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Rezensionen zu
Das geheime Leben des Monsieur Pick

David Foenkinos

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https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/05/01/das-geheime-leben-des-monsieur-pick/ VERWIRRUNG DER BUCHSTABEN Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul © Wechselwirkungen zwischen Literatur und Leben sind ein unermüdliches und spannendes Thema für Romane. Von einer solchen literarischen Spurensuche, ihren heiter bis wolkigen zwischenmenschlichen Verstrickungen, nebst schelmischen Bezügen zu verlegerischen Buchvermarktungsstrategien, handelt auch „Das geheime Leben des Monsieur Pick“. Gleich zu Beginn seines Romans nimmt David Foenkinos Bezug auf ein anderes Buch, in dem der Held als Bibliothekar in einer „Bibliothek der abgelehnten Manuskripte“ arbeitet. Diese kuriose Bibliothek ist ein fiktiver Ort in Richard Brautigans Roman „Die Abtreibung“. Nachdem sich der Autor 1984 das Leben genommen hatte, gründete ein begeisterter Leser zu Ehren Richard Brautigans wirklich eine Bibliothek, die sich der von Verlagen abgelehnten Manuskripte annimmt. Der Roman von David Foenkinos spielt in dem kleinen Küstenort Crozon in der Bretagne. Jean-Pierre Gourvec, der ungesellig-junggesellige Leiter der örtlichen Leihbibliothek richtet nach dem Vorbild Brautigans eine Sonderabteilung für abgelehnte Manuskripte ein. Per Inserat in einschlägigen Buchhandelsmagazinen lädt er Schriftsteller dazu ein, ihre von Verlagen für druckunwürdig bis unleserlich befundenen Werke in der „Bibliothek der abgelehnten Manuskripte“ persönlich abzugeben und sich auf diesem Wege endgültig von ihnen zu verabschieden. Im Verlauf von zehn Jahren stranden dort fast tausend Manuskripte. Nach dem Tod Gourvecs versinkt die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte in einen Dornröschenschlaf, denn die Nachfolgerin Gourvecs vernachlässigt die Pflege dieses Nischensektors. Delphine Despero, die als junge Lektorin bei einem renommierten Pariser Verlag arbeitet, hat bereits zwei unbekannte Autoren entdeckt und ihnen zu Bestsellerruhm verholfen. In den dritten unbekannten Schriftsteller, den sie entdeckt, verliebt sie sich auf den ersten Blick. Während sie die Verlagsvertragskonditionen besprechen, stellt sich heraus, daß diese Liebe erwidert wird. Frédéric und Delphine werden ein Paar. Doch leider findet Frédérics Roman nach der Veröffentlichung nicht das erhoffte Echo beim Lesepublikum, ja, er findet eigentlich fast überhaupt keine Leser. Traditionell verbringt Delphine die Sommerferien bei ihren Eltern in der Bretagne, und Frédéric kommt selbstverständlich gerne mit. Delphine hat einen Stapel Manuskripte zu lesen, und Frédéric schreibt weiter an seinem zweiten Buch. Zur Entspannung unternehmen sie einen Ausflug in die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte. Sie blättern und schmökern einen ganzen Tag darin herum und finden ein Romanmanuskript, das sie unerwartet gelungen und bemerkenswert halten: „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ von Henri Pick. Sie recherchieren, und es stellt sich heraus, daß Henri Pick der vor zwei Jahren verstorbene Pizzabäcker von Crozon war. Delphine sucht Picks Witwe auf, eine bodenständig-herzhafte alte Dame von achtzig Jahren, die zunächst nicht glauben kann, daß ihr Henri einen Roman, noch dazu ein Meisterwerk, geschrieben haben soll. Schließlich hatte