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Rezensionen zu
Der Kult

Marlon James

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Quentin Tarantino in Schreibform.....

Von: Andy G

25.07.2018

"Der Kult" von Marlon James ist kein einfaches Buch, das man ebenso schnell mal nebenbei lesen kann. Es begibt sich in einem kleinen fiktiven Ort namens Gibbeah am Ende der 50'er Jahre. Hector Bligh ist der Pastor der katholischen Kirche in einem kleinen Dorf in Jamaika. Die Einwohner des Dorfes nennen ihn nur den Rum-Prediger, weil Hector Tag und Nacht betrunken ist und keine peinliche Situation auslässt. Eines Tages taucht ein Fremder in der Kirche auf, beschimpft Bligh als Teufel, vermöbelt ihn, wirft ihn aus dem Dorf und übernimmt das Pastorenamt. Er nennt sich Apostel York, predigt über Rache und Verdammnis - aber dennoch entsteht ein Kult um seine charismatische Person. Der Rumprediger Bligh gibt sich aber nicht geschlagen und so entbrennt ein Glaubenskampf zwischen den beiden. Kurz: zwischen Gut und Böse, Sünde und Vergebung, zwischen schwarz und weiß. In den ersten 50 Seiten hab ich mir, wenn ich ehrlich bin, überlegt ob ich das Buch "Der Kult von Marlon James" überhaupt zu Ende lese. Ich habe es bis zum Ende gelesen und bin mir nun sicher, Marlon James ist ein Ausnahmetalent. Wenn man sich auf den Schreibstil einlässt, fesselt einen das Buch in seinen Bann aus dem man nur schwer wieder auftauchen kann. Sein Schreibstil, seine Sprache ist hart und klar, fast schockiert sie. Er hält mit keinem Tabuthema hinter der Hand. Sei es Sodomie, Inzest, Pädophilie Schwarze Magie und so vieles mehr. Der Roman fordert beim Lesen unsere volle Aufmerksamkeit. Er ist vielschichtig, tiefgründig und die vielen Bibelzitate und Metaphern haben es in sich. Dieser Roman ist nichts für Zartbesaitete und "Schön Wetter Leser"

