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Rezensionen zu
Fremdes Licht

Michael Stavarič

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Weißer Planet heißen sie – die Regionen der Arktis und Antarktis. Als ob sie Teil einer anderen Welt sind, der unsrigen bekannten nicht zugehörig. Auch wenn seit Jahren der Tourismus auch in jene kalten, oft auch dunklen und somit unwirtlichen Gegenden Einzug gehalten hat, gleicht eine Reise noch immer einem faszinierenden Abenteuer. Wenn ich an die Arktis denke, fällt mir neben Svalbard vor allem Grönland ein. Auf diese riesige Insel im Nordatlantik führt der neue Roman des österreichisch-tschechischen Autors Michael Stavarič. Und nicht nur dorthin. Denn „Fremdes Licht“ bringt den Leser an andere Ort, in andere Zeiten. Eine einzigartige Erfahrung, die gar nicht einfach zu beschreiben ist. Das Buch verwirrt auch, was jedoch das Vergnügen keineswegs trübt, und ist an einigen Stellen befremdlich. Doch am besten von vorn. Mit eine der beiden Heldinnen: Elaine Duval lebt in der Schweiz und ist eine renommierte Forscherin auf dem Gebiet der Reproduktion. Es ist eine Zeit unserer bekannten einige Jahrzehnte voraus. Nach zwei verheerenden Lichtkriegen leben die Menschen unter der Erde. Bevor ein Komet auf der Erde einschlägt, kann Elaine in einem Flugschiff in das All entfliehen. Das Kommando übernimmt ihr Jugendfreund Dallas. An Bord haben zudem Menschen Zuflucht gesucht, die nicht für die lange Reise zu einem Exoplaneten vorgesehen waren. Die Plätze für die notwendigen Kälteschlaf-Kokons sind rar. Elaine findet sich schließlich nach dem Absturz des Schiffes in einer Eiswüste wieder, Erinnerungen an ihren geliebten Großvater, seine Erzählungen über das Leben der Inuit und die gemeinsamen Touren auf Grönland werden wach. Denn Elaine, eine Kämpfernatur, die sich zu behaupten und in dieser menschenfeindlichen Umgebung zu überleben weiß, ist mit dieser weißen kalten Welt sehr vertraut. Sie liegt ihr quasi im Blut. Denn ihre Urgroßmutter, so hat es ihr Großvater erzählt, ist eine Inuk. Eine Schamanin, die zwei Namen trug: Ukiutaq, kurz Uki was übersetzt Winterkind bedeutet, sowie Elaine. So nannte der Kapitän des Schiffes, das eines Tages die Küste von Grönland erreicht und in Sichtweite von Ukis Heimatort vor Anker geht, die junge Inuk in Anlehnung an seine geliebte Frau. Uki und der Kapitän, der sich mit dem Namen Fridtjof vorstellt, lernen sich kennen. Er lehrt ihr das Lesen, die Begeisterung für Bücher. Mit dieser Figur verbindet Stavarič wohl geschickt Realität mit Fiktion. Wer in Sachen Arktis-Expeditionen ein klein wenig Bescheid weiß, wird wohl an den bekannten Zoologen und Polarforscher Fridtjof Nansen (1861 – 1930) denken, auch wenn der Autor von einigen Daten und Fakten aus der Biografie des berühmten Norwegers abweicht. So hieß dessen Frau Eva statt Elaine, wird im Buch als Jahr der Begegnung der Inuk mit dem Wissenschaftler 1893 angegeben, dabei war Nansen bereits fünf Jahre zuvor auf Grönland, um als Erster die Insel und ihr Inlandeis zu überqueren. Eine Reise, während der er die Lebensweise der Inuit genau studierte – vor allem ihre Erfahrungen im Eis zu überleben und ihr Umgang mit Hundeschlitten. 