er ihres Wissens niemals ein Buch gelesen, geschweige denn eines geschrieben. Nachdem Madeleine Pick das Manuskript gelesen und durchaus einige verborgene Bezüge zur ihrer Beziehungsgeschichte mit Henri darin gefunden hat, ist sie geneigt, der unwahrscheinlichen Wahrscheinlichkeit einer heimlichen schriftstellerischen Tätigkeit ihres Mannes etwas mehr Glauben zu schenken. Nach Rücksprache mit ihrer Tochter Joséphine stimmt sie einer Veröffentlichung zu und wird von Delphine professionell betreut. Um eventueller Skepsis gegenüber abgelehnten Manuskripten kompetent entgegentreten zu können, sammelt Delphine Beispiele aus der Literaturgeschichte. So wurde beispielsweise Marcel Prousts erster Band von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ zunächst vom Verlag Gallimard nicht veröffentlicht. André Gide, der dort als Lektor mitwirkte, lehnte Prousts Manuskript ab und attestierte ihm „Sätze, so lang wie eine schlaflose Nacht.“ Nach einigen Umwegen erschienen Prousts Romane dann doch bei Gallimard, und für den zweiten Band von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erhielt Marcel Proust 1919 den Prix Goncourt. Die geheimnisvolle Entstehungsgeschichte und das rätselhafte, verborgen gebliebene schriftstellerische Parallelleben Henri Picks werden werbewirksam vermarktet, und der Roman „Die letzten Tage einer großen Liebe“ entwickelt sich zu einem sensationellen Erfolg. Der Erfolg führt zu weiterem Medienrummel, Fernseh- und Zeitungsinterviews mit der Witwe und der Tochter Henri Picks. Erste Fans pilgern in die ehemalige Pizzeria und zum Grab des Autors. Die Bibliotheksabteilung der abgelehnten Manuskripte füllt sich mit Nachschub … Die Verkaufszahlen des Romans wachsen und wachsen. Andere Verlage folgen dem neuen Buchmodetrend und trachten danach, abgelehnte Manuskripte zu publizieren. Jean-Michel Rouge, ein karrieregeknickter, ehemaliger Literaturkritiker, glaubt nicht, daß Henri Pick der Autor von „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ ist und forscht akribisch-ungeschickt nach der Wahrheit. Er findet heraus, wer noch als Autor in Frage kommen könnte … Ein Buch kann tatsächlich das Leben dramatisch beeinflussen, und für einige Personen im unmittelbaren und mittelbaren Einflußbereich der pickschen Meisterwerksaura ändern sich unverhofft Beziehungen, Perspektiven oder auch einfach nur Gewohnheiten. David Foenkinos spielt mit möglichen Wahrheiten und glaubhaften Lügen. Geschickt verknüpft er Lebensfäden, Leidensknoten und Liebesschleifen seiner Figuren. Seine charakterisierenden Beschreibungen sind detailreich, einfühlsam und anschaulich. Ein Chor vieler Stimmen und vieler Wahrheiten wird von ihm zu einem charmanten, heiter-melancholischen Einklang geführt. Der Vorleser Axel Milberg liest diesen Roman sehr angenehm und unaufgeregt-akzentuiert sowie mit einer warmherzigen Verbundenheit, die den unterschiedlichen Charakteren und ihren emotionalen Gestimmtheiten sehr gut gerecht wird. „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ handelt beiläufig auch davon, wieviel man als Leser in eine Geschichte hineinlesen kann, um sich darin bestätigend wiederzufinden. Der Autor gewährt dem Leser zudem einen wahrhaft köstlichen und interessanten Blick hinter die Kulissen des Buchmarkts und die Mechanismen medialer Vermarktung. Als Buchhändlerin und Rezensentin kann ich bestätigen, daß diese Elemente des Romans keineswegs fiktiv oder übertrieben sind.

