Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Teuflischer Walzer

Frank Tallis

Die Max-Liebermann-Krimis (7)

(2)
(3)
(0)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Wien, kurz nach der Jahrhundertwende: Als in einer verlassenen Klavierfabrik ein erschossener und durch Säure grässlich zugerichteter Mann aufgefunden wird, steht Inspektor Rheinhardt vor einem Rätsel. Schnell wird klar, dass er diesen Fall nur mit der psychologisch kompetenten Hilfe seines Freundes Max Liebermann lösen kann. Die beiden müssen tief in die Abgründe des schönen Wiens hinab steigen, um den Hintergründen des Mordes auf die Spur zu kommen. Und die Zeit scheint ihnen dabei wie Sand zwischen den Fingern zu zerrinnen. Ich liebe Wien. Und ich liebe die Zeit rund um die Jahrhundertwende. Da hat der Autor für mich gleich zweimal voll ins Schwarze getroffen. Witzig, aus einer britischen Perspektive über Wien zu schreiben. Das ist absolut gelungen. Die Story fand ich sehr interessant und tiefgründig, auch wenn ich angesichts der vielen Perspektiven und Personen manchmal kurz den Faden verloren habe. Es ist ein Krimi, bei dem man mitdenken muss bzw. darf und eine gewisse Konzentration nötig ist. Ich fand die beiden Protagonisten sehr sympathisch und möchte unbedingt mehr von den beiden lesen! Teil 1 der Reihe ist bereits bestellt.

Lesen Sie weiter

Fazit: Wenn auf einem Buchcover neben dem eigentlichen Titel zusätzlich „Ein Fall für Max Liebermann“ steht, dann ist davon auszugehen, dass es bereits weitere dieser Fälle gibt, mit denen sich der Leser hätte konfrontiert werden können, es sich also um eine Buchreihe handelt. Und auch im vorliegenden Fall ist das so, denn Frank Tallis schreibt bereits seit seit 2006, als mit „Die Liebermann-Papiere“ der erste Teil erschien, an dieser Reihe. Und manchmal ist es schwierig, als Leser mit Teil sieben in eine solche einzustiegen. Frank Tallis jedoch gelingt, das Kunsstück, dass man „Teuflischer Walzer“ auch ohne gänzliche Vorkenntnisse und als Einzelband lesen könnte. Und das ist nicht der einzige Punkt, der seinen Krimi zu einem lesenswerten Vertreter des Genres macht. Und das obwohl es auch einiges zu kritisieren gäbe. So könnte man negativ herausstellen, dass man über die Charaktere abseits ihres persönlichen oder familiären Umfelds nicht viel erfährt, Handlungsmotivationen, Denk- und Sichtweisen somit weitgehend im Dunklen bleiben. Hierzu muss man aber einerseits anführen, dass „Teuflischer Walzer“ eben schon Teil sieben einer Reihe ist und eine umfassende Charaktereinführung mutmaßlich – „mutmaßlich“ deswegen, weil ich bislang noch nichts von Frank Tallis gelesen habe – schon vorher stattgefunden hat und zum mittlerweile in der Reihe erreichten Zeitpunkt auch albern wäre. Dafür funktioneren die Charaktere untereinander sehr gut zusammen. Sowohl das Zusammenspiel zwischen Inspektor Reinhardt und seinem Assistenten Haussmann als auch das zwischen Reinhardt und seinem Freund und Kollegen Liebermann liest sich ausgesprochen unterhaltsam und punktet mit sehr unterschwelligem Humor. Unterschwellig nicht im Sinne von humorlos, sondern eher Sinne von feinsinnig. Auch die Nebencharaktere fallen im schlechtesten Fall nicht negativ auf und sind im besten Fall recht gut gelungen. Stilistisch kann man Tallis ebenfalls wenig Vorwürfe machen. Er teilt seinen Roman in vier Teile mit insgesamt ganzen 70 Kapiteln ein, die Kapitel als solche sind also relativ kurz, sorgen aber dafür, dass oftmals eine halbe oder gar eine ganze Seite frei bleibt, sich der Krimi in Summe also recht schnell lesen lässt. Positiv fallen hierbei insbesondere die Dialoge auf, die Tallis bzw. dessen Übersetzer Klaus Beer, dem dafür ein großes Lob gebührt, passend zum Jahr 1904, also auf eine gewisse Art zeitgemäß klingen zu lassen, ohne es diesbezüglich zu übertreiben bzw. anachronistisch zu wirken. Hierbei muss allerdings bemerkt werden – dafür können allerdings weder Frank Tallis noch Klaus Beer etwas -, dass sich neben einer Handvoll Rechtschreibfehler wie „auf den Schoss gegossen“ auch oftmals eine eher merkwürdige Zeichensetzung bei den Dialogen bemerken lässt. So werden die Abführungszeichen mehrmals erst mehrere Sätze, nachdem die eigentlich wörtliche Rede beendet ist, gesetzt. Das mag man überlesen und ich möchte dem auch nicht mehr Bedeutung beimessen, als es hat, nur ich persönlich – und ich bilde mir ein, dass es auch anderen Leserinnen und Lesern so geht – bin so konditioniert, dass ich, wenn mir ein solcher Fehler öfter auffällt, ich förmlich danach zu suchen beginne, was meistens zulasten der Aufmerksamkeit für den eigentlichen Inhalt des Gelesenen geht. Kurz: Man kann das also ignorieren, ich konnte es jedoch weniger, deswegen sei es hier erwähnt. Die Handlung verwirrte zumindest mich zu Beginn durch die Einführung einer Vielzahl von Personen und Schauplätzen, bei denen zum Teil erst vergleichsweise spät aufgeklärt wird, wie die alle zusammenhängen, dafür dann aber umso schlüssiger. Ein riesiger Spannungsbogen voller atemlosen Staunen mag „Teuflischer Walzer“ zwar fehlen, aber die Handlung ist, wenn man die Zusammenhänge mal begriffen hat, in sich logisch, lässt den Leser lange im Dunklen und wird spannend erzählt. Da gibt es also wenig zu meckern. Darüber hinaus fällt spätestens im Nachwort auf, wie gut recherchiert dieser Krimi ist. Selbst zu eigentlich nur beiläufig erwähnten Details, beispielsweise einer Rechenmaschine, stellt Tallis kurz die historischen Fakten vor, was für mich als geschichtlich interessiertem Menschen immer ein wahres Fest ist und in ausgiebigem Googeln endete. Da das für gewöhnlich in erster Linie historische Romane bei mir schaffen, kann man mit einem Krimi, der so etwas bewirkt, nicht viel falsch gemacht haben. Wer historische Krimis mag oder die Reihe sogar schon kennt, ist mit Tallis „Teuflischer Walzer“ auf der sicheren Seite.