1893 brach Nansen, der sich zudem für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes einsetzte, zu seiner mehrjährigen Nordpolar-Expedition auf. Er war indes nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Politiker. Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Delegierter und Hochkommissar für Flüchtlingsfragen tätig. Nach ihm ist der sogenannte Nansen-Pass für staatenlose Flüchtlinge benannt. 1922 erhielt der Norweger den Friedensnobelpreis. Alle drei Figuren lässt Stavarič zu Wort kommen. Die jüngere Elaine berichtet über ihre Erlebnisse als Forscherin und ihre Erinnerungen an ihren Großvater. Ein eindrücklicher Erzählstrom – schildernd, erklärend, erinnernd. Die ältere schildert ihr Leben auf Grönland, die Begegnung mit Fridtjof, den sie wegen eines besonderen Geschenks Vogelmann nennt, sowie die spätere Reise nach Amerika zur Weltausstellung in Chicago, wo ihr und ihrem Begleiter etwas Schreckliches geschieht. In Tagebuch-Auszügen blickt auch der Kapitän auf das Geschehen. Jeder hat seine eigene Sprache, seinen eigenen Ausdruck. „Fremdes Licht“ überschreitet Grenzen und vermischt auf wundersame Weise Geschichte mit Zukunft und das Genre des historischen Romans mit einer Dystopie, Science Fiction sowie einer spannenden Kriminalgeschichte. Dieses so sprachgewaltige komplexe, aber auch berührende Werk hält neben den interessanten Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt der Inuit viele spannende Fragen und Themen zum Nachdenken bereit. Es geht um den Überlebenskampf in rauen Welten und nach einer Katastrophe, es geht aber auch um den Umgang des Menschen mit dieser Welt und seinem Streben nach Wissen und Fortschritt. Was geschieht, wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen. Dabei geht der Roman aber auch der Frage nach dem Sinn des Lebens nach, wenn nicht nur das eigene Leben, sondern die Erde, ja das ganze Universum endlich ist. Es gibt also viel zum Nachdenken, vor allem auch über die Frage, wo Elaine denn mit dem Flugschiff, auf dem sich laut Passagierliste kurioserweise auch der Autor eingefunden hat, wirklich gelandet ist. Ist vielleicht sogar jede noch so weite Reise eine Rückkehr?

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Fremdes Licht“ ist eine virtuose Mischung aus Dystopie, Science Fiction und Abenteuerroman, den Michael Stavarič nicht einfach linear erzählt, den Überlebenskampf einer starken Frau, sondern in Rückblenden von Geschichte(n), der Geschichte der Inuit, der Geschichte ihrer Familie, der Geschichte eines untergegangenen Planeten. Wer „Fremdes Licht“ liest, fröstelt manchmal, sei es in Grönland an der Küste oder auf dem Exoplaneten Winterthur. Michael Stavarič hat die Kälte verinnerlicht und erzählt davon, dass weder Hitze noch Feuer, nicht einmal Wärme und Kraft das Leben in eisiger Kälte ermöglichen. Nur Leidenschaft und Hingabe. Grosse Erzählkunst!

