gerade dieser Schluss ist dem Autor ungewöhnlich gut gelungen. Ich kann diesen Roman wirklich nur empfehlen. Ich bin jedenfalls ganz BEGEISTERT. Ganz klein ist auf dem Rücktitel "Sam Wyndham 1" zu lesen, was auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Zumindest auf Englisch ist Abir Mukherjees zweiter Band "A Necessary Evil" um Captain Wyndham und seinen indischen Sergeanten Banerjee kürzlich erschienen.

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FASZINIEREND und absolut außergewöhnlich, vor allem für ein Debüt, ist für mich der im Juli 2017 im Heyne-Verlag erschienene Roman "Ein angesehener Mann" des jungen britischen Autors Abir Mukherjee. Ist es ein Krimi, ein historischer Roman oder ein historischer Krimi? Es ist aus meiner Sicht in jedem Fall eine absolut spannende zeitgeschichtliche Schilderung Indiens, im speziellen Fall Kalkuttas, unter britischer Herrschaft im Jahr 1919; die Kolonie Britisch-Indien bestand von 1858 bis 1947. Auch der Ort ist für uns deutsche Leser eher außergewöhnlich und macht die Geschichte nur noch spannender. Im Zuge der Aufklärung eines Mordfalls an einem hochrangigen britischen Verwaltungsbeamten lernt der gerade frisch aus England nach Kalkutta versetzte Kripo-Captain Sam Wyndham - und mit ihm der Leser - ganz unvoreingenommen (objektiv) das von Briten beherrschte, zerrissene Land kennen. Äußerst geschickt, fast genial, versteht es der indischstämmige Autor durch die Augen des Engländers die damalige Situation vor Ort mit ihren offensichtlichen und hintergründigen Problemen zu beschreiben. Unaufdringlich zeigt der Autor die politische und gesellschaftliche Situation, die Spannung zwischen den (selbst untereinander zerstrittenen) indischen Volksgruppen und den Briten, zugleich die zwischenmenschliche Abhängigkeit voneinander und die Schwierigkeit, selbst bei gutem Vorsatz miteinander auskommen zu können. Abir Mukherjee versteht es, das schwierige und scheinbar unlösbare Geflecht der politischen und sozialen Situation in Britisch-Indien vor 100 Jahren auf leicht verständliche Weise zu schildern, dass es auch historischen Laien Freude macht weiterzulesen. Selten in direkter Beschreibung, meistens durch Unterhaltungen seiner Protagonisten lässt der Autor die Historie lebendig werden. Dabei bleibt das Buch ein spannender Krimi, der am Schluss eine durchaus plausible Lösung hat, wenn auch vielleicht für den Captain und uns Leser etwas unbefriedigend. Aber so ist das wahre Leben! Gerade dieser Schluss ist dem Autor ungewöhnlich gut gelungen. Ich kann diesen Roman wirklich nur empfehlen. Ich bin jedenfalls ganz BEGEISTERT. Ganz klein ist auf dem Rücktitel "Sam Wyndham 1" zu lesen, was auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Zumindest auf Englisch ist Abir Mukherjees zweiter Band "A Necessary Evil" um Captain Wyndham und seinen indischen Sergeanten Banerjee kürzlich erschienen.

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Captain Sam Wyndham ist, wie so viele Männer, gebrochen von den Grauen des Krieges. Von seinen früheren Freunden hat niemand überlebt und auch seine Frau ist gestorben. Als ihm sein ehemaliger Kommandant eine Stelle in Kalkutta anbietet, ist das für ihn eine Art Rettung. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt in der indischen Metropole muss er einen grausamen Mord aufklären. Das Mordopfer ist ein hoher britischer Beamter und so gehen die Wogen hoch, denn die indische Bevölkerung giert nach Unabhängigkeit und stellt sich immer mehr gegen die Briten. Die zivilen Kolonisten sind durch den Mord aufgeschreckt und fürchten sich alsdann auch vor den “aufsässigen” Indern. Für den Captain ist es nicht leicht auszumachen, in welche Richtung er ermitteln soll. Einerseits sind dort die Revolutionäre, andererseits das britische Militär, welches seine eigenen Interessen verfolgt. Dem Autor ist mit seinem Debüt ein kontrastreicher Roman gelungen. Im Fokus steht ganz klar der Mordfall, dessen Hergang und Auflösung dem Leser über lange Zeit geschickt verborgen bleibt. Neben diesem Hauptakt erhält man aber auch einen guten Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Während Wyndham als weltoffener Mensch erscheint und jedem Bewohner der Stadt gleich freundlich gegenübertritt, egal ob Weißer oder Inder, so klar sind die gesellschaftlichen Unterschiede in den anderen Charakteren zu erkennen. Die Überheblichkeit der Kolonisten, die meist durch Billigarbeitskräfte zu Reichtum kamen und dem gegenüber steht die arme heimische Bevölkerung, deren gehorsam von den Machthabern mit allen Mitteln eingetrieben werden will, bieten einen guten Blick auf die Situation der Inder während das Empire das Land regierte. Neben diesem menschlichen Gehabe, kann man sich aber auch das Kalkutta Anfang des 20. Jahrhunderts sehr bildlich vorstellen. Für eine noch bessere Orientierung sorgt eine Karte auf der Innenseite der Klappenbroschur. Am Ausdrucksstärksten fand ich aber dann doch Captain Sam Wyndham. Sein Kriegstrauma, das er mit Opium zu bewältigen versucht und die damit verbundenen Drogenräusche erlebt man sehr real. Trotzdem, oder gerade deswegen, empfand ich ihn als sehr ehrlichen und sympathischen Charakter. Sein Humor ist trocken und seine philosophischen Gedankengänge über Land, Leute und die britische Herrschaft sorgen für eine gute Portion Spaßfaktor. Abir Mukherjee ist Brite mit indischen Wurzeln, dessen Eltern in den sechziger Jahren aus Kalkutta nach England auswanderten. Durch diese familiäre Verbindung nach Indien, ist ihm eine, wie ich finde, gut nachvollziehbare Einsicht in die damalige Zeit und auch eine glaubwürdige Handlung gelungen. Mein Fazit: Abir Mukherjee ist in seinem 1. Fall mit Captain Sam Wyndham ein guter Kriminalroman gelungen. Historische Hintergründe und koloniale Prachtbauten versetzten einen ganz leicht auf den Indischen Subkontinent während der Britischen Großmacht.

