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Rezensionen zu
Martini für drei

Suzanne Rindell

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1958, New York, Greenwich Village. Eine junge Generation mit großen Träumen diskutiert in den Clubs und Cafés über Literatur, Musik, Kunst und Kultur, Gott und die Welt. Sie sind im Aufbruch, bereit die Welt zu ändern, denkenredenhandeln schnell, im Rhythmus des Bebop. Eden ist aus der Provinz nach New York gekommen. Sie möchte Lektorin werden. Ihr Job als Sekretärin bei einem großen Verlagshaus scheint der rechte Einstieg zu sein. Cliff dagegen, Sohn eines bekannten Verlegers, sieht sich schon als Bestseller-Autor. Wenn nur das leidige Schreiben nicht wäre... Miles forscht nach den Spuren seines Vaters in den Weltkriegen. Gleichzeitig arbeitet er zielstrebig daraufhin, Schriftsteller zu werden. Suzanne Rindell folgt den Dreien auf ihrem Weg durch New York. Wir lesen, wie Cliff nach und nach Alkohol und Größenwahn verfällt, welche Probleme Miles aufgrund von Herkunft und Hautfarbe zu bewältigen hat, wie schwer es für Eden ist, als Frau im Verlagswesen einen Fuss in die Tür zu bekommen. Geschickt werden die drei Lebenswege verknüpft und gleichzeitig ein lebendiger Einblick in das bunte Treiben der Beat Generation gegeben. Ein gut recherchierter, durchaus spannender Roman, der sich fast ausschließlich mit der Buchszene beschäftigt. Mit Schreibblockaden, Verlegerfreud' und Lektorenleid, mit Verlagsparties und der Suche nach dem nächsten Bestseller. Der ideale Sommerferienroman für Menschen wie mich also. Gute Unterhaltung auf sehr gutem Niveau. Grund genug, auch Rindells bekanntestes Buch lesen zu wollen: "Die Frau an der Schreibmaschine", über Singlefrauen in den Zwanziger Jahren. Und natürlich vor allem ein Anstoß sich mit den Autoren der Beat Generation zu beschäftigen, Jack Kerouac, Allen Ginsberg, William S. Burroughs, um nur die bekanntesten zu nennen.

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Mit Büchern über Bücher und/oder die Literaturbranche kann man mich immer schnell kriegen, da fallen Kaufentscheidungen öfter eher so halbrational aus. Und wenn, wie im vorliegenden Fall, „Entertainment Weekly“ urteilt: „Eine Hommage an die Beatnik-Generation und ihre Literatur. Das „Mad Men“ der Verlagsbranche.“, dann hat es sich mit der Rationalität weitgehend erledigt. Auch wenn ich mitnichten der Beatnik-Generation angehöre. Und „Mad Men“ nie gesehen habe. Glücklicherweise sind manchmal gerade Kaufentscheidungen, die fern jeder Rationalität getroffen werden, die besten. So zumindest war es bei „Martini für drei“. Auch bezüglich Rindells Romandebüt „Die Frau an der Schreibmaschine“ kann ich nur mit Unkenntnis glänzen. Allerdings braucht man auch keine solche Vorbildung, denn innerhalb weniger Seiten wird klar, wie gut Suzanne Rindell schreiben kann. Sie erzählt die Geschichte ihrer drei Protagonisten aus deren unterschiedlicher persönlicher Sicht, gesteht jedem Charakter einige Kapitel zu und wechselt dann zum nächsten. Dabei werden vor allem zwei Dinge deutlich, nämlich in erster Linie, wie gut es der Autorin gelingt, jeder ihrer Hauptpersonen eine individuelle Erzählstimme zu geben und darüber hinaus, wie intensiv sie sich ihren Charakteren widmet. Eden ist jung, hübsch und ehrgeizig, will sie doch in einem weitgehend – sagen wir eher: nahezu ausschließlich – männerdominierten Arbeitsumfeld Fuß fassen und eine Karriere als Lektorin starten. Dabei gelingt ihr nicht immer alles, wie es soll, dennoch lässt sich die junge Frau nur schwerlich aus der Ruhe bringen und bleibt beharrlich dran an der Umsetzung ihres Traums. Einen Traum hat auch Verleger-Sohn Cliff, der das Studium schmeißt, um fortan als Literat Karriere zu machen und von der Schriftstellerei zu leben. Dumm nur, dass er eigentlich durchgehend an einer Schreibblockade leidet und das Wenige, was er letztlich zu Papier bringt, einer Qualitätsprüfung nur bedingt standhält. Dafür beweist der junge Mann umso mehr Kompetenz, wenn es darum geht, größere Mengen Alkohol zu vernichten. Mit Alkohol wiederum hat Miles, der Dritte im Bunde, weniger am Hut, was vielleicht auch dazu führt, dass er wesentlich bessere Dinge zu Papier bringt, als Cliff das jemals könnte. Bei ihm scheint der Weg in den Literaturbetrieb vorgezeichnet, teilweise auch zwangsläufig, weil es ihm trotz eines Uni-Abschlusses mit Auszeichnung aufgrund seiner Hautfarbe nicht gelingen will, einen Job zu ergattern – harte Realität für viele Schwarze in den USA zu einem Zeitpunkt, als das beharrliche Sitzenbleiben von Rosa Parks und der Freispruch der Mörder von Emmet Till gerade mal drei Jahre zurückliegen. Rindell gönnt ihren Protagonisten allen ihre eigene Handlung, von denen eigentlich jede für einen eigenen Roman überschaubareren Umfangs gereicht hätte, und fügt die Geschichten der drei dann im Laufe des Plots zusammen. Bis es so weit ist, macht sich jede der Hauptpersonen auf eine eigene Art von Reise, manche buchstäblich, andere sinnbildlich. Eden versucht, sich gegen die Umgleichbehandlung in ihrem Arbeitsumfeld durchzusetzen, Cliff begibt sich weiter auf die Suche nach Worten, während er still, leise und heimlich versucht, sich von seinem Elternhaus zu empanzipieren, und Miles macht sich tatsächlich auf die Socken, um Neuigkeiten über seinen Vater und seine Herkunft bekommen, sich aber auch über sich selbst klar zu werden. Das alles tut Rindell in einer Sprache, die den Leser wünschen lässt, nach Abschluss der gut 600 Seiten doch bitte weitere 600 vor sich zu haben. Man merkt der Autorin den Spaß am Geschichten erzählen an. Und ich als Leser, ich hatte auch Spaß.

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