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Fremdes Licht

Von: Myriade

07.05.2020

Es ist ein Buch über Eis und Schnee, über große Kälte, über den hohen Norden und die Polarnacht, über die Kultur der Inuit, den Entdeckerdrang und die Weltausstellung in Chicago 1893. Es ist auch ein Buch über das Ende der Erde, über futuristische Gentechnologie und die letzten Menschen. Eine ungewöhnliche Familiengeschichte wird aufgerollt und aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedenen Zeiten erzählt, wobei die genauen Zusammenhänge nicht völlig klar werden. Es ist ein großartiges Buch. Ich habe es gleich zweimal gelesen und kann gar nicht sagen, was mir am besten gefallen hat. Die Schilderungen des hohen Nordens, des Eises und der Kälte oder jene der Arbeitsweise der Schamanen, Sprache und Schriftzeichen der Inuit, das Eintauchen in das Schiff einer Polarexpedition oder doch der Teil der Geschichte, der auf einem Eisplaneten spielt auf dem das letzte Raumschiff der Menschheit gestrandet ist und der von der Hauptprotagonistin „Winterthur“ genannt wird. Der rote Faden der Handlung ist die Geschichte von Elaine Duval, einer Genetikerin, die eine herausragende Erfindung gemacht hat und auf dem Raumschiff reist, das die letzten überlebenden Menschen beherbergt und zu einer neuen Heimat bringen soll. Es ist auch die Geschichte des Lebens mit ihrem Großvater, dessen Mutter eine Inuit war, und der zurück nach Grönland zog, wo er seiner Enkelin die Kultur der Inuit näher brachte. Die Handlung zieht sich durch verschiedene Zeitebenen: die Gegenwart auf Winterthur, wo Elaine der letzte überlebende Mensch zu sein scheint, ihre Kindheit und Jugend mit dem Großvater in Grönland und in der Schweiz, die Zeit der Weltausstellung in Chicago,die Elaines Urgroßmutter als junge Frau in Begleitung eines norwegischen Polarforschers erlebt, dessen berühmten Namen man erst am Ende erfährt. Die Urgroßmutter kehrt nach Abenteuern nach Grönland zurück und wird zu einer Schamanin ihres Volks. Wer der Vater von Elaines Großvater ist, erfährt man nicht, ebensowenig wie wir irgendetwas über Elaines Großmutter erfahren. Das kann man als Schwäche des Romans sehen, aber auch als Stärke: es erzeugt den Wunsch diesen Nebel zu durchdringen und den Text ganz genau zu lesen um keinen Hinweis zu übersehen. Die sprachlichen Übergänge durch Zeit und Raum, die Assoziationsketten, den Wechsel der Zeiten und Perspektiven finde ich meisterhaft gelöst. Obendrein lebt der Autor in Wien und schreibt somit eine Sprache, in der ich mich absolut zuhause fühle.

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Beängstigend gut: Ein Roman, der das Thema „Kälte“ sprichwörtlich in jeder Zeile verkörpert – und unbewusste Endzeitszenerien als Parallele zur aktuellen Situation zwischen Klimawandel und Corona hervorruft. Wer schon bei „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ der Faszination des ewigen Eises erlegen ist, darf diesen schaurig-schönen Roman nicht verpassen. Die weiblichen Protagonistinnen der Geschichte kämpfen sich durch zwei unwirtliche Settings. Erstens: ein unbewohnter Eisplanet in der Zukunft. Zweitens: Grönland im ausgehenden 19. Jahrhundert. Meisterlich verwebt der Autor die beiden Plotebenen miteinander, legt Fragmente, Szenen, Gedanken, Erinnerungen, Märchenhaftes und Wissenschaftliches wie Puzzleteilchen aneinander. Wir Leser werden in ein weißes Nichts geworfen, das eigenen Naturgesetzten folgt. Hier herrscht nicht der Mensch über die Materie, hier kämpft er im Würgegriff gnadenloser Elemente ums nackte Überleben. Gleich die ersten Seiten des Romans treiben uns eiskalte Schauer über den Rücken. Die Biologin Elaine erwacht in einer unbekannten Umgebung. Der Boden bedeckt von Eis und Schnee, der Himmel verdunkelt durch graue Nebelwände, durch die ein diffuses Licht hindurchscheint. Hier kann nichts Lebendiges gedeihen. Elaine ist mutterseelenallein. Nach und nach kommt die Erinnerung zurück an