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"Ein angesehener Mann" ist der erste Band einer Reihe um Captain Sam Wyndham, der sich nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in Kalkutta bereits mit dem Mord an einem hochrangigen Regierungsbeamten befassen muss. Unterstützt wird er von Sergeant 'Surrender-Not' Bannerjee, einem Inder, und Inspector Digby, der die Einheimischen als unterlegen betrachtet. Diese Kombination sorgt mehrfach für Spannungen; dazu kommt, dass die Ermittlungen dafür sorgen, dass auch das Militär ein Interesse an dem Fall entwickelt, was Wyndhams Arbeit noch komplizierter macht. In vielerlei Hinsicht ist Wyndham ein Produkt seiner Zeit, auch wenn er recht moderne Ansichten vertritt und beispielsweise kein Überlegenheitsgefühl aufgrund seiner britischen Herkunft verspürt. Ein Charakter im Buch wirft ihm vor, dass dies noch passieren könnte, wie es vielen Engländern passiert, die erst staunend nach Indien kommen und sich dann an den alltäglichen Rassismus gegenüber den Einheimischen gewöhnen, doch ob es sich wirklich so entwickeln wird, werden wohl erst die Folgebände zeigen. In "Ein angesehener Mann" ist er sehr von den Ereignissen des Ersten Weltkrieges desillusioniert und obwohl er sich seiner hohen Stellung bewusst ist und sie seinem Untergebenen verdeutlicht, geht er recht vorurteilsfrei mit jenen um, denen er im Zuge seiner Arbeit begegnet - was natürlich nicht heißt, dass er dem Empire gegenüber nicht loyal ist. Trotz seiner Schwächen und Laster, die er offen eingesteht, und gelegentlich hartem Vorgehen ist er ein insgesamt sympathischer, interessanter Charakter. Die anderen Figuren waren ebenfalls gut ausgearbeitet; gerade Bannerjee mochte ich gerne und ich hoffe, dass er in den nächsten Büchern wieder eine große Rolle spielen wird. Der Fall ist ziemlich undurchsichtig, was mir gefallen hat. Die Ermittlungen bewegen sich in mehrere Richtungen und es ist lange unklar, was die Motivation ist und wer hinter all dem steckt. Verdächtige gibt es mehr als genug und sie kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Umständen, sodass dem Autor möglich ist, ein breites Bild der Situation in Kalkutta 1919 zu zeichnen. Die Polizeiarbeit war meiner Meinung nach realistisch dargestellt, vor allem in Bezug darauf, wie Wyndham zwischen verschiedenen Einflüssen gefangen war. Die Auflösung war überraschend, jedoch sehr stimmig und passend zur Geschichte. Besonders gut fand ich, dass der Autor nicht nur den Fall, sondern auch das Leben in Indien ausführlich dargestellt hat. An ein paar Stellen überschüttet er den Leser geradezu mit Informationen, was ein wenig von der Haupthandlung wegführte, doch meistens waren sie gut in die Geschichte eingebettet. Der Rassismus den Einheimischen gegenüber wurde ausführlich beleuchtet und nicht beschönigt und auch die Unruhen in der Bevölkerung sind thematisiert. Es wird interessant sein zu sehen, wie das Setting in den nächsten Büchern benutzt werden wird. FAZIT: "Ein angesehener Mann" bekommt von mir vier Sterne. Es ist ein guter historischer Krimi, der einen packenden Fall und Einblicke in das Leben in Indien im Jahr 1919 liefert. Dazu kommen Charaktere mit Ecken und Kanten und eine schonungslose Ausleuchtung der Schwächen sowohl der Figuren als auch des Empires an sich.

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Verlagsanstalt Tyrolia GmbH

Von: B. Kratochvil aus Kufstein

28.06.2017

Eintauchen in eine andere Welt an der Seite eines angesehenen Mannes. Großartig!

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