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In einem kleinen Dorf namens Gibbeah taucht eines Tages ein schwarz gekleideter Unbekannter auf, der sich „Apostel York“ nennt und dem bis dato dort predigenden Hector Bligh den Posten streitig macht. Bligh ist ein versoffener alter Mann, der von York ohne Mühen von der Kanzel gestoßen wird. Denn York ist charismatisch und schlägt die Dorfbewohner sofort in seinen Bann. Schon bald entbrennt ein erbitterter Kampf sowohl um die Seelen der Bewohner als auch um die religiöse Macht über das Dorf. . Zu Anfang sei angemerkt, dass es sich bei „Der Kult“ nicht um ein neues Buch handelt, sondern um den Debütroman von Marlon James, der bereits 2009 unter dem Titel „Tod und Teufel in Gibbeah“ erschienen ist. Man muss sich schon auf Marlon James‘ Schreibstil einlassen können, um das Buch zu genießen (und vielleicht auch verstehen) zu können. Und obwohl des Öfteren derbe Ausdrücke benutzt werden, wirkt der Roman dennoch auf hohem literarischem Niveau verfasst. James‘ benutzt eine sehr außergewöhnliche Bildsprache, die sich dem Leser oftmals erst im Nachhinein offenbart. Es sind atmosphärisch dichte, filmreife Bilder, die der Autor mit seiner unkonventionellen Ausdrucksweise im Kopf des Lesers heraufbeschwört. Jede Menge Zitate aus der Bibel werden geschickt in die Handlung mit eingeflochten und lassen dabei ein etwas zweifelhaftes Bild auf Religionen und deren fanatischen Anhänger entstehen. Marlon James packt den Leser von Anfang an und lässt ihn einfach nicht mehr los. Man gerät als Leser ähnlich wie die Protagonisten in einen Strudel aus Sex und Gewalt, dem man sich nicht mehr entziehen kann (und irgendwie auch nicht möchte), denn zu stimmungsvoll sind die Beschreibungen der Ereignisse. Alkohol, sündhafte sexuelle Ausschweifungen und fanatische Schwarzmalerei führen zu einem Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Moderne und mittelalterlich erscheinender Vergangenheit. Mit spärlichen, aber hundertprozentig treffsicheren Worten lässt Marlon James eine Welt vor den Augen des Lesers entstehen, vor der man sich fürchtet, aber gleichermaßen auch vollkommen in Bann gezogen wird. Gerade die fast schon vulgären, sexuellen Beschreibungen, die an Dantes „Göttliche Komödie“ oder apokalyptische Bilder von Hieronymus Bosch erinnern, sind es, die den besonderen Reiz dieses Romans ausmachen. „Der Kult“ wirkt in der Tat apokalyptisch und dystopisch, aussichtslos und deprimierend. Viele Szenen und Bilder wirken so lange nach, das sie sich dem Leser erst nach Genuss der Lektüre, erschließen. Beeindruckend schildert James, wie sich eine ganze Stadt von den Predigten eines einzigen Mannes beeinflussen lässt. Die Bewohner verhalten sich teilweise wie Marionetten oder Lemminge, die sich einzig auf die Stimme ihres „Apostels“ verlassen. Marlon James zeigt gekonnt auf, wie einfach es für einen einzigen Mann ist, Menschen derart zu beeinflussen, dass sie ihm letztendlich hörig sind. Viele sündhafte Ausschweifungen und menschliche Abgründe werden in „Der Kult“ beschrieben: Sodomie, Pädophilie, Ehebruch oder Untreue. An manchen Stellen werden Marlon James‘ Beschreibung fast schon pornographisch, aber sie könnten nicht passender sein, denn sie arbeiten auf einen unglaublich intensiven Kampf zwischen Gut und Böse hin. Und erneut kommen einem beim Lesen Vergleiche mit Dante und Bosch in den Sinn. „Der Kult“ ist ein beeindruckender Roman über beängstigenden religiösen Fanatismus, sexuelle Entgleisungen und den Auswirkungen einer Massenhysterie in exzessive Gewalt. Die Geschichte ist ein Gleichnis über die Zerstörung einer Gesellschaft durch die Machtergreifung eines verblendeten Aufhetzers, der die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge (Gott und Teufel) verwischen lässt. Oft gleitet Marlon James ins Surreale ab und begibt sich damit auf literarische Pfade, die sonst nur der Regisseur David Lynch auf filmischem Weg betritt. Die Auseinandersetzung der beiden Priester, die das Gute und Böse im Menschen verkörpern (?) ist episch, aber auch mystisch und brennt sich szenenweise unaufhaltsam ins Gehirn ein. Den Roman einem Genre zuzuordnen fällt sehr schwer, denn zu vieles wurde vom Autor darin verpackt, um einer geraden, einfachen Linie zu folgen. „Der Kult“ ist Kult. . Fazit: Kultverdächtig, episch und beeindruckend. © 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Tief atmosphärisch

Von: Osira

07.07.2018

Dieses Buch vergisst man nicht. Werde auf jeden Fall auch die anderen Bücher von Marlon James lesen. Ab der ersten Seite wird man sofort in diese bedrückende und beklemmende Geschichte des Dorfes Gibbeah gezogen. Man glaubt sich in einem Albtraum. Der Pastor Bligh wird eines Tages vom selbsternannten Apostel York aus seiner Kirche vertrieben. Der Apostel klagt ihn für seine Sünden an. Trunksucht und Ehebruch. Er will das Dorf vor dem Teufel retten und stellt strenge Regeln für die Bewohner auf. Niemand darf das Dorf verlassen oder betreten. Hysterie greift um sich und selbst die Geier und Tauben verhalten sich feindschaftlich. Beide Männer kämpfen nun gegeneinander. Wer wird gewinnen und gibt es Erlösung für das Dorf. Hier sind schwere Sünden begangen worden, wie Sodomie und Pädophilie. Mit Erschütterung und Abscheu liest sich dieser Text, doch man kann sich ihm auch nicht entziehen und ist beim lesen von den Fragestellungen getrieben, gibt es Vergeltung und bringt Rache Genugtuung? Mich wird dieses Buch noch sehr lange beschäftigen. Es hat mich förmlich in seinen Bann gezogen. Wer sich nicht vor den menschlichen Abgründen fürchtet und starke Nerven hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

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