ein nicht minder schreckliches Szenario. Die Erde wurde durch einen Kometeneinschlag zerstört. Als Fachfrau für Rekonstruktionsbiologie gehörte sie zu den wenigen Auserwählten, die auf einer bemannten Raumfahrtmission einen erdähnlichen Planeten neu bevölkern sollten. Doch etwas scheint schiefgelaufen, die Mission vom ursprünglichen Kurs abgekommen und abgestürzt zu sein. Elaine gibt nicht auf. Denn ihre eigene Vergangenheit hat sie bestens auf dieses apokalyptische Szenario vorbereitet. Als eine Nachfahrin der Inuit verbrachte sie als Kind viel Zeit mit ihrem Großvater auf Grönland. Er hat sie gelehrt, bei minus fünfzig Grad zu überleben, Nahrung zu finden, die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. So macht sich Elaine mit den letzten Vorräten auf, den rauen Planeten zu erkunden. Bald beschleicht sie ein weiterer unglaublicher Verdacht… Um mental nicht dem Wahnsinn zu verfallen, ruft sie sich die Legende um „Uki“, einer ihrer Vorfahrinnen ins Gedächtnis. Ihre Geschichte bildet den zweiten Teil des Romans. Die später mächtige Schamanin bricht als junge Frau von Grönland mit einem norwegischen Entdecker gemeinsam nach Amerika auf. Grund: Sie will die „Weiße Stadt“ besuchen. Dies ist ein vollständig elektrifiziertes Areal auf der Weltausstellung 1893 in Chicago. Dabei begegnet ihr Nikolas Tesla, sie entdeckt Schönes und erfährt Fürchterliches… Licht wird zu einem starken Symbol des Romans, steht für Neubeginn und Untergang in einem. Die „Weiße Stadt“ mit ihren elektrischen Lichtern verkörpert den Aufbruch ins technologische Zeitalter, das den Klimawandel zur Folge haben wird, der wiederum das arktische Eis zum Schmelzen bringt und das Ende der ursprünglichen Inuit-Kultur einleitet. Das hell leuchtende Gestirn am Firmament, der tödliche Komet, löscht wiederum die Zivilisation aus. Immer wieder schafft Stavarič dabei Dejá-Vus, die Gänsehaut bereiten. Die Menschheit wird in diesem die Jahrhunderte umspannenden Roman stets auf sich selbst zurückgeworfen. In Notzeiten haben zahlreiche Naturvölker wie die Hopi-Indianer oder die Aborigines zu drastischen Mitteln gegriffen, um alte oder schwache Menschen auszusortieren und das Überleben der Jüngeren zu sichern. Die Alten der Inuit wurden zum Beispiel „unsichtbar“ gemacht. Man gab ihnen nichts mehr zu essen, bis sie verhungerten. Auch Jahrhunderte der „Hochzivilisation“ später hat sich nichts geändert. Der Kapitän des Raumschiffes muss entscheiden, wer einen Platz in den Schlafkokons erhält, um mittels Kryoschlaf Jahrhunderte bis zur Landung auf dem neuen Planeten zu überleben – und wer zum Sterben zurückgelassen wird. Stilistisch ist dem vielfach ausgezeichneten und in Wien lebenden Autor ein wahres Bravourstück gelungen. Geradezu poetisch beschreibt er zum Beispiel die Rotationsklänge der einzelnen Planeten (im Anhang des Buches findet sich ein YouTube-Link, um die Aufnahmen live anzuhören). Begriffe aus dem Inuit-Dialekt schreibt er sowohl in gesprochener Sprache, als auch in Zeichensprache nieder. Er führt uns derart lebhaft durch die Weltausstellung in Chicago, dass wir Leser das Gefühl haben, er wäre tatsächlich dort gewesen. Was die Kälte im Körper anrichtet, beschreibt Stavarič gnadenlos gut. Regelmäßig lässt er reale Begebenheiten sowie interessantes Wissen aus dem Bereich der Fauna und Flora geradezu lexikalisch in die Geschichte einfließen. Wer hätte gedacht, dass ein Ochsenfrosch niemals schläft und eine Fledermaus ganze 20 Stunden pro Tag? Fazit: Fremdes Licht ist gnadenlos gut. Ein Roman, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt und dabei gleichzeitig niemanden kalt lässt. Denn Stavarič stößt die großen Fragen an: Was macht den Wert des Lebens aus? Warum ist alles mit allem verbunden? Wo steht der Mensch im Spannungsverhältnis zwischen Fortschritt und Natur? Wie reagiert er in Notzeiten? Ein Roman, der ganz unbewusst auch hervorragend zur aktuellen Situation passt. Ein wahrer Lichtblick am Literaturhimmel!