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"Paris ist der ideale Ort, um im Leben zu scheitern.", heißt es an einer Stelle in DAVID FOENKINOS neuem Roman DAS GEHEIME LEBEN DES MONSIEUR PICK. Ein weit besserer Ort jedoch um zu brillieren: Foenkinos, der in Paris lebt und arbeitet, ist dafür das beste Beispiel: Seine Romane NATHALIE KÜSST und CHARLOTTE sind internationale Besteller. Und auch sein neuer Roman, eine Art romantisch-kriminalistische Komöde, um jenen mysteriösen Henri Pick verspricht ein großer Erfolg zu werden ... PLOT - Whowroteit In dem kleinen bretonischen Dorf Finistère hat der Bibliothekar Jean-Pierre Gouvre eine ganz besondere Abteilung geschaffen: Die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte. "Die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte war sein Lebenswerk, kann man wohl sagen. Seine Errungenschaft gründet auf dem Scheitern der anderen.", erklärt Magali, die dem bibliophilen Gouvre bis zu dessen Tod zur Seite stand. Die aufstrebende junge Pariser Lektorin Delphine glaubt dort, in der bereits dem Vergessen anheimgefallenen Bibliothek der verlorenen Manuskripte, eine sensationelle Entdecktung gemacht zu haben. Sie hält den verschmähten Roman "Die letzten Stunden der Liebenden" aus der Feder eines gewissen Henri Pick, so der Autorname auf dem Manuskript, für ein literarisches Meisterwerk. Delphine hat sich nicht getäuscht, der Roman entpuppt sich als Bestseller. Ein Glückstreffer für den (real-existierenden) Verlag Grasset und dessen (ebenfalls realexistierenden) Chef Olivier Nora. Das Geheimnis um den gänzlich unbekannten Henri Pick ist das Tüpfelchen auf dem i. Aus der romantisch-gemütlichen Erzählung, entspinnt sich dann eine krimiähnliche Handlung. Eine Art whowroteit. Mit Anstieg der verkauften Exemplare nähren sich auch die Zweifel an der Autorschaft. Der verstorbene Henri Picks war der örtliche Pizzabäcker und - wie sich zeigt - auch ein Kulturverächter. Kann dieser Henri Picks den Roman tatsächlich geschrieben haben? Wenn man sich alte Einkaufslisten von Proust anschauen würde, hätte man womöglich auch Grund zu zweifeln, dass derselbe Mann die sieben Bände von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit geschaffen hat! Der Journalist und ehemalige Literaturkritiker Jean-Michel Rouche hat seine Zweifel daran. Er wittert eine Sensationsstory hinter der Autorschaft des Romans und begibt sich auf Spurensuche ... STIL - Der gute Ton Foenkinos macht das Erzählen Spaß. Das merkt man jedem seiner Romane an. Fabulierlust, mag man es nennen. Das geheime Leben des Monsieur Pick ist - wie Foenkinos Besteller Nathalie küsst -leicht und beschwingt geschrieben, seine Sätze sind von einer seltsamen Zerbrechlichkeit. Jedoch mit einer großen Einschränkung: die Liebesszenen, die sind sicherlich Geschmackssache, ich finde sie schauderhaft. Im Bett streichelte Frédérik Delphins Beine, ihre Schenkel, und hielt dann an einem bestimmten Punkt inne. »Und wenn ich jetzt meinen Griffel hier reinstecke...? «, flüsterte er. Über die literarische Qualität von Liebesszenen hat sich dereinst das Literarische Quartett zerstritten, ein gefährliches Feld, das ich gerne für die kleinen und großen Liebesdramen, die sich mit der Geschichte verweben, verlasse. Man begegnet sich, man trennt sich, man findet sich wieder. Dabei ist Foenkinos zarter Zynismus grandios, wenn er etwa über Joséphines Liebesleben spricht: Das letzte Buch, das sie gelesen hatte, war das von Valérie Trierweiler gewesen: Danke für die Zeit. Das Thema hatte sie freilich angesprochen. Sie erkannte sich in dieser belogenen und betrogenen zu hundert Prozent wieder. Sie hätte über Marc ebenfalls ein Buch schreiben können. Aber diese Geschichte interessierte ja niemanden. Die Unbeschwertheit mit der Foeskinos erzählt, täuscht jedoch nicht über die großen Themen hinweg, die immer in seinen Romanen eine Rolle spielen: Liebe, Freundschaft und Tod. Jedoch ganz ohne Pathos. RESÜMEE Das geheime Leben des Monsieur Pick ist eine bissig-romantische Liebeserklärung an die Literatur. Bibliotheken, Verlage und Literaturkritik, berühmte (Michel Houellebecq hat einen kleinen Auftrifft) und verschmähte Schriftsteller, die großen Namen Proust, Puschkin, Flaubert, Melville und Céline und andere mehr, das Genre der Liebesgeschichte in all ihren Facetten und der Kriminalroman, alles findet seinen Platz in der Erzählung. Foenkinos Bücher machen das Lesen immer zu einem herrlichen Zeitvertreib. Lesenswert!