Lesen Sie weiter

Die historischen Kriminalromane rund um den in Mordfällen ermittelnden Arzt und Psychoanalytiker Max Liebermann sind für mich Neuland gewesen. "Ein Teuflischer Walzer" von Frank Tallis, der selbst Klinischer Psychologe ist, ist nach sieben Jahren Pause der neueste Band der Reihe. Leider findet sich im Buch keine Auflistung der bisher erschienen Fälle, was ich etwas schade finde, zumal alle Übersetzungen ebenfalls im btb-Verlag erschienen sind. Wir befinden uns im Wien des gerade begonnenen Jahres 1904. Es ist das Wien der angeschlagenen K. u. k.-Doppelmonarchie. Die Kaiserin Elisabeth wurde wenige Jahre zuvor von einem Anarchisten ermordet, der Bevölkerung geht es schlecht, die vielschichtigen Stimmen des Sozialismus werden lauter. In der Kunst malt Gustav Klimt seine goldenen Gemälde. Sigmund Freud praktiziert in der Wiener Berggasse, wo er die menschliche Psyche erforscht. Vor diesem Hintergrund spielt sich die Krimihandlung ab: Ein entstellter Toter, der offensichtlich erschossen wurde, wird in einer ehemaligen Klavierfabrik gefunden. Kriminalinspektor Oskar Reinhardt holt sich einmal wieder Unterstützung beim Ermitteln in Person seines Freundes Max Liebermann. Dieser ist seines Zeichens Freud-Schüler und als Arzt und Psychiater mit den Abgründen der menschlichen Psyche bestens vertraut. Der Roman beschwört eine unheilvolle Fin-de-siècle-Kulisse herauf. Düster, winterlich und beklemmend ist diese Atmosphäre, die die Handlung wunderbar umrahmt. Es geht ja auch um die dunklen Aspekte der menschlichen Psyche und persönliche Verstrickungen aller Art. Die vielfältigen Themenbereiche, die im Roman angesprochen werden, wie z.B. Spielarten der Medizin, Psychologie und Politik - natürlich im Kontext der Zeit um 1900 - sind für den Leser, sofern er sich nicht gedanklich ohnehin schon in diesen Metiers bewegt bzw. sich mit ihnen beschäftigt, erstmal sehr kompliziert, die Dialoge teilweise sehr hochtrabend. Durchbrochen wird dieser, ich nenne ihn mal intellektuelle Duktus, durch actiongeladene Szenen und eine brisante Handlung, die viel Sprengstoff bietet - im wahrsten Sinne des Wortes! Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mich aufgrund der Themen stellenweise sehr konzentrieren musste. Die Figur des Max Liebermann und die Idee, einen Psychiater zum Co-Ermittler zu machen, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Seine kluge Verlobte Amelia Lydgate frischt die Handlung, die eigentlich fast durchgehend ernst ist, sehr auf. Alles in allem wird die Gesellschaft der Wiener Jahrhundertwende wunderbar und lebensecht portraitiert. Die Krimihandlung mit Spionageelementen fand ich sehr "international", Tallis ist Engländer und schreibt für ein breites Publikum. ,

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.