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„Du bist eine ganze Vergangenheit und eine ganze Zukunft, Elaine, lass es dir niemals nehmen, deine Geschichte zu erzählen, wie sie wirklich passiert ist.“ (Zitat Seite 8) Inhalt Im 24. Jahrhundert wird die Erde durch einen Kometeneinschlag vollkommen zerstört. Ein modernes Flugschiff, schneller als die Lichtgeschwindigkeit, ist mit Überlebenden unterwegs zu einem neuen Planeten, mit an Bord die Genforscherin Elaine Duval. Doch die Landung misslingt und Elaine erwacht als offenbar einzige Überlebende in einem Umfeld aus extremer Kälte, grauer Dunkelheit, Schnee und Eis. Doch sie liebt Schnee, Eis und eine Linie ihrer Vorfahren waren Inuit, die in Grönland lebten. Sie gibt dem unbekannten Planeten den Namen Winterthur, nach ihrem letzten Aufenthaltsort in der Schweiz und beginnt, ihn zu erkunden. Plötzlich sieht sie eines Tages Inuit-Zeichen im Schnee. Was ist Einbildung, was ist real? Thema und Genre Dieser Roman verbindet die Genre Abenteuer, Science Fiction, Generationengeschichte, Kriminalroman, Biografie und Historischer Roman zu einem stimmigen, fesselnden Ganzen. Themen sind die mögliche Zukunft, Genforschung, unsere Wurzeln durch Erinnerungen an die Vorfahren, Überleben im Eis, Grönlandforscher, Inuit, die Weisheit der Naturvölker, Tradition, die Weltausstellung in Chicago 1893. Charaktere Elaine Duval und ihre Vorfahrin Uki „Elaine“ haben vieles gemeinsam: sie haben gelernt, in Kälte und Eis zu leben und überleben und schöpfen aus ihrer Geschichte, den damit verbundenen Erinnerungen und ihren Vorfahren die Kraft, zu kämpfen und nicht aufzugeben. Die Genforscherin Elaine, geboren 2345, wird durch ihren Großvater geprägt, der sie mit dem Wissen und Traditionen der Inuit vertraut macht und dadurch auf ihr Überleben in der eisigen, unglaublichen Kälte und Einsamkeit des neuen Planeten vorbereitet. Uki „Elaine“ im 19. Jahrhundert wird durch die Älteren und die Schamanen ihres Stammes im Überleben unter extremen Bedingungen geschult und durch neues Wissen, als der norwegische Forscher Fridtjof Nansen „Vogelmann“ auf seiner Grönland-Expedition in ihrer Bucht landet. Handlung und Schreibstil Dieser Roman besteht aus zwei großen Teilen: Teil I Winterthur und das Ende der Welt, Teil II Grönland und die Weiße Stadt. In Teil I erzählt die Genforscherin Elaine von den ersten Tagen auf dem neuen Planeten, ist in der Erinnerung wieder mit ihrem Großvater unterwegs, denkt an ihre Kindheit und an ihre Zeit in Grönland, schöpft neue Kraft durch das Wissen und die Traditionen der Inuit. Die Erkundung des fremden Planeten wird zu einer Reise in die Vergangenheit, zur tiefen Verbindung mit ihren Vorfahren. Kälte erinnert an Kälte, Eis an Eis, und das Überleben folgt ähnlichen Kriterien. Teil II spielt im 19. Jahrhundert und besteht aus zwei Erzählsträngen, dem chronologisch geführten Tagebuch des Forschers Fridtjof Nansen und der Ich-Erzählung von Uki während der Weltausstellung in Chicago, ihre Gedanken und Erinnerungen. Ergänzt wird die Handlung durch sprachlich beeindruckend intensive Schilderungen, sehr lebendig lesen sich sind die Eindrücke von den Attraktionen der berühmten Weltausstellung aus Sicht einer Inuk. Fazit Als einzige Überlebende auf einem fernen, unbekannten Planeten bekommen Elaines Überlegungen zum Universum und zum Ende des Universums eine packende Eigendynamik, die auf den Leser übergeht. Eine großartiger Roman, der sich in seiner Vielschichtigkeit nur schwer beschreiben lässt - ein dichtes, sehr intensives und spannendes Leseerlebnis.