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David Foenkinos schaut in seinem neuesten Roman mit einem Schmunzeln auf den Literaturbetrieb und den Hype um ständig neue Bestseller. Für das Buch "Das geheime Leben des Monsieur Pick" hat Foenkinos eine bretonische Bibliothek für Unveröffentlichtes erfunden, in Anlehnung an die tatsächlich existierende Brautigan Library in den USA, die wiederum auf eine Romanidee des Schriftstellers Richard Brautigan zurück geht. In einer kleinen Bibliothek im Ort Crozon in der Bretagne endet "die literarische Variante des Jakobswegs", die Wallfahrt des Scheiterns, die Schriftsteller mit ihren unveröffentlichten Manuskripten unternehmen können. Jean-Pierre Gourvec, der den Menschen ansehen könnte, welches Buch sie würden lesen wollen, richtet in seiner Bibliothek ein Regal mit abgelehnten Manuskripten ein, einen Platz, an dem auch das Scheitern bewahrt wird. Nach seinem Tod droht dies in Vergessenheit zu geraten, bis die junge Pariser Lektorin Delphine Despero in eben diesem Regal eine sensationell gute Geschichte findet und in ihrem Verlag veröffentlicht. Das Leben vieler Menschen wird dadurch völlig umgekrempelt, angefangen von den Angehörigen des aus Crozon stammenden Autors und Pizzabäckers Henri Pick bis zu Delphine selbst und ihrem Liebsten, dem Schriftsteller Frédéric Koskas, dessen veröffentlichter Roman kaum beachtet wurde. "Als müsste man mit jedem Satz zeigen, was für ein gewaltiger Schriftsteller man ist. Der erste Roman ist immer der eines fleißigen Schülers. Nur Genies sind von Anfang an faul." Witzig, ein bisschen mäandernd, aber dabei nie den Faden verlierend, mit teils scharfem Blick und wirklich gelungener poetischer Sprache wird die Geschichte aufgerollt. Die Charaktere sind liebevoll-überspitzt dargestellt, mit kritischem aber nicht maßregelndem Blick. Man amüsiert sich gleichermaßen über Pragmatismus und Wortkargheit von Madeleine, der Ehefrau des nunmehr berühmten Monsieur Pick und über den etwas wunderlichen und wegen des Rummels um ein fremdes Buch eifersüchtigen Frédéric der lieber mit sich allein als mit anderen ist: "Die Angewohnheit der Menschen, sich für eine Stunde oder zwei zu verabreden, um irgendwelche Neuigkeiten auszutauschen, erschien ihm absurd. Er tauschte sich lieber mit der Stadt aus, das heißt, er ging spazieren" Die Geschichte selbst entwickelt sich recht gemütlich. Foenkinos' Stil zeigt, dass er unverkrampft und mit viel Leichtigkeit schreiben kann, bei manchem ein bisschen zu lange verweilt, über anderes einfach hinweg springt. Das macht den Charme des Romans aus und ist gleichzeitig ein Manko im mittleren Teil, wenn die Geschichte stockt und ein paar Längen hat. Der Fokus des Romans liegt für mich zum einen in der mit zwinkerndem Auge betrachteten Literatur und im Finden und Erkennen guter Geschichten, zum anderen aber auch in der Kraft, die von Paaren ausgeht. Delphine und Frédéric zum Beispiel sind recht gegensätzlich sind dabei, mehr übereinander herauszufinden, oder Madeleine und Henrí, die sich offenbar nicht gut kannten und erst auf den zweiten Blick Gemeinsamkeiten haben. Auch hier blickt Foenkinos mit liebevollem Humor auf seien Figuren: "Ein linearer, elektrischer Lichtstrahl kündigte ihre (Delphines) Ankunft an. Frédérik schlenkerte dagegen ruckartig hin und her, seine Fahrweise hatte mehr etwas künstlerisches." So schön lassen sich Gegensätze durch Radfahren ausdrücken! "Nur für sich selbst schreiben ist, als würde man die Koffer packen, um anschließend nicht zu verreisen." Normalerweise mag ich solche rundum-Wohlfühlbücher nicht sehr, aber wegen der vielen Kleinigkeiten, die mich teilweise haben lachen lassen, der wirklich verdrehten Charaktere, die oft nicht aus ihrer Haut können und dadurch ihre ganz persönlichen kleinen Katastrophen auslösen, und der für mich doch kauzigen Art, wie der Autor Schicksal spielt und alles wieder zurecht rückt, hat mir das Buch gut gefallen. Empfehlen kann ich das Buch allen, die eine amüsante und nicht tief greifende Geschichte über die Liebe zum Lesen, die Liebe zum Leben und den Mut zur Veränderung lesen wollen.

