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Rezensionen zu
Der Kult

Marlon James

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Marlon James Debüt "Der Kult" ist erstmals 2009 unter dem Titel "Tod und Teufel in Gibbeah" erschienen. "Der Kult" ist nicht einfach -kein Buch, das man einfach so runter liest. Warum das so ist? Für mich gibt es da dann doch mehrere Antworten. Zum einen den Gassenjargon, die Ausdrucksweise von Marlon James ist an manchen Stellen schon sehr derbe, auf der anderen Seite wird der Fanatismus durch eine Unmenge an Bibelzitaten dargestellt - zudem hatte ich manchmal das Gefühl einfach pausieren zu müssen. Der Schreibstil ist eigentlich eher anspruchsvoll, trotz derber Ausdrucksweise, und so musste ich auch einige Stellen zum Verständnis zwei mal lesen - der Lesefluss ist ansonsten aber auch ganz gut. Auch die Charaktere sind sehr eindrucksvoll, haben Wiedererkennungswert und strahlen im Laufe des Buches immer mehr Tiefe aus - und dennoch konnte mich "Der Kult" irgendwie nicht zu 100% von sich überzeugen. Zumal ich das Thema "Gut gegen böse" oder "menschliche Apokalypse" schon mehr als reizvoll finde. "Der Kult" ist ohne Frage ein starkes Debüt, dass mir leider nicht komplett lag, dennoch würde ich Marlon James jederzeit eine zweite Chance geben, da ich davon überzeugt bin, dass er ein starker Schriftsteller ist.

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Nachdem Marlon James vor einer Weile mit seinem Wälzer „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ etwas im Spotlight war, wurde ich doch irgendwie erst mit seinem neuen Buch, „Der Kult“, aufmerksam. Es geht um ein Dörfchen mitten im Nirgendwo, das eine aktive Kirchengemeinde hat. Eines Tages wird Pastor Bligh, der wegen seines Alkolkonsums nur „Rumpfarrer“ genannt wird, gewaltsam aus der Kirche vertrieben, als der sich selbst als Apostel bezeichnende Pfarrer York ins Dorf kommt. Ganz Gibbeah ist außer sich, aber auch von den andersartigen Predigten vom Apostel in den Bann gezogen. Während Pastor Bligh seine Wunden leckt und in ein tiefes Loch aus Depressionen und noch mehr Alkohol fällt, ruft Apostel York seine Lämmchen zu immer gewaltsameren Taten auf, stiftet sie zu Verbrechen aus Hass an und hetzt im Grunde genommen die gesamte Gemeinde gegeneinander auf. Trotzdem sind die Anwohner Gibbeahs folgsam. Bis sie sich eines Tages an die ruhigen Zeiten unter Leitung des Rumpriesters sehnen. Dafür ist es nun allerdings zu spät. Oder? "Wer ist bereit, für den HERRN Gewalt anzuwenden?" „Der Kult“ ist nicht zu vergleichen mit irgendeinem Buch, das ich bisher gelesen habe. Während ich diese Worte schreibe, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich es mochte oder nicht. Ich konnte den Wahn nicht ganz nachvollziehen. Apostel York ist aber ein sehr starker und auch sehr fanatischer Charakter, der das Dorf von allem „Unreinen“ befreien möchte, und es schafft, das Dorf in seinen Bann zu ziehen. Durch seine „Reinigungen“ werden beispielsweise auch eine Ehefrau und ihr Liebhaber bestraft, die gemeinsam Ehebruch begangen haben. Nach der „angemessenen“ Bestrafung kann die „sündige“ Ehefrau im Dorf nicht einmal mehr Mehl und Butter kaufen, ohne beschimpft zu werden — nicht, dass ihr nach der Sache noch irgendetwas verkauft würde! Der Irrsinn Yorks nimmt also immer schlimmere Ausmaße an und lässt ein Sekten-Gefühl aufkommen. Während York nun mit seinem teilweise kranken Wahn immer weitere Kreise zieht, erholt sich Bligh bei der Witwe Greenfield von den ihm zugefügten Verletzungen (ja, das Buch ist sehr gewalttätig!) und plant im Alkoholentzug seine Rache an York. Alles spitzt sich immer mehr zu und wird nur durch mehrere kleine Stelldicheins zwischen York und Bligh „aufgelockert“, die sich die Seele aus dem Leib prügeln. Marlon James erzählt seine Geschichte aus mehreren Perspektiven: aus der Sicht Pastor Blighs und der Witwe Greenfield, die aufgrund eines angeblichen „Lebens in Sünde“ auch vom Apostel verschrien werden; aus den Augen von Lucinda, die als einziger Charakter nicht mit Nachnamen angesprochen wird, die ein euphorischer Anhänger Yorks ist; und aus der Perspektive der Gemeinde, die allerdings keine Namen haben, sondern mehr die Masse widerspiegeln sollen. "Nachdem der Apostel zu Ende gesprochen hatte, waren wir bereit, den sündigen Mann und die sündige Frau sofort umzubringen, sodass wir erst mal bis zehn zählen mussten und dann gleich noch mal. Der Apostel ist sehr hart zu uns, aber die Wahrheit ist auch hart." Fazit: Dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete! Explizit wird hier beschrieben, wie Apostel York seinen Kult um sich schart und wie seine Methoden aussehen. Auch der Wahnsinn, der York und nach und nach Gibbeah beherrscht, ist nicht leicht „mitanzulesen“. Dennoch (oder gerade deswegen) ist der Kampf um die Kirchengemeinde des kleinen Örtchens spannend und aufgrund der angenehmen Schreibe von Marlon James gut zu lesen. Ein ungewöhnliches Buch. Ich glaub, ich mag’s.

