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Rezensionen zu
Teuflischer Walzer

Frank Tallis

Die Max-Liebermann-Krimis (7)

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Wieder mal steht hier nicht, dass dies bereits einer von insgesamt sieben Bänden um Max Liebermann ist. Sehr schade. Eine kleine Auflistung der Reihe im Buch würde vielen LeserInnen hilfreich sein. Dennoch kommt man gut mit und muss die anderen Bände nicht zwingend gelesen haben. Als Wienerin ist mir Max Liebermann ja schon ein Begriff...wobei ich wohl eher sagen sollte, dass ich das britische TV sehr schätze und dadurch die Vienna Blood Serie von BBC Two kennengelernt habe. Unter britischer und österreichischer Produktion wurden hier nämlich drei Fälle verfilmt. In diesem Band befinden uns im Jahr 1904 und sind wieder mit dem Psychoanalytiker Max Liebermann und den Polizisten Oskar Reinhardt unterwegs, die in einer alten Klavierfabrik eine schlimm zugerichtete Leiche entdecken. Österreich befindet sich politisch in einer Aufbruchstimmung. Sisi wurde vor ein paar Jahren ermordet und mit ihr scheint auch die Monarchie zu gehen und die Rufe der Sozialisten werden immer lauter in Wien. Da Tallis selbst auch Psychologe ist, ist es kein Wunder, warum die Figur des Max Liebermann so gut ausgearbeitet ist. Doch auch die anderen Charaktere stehen in nichts nach und auch historisch betrachtet, hat Tallis seine Hausaufgaben gemacht. Man taucht regelrecht ins Wien der 1900er Jahre ein und wird vom politischen Aufbruch wie auch von den Abgründen des Geisteszustandes des Mörders mitgerissen.

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Ein Schmöker, der direkt in das Wien der vorletzten Jahrhundertwende entführt: In einer verlassenen Klavierfabrik wird ein Toter gefunden, auf einem Stuhl sitzend, getötet mit einem Kopfschuss – und mit Säure übergossen. Das klingt ziemlich brutal, zumal vor dem Toten drei Stühle drapiert sind - ist er vor einem selbsternannten Tribunal gerichtet worden? Die Identifizierung und Spurensuche gestaltet sich mühsam. Inspektor Reinhardt ruft darum seinen Freund und Psychoanalytiker Max Liebermann zu Hilfe. Ihre Ermittlungen führen die beiden Männer schließlich in gefährliche Anarchistenkreise. Beim Lesen taucht man ab in eine Gesellschaft, ja in eine ganze Welt, die so schon lange nicht mehr existiert, aber durchaus Parallelen zu heutigen Terroranschlägen und Fanatismus aufweist. Dabei entwirft Frank Tallis ein so detailreiches Bild der Weltmetropole Wien, dass es schwerfällt, den Autor als Engländer und NIcht-Deutschen-Muttersprachler wahrzunehmen. Dabei ist "Teuflischer Walzer" schon der 7. Band des Londoner Autors, der sich mit dem Psychologen Liebermann tief in die Abgründe des 19. Jahrhunderts begibt. Tallis entpuppt sich dabei nicht nur als ausgewiesener Kenner jener faszinierenden Epoche, in der Wien ein Schmelztiegel der Kulturen war, sondern auch als gekonnter Wortakrobat, was vermutlich der gelungenen Übersetzung zu verdanken ist. Einzig die Figurenzeichnung fällt manchmal etwas aus dem Rahmen. Wenn alle auftauchenden Figuren Systemsprenger sind, dann fragt man sich unwillkürlich, ob es das System an sich dann überhaupt noch geben dürfte. Aber vermutlich war Wien um diese Zeit wirklich ein Hort des Wahnsinns und des Fortschritts ... Auch wenn der Kriminalfall, um den es geht, so nie stattgefunden hat, verwebt Tallis seine Fiktion gekonnt mit historischen Tatsachen und Persönlichkeiten. Wer tief eintauchen möchte in die Abgründe und die Umbruchstimmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem sei ausdrücklich auch die gesamte Reihe empfohlen. "Teuflischer Walzer" ist nämlich ein solider Krimi, der beste Band der Reihe aber ist er nicht.

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