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Elaine wuchs in Grönland auf, bevor sie sich ins All begibt, um dem Weltuntergang zu entkommen und eine neue Zivilisation mit aufzubauen. Doch das Raumschiff strandet und Elaine ist eine der Überlebenden (die einzige Überlebende?). Fortan versucht sie in der Unwirtlichkeit des fremden, mit Eis und Schnee bedeckten Planeten zu überleben und erinnert sich an ihre Kindheit in Grönland. Eine Reise ins Ich beginnt … . Michael Stavaričs neuer Roman beginnt melancholisch und philosophisch. Und er endet auch so. Es ist ein unglaubliches Abenteuer, das den Leser bei „Fremdes Licht“ erwartet und dessen Sog man sich schwer bis gar nicht entziehen kann. Wir begleiten die Protagonistin auf ihrem schweren, einsamen Weg durch eine fremde Welt und erleben ihre Vergangenheit noch einmal hautnah mit. „Fremdes Licht“ ist ein Buch, in das man sich fallen lassen MUSS, um es in seiner gesamten Intensität zu begreifen. Stavaričs Schreibstil ist sehr gehoben, aber dennoch flüssig, und außerordentlich bildhaft. Seine große Stärke erweist sich allerdings, wenn er den Leser in die Gedankenwelt seiner Heldin mitnimmt und sie an deren Gefühlen teilnehmen lässt. An manchen Stellen fühlt es sich an, als wäre es die eigene Kindheit, die man liest. Die Geschichte, die Michael Stavarič erzählt, ist ruhig und stellt eine faszinierende Mischung aus Science-Fiction, Kindheitserinnerungen, Sachbuch, esoterischen Lebensweisheiten und Expeditionsabenteuer dar. Und dennoch kann man „Fremdes Licht“ keinem eindeutigen Genre zuordnen, was auch absolut gut ist. Denn schließlich zählt nur der Inhalt und nicht die Schublade, in der dieser steckt. Stavarič lässt den Leser nicht mehr los, wenn er ihn einmal mit seinen Weltanschauungen gepackt hat. Und auch das ist gut so, denn nur dadurch entwickelt sich ein unglaublicher Sog, der einen auch nach dem Lesen noch eine Weile begleitet. „Fremdes Licht“ ist ein Wunder in der Literatur, denn der Autor erschafft durch einzelne Erlebnisse ein Gesamtwerk im Kopf des Lesers, als bestünde das Buch aus doppelt so vielen Seiten. Es ist pures Leben und Überleben, das in diesem Roman steckt und das man sich zu Herzen nehmen sollte. Es sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben, die Michael Stavarič in seinem Buch beschreibt. Auf den ersten Blick mag so mancher wahrscheinlich denken, es wären viel zu viele und zu ausführliche Beschreibungen der Inuit-Kultur im Buch. Aber man sollte diese Informationen lesen und sacken lassen. Am Ende, wenn man das Buch zur Seite legt, verbinden sich diese Passagen mit der Geschichte, um ein Ganzes zu ergeben. Hin und wieder fühlte ich mich an Dan Simmons „Terror“ erinnert, der letztendlich dann doch einen anderen Weg einschlägt. Aber „Fremdes Licht“ dürfte den Fans von Simmons’ Epos gefallen. Es ist vor allem die ruhige, besonnene und unspektakuläre Erzählweise, die Stavaričs Roman vom Einheitsbrei des Mainstream hervorhebt und eine Richtung einschlägt, die Kultcharakter besitzt. Für mich war „Fremdes Licht“ auf jeden Fall ein unvergessliches (Lese)erlebnis, das ich nicht mehr vergessen werde (und auch nicht will). Eine philosophische Reise ins echte Menschsein, die mir liegt und die ich in vollem Umfang teile. „Fremdes Licht“ wird nicht das letzte Buch von Michael Stavarič sein. Mit diesem hat er mich auf alle Fälle gepackt. . Fazit: Eine abenteuerliche, melancholische Reise ins Menschsein. © 2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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