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Soweit der Klappentext dieses Buches. Äußerlich ist es überraschend schön gestaltet, innerlich herrscht Dunkelheit. Gleich auf den ersten Seiten wird mit Klischees - bewusst - nur um sich geworfen. Es wird das Bild einer scheinheiligen amerikanischen Kirchengemeinde gezeichnet, in Bildern von überambitionierte Speichellecker wie "die sechs Appostel" (eine Gruppe aus Kirchenmitgliedern, die so eine Art Taskforce für alles unchristliche in der Kirche bilden) oder dem ständig betrunkenen Pfarrer, der der beste Gast im Dorf-Pub ist oder der braven Kirchgängerin von nebenan, die eigentlich nur in die Kirche geht, weil man das so macht. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird dem versoffenen Pfaffen ein Antagonist gegenüber gestellt - frei nach Mighty Sam McClains "there's a new man in town" kommt der neue Heilsbringer - oder ist er die Verkörperung des Teufels? All das beschreibt Marlon James auf eine sehr unklare und oftmals auf Klischees zurückgreifende Art, die mit der Zeit sehr anstregend wird. Wahrscheinlich ist das Absicht, denn so dermaßen degeneriert wie der alte Pfarrer daher kommt, so abgehalftert und runtergekommen - so tief kann kaum ein Mensch sinken. Von Anfang an schleppt sich die Handlung dahin. Und nur weil "Heyne Hardcore" drauf steht, muss nicht unbedingt hardcore drin sein. Das Buch ist kein Pageturner, kein actiongeladenes Feuerwerk. Es ist die pure Religionskritik, wie sie vielleicht für amerikanische Verhältnisse ein Novum ist, für europäische Atheisten (und vielleicht auch Gläubige) beeinhaltet er nicht viel neues. Man kann sich vorstellen welcher Kampf mit welchen Mitteln ausgefochten wird und welche die Aufgaben der Schachfiguren am Rande sind. Aus meiner Sicht gibt es kaum echte Taboubrüche - höchstens solche, die der brave, moralgefestigte Leser ohne Erfahrung mit dem Festa Verlag vielleicht als solche betrachten würde. Religionskritik ist in den USA ein heißes Pflaster, da es hier - und das drückt der Roman wenn auch überspitzt gut aus - zum moralisch guten Ton gehört, Gläubig zu sein oder dies eben vorzugeben. Da ist man in vielen Teilen Mitteleuropas schon weiter: hier ist Religion Privatsache geworden und dient nicht als unaufrichtige Meßlatte für einen braven Bürger. Aber Marlon James ist Jamaikaner, das moralinsaure fassadenhafte Ausleben von Religion wie in den USA ist hier nicht so verbreitet. Dabei kommt Marlon James noch dazu aus einem gutbürgerlichen Haushalt, wahrscheinlich deutlich über dem Durchschnitt anderer schwarzer Familien in und bei Kingston; beide Eltern waren Polizisten, der Vater wurde später Jurist. Es spricht also vieles dafür, dass James aus einem aufgeklärteren Elternhaus kommt und ihm kritisches Hinterfragen von Kindesbeinen an beigebracht wurde. VIelleicht ist das auch der Grund, dass sich so einige bei ihren Kritiken förmlich überschlagen. Für mich ist das Buch zu schwerfällig und zu langatmig, die Story zu erwartbar und die Charaktere zu überzeichnet. Ich erkenne aber durchaus an, dass James genau weiß was er tut und wohl auch wie er es tut.

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