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Henri Pick ist tot. Und das schon länger. Friede seiner Seele und, vor allem, ein weiterhin und nun, nach der Trauerphase, gutes Leben seiner Witwe Madeleine. Könnte man sagen. Wenn Pick, Pizzabäcker von Beruf, großer Schweiger (salopp würden manche sagen: „Maulfaul“) nicht plötzlich wieder (eigentlich zum ersten Mal) in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Literaturwelt geraten würde. Jean Pierre Courvec liebte Bücher und ließ sich durch ein Vorbild auf eine eher abwegige Idee bringen. In seinem Laden in Crozon, Bretagne, Finistére baute er Regale, um dort Manuskripte abgelehnter Bücher aufzubewahren für die Nachwelt. Einzige Regel: Der Autor musste sein abgelehntes Werk selber zu ihm bringen, Auch das ist länger her. Das Regal verstaubt, die Idee längst begraben, die Nachfolgerin im Laden nicht motiviert, daran was zu ändern und Madeleine, die Witwe Henri Picks wieder auf einem guten Weg. Und sie ist sich gar nicht sicher, ob es ihr guttun wird, dass nun die Person ihres verstorbenen Mannes wieder in ihr Leben tritt. Denn sie hat sich eingerichtet als Witwe, fühlt sich wohl, steht dem Leben positiv gegenüber. Und aufgrund der Vorkommnisse der letzten Zeit ist es unabdingbar, gibt sie ihre Zustimmung, dass ihr Mann mehr wieder ins Leben treten würde, als zu Lebzeiten. Denn eine junge, ehrgeizige, literaturliebende Lektorin ist mit ihrem Verlobten, einem eher erfolglosen Romancier, dessen erstes Werk zwar gedruckt, das aber nun wirklich so gut wie niemand kennt, Auf Verwandtenbesuch. Und wie es der Zufall will (oder wie im Märchen, was dieser Roman nun auch in Teilen ist) hört sie von der Sammlung abgelehnter Werke, fährt hin, entdeckt ein Manuskript eben jenes Henri Pick und spürt (worin ihr umgehend der Verlagschef zustimmen wird), dass hier ein literarischer Meilenstein in ihren Händen liegt. Und umgehend nimmt die Bestseller-Industrie ihren Betrieb auf. Wobei der Leser zum einen viel über die inneren Abläufe des Literaturbetriebes erfährt, sich mit der Lektorin fragt, wie dieses Manuskript je abgelehnt werden konnte, sich dann mit der Familie fragt, ob Pick es je eingereicht hatte und zudem eine ganze Reihe weiterer Geheimnisse der Personen kennenlernen wird. Die Tochter, die unglücklich ihren Dessousladen als „Schutzmantel“ benutzt, die Witwe, die eine Affäre hatte zu Zeiten, der Autor, der zwar gedruckt aber nicht von sich überzeugt ist (zu Recht) und als roter Faden die Frage, wie gut man jene wirklich kennt, die einen im Leben begleiten. Das sind mit die stärksten Szenen im Buch, wenn Erinnerungen kommen, wenn eine Person, obwohl bereits länger verstorben, noch einmal neu entdeckt wird und ebenjene sich erinnernden Personen sich selbst dabei neu finden. Wobei der Roman auch Längen aufzuweisen hat, hier und da manche Ereignisse kaum als realistisch einzustufen sind, durchaus aber auch wieder Spannung in der Frage erzeugt, was wirklich hinter dem Manuskript steckt. Denn wo wie manche der Personen im Buch fällt es auch dem Leser schwer, je mehr er Pick kennenlernt, zu glauben, dass dieser Mann, diese Person wirklich überhaupt die Neigung hatte, etwas zu schrieben. Eine anregende, leichte Lektüre mit viel „allzu Menschlichem“, mit einigen Längen, mit durchaus tiefergehenden Erkenntnissen über das Leben und das Innere von Personen, aber auch mit weniger überzeugenden Figuren (wie jener „Autor ohne Ruhm“. Der wohl nur als Sinnbild für all jene gedruckten, aber weitgehend ungelesenen Werke der Weltgeschichte